TheScent

TheScent

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6 - 10 von 23
TheScent vor 2 Jahren 28 5
8
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
in Harmonie vereinter Widerspruch.
Sehr spannend wie unterschiedlich und dann doch gleich Menschen Düfte empfinden.
Ich kann an diesem Duft absolut nichts synthetisches oder künstliches erschnuppern.
Wohl aber etwas sehr elegant-futuristisches. Er ist definitiv ein Duft, den es in der Geschichte vorher so noch nicht gegeben hat. Diese DNA stellt ihn schon mal in eine Klasse für sich.
Mandarine als Auftakt ist nice und lässt eine eher italienische Herkunft vermuten. Der Safran lässt nicht lange auf sich warten. Ein dumpfer, seidenmatter Safran der wenig Spitzen aufweist. Poliert fällt mir dazu ein. Elegant! Könnte immer noch ein Italo sein. Ein moderner Italo. So viel zum Kopf dieses Duftes.

Ich finde nicht, dass wir hier einen klassischen Duftverlauf haben. Daher wird er auch eher als linear beschrieben. In Ganymede ist das Herz die Basis von dem er seinen Träger umkreist. Und dieses Herz besteht aus einem Akigalawood genannten Duftstoff und der Immortelle. Und genau dieses mach diese merkwürdige futuristische und gleichzeitig absolut elegante, ja luxuriöse Aura dieses Parfums aus. Immortelle wird wegen dem eher metallischen mach mal auch an Kunststoff erinnernden Duftes nicht all zu oft verwendet. Wenn, dann um wirklich eine etwas unterkühlte, krautig und etwas harzige Duftfarbe ins Spiel zu bringen. Ein Kraut welches metallische und holzige/nadelige Elemente vereint. Mich erinnert dieses Aroma immer an silbrig gebleichtes Holz von Holzhäusern. Ich glaube hier wird gerne Lärche verwendet. Und ein kühles Lärchenaroma kommt dem schon nahe. Dieses gibt dem Duft diese Aura von Luxus, von teuren, neuen Leder und von polierten Holzoberflächen. Der Gegenspieler, das Akigalawood, ist ein synthetisierter Duftstoff der diese erdigen, dunklen und leicht pfeffrigen Noten beisteuert. Eine leichte Blumigkeit bei der ich nicht wirklich sagen könnte, wo sie ihren Ursprung findet, umschmeichelt die Hauptakteuer.

Ganymede ist ein in Harmonie vereinter Widerspruch. Aus diesen widersprüchlichen Elementen hat Quentin Bisch in einem kleinen Meisterwerk der Duftkunst entstehen lassen.
Der Duft ruft bekannt, vertraute Bilder her um gleichzeitig mit nicht oft gerochenen Gegensätzen verwirrt, ja sogar verstört. Dieser Dualismus in Ganymede macht den Duft so faszinierend und so sexy. Ganymede besitzt in bester Weise eine Exotik, die aus einer unbekannten Welt zu stammen scheint. Er erscheint uns ganz nah und doch so fern.

Diesen Duft zu tragen ist gar nicht so einfach wie mancher denken mag. Natürlich funktioniert er wunderbar mit jeglichen Uniformen und formal gehaltener Kleidung.
Ich glaube das funktioniert darum so gut, da diese Art der Kleidung immer distanziert und autoritär wirkt. Und diese Distanz ist ja ein Element in diesem Spiel der Kontraste. Das Ausspielen von Distanz wirkt auf viele Menschen unglaublich anziehend und hoch erotisch, wird jedoch ohne entsprechende Persönlichkeit sehr schnell aufgesetzt, wenn nicht gar lächerlich. Daher ist dies keine sichere Bank.

Ganymede verträgt sich auf der anderen Seite wunderbar mit einem zurückhaltenden, minimalistischen Kleidungstil. Hier bleibt mehr Spielraum für Interpretationen und Deutungen. Ganymede mit einem dunkler Kaschmir Pullover, einer Jeans und schlichtem, klassischen Schuhwerk getragen, wirkt Wunder.
Die Einstufung in eine Altersgruppe ist schwierig. Ich würde ihn nicht unter 25 empfehlen. Da Ganymede schon einen etwas gereiften Charakter von seinem Träger erwartet, würde ich ihn am ehesten in der Altersgruppe 35-60 sehen. Ich finde Ganymede ist ein sehr und eindeutiger Herrenduft. Gerade darum und wegen seinem inneren Dualismus fände ich es irre spannend in an einer Frau zu erleben.

