Taurus

Normalerweise gehe ich in meinem Rezensionen nicht so sehr auf das Thema Komplimente ein. Davon kann jeder halten was er will - für den einen ist es der eigentliche Grund Düfte zu erwerben und zu tragen, anderen ist die Meinung seiner Mitmenschen schnurzpiepegal und bei wieder anderen habe ich das Gefühl, dass es reines Wunschdenken ist, was man eh nicht genau eruieren kann.

Black Collection III oder seinerzeit Arabia III würde ich nicht unbedingt als Komplimentemonster einstufen, aber es ist schon signifikant, welch positive Reaktionen er hervor ruft. Dabei hat der Duft keine orientalisch sinnliche Ausstrahlung, sondern verhält sich mit seiner sanften Minze wie eine entspannte beduinische Tee-Zeremonie.

Dazu sitzt man auf altem, holzigem Mobiliar mit Sitzflächen aus gespanntem Leder. In dem gedimmten Zelt durchbrechen schmale Lichtstrahlen die leicht staubige Luft mit kleinen Partikeln aus Sandelholz und Patchouli, die von Räucherwerk ausströmen und sich mit grünen Noten sowie einem Hauch Vanille vermischen. So in etwa, nur halt in unaufdringlicher Art erscheint mir diese Kreation.

Black Collection III ist weder ein brachialer Kracher noch ein klassischer Tee-Duft, aber er ist ein smartes Statement mit exzellent austatiertem arabischen Charakter. Den muss jetzt m. E. auch nicht jeder tragen, aber es ist dennoch schade, dass er so sehr unter dem Radar läuft.

Wie der Name schon trefflich hindeutet, ist hier Moschus das Kernthema. Wer es nicht mag, sollte einen Bogen drum machen, wer es jedoch zu schätzen weiß, ist mit Musc Ravageur positiv bedient.

Das Besondere: neben dem großzügig verwendeten cremigweichen Moschus, welcher eine feine leicht schmutzig, animalische Nuance hat, überzeugt der Duft mit einer warmen Zimtnote und ganz dezenten Zitrusspritzern zu beginn. Eventuell könnte man auch an die pudrige Iris denken, aber der geschmeidige süßliche Ansatz ist wohl dem Moschus geschuldet, obwohl sich ganz tief im Hintergrund so etwas wie eine Bubblegumnote bemerkbar macht,

Bereits hier wird es klar, dass Musc Ravageur warme, hochwertige und vor allem sinnliche Vibes verbreitet. Doch das ist noch nicht alles. Im weiteren Verlauf kommen noch kuscheliges Amber und Vanille dazu. Anders als sich damit wohlzufühlen, ist schwer vorstellbar.

Und knapp vor dem Drydown, der lange auf sich hält, runden ein wenig Patchouli und Sandelholz die Kreation ab. So hinterlässt. Musc Ravageur einen insgesamt äußerst geschmeidigen und kultivierten Eindruck.
Doch was der Duft definitiv braucht ist Haut, bzw. einen warmen Untergrund um sich vollends zu entfalten. Mal eben auf dem Papier gesprüht, nimmt ihn sehr viel von seinem Charme.
Einzige Irratation: auch wenn er unisex deklariert ist, sehe ich ihn eher bei Herren - wohlgemerkt eher.

Red Tobacco dürfte in erster Linie für alle interessant sein, die auf Kirsch-Düfte abfahren, auch wenn dies in der Pyramide gar nicht auftaucht. Warum man das nicht angibt, wird wohl nur die Marketing-Abteilung von Mancera beantworten. Wahrscheinlich war man 2017 noch nicht selbstbewusst genug, denn mittlerweise ist Kirsche als Bestandteil wie in "Lost Cherry (Eau de Parfum) | Tom Ford" total angesagt.

Hier in Red Tobacco vermischt sie sich mit allerlei würzigen, holzigen und harzigen Komponenten, insbesondere auch mit ein wenig Oud und vor allem mit Tabak. Anfang schwurbeln noch synthetische Nuancen mit im Duft, was sich allerdings nach kurzer Zeit erledigt.

In der späteren Phase bettet sich die Kirsche auch wesentlich dezenter, jedoch immer noch präsent genug, in den Ablauf ein. Flankiert wird sie dann von dunklen, warmen Akkorden. Hier kommt auch das Oud etwas intensiver durch, welches Red Tobacco wertiger wirken lässt - auch wenn dies wahrscheinlich unnatürlicher Herkunft ist.

