Tigerjana

Tigerjana

Rezensionen
Tigerjana vor 7 Jahren 17 1
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
Meine Alternative zu Ô de Lancome, wenn ich eine männlichere Aura brauche
Die letzten Tage im Juni vor den Ferien, wenn dann alle aus der Stadt fliehen, Sonnenschein, blauer Himmel, über 30 Grad, trockenheiß, ein bisschen Wind, bestes Wetter für Freizeit, zum Rumlungern am Atlantik vor dem Touristenansturm oder für einen Besuch im Eiscafé in der Altstadt von Bordeaux....

....aber ich muss leider arbeiten! Habe gleich ein Meeting.

Zu Hause schon habe ich mir die Kleidung herausgesucht, die gerade noch businesstauglich ist, aber der Hitze trotzdem Rechnung trägt (glücklicherweise sieht man das in Frankreich nicht so eng wie in Deutschland). Die Haare aus dem Gesicht, alles ist sowieso schon viel zu warm. Dann die Frage nach dem perfekten Duft. Hätte ich frei und könnte am Ufer der Garonne entlangtrödeln oder direkt raus ins Ferienhaus fahren, wäre meine Wahl immer Ô de Lancôme.

Aber ich habe ja nicht frei, muss mich irgendwie zusammenreißen und in Jobmodus bringen, dennoch darf es jetzt kein schwerer Duft sein. Also greife ich zu Grey Vetiver, für mich die perfekte Alternative zum Klassiker von Lancôme, wenn ich eine etwas männlichere Aura benötige, um mich meiner Pflicht widmen zu können jedoch ohne streng oder schwülstig zu riechen.

Ich komme in den Meetingraum, begrüße die Kollegen, auch hier wird sich mit Wangenküsschen begrüßt, man kennt sich schließlich lange und ein Kollege, der sich wie immer viel Zeit nimmt, sagt währenddessen ganz leise so dass nur ich es höre "Du riechst aber mal wieder gut!".

Ich freue mich über das Kompliment und darüber, dass ein amerikanischer Herrenduft von einem immer bis zur Perfektion gekleideten Texaner auch in meiner viel lässigeren Welt in Südfrankreich an einer Frau Komplimente einheimst (und ich freue mich noch mehr, dass ein Duftkompliment hier weiterhin nur ein Kopliment ist und nicht wie in der Heimat des Duftes als Belästigung ausgelegt wird) und hole tief Luft, gehe nach vorne, schaue in die Runde und beginne meine Präsentation. Ein perfekter Duft für einen perfekten Tag.
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Tigerjana vor 8 Jahren 19 2
5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Was macht Frau, wenn sie schon alles hat? In fremden Gefilden wildern natürlich!
Ich gehöre zu den Frauen, die seit sie mit 17 Antaeus entdeckte, gerne Herrendüfte trägt, zumindest war das in den 80ern bis Mitte der 90er so. Doch dann muss ich das irgendwie vergessen haben oder vielleicht waren auch die Herrendüfte zu beliebig geworden? Ich erinnere mich an eine Flut von höchst unangenehmen synthetischen Bomben à la Boss & Co. Und ich wurde ja auch erwachsen und hatte nicht mehr so viel Bedürfnis nach Revolution und Anarchie und wollte vielleicht auch mehr Mädchen sein.

Aber meine Nase ist ein tückisches kleines Ding, sie will immer Neues riechen sonst langweilt sie sich. Und wenn sie anfängt sich zu langweilen, weiß ich, dass es höchste Zeit ist, ein neues Parfum zu kaufen. Also auf zur Parfumerie und zum Test der neuen Düfte. Was mich da erwartete war jedoch nur eines: Zuckerwasser mit unterschiedlichen zugemixten Aromen von unterschiedlichen Marken. Ich war verzweifelt. Dann fiel irgendeiner Verkäuferin ein, es gäbe doch den Hermès Voyage, immerhin ein Unisex Duft und definitiv kein Zuckerwasser. Gesagt, probiert, gekauft. Ich wähnte mich glücklich....aber Voyage ist zwar nett, aber leider auch nicht mehr. Und hier ist auch der Name Programm, denn er tritt eine Reise an, wahrscheinlich ins Nirvana, denn er verfliegt extrem schnell. Also war meine Nase nach kürzester Zeit wieder unglücklich.