Die Projektion ist „edel“. Man wir wahrgenommen, zieht aber keinen Duftschleier hinter sich her. Bei mir hält Ganymede 10-12 Stunden als deutlich wahrnehmbarer Duft und ist am nächsten Morgen noch deutlich hautnah zu erschnuppern.

Ganymede ist ein Statement, eine Haltung. Ich kenn nicht viele Menschen die ihn benutzen, dann aber fast ausschließlich bzw. als Signatur Duft.
5 Antworten
TheScent vor 2 Jahren 21 6
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
trage schwarz, sage schwarz, tanze schwarz.
Lange Zeit roch wirklich ALLES in meinem Kleiderschrank, ja sogar fast alles in meiner Wohnung nach Encre Noir. Gut, zu dieser Zeit war auch alles in meinem Kleiderschrank schwarz. Meine Gedanken kamen mir voller Bedeutung vor und meine Worte wollten mehr Gewicht haben als meine Zunge tragen konnte. Ich war erschütternd jung und oftmals kommt es ja vor, dass gerade die Jugend einen süßen Hang zu Melancholie und Schwermut mit sich bringt. Ich war nun nicht Selbstmord gefährdet, das nicht. Doch die existenzialistische Grundhaltung ließ mich zwischen Jazz und Pogo die Grenzen meines jugendlichen Leichtsinns nicht so leicht erspüren. In dieser Zeit begegnete ich Encre Noir und es war wie eine Offenbarung in Form eines Duftes. So musste der Antihedonist riechen. Und schon war es meins und ich ließ es auch nicht mehr los.

Encre Noir ist schwer, nicht diese orientalische Schwere die heute oft so gefeiert werden. Nein Encre Noir ist wie ein Mantel aus dickem schwarzen Wolltuch. Dick und etwas klamm, legt sich dieser Duft sich um seinen Träger.

Es gibt hier einen Auftakt, der so wirkt wie der erste Vorhang in einer minimalistischen Oper. Der Vorhang geht auf und man riecht die leere Bühne. Nur etwas Licht, kühl und einsam steht es auf der Bühne, man hört eine Tür knallen und ahnt, gleich, gleich geht es los.

Encre Noir geht nicht los.

Der Duft ist da.

Holzig (im Leben würde ich bei diesem Duft nicht an Holzfäller denken), eher wie ein Holzstamm der in einem langsam fließenden Fluß treibt. Denn in der Tat kommt recht schnell eine feucht, moosig, klamme Komponente auf, die dumpf und ruhig ihren Platz im Duftspektrum einnimmt und auch so schnell nicht mehr verlässt. Zypressen sind recht elegante Gewächse und auch dem Duft verleiht die Zypresse eine zurückhaltende Eleganz ohne groß auf zu tragen. Encre Noir ist ernst, ruhig, gelassen mit eine poetischen Schwere. Der Vetiver bekommt nicht das oftmals Gewöhnliche was ihm anheftet. Hier ist das Vetiver tief, dunkel und ja geheimnisvoll. Ich bin dankbar, dass Nathalie Lorson nicht der Versuchung erlegen ist den Weihrauch hier mit einzubauen. Dann wäre Encre Noir definitiv ins Reich der Grufti Düfte abgeglitten und hätte nicht diese merkwürdig, distinguierte Zurückhaltung behalten.

Dieses Spiel mit dem SCHWARZ macht diesen Duft so magisch und so unverkennbar. Er ist nicht laut und doch ist er unverkennbar da. Nicht aufdringlich doch brennt er sich ins Hirn ein. Wie ein Schatten bewegt sich der Duft mit seinem Träger.