Genau so ist das Eau de Parfum richtig austariert - davor war es ein bisschen quitschig und zu stark auf die Kirschnote ausgerichtet. Im Ausklang bleibt die runtergedimmte, leicht rot funkelnde Süße. Immer wieder ragen verschiedene Akzente aus der Kreation hervor. Mal ist es der Weihrauch, mal der Zimt und gegen Ende bemerkt man ebenso die Vanille als auch den Moschus. An kühlen Tagen perfekt!

Und das alles in einer gehobenen Intensität, was Projektion und Haltbarkeit betrifft. Persönlich mag ich Kirschen eher frisch vom Baum oder als Mon Chéri, eventuell noch in Milchreis aber nicht unbedingt olfaktorisch. Da kann jetzt zwar Red Tobacco nichts, und ihn finde ich trotzdem ansprechend, aber ein Kaufkandidat wird er keineswegs.

Ambre Nuit dürfte wohl der bekannteste und beliebteste Duft der Collection Privée von Dior sein - sofern man sich bei Parfumo die Bewertungen und die Benutzeranzahl anschaut.

Obwohl ich den Duft mag, muss ich mich dennoch fragen, was ausschlaggebend die Faszination ist. Einen langsam startenden Verlauf kann ich nicht ausmachen, dafür startet Ambre Nuit zu direkt. Ohne Umschweife legt er direkt eine süße Damaszener Rose mit einer guten Portion Amber frei.

Dazwischen spielt sich noch eine ganze Menge mehr ab, was sich nicht so leicht verorten lässt und mehr als nur die angegeben Duftnoten verspricht. (auf der Internetpräsenz von Dior wird auch nur Rose und Amber erwähnt).

Ich meine, zumindest noch ein wenig Honig und eine minimale Spur Zimt zu erschnuppern. Ggfs noch einen holzigen Untergrund und noch weitere würzige Nuancen im gezügelten orientalischen Vibe. Die Süße erinnet mich an eine Mischung aus Orangenblüten und Kaugummi, was nicht abwertend gemeint ist.

Interessanterweise kann ich mir vorstellen, dass man Ambre Nuit zu jeder Jahreszeit tragen kann, wenn auch nicht unbedigt an einem Hochsommer-Tag mit über 30° C. Vielleicht ist das auch der Grund der Beliebtheit, denn der Duft ist gefälig, nicht alltäglich und bedenkenlos von jedem Geschlecht und in jeder Altersgruppe getragen werden. Zudem ist der Ambre Nuit nicht auf nächtliche Einsätze festgelegt.

Das Duft-Label Essential Parfums ist zumindest durch den Release von Bois Imperial äußerst positiv aufgefallen. Wenn man den mit den anderen Kreationen des Labels vergleicht, so dürfte er mit riesigem Abstand für den meisten Umsatz gesorgt haben. Da fallen die andere Düfte leider stark ab, auch wenn sie im Schnitt zumindest keine schlechten Bewertungen erhalten.

Ähnlich ist es bei Nice Bergamote, der tief im Schatten von Bois Imperial steht. Immerhin hat auch Antoine Maisondieu für einige hocherfolgreiche Düfte bei anderen Marken gesorgt, aber diese "nette Bergamotte" ist vielleicht einfach zu brav, zu beliebig, zu unaufgeregt und zu wenig innovativ.

Allerdings bekommt man hier, was man genannt bekommt oder erwarten könnte: ein zitrischer Bergamotte-Erfrischer mit deutlichem Einschlag mit floralen Noten von Jasmin und Ylang-Ylang. Mit dabei eine schmale Spur Zedernholz und kaum Tonkabohne. Das ist es schon.
Eine überragende Performance darf man nicht erwarten, denn dafür ist Nice Bergamote zu körpernah und zu kurzatmig.

Ansich könnte man davon ausgehen, dass die ganze Kreation unisex ausgelegt ist, jedoch empfinde ich persönlich die floralen Ansätze als recht feminin und das Kernthema nicht vollends bedient. Da würde ich einen Test im Vorfeld einer Blindbestellung definitiv empfehlen.

Wer ihn trägt, hat einen frühlingshaft, sommerlichen Begleiter - muss sich aber aufgrund der massenhaften Alternativen fragen, ob dies genau das ist, was man möchte. Der ist zwar nett gemacht, aber wie wir alle wissen, reicht das leider nicht immer und das Bessere ist halt der Feind des Guten.