Terpentin

Ich esse fast jeden Tag mindestens eine Tafel Schokolade. Im Grunde ist es mein tägliches Hauptgericht, übrigens ohne nachteilige Folgen für meine Figur. Auch habe ich wohl die meisten Sorten durchprobiert, die im Handel zu finden sind. Das alles erwähne ich nur, um glaubhaft zu machen, daß ich weiß, wie Schokolade riecht und schmeckt.

Und aus dieser Erfahrung urteile ich: Chocolate Greedy riecht wirklich lecker, und dabei ganz anders als alle mir bekannten "süßen" Duftwässer. Nur eben riecht es nicht nach Schokolade.

Wer einwendet, ich hätte vielleicht nur nicht die "richtigen" Schokoladen als Vergleichsmuster zur Verfügung gehabt, dem halte ich entgegen, daß ich mir einmal ein ätherisches Öl aus Kakao habe zukommen lassen. Das kann man billig bei einem der Anbieter ätherischer Öle bestellen. Ich wollte daraus etwas dem Chocolate Greedy Vergleichbares herstellen, doch was dabei herauskam, das ähnelte eher dem Angel*Men von Thierry Muglier. Unter dem diesbezüglichen Stichwort hat bereits am 01.03.2010 16:02 Uhr der "Chemist" das Nötige geschrieben. Kurzes Zitat:
"Wer schon einmal in Mannheim war und die Abgase der Schokoladenfabrik riechen musste, kann sich nun vorstellen, wie A*Men riecht. Exakt so! Zum Würgen."

Und Chocolate Greedy riecht eben kein bißchen so, sondern völlig anders. Ich hätte diesen Kommentar nicht verfaßt, wenn ich nicht ständig hier lesen müßte, daß betreffendes Duftwasser wie Schokolade riecht. Tut es nicht, absolut nicht! Vielleicht verführt der Name und auch die Beschreibung der Duftnoten - "Herznote: Kakao" - zu dieser falschen Kennzeichnung, und vielleicht bestätigt man auch gerne, was schon viele Andere vor einem behauptet haben.

Prüft doch bitte einmal nach! Nehmt eine Schokolade, kann ja auch ein Schoko-Osterhase sein (heute ist Ostersonntag), packt sie aus und vergleicht mit dem Parfüm.

Na?

Als Referenzduft derselben Marke besitze ich "Classic"; dieses als EdT, jenes als After Shave.

Vergleiche ich beide Duftwässer, aufgetragen jeweils auf Kosmetiktüchern, so ist das "Beyond" das bei Weitem Haltbarere - durchaus verwunderlich, weil es sich um ein Rasierwasser handelt. Für mein Empfinden riecht es auch noch angenehmer als das "Classic" EdT: fruchtig-süß-würzig, aber in dieser Eigenschaft nicht aufdringlich. Ein Duftverlauf ist für mich nicht erkennbar. (Zum Vergleich: VIP Black Version, ebenfalls fruchtig-süß - und zwar aufdringlich -, zersetzt sich schnell in einen unangenehmen Obst-Vergärungsgeruch.) Zur Zeit ist es mein favorisiertes After Shave.

Der annähernd rechteckige, fast undurchsichtig schwarze Flacon gefällt mir persönlich sehr. Gewöhnungsbedürftig ist allerdings der Verschluß. Während bei allen mir bekannten Rasierwässern der Deckel verschraubt ist, muß er hier abgezogen werden, was aber nicht ohne etwas Kraft gelingt und dann evtl. zu Spritzern führt. Nach Entnahme verbleibende Tropfen auf dem Flacon verdunsten nicht, dürften also ölig zu sein.

In Anbetracht des niedrigen Preises von ca. 16 € (das EdT kostet genauso viel, bei halber Menge) möchte ich es zum Probieren empfehlen.

Nachdem ich zu diesem EdT zwei schwärmerische Bewertungen samt einer Reihe zustimmender Antworten vorgefunden habe, habe ich ein gewisses Problem damit, jetzt einen konträren Eindruck mitteilen zu müssen. Das sieht leicht so aus, als wolle man durch bloßen Widerspruch provozieren. Ist aber nicht beabsichtigt.

Zunächst einmal: Ein Duftwasser, das aus nur drei Komponenten besteht, kann nicht komplex wirken. Das geht von Vornherein nicht. Und wer es schon einmal mit der Selbstherstellung von Duftwässern probiert hat, der besitzt wahrscheinlich auch die drei angegebenen - sehr billigen - Grundstoffe als ätherische Öle, kann sich also fast schon ausrechnen, wie diese Mischung riecht.

Fast. Ich wollte es trotzdem probieren, da ich das Zitrische und das Zedrige sehr mag; und weil das Ergebnis manchmal durchaus anders riecht, als die Elemente-Deklaration es vermuten läßt. Ein Positiv-Beispiel hierfür ist "Cèdre" von Esteban (siehe meine Beschreibung dort). Und wohl von daher hatte ich eine zu hohe Erwartung.

Mein Gesamteindruck von "Nature - Bois de Cèdre et Citron Vert": etwas säuerlich; ansonsten weitgehend charakterlos. Langweilig. Wertlos. Dies gilt nach Auftrag auf meine Haut. Auf Papier riecht es interessanter, aber gleichfalls nicht aufregend, vielleicht vergleichbar mit Kölnisch Wasser. - Ich überlege noch, ob ich jemanden bitten soll, die Flasche anzunehmen, oder ob ich den Inhalt lieber gleich in den Ausguß schütte. Teuer war die Flüssigkeit ja nicht.

