Taffy

Taffy

Rezensionen
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1 - 5 von 7
Taffy vor 5 Monaten
8
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
8.5
Duft
Safrans dunkle Seite
„Ambre Safrano“ war ein absoluter Zufalls(glücks-)fund. Die beste Freundin der Welt wies auf die Flakonreihe in der Parfümerie, da ich selbst von bdk noch nie etwas gehört (oder gerochen hatte). Ich griff zum erstbesten Flakon, schnupperte am Sprühkopf, stellte ihn wieder hin. Eine Sekunde später nahm ich ihn wieder in die Hand. „Moment mal! Der ist gar nicht mal so schlecht!“

Was mich sofort für den Duft eingenommen hatte, war seine würzig-holzige, warme, aber nicht süßliche Komponente, die zum Schluss davon übrig bleibt.

Am prägnantesten von allen Komponenten nehme ich den Safran wahr. Direkt nach dem Aufsprühen steigen einem alkoholisch-fruchtige Noten in die Nase; wie von eingelegten Früchten. Doch die machen schon nach wenigen Minuten dem alles dominierenden Safran Platz. Ein wenig Rosé blitzt auf und bringt eine angenehme Frische mit. Dann verbinden sich rauchig-harzige Noten vorzüglich mit dem charakteristischen Safran-Duft.

Ab jetzt verläuft die Entwicklung sehr linear. Soll heißen: Großartige Veränderungen nehme ich bis zum Verblassen des Duftes nicht mehr wahr. Für ca. 5 Stunden spielt der Safran die erste Geige, begleitet von Weihrauch. Ganz im Hintergrund mischt sich eine zurückhaltende, wohlabgestimmte Süße mit hinein - wahrscheinlich das Sandelholz und vielleicht auch die Vanille. Letztere nehme ich glücklicherweise gar nicht als Vanille-Duft wahr.

Am selben Tag hatte ich noch einen weiteren Safran-Duft getestet: Widians „Sahara“. Den einen links, den andren rechts. Und beide sind sich gar nicht so unähnlich. Wenigstens dominiert bei beiden der Safran. Während „Sahara“ jedoch ein runder, gefälliger, durchaus unisextauglicher Duft ist, weist „Ambre Safrano“ durchaus Ecken und Kanten auf. Er ist herber, dunkler, maskuliner. Was wahrscheinlich auch für die differenzierte Reaktion der besten Freundin der Welt verantwortlich war: Während sie gerne am „Sahara“ schnupperte und anerkennend nickte, sog sie den Duft von „Ambre Safrano“ geradezu wollüstig in ihre entzückenden Nüstern ein und gab dazu sehr wohlklingende Laute zwischen Genuss und Erregung von sich. Keine Frage - „Ambre Safrano“ musste bei mir einziehen.

Der etwas klobig-klotzig anmutende Flakon macht, wenn er dann in der Hand liegt, doch einen recht wertigen Eindruck; und so bleibt nach meinem Empfinden eigentlich nur ein dicker Minuspunkt: Der Duft verblasst unglaublich schnell. Seine Haltbarkeit ist wirklich eher im unteren Mittelfeld anzusiedeln und die Projektion dementsprechend auch nur innerhalb der ersten zwei Stunden oder so von Bedeutung.

Alles in allem aber ein eleganter, warmer Orientale, der es nicht nötig hat, auf der Oud-Welle mitzureiten, sondern eine ganz eigene, ziemlich kernige Interpretation des Safran-Themas abliefert. Meine Meinung: unbedingt testen!

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Taffy vor 1 Jahr 4 8
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
2.5
Duft
Questioning …
Dior Homme Intense steht heute, zum Zeitpunkt meiner Rezension, auf Platz vier der beliebtesten Herrendüfte. Auf Platz vier!!! *Mischung aus Staunen, Ungläubigkeit und fassungslosem Kopfschütteln* Da müssen sich ganz schön viele Menschen einig gewesen sein.

