Susispinne

Gleich nach dem Aufsprühen erinnert mich der Duft an die Sommerferien meiner Kindheit, an lange Zugfahrten mit Kölnisch Wasser und Erfrischungstüchlein. Neroli dominiert, wie man ja eigentlich schon am Namen erkennen kann. Die anderen Duftnoten, die noch als "Beiwerk" aufgelistet sind, nimmt meine Nase kaum wahr. Nur zwei Stunden später, wenn die Neroli-Wolke "verduftet" ist, bleibt ein sauberer, herb-holziger Hauch auf meiner Haut zurück. Obwohl der Duft eigentlich so gar nicht in mein Beuteschema passt, mag ich ihn an heißen Sommertagen sehr gerne - als Erfrischung. Das liegt wohl an den Erinnerungen, denn mit jedem Aufsprühen kommt ein wenig Unbeschwertheit der Kindheit mit 'rüber.

Kennengelernt habe ich diesen Duft 1986, damals noch unter dem Namen "Provocation". Ich habe den alten Flacon aufgehoben, und er weckt heute noch nostalgische Erinnerungen an diese Zeit. Damals habe ich den Duft geliebt, ihn dann aber über die Jahre aus den Augen verloren. Erst vor ein paar Jahren habe ich ihn neu für mich entdeckt. Er ist nichts für alle Tage, und manchmal fühle ich mich damit "overdressed", denn er ist so tief und schwer, dass ich ihn nur zu besonderen Gelegenheiten "aus dem Haus" lasse. Auch heute noch ist er etwas Besonderes für mich, auch wenn er etwas in die Jahre gekommen ist, aber das bin ich schließlich auch ;-)
Wir sind quasi zusammen gealtert und haben Unvergessliches miteinander geteilt. Gerade habe ich einen Hauch Explosive aufgesprüht, und wenn ich an meinem Handgelenk schnuppere, fühle ich mich um Jahrzehnte zurück versetzt. Die Kombination aus betörenden Blüten, die durch einen Hauch Bergamotte und Koriander ihre Süße verlieren und mit Patchouli und Ambra an Tiefe gewinnen, ist einmalig schön und unverwechselbar.

Ich liebe (Grün)Tee-Düfte sehr. Auch dieser gefällt mir recht gut, ist aber nicht mein Liebling. Die Tee-Note tritt meines Erachtens leider etwas in den Hintergrund und wird sehr stark von einem sauber-seifigen Aroma überlagert und verdrängt. Auch sticht mir der Weihrauch langfristig etwas stark in die Nase. Zwischendurch finde ich den Duft durchaus schön und angenehm, aber so 100%ige Freunde werden wir wohl nicht.

Gleich nach dem Aufsprühen macht sich ein grün-metallischer Geruch breit. Die zitrischen Noten vermisse ich weitgehend, ebenso wie den Jasmin. Lediglich die Rose kämpft sich zeitweilen durch. Algen und Davana dominieren vom ersten Augenblick an und lassen für mich den Eindruck nach Suppengrün entstehen. Das mag sich in einer mediterranen Fischsuppe gut machen, an mir mag ich diesen Geruch nicht, leider, denn ansonsten gefallen mir die Düfte von Florascent meist, da sie natürlich, außergewöhnlich und sehr fein sind. Hier kann ich das leider nicht behaupten, denn zumindest auf meiner Haut entwickelt sich der Geruch äußerst gewöhnungsbedürftig.

Kurz nach dem Aufsprühen dominiert für meine Nase eindeutig die Orangenblüte, die schon nach wenigen Minuten von einem zarten, holzigen Ton ergänzt wird. Die zitrischen Noten blitzen nur dazwischen vereinzelt durch. Sommerlich-frisch und dabei angenehm zart hält sich der Duft nicht allzu lange auf der Haut. Nach zwei Stunden muss man nachlegen, um dann erneut das Orangenblüten-Feuerwerk zu erleben. So duftet der Sommer!