Ich kann verstehen, dass dieser dunkle Duft nicht jedermanns Sache ist. Und Encre Noir passt auch wirklich nicht zu jedem. Wenn er jedoch passt, dann passt er wirklich zu jeder Gelegenheit und wirkt durch seine zurückhaltende Art auch nie "over". Ich werde ihn immer lieben und habe auch immer einen Flakon in meiner Sammlung. Ich trage ihn heute eigentlich nicht mehr, aber manchmal, da muss ich ihn einfach riechen.
6 Antworten
TheScent vor 2 Jahren 8 3
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
der weltgewandte kleine Bruder
Ich liebe den abgründigen Ursprung dieses Duftes. Der klassische Encre Noir hat mich durch so viele Situationen begleitet, dass er wirklich eine Zeit lang mein Signatur-Duft war. Wenn ich ihn heute rieche ist es fast als lese ich in einem Tagebuch aus alten Zeiten - ganz irre. Nun gibt es die "Sport" Variante schon länger und selten habe ich mich so über einen Namen mehr gewundert als über dieses "Sport". Denn damit hat dieser Flanker nun wirklich gar nichts zu tun. "Encre bleue" hätte ich eher nachvollziehen können. Der frische, etwas nadellige Auftakt wird hier mit klaren Zitrusnoten aufgehellt und bekommt einer belebenden Morgenstimmung wohl sehr nahe. Auch der Lavendel ist fast etwas pieksig mit im Auftakt dabei und bleibt mit der kühlen Zypresse auch länger als seine Begleiter in der Herznote weiter erhalten. Dies ist einer der grundliegenden Unterschiede zum klassischen EN, dass der Vetiver hier fast heiter beschwingt erscheint ohne jedoch zu jugendlich oder fast unbelastet zu wirken. Denn das tut es auch im ENS nicht. ENS verleugnet seine Herkunft absolut nicht. Nur hat es diese verschlingende Schwärze der Ur-DNA abgelegt und durch ein leicht metallisch schimmerndes Gewand eingetauscht. Das steh ihm sehr gut, wirkt dieses schimmern doch viel eleganter und weltgewandter als der schwarze Mantel des Originals. Für mich ist ENS ein absoluter Bar Duft, ein Duft der zu weißen Hemden in Lederjacken passt, an Männern die sich und das Leben nicht (mehr) so ernst nehmen. Ein unverwechselbarer, markanter Männer (ich wähle hier bewusst nicht Herren) Duft, der auch in Sommernächten seine Wirkung nicht verfehlt.
3 Antworten
TheScent vor 2 Jahren 32 2
9
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
der Junge riecht halt gut
Ich gestehe, im mag 4711. Es kommt aus meiner Heimatstadt und diese 4 Zahlen begleiten mich mein Leben lang. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal selber ein Wässerchen aus diesem Hause tragen würde. Zu tief sitzen die erniedrigenden Momente in denen Großtanten und Nenntanten sich mit ihren 4711 getränkten, Spitzen besetzten Stofftaschentüchern zu mir als kleinen Knirps runterbeugten und irgendeine, in meinem Gesicht hängengebliebene, Schmiererei weg zu wischen. Brrrrrrrrrrrr. Gut, etliche Jahre später stand ich eines Tages so schön wartend im Kaufhof im Erdgeschoss und wartete und wartete. An diesem Tag hatte ich als Erwachsener Mann meinen ersten Kontakt mit 4711. Es war Pink Pepper & Grapefruit das mich damals echt angemacht hat. Ich weiß noch wie ich dachte "das riecht so ehrlich".