Ich kann diesen Hype nicht nachvollziehen. Null.
Was ich dem Duft zugute halten kann, ist, dass er (bei mir) eine ungewöhnlich kurvenreiche Entwicklung durchmacht. Die ersten Minuten riecht er säuerlich, fast zitrisch. Dann setzt die vielfach erwähnte pudrige Süße ein. Etwa drei Stunden später hat er sich wieder gewandelt, diesmal herrscht eine warme, leicht holzige Note vor. Im Dry-down wiederum kehrt er zum Stadium zwei zurück. Am nächsten Morgen ist noch ein Hauch von gebrannten Mandeln zurückgeblieben. Dementsprechend ist auch seine Haltbarkeit überdurchschnittlich.

Bleibender Eindruck des ganzen Rittes ist bei mir jedoch: Babypuder, Schminke, muffige Süße. Und im Hintergrund eine ungute Säuerlichkeit, als habe das zum Puder gehörige Baby der Mutter gerade einen Klecks verdorbener Milch auf die Bluse gebauert.

Jeder nach seiner Façon, wie immer, und wer das tragen möchte – bitte sehr! Möglicherweise war DHI ein spätes Kind des metrosexuellen Erwachens. Aber diesen Duft als „Herrenparfüm” zu bezeichnen? Als „maskulin”? Dior Homme Intense hat nach meiner Auffassung nichts, aber auch wirklich gar nichts Männliches an sich. So wenig, dass ich den „Homme” im Namen höchstens als ironisches Statement wider klassische Geschlechterrollen begreifen kann!
Seine Orientierung hat dieser Duft jedenfalls noch nicht gefunden.
8 Antworten
Taffy vor 1 Jahr 24 9
6
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Thomas Crown auf der Croisette
Oui! Oui! Oui!
Sacrebleu, was für ein Duft!

Je häufiger ich ihn trage, desto besser gefällt er mir. Dabei hätte ich ihn ohne dieses Forum (vielen Dank, fellow parfumos!) nie kennengelernt. Als ich vor Kurzem beim Dior-Stand im Alsterhaus ganz konkret nach Jules fragte, errötete die junge Verkäuferin zart und flüsterte mir zu, dass man den Duft durchaus verkaufe - nur ausstellen tue man ihn nicht. Daraufhin griff sie etwas verschämt (wie mir schien) in eine verschlossene Schublade unter dem Tresen und holte das Objekt der Begierde hervor. Irgendwie erinnerte mich der Vorgang an die Zeiten, zu denen der Playboy noch als Schmuddelheftchen galt und unter der Ladentheke versteckt wurde.

Jules! Bist Du wirklich so ein unartiger Junge?
Keine Frage - er hat Sex-Appeal. Seine animalische Seite ist ab der ersten halben Stunde deutlich wahrnehmbar. Holzig, harzig, mit einer ziemlich schamlosen Portion Moschus, ist er definitiv kein feiner Herr. Eher ein echtes Kind der 80er - eine Idee exaltierter als notwendig, ein Freund riesiger Kragen und bis zum üppigen Brusthaar aufgeknöpfter Hemden. Aber verstecken muss man ihn (oder er sich) ganz bestimmt nicht. Ganz im Gegenteil! Ich finde, dass er gerade aus der modernen Duftlandschaft sehr markant hervorsticht.

Ein wenig aus der Zeit gefallen wirkt er ja - aber meines Erachtens hauptsächlich deshalb, weil er einfach ein handwerklich tadelloser Duft ist. Statt Effekthascherei setzt er auf eine ausgeklügelte Komposition, die so viel mehr ergibt als die Summe ihrer Komponenten! Und auch deshalb, weil er ganz eindeutig ein sehr maskuliner Duft ist, da gibt’s keine Zweifel. Er eröffnet wie ein Fougère-Duft, mit frischen Zitrusnoten und Lavendel, um sich dann schon nach kurzer Zeit geschmeidig in einen Chypre-Duft zu verwandeln. Nadelholz-Harz, ein Hauch Terpentin, erdiges Eichenmoos und eine Brise Tigerkäfig eifern mit elegantem Sandel- und aromatischem Zedernholz um die Wette, ohne aber ins dumpf müffelnde abzurutschen oder die herbe Frische der Eröffnung ganz zu verlieren. Wie diese unterschiedlichen Façetten einander überstrahlen, abwechseln und doch wieder zu einem ganz neuen Ganzen zusammenfügen - das ist schon großes Tennis!