Einige Zeit später stand ich im Büro mit einer Kollegin auf dem Gang als ein Kollege vorbeieilte und nur eine Staubwolke, ach nein, Duftwolke zurück ließ. Und da war er: Der Duft, den ich seit Monaten gesucht hatte und der im Voyage ein bisschen einen Anfang genommen hatte. Ich rannte also am gleichen Tag in die Parfumerie und roch mich durch alle möglichen Herrendüfte, aber ich fand ihn nicht. Ich verließ enttäuscht den Laden und setzte mich in ein Café in der Nähe. Ganz plötzlich roch ich ihn wieder, "meinen" Duft. Ich schaute mich um und weit und breit war niemand zu sehen. Dann kam der Besitzer an den Tisch um die Bestellung aufzunehmen und ich roch es, er war es, der "meinen" Duft hatte. Er verriet mir den Namen und ich sauste zurück in die Parfumerie.

Als ich der Verkäuferin mein Anliegen vortrug schaute sie mich sehr zweifelnd an und sagte: "Aber Sie sind doch eine Frau *prüfender Blick hoch und runter* und wollen sich DAS aufsprühen?" Ja, und ich tat es. Es roch als ob ich bei 50 Grad unter einem Orangenbaum auf der von Schieferplatten durchzogenen Erde liegen würde. Fruchtig, erdig, aber auch ein wenig brenzlig (dieser etwas verbrannte Geruch erinnert mich an Comme des Garcons 2). Definitiv kein Zuckerwasser und auch kein verreisender kleiner Parfumbruder der Familie Hermès.

Ich nahm also meinen neuen Freund mit nach Hause und er reihte sich friedlich neben seinen Vorgängern Antaeus, Aramis900, Zino Davidoff, Azzaro, Drakkar Noir und Pacco Rabanne ein und sobald ich mal wieder Tage habe, an denen ich ein junger Gott sein möchte, der über angebrannte Orangen auf Schieferboden läuft, greife ich zu einem meiner Herrendüfte und lächele stillvergnügt in mich hinein sobald ich wieder einer Frau mit Zuckerwasserduft begegne.
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Tigerjana vor 8 Jahren 21 7
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Eine echte Hassliebe
Kennt Ihr das Gefühl, einen Duft gleichzeitig zu lieben und zu hassen? Der Seathalasso ruft bei mir diese Gefühle hervor.

Auch mich erinnert er, wie viele meiner Vorschreiber/innen, an einen Tag am Meer. Bei mir sind das Erinnerungen an Jugend und junge Erwachsenenzeit an der französischen Atlantikküste, viele Sommercamps (als Teilnehmerin und später als Betreuerin), Lagerfeuer, gegrillte Merguez, Orangina, Cacolac, Nächte mit Schlafsack am Strand, Grillenzirpen, Pinienharzduft, Salzwasser, hohe Wellen, heiße trockene Tage mit angenehmen Wind, kühle bis kalte Nächte, heftige aber kurze Gewitter, sehr große Dunkelheit, klarste Sterne und unendliche Freiheit.

All das fühle ich, wenn ich Seathalasso am richtigen Tag bei passenden Bedingungen trage, das heißt z.B. an einem freien Tag, ohne Verpflichtungen, bei 30°C +, strahlendem Sonnenschein, knallblauem Himmel und ich bin guter Laune und unbeschwert und habe Zeit und Muße, mich durch den Tag treiben zu lassen. An solchen Tagen sind wir das Dreamteam. Ich liebe dann den Duft und der Duft liebt mich zurück, indem er sich an mich kuschelt, mir sanft aber nachhaltig bei jeder Bewegung den Duft der unbeschwertesten Zeit meines Lebens zufächelt und ich Dinge tue, die in meinem normalen Erwachsenenalltag wenig bis keinen Platz mehr haben. Wir machen dann zusammen eine Zeitreise und sind beide abends erschöpft, erfüllt, glücklich und eins mit der Welt. Die wirklich ganz große Liebe.

Aber wehe mir, ich habe ihn an einem Tag, an dem die Bedingungen nicht ideal sind, eingeladen mich zu begleiten, z.B. weil es doch nicht heiß genug wird, oder gar schwül warm anstelle heiß und trocken oder ich gar keine Zeit für den Duft und meine Beschäftigung mit ihm habe. Dann wird er sehr wütend, beißt und kratzt mich, kann sogar Übelkeit hervorrufen und dann nervt er mich nur und ich wünschte, ich könnte ihn los werden. Jedoch ist das gar nicht so einfach, denn bei mir hält er locker 12 Stunden durch. An solchen Tagen sind wir wie ein Liebespaar, dass sich zwar im Grunde seines Herzens liebt, sich aber an diesem Tag überhaupt nicht ausstehen kann und sich daher am besten weit aus dem Weg geht.