Nun zu den Wakening Woods of Scandinavia. Ich mag holzig, nadellige Wässerchen wenn sie nicht zu penetrant die Axt schwingen. WWoS ist nadellig, deutlich nadellig. Geht mir aber damit nicht auf die Nerven sondern macht meinen Geist eher klarer, weiter, reiner. Die Kopfnote ist frisch und belebend ( mein Gott klingt das jetzt 4711ig ...belebend & frisch) nun es ist halt so. Modern und kühl, Koriander und rosa Pfeffer sind da immer eine gute Mischung, was ja auch nicht schlecht sein muss. Bald darauf setzt das Rauschen der Wälder ein. Das Bild am Morgen barfuß auf moosigem Untergrund durch einen nebeligen Tannenwald zu wandern drängt sich unwillkürlich auf. Dieses Bild ist jetzt nicht komplex, vielschichtig, um die Ecke gedacht. Nein, es hat etwas schlichtes, einfaches an sich, eben so nordisch wie der Weihnachtsbaum der gerade in unserem Wohnzimmer steht. Klar, erkennbar und schnörkellos. Passt also ganz gut zu einer Seite an mir. Und so lasse ich die Nordischen Wälder auf meiner Haut. Sie wogen etwas hin und her aber sonderlich viel passiert da jetzt nicht. Nach Stunden kommt meine Mutter zum Kaffee und so vorbei, nimmt mich in den Arm und sagt "Junge Du riechst gut" - DAS habe ich aus dem Mund meiner Mutter noch nie gehört. Aber diese 4 Worte drücken alles aus. Der Junge "duftet" heute nicht nach irgend einem abgefahrenen Nischen Wässerchen das keiner kennt, NÖ, der Junge riecht halt gut. Und genau das ist was ich an WWoS und auch noch ein zwei anderen aus der Colonia Reihe von 4711 so schätze. Man riecht einfach gut. Es ist eher ein Geruch als ein Parfum. Ein Geruch der einen Begleitet, den man wahrnimmt und der wahrgenommen wird, der aber eher wie ne gute Jeans oder ein tolles T-Shirt einfach zu einem passt und bleibt. Und mir wird erstaunlich oft gesagt, dass ich gut rieche wenn ich diesen "Geruch" trage. WWoS bleibt bei mir und ist immer zur Stelle. Wie ein guter Freund aus der Kindheit. Na ja, so ein bisschen ist es ja auch so, mit mir und dem 4711.
2 Antworten
TheScent vor 2 Jahren 32 1
9
Flakon
5
Sillage
7
Haltbarkeit
3
Duft
und ne verdammt gute Nase für's Geschäft.
Ich habe den Duft nicht gekauft sondern bei meinem Neffen zufällig gerochen und nachgefragt. Hmmm der gute Justin ist ja schon mit seiner Klamotte (er nennt es Mode) geschäftstüchtig unterwegs und nun folgt auch sein Parfum. Eigentlich ein logischer Schritt, da ersteres ihm ja seine meist jugendlichen/sehr jungen Kunden buchstäblich aus den Händen reissen. So auch nun mit diesem Duft, nach 24Std ausverkauft. Da hat man bei Mäurer&Wirtz (der Hersteller) bestimm nicht schlecht gestaunt wie ein Justin die eigene Marketingabteilung wie Weihnachtswichtel hat aussehen lassen. Aber nun zum Duft. Das Packaging erinnert wirklich sehr an TF, hübsch gemacht und ich denke diese Anleihe ist auch so beabsichtig um etwas vom Glam mit abzustauben. Der Flakon liegt gut in der Hand und vermittelt schon eine gewisse Wertigkeit. Dann der erste Sprüher. Ich hatte den Duft ja zuerst bei meinem Neffen gerochen, der damit eigentlich ausgehen wollte. Er musste mir dann aber doch erst den Flakon zeigen. Nun gut, ich war also schon etwas vorgewarnt was mich da erwarten würde.
Der Duft ist......hmmm ja das Erste was mir wirklich einviel war SÜSS, verdammt SÜSS. Die Rose ist deutlich da, sehr cremig, sehr süß, die wenig später von einem Safran ähnlichen Aroma begleitet wird. Safran ist in letzter Zeit ein gern verwendeter Duftstoff um einem Duft eine gewisse noble Aura zu verleihen (so meine Beobachtung). Das hier ist def. kein Safran, sondern ein ähnlich riechender Stoff. Der einen gewissen Reiz hat, jedoch wirklich auf meine Schläfen drückt. Veilchen habe ich nicht wirklich erkennen können, man aber in dem sehr süßen Rosen Bouquet aber auch einfach untergegangen sein. Im weiteren Verlauf kommen holzige Noten hinzu. Sandelholz kann sein, kenne ich jedoch anders. Oud ist auch nicht als solches wahrnehmbar, wenn dann ist die Süsse hier wieder ein störendes Element denn ein begleitendes. Im weiteren Verlauf bekommt der Duft etwas beliebig holzig-süße was man aber lieber nicht probieren möchte. Erinnert an einen süßen Raumduft.
Ich glaube bei der Zielgruppe hat Justin da alles richtig gemacht. Kann mir kaum vorstellen das dieser Duft jenseits der 20 noch wirkliche Abnehmer findet. In der Zielgruppe passt er, als Teenie Duft hat er vieles richtig gemacht. Im Nachgang hab ich mir Justin's Video zum Release angesehen. Klever der Kerl "ich hab gesagt wir hauen den für 100€ raus" :), muss man ihm lasse Schneid hat er. Und ne verdammt gute Nase für's Geschäft. Wenigstens das.
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6 - 10 von 23