Die Sillage ist eher auf der zurückhaltenden Seite; die Haltbarkeit könnte meinetwegen gerne länger sein, ist aber mit ca. 6 Stunden vollkommen okay. Jules ist ein volles Pfund, aber nichts weniger als plump oder ordinär. Ein Designerduft zwar, aber so weit weg vom aktuellen Mainstream, dass er schon wieder Nische ist. Old School? Absolut - aber kein Altherrenduft. Sondern einer für erwachsene, hedonistische, abenteuerlustige Kerle, die mitten im Leben stehen und es genießen. Steve McQueen, davon bin ich überzeugt, hätte Jules zu seinem Signature-Duft gemacht, wenn der eine etwas früher gekommen und der andere etwas später gegangen wäre.

Ich habe mal folgende augenzwinkernde Definition gelesen und finde, dass sie den Jules-Mann perfekt umschreibt:
„A gentleman is a man who knows perfectly well when to hold her door and when to pull her hair.“

Ich werde also meinen persönlichen Beitrag dazu leisten, Jules aus der untersten Schublade hervorzuholen. Denn dieses Schattendasein hat er nicht verdient. Mal ganz davon abgesehen, dass es mir ein diebisches Vergnügen bereitet, junge Verkäuferinnen erröten zu sehen.
9 Antworten
Taffy vor 1 Jahr 7 4
8
Sillage
8
Haltbarkeit
1
Duft
Wir müssen leider draußen bleiben!
Eins vorab: Ich mag Parfums mit animalischer Duftnote.
Ein Schuß Zibet hier, eine Portion Ambra dort, ein paar Tropfen Moschus – bitte, gerne!
Das ist auch genau der Grund, warum ich so neugierig auf Hyrax war, den manche Rezensenten hier quasi als eine animalische Bombe preisen. Auf Animalik war ich vorbereitet – aber nicht auf das, was der Abfüllung entstieg.

Als ich noch Schüler war, gab es eine bekannte Marke, die Schulranzen herstellte. Praktische Tornister, robust und auswaschbar. Im Prinzip eine Plastikbox mit Plastikgeflecht überzogen und Plastikträgern dran. Das war ein Zeitalter, als man sich um Weichmacher, BPAs, Lösungsmittelausdünstungen und dergleichen noch keinen Kopf gemacht hat. Wenn man so einen neuen Ranzen öffnete, dann stieg einem also aus dem Inneren ein stechender Geruch aus petrochemischen Erzeugnissen und deren Ingredienzen entgegen. Nach dem Auftragen von Hyrax hatte ich schlagartig ein déja vu!

Animalische Duftnoten sind für mein Empfinden die etwas dreckigere Seite der Natur.
Aber sie gehören zur Natur.
Was ich hier wahrnahm, hatte mit Natur nicht das Geringste zu tun. Ich roch eine Gemengelage aus Industrieprodukten; etwas aus einer Autowerkstatt, etwas aus einem Chemielabor, unterlegt mit einer ordentlichen Dosis verbrannten Gummis. Ich roch Synthetik, Lösungsmittel, Reifenabrieb. Was ich definitiv nicht roch, waren die angegebenen Komponenten aus der Duftpyramide. Rosa Pfeffer, türkische Rose, Zibet, Patchouli? Nicht mal ansatzweise! Was ich ebensowenig roch, war etwas, das ich gerne auf meiner Haut tragen möchte; geschweige denn, mich damit unter Leute mischen. Aus diesem Grund kann ich leider auch keine Angaben machen zu einer etwaigen Entwicklung oder einem möglicherweise etwas versöhnlicheren Dry-down.