Leider sind die perfekten Tage für unsere Sommer-Erinnerungs-Liebe in Deutschland recht selten, so dass wir nur wenige wirklich glückliche Stunden im Jahr miteinander verbringen.

Bei der Beziehung zwischen Seathalasso und mir geht es wirklich um Qualitytime, nicht darum, den Alltag miteinander teilen zu wollen. Also exakt die Konstellation, die eine unerfüllte, romantische Liebe grundsätzlich ja ausmacht. Wir lieben und wir hassen uns, aber wir werden uns niemals trennen!
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Tigerjana vor 8 Jahren 20 10
5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Ein Kleinmädchenduft der frühen 80er hat in der heutigen Duftlandschaft ganz schön Wumms!
Beim Aktualisieren meiner Duftschätzchen fiel mir eben My Melody Dreams in die Hände und ich las erst einmal alle Kommentare, um zu sehen, ob ich den Duft damals genauso wahrgenommen habe wie die anderen hier.

Auch ich erinnerte mich an mein erstes richtiges Parfum, das ich mit ca. 14 Jahren von meiner Mutter geschenkt bekam (vorher mischte ich mir aus den Parfümölen, die man im Asiashop kaufen konnte, meine eigene Mischung zusammen und ich glaube, sie hatte die Nase voll von Patchouli und Moschus gemixt mit Grünem Apfel).

Ich stimme den Vorschreiberinnen zwar nicht zu, dass es ein Duft für Kinder war, jedoch für Teenager. Man könnte also wirklich annehmen, es sei ein leichter, wenig haltbarer, belangloser, blümeliger Duft...!? Ich benutzte den Duft auch jeden Tag und nie wurde er mir über oder irgendwer hätte sich über zu viel Duft für eine so junge Dame beschwert.... Jedoch entwuchs ich ihm irgendwann und er wurde von anderen Düften abgelöst. So bin ich bis heute im Besitz einer großen Flasche, in der noch ca. 50 ml enthalten sein dürften.

Nun habe ich mir einen Sprühstoss davon auf dem Arm gegeben....und was soll ich sagen? Von leicht, wenig haltbar, belanglos und blümelig kann gar keine Rede sein. Selbst wenn man das natürliche dunkler werden des Duftes auf Grund der Jahre, die er auf dem Buckel hat, abzieht, bleibt immer noch ein kräftiger Duft übrig. Die Kopfnoten sind nicht mehr ganz so hell und flirrend wie in meiner Dufterinnerung, die Basisnoten sind ein bisschen schwerer geworden, jedoch musste ich gerade mal ganz herzlich lachen bei der Vorstellung, dass so ein, mit ein paar Blümchen getarnter, Moschusduft an diese Zielgruppe damals verkauft wurde.

Ich überlege mir gerade, ob ich die Geruchswelt der 80er Jahre heute überhaupt noch aushalten würde, der Duft würde heute als mittelschwerer Orientale durchgehen....nix Kleinmädchenduft! Meine Mutter nutzte zur gleichen Zeit Gucci Nr. 3 und Fidji (du soir), die damals als sehr leicht empfunden wurden, auch da habe ich dran geschnuppert und leicht würde ich sie nicht wirklich mehr nennen. Sehr interessant, welchen Einfluss die Umgebungsduftkultur auf einen selbst hat.

Wenn ich mir meine Jugenderinnerung nicht aufheben wollen würde bis ich so alt bin, dass meine Nase gar keinen Duft mehr wahrnimmt, würde ich ihn sofort wieder benutzen. Ich glaube, ich mache die Tage mal das Experiment, ihn aufzutragen und bin gespannt auf die Kommentare der Umwelt.

Nachtrag 13.12.: Mir war gestern eine Ähnlichkeit zwischen dem My Melody und Opium aufgefallen, dachte jedoch, meine Nase müsse völlig verrückt sein. Heute der Test: linker Arm My Melody, rechter Arm Opium (das Reformulierte/gezähmte) und jetzt nach 6 Std riechen meine Arme fast gleich, als wären es ein EdP und ein EdT des gleichen Duftes (wobei das Opium fast nicht mehr vorhanden ist...was haben die nur mit diesem wunderschönen Duft gemacht? *heul*). Ich bin gerade ziemlich überrascht.
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