Um Mißverständnissen vorzubeugen, füge ich an, daß ich keineswegs alle Produkte dieses Herstellers schlecht finde. "Ambre Noir" z.B. ist für meine Nase ganz akzeptabel. Und Yves Rocher bringt ja laufend etwas Neues auf den Markt, meist ziemlich billig, was man dann wieder probieren kann.

Nachdem ich vor wenigen Tagen Davidoffs "Cool Water" bewertet (siehe a.a.O.) und mit "Pitralon Polar" verglichen habe, fällt nunmehr, nach reichlicher Überlegung und Nachprüfung, mein Urteil über letzteres eindeutig positiv aus.

Denn dieses Rasierwasser hält, was es verspricht. Es kühlt nicht nur; es riecht nicht nur eindeutig aquatisch - wenn auch eher nach Badeanstalt als nach Ozean -; sondern vor Allem: der Duft bleibt wie er ist. Ein Taschentuch, benetzt mit "Pitralon Polar", riecht auch nach Tagen noch so frisch wie am Anfang, und nicht wie vergorenes Obst.

Die Haltbarkeit für alle "Pitralon"-Varianten erachte ich als sehr gut. Meine Bewertungsgrundlage ist das benetzte Papiertaschentuch in der Hosentasche. Wie lange der Duft sich auf dem Gesicht hält, wird man selbst ja nicht beurteilen können.

Nun habe auch ich endlich einmal das "Kühlwasser" gekauft, und zwar als After Shave. Es wirkt auf mich erstaunlich zitrisch.

Warum hat mich das erstaunt? Ich besitze drei Sorten des (extrem billigen) Rasierwassers "Pitralon", nämlich "Classic", "Pure" (mit Bananen-Duft) und "Polar". Letzteres, passenderweise hell-türkisfarben eingefärbt, riecht etwa so, wie es in einem Schwimmbad riecht. Der dortige Geruch kommt durch die Chlorierung des Badewassers, genauer: durch die Verbindung des Chlors mit den menschlichen Ausscheidungen, insbesondere mit dem Urin. Dadurch wird das Chlor zu Trichloramin gebunden. So entsteht der typische Schwimmbad-Geruch.

Aha, dachte ich mir, als ich das Pitralon Polar kennenlernte: das bezeichnet man also als aquatisch. Vermutlich handelt es sich um eine billige Nachbildung des Originals, genannt "Cool Water".

Nach Lektüre der teils enthusiatischen Kommentaren hier wollte ich es dann mal drauf ankommen lassen.

Mein Urteil: "Cool Water" riecht wegen der stark zitrischen Komponente viel weniger aquatisch, dafür mehr parfümig als das erwähnte Pitralon Polar - und vergleichsweise sehr, sehr angenehm! Ich muß sogar sagen: faszinierend. Es fasziniert mich gegenwärtig ähnlich wie einstmals das "Cèdre" von Esteban (vgl. meine Beschreibung a.a.O.), das auch eine stark zitrische Komponente aufweist. Möglich ist aber, daß meine Fasziniertheit auch hier bald nachlassen wird, zumal ich, anders als viele Kommentatoren hier, mit Ausnahme des Pitralon Polar noch keine anderen aquatische Düfte probiert habe.

Eines möchte ich aber hervorheben: Die Duft-Kennzeichnungen "Ozean" und "Meeresfrische" halte ich für unpassend. Nähere ich mich etwa der Nordsee, so weht mir ein Meeresduft entgegegen, der aus verfaultem Tang, aus verfaulendem Organischem überhaupt, entsteht. Das riecht einfach anders als das, was aus der Duftflasche kommt. Gleichwohl finde ich es verzeihlich, wenn die Werbung dies Duftwasser lieber mit der Weite des Ozeans als mit Urin und Chlor in Verbindung bringt. Das öffentliche Schwimmbad ist der Ozean des kleinen Mannes. Manche Besucher waren vielleicht noch nie am wirklichen Meer und projizieren die Geruchsverbindung aus Trichloramin und den zitrischen Komponenten aller möglichen Sonnenschutzcrèmes auf das unerreichbare Ziel ihrer Träume.

Übrigens, den Flacon finde ich sehr ansprechend. Schlank wie ein Eiszapfen, kaltblau und kantig. Dem Inhalt angemessen.

Nachtrag zur Haltbarkeit: Leider gering. Aufgetragen auf ein Kosmetiktuch, ist der Duft nach wenigen Stunden schon fast weg, zudem verändert, irgendwie zersetzt. Das Referenzwasser (Pitralon Polar) hält sich dagegen mehre Tage unverändert.

Nachtrag (2) zur Haltbarkeit: Sobald die Kopfnote, also der zitrische Anteil, verduftet ist - spätestens nach einer Stunde - riecht "Cool Water" nach vergärendem Obst. Nennt man das Duftverlauf oder Verfall und Zersetzung? Egal, ich habe die Nase voll. Das Zeug kommt mir nicht mehr aufs Gesicht oder auf die Hände. "Pitralon Polar" ist ab jetzt mein Aquatik-Favorit.