Kräftig ausstrahlend war er allemal! Und seine Haltbarkeit ist bestimmt auch überdurchschnittlich. Jedenfalls hat es viel zu lange gedauert, bis ich das Zeug wieder von meinem Handgelenk geschrubbt hatte.
4 Antworten
Taffy vor 1 Jahr 3 4
5
Sillage
5
Haltbarkeit
9
Duft
Der Gentleman-Sportler
Ein pfeffriger Auftakt!
Ex Voto offenbart sich mit einer deutlichen Schärfe, die für einen kurzen Moment etwas in der Nase sticht. Der rosa Pfeffer lässt keinen Zweifel an seiner Gegenwart.

Doch genauso plötzlich, wie er gekommen ist, verschwindet er auch schon wieder; rasch eingefangen von frischen und grünen, krautigen Noten und dem aufsteigenden Weihrauch.

Diese bilden überhaupt den vorherrschenden Duft-Eindruck, den ich von Ex Voto habe: frisch, grün, krautig, gut ausbalanciert mit Harz und Holz. Für mich fast eher ein Cologne; die von Wiener Blut heraufbeschworene sakrale Stimmung (Marmor, Altarkerzen, poliertes Holz) vermag der Duft bei mir nicht zu wecken. (Den Namen selbst finde ich sehr schön – was könnte passender für ein kostbares Parfum sein, das langsam verdunstet, als würde es von den Göttern wieder zurückgenommen.)

Vielmehr denke ich an ein fröhliches Picknick im Grünen (ja, genau das von Claude Monet), bei dem einem der Duft zerdrückter Gräser und Kräuter in die Nase steigt und sich mit der herben Süße von Champagner, grünen Früchten und frisch gewaschener Wäsche vermischt. Oder – wem das zu sehr 19. Jahrhundert ist – auch an ein Cricketspiel. Gepflegter Rasen, weiße Tuche, zur Erfrischung tupfen sich die Gentlemen-Sportler die Schläfen und den Nacken mit einem zitrischen Cologne ab.

In den grünen und krautigen Noten der ersten Stunde kann ich die Kamille gut wahrnehmen; der Weihrauch spielt mit ihr und umfängt sie, holt sie immer wieder zurück, wenn sie an Arzneitee denken lässt. Dieses Spiel, dieses Hin und Her, diese „Neckerei” (ein schönes Wort, das meine Vor-Rezensentin hier so passend gebraucht hat) gefällt mir ausgesprochen gut. Überhaupt – die Düfte von Wiener Blut sind ganz eigene, kleine Kunstwerke. Wenn sie einen Nachteil haben, dann den, dass ihre Haltbarkeit sehr dürftig und eine Sillage kaum vorhanden ist.

So ist es leider auch bei Ex Voto.
So gerne ich diesen Duft einen Tag lang mit mir herumtragen würde, leider zieht er sich bei mir bereits nach einer Stunde komplett auf die Haut zurück. Das Krautige der Kamille verblasst; stattdessen tritt ein herber Duft wie nach Hesperidenschalen in den Vordergrund. Auch er wird vom Harz und Holz gut gekontert, um das wahrzunehmen, muss man aber schon die Nase dicht ans Handgelenk halten.

In meiner Wahrnehmung ist Ex Voto ein frischer, sportlicher Duft, den man durchaus im Alltag tragen kann (und aufgrund seiner Unaufdringlichkeit selbst im Büro); ich persönlich verbinde ihn eher mit wärmeren Jahreszeiten oder Gefilden (vielleicht den katholischeren Teilen Frankreichs, Italiens und Spaniens?) und empfinde ihn als deutlich auf der herb-maskulinen Seite.
Schade, dass er sich so bescheiden zurückhält!
Ein Duft von dieser Qualität könnte meinetwegen sehr gerne etwas mehr Wumms haben.
4 Antworten
1 - 5 von 7