02.08.2020 - 16:57 Uhr

FvSpee
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FvSpee
Top Rezension
42
Neukölln 4: Hellgrüne Flöckchen
Es gibt hier in diesem Forum immer mal wieder Düfte, bei denen ich vom Stuhl falle, wenn ich sehe, wie verbreitet sie sind. Da denkt man, mit Muglers Cologne einen exotischen Vertreter seiner Gattung zu entdecken und vielleicht den ersten Kommentar zu schreiben, und dann: 686 Besitzer. Das ist besonders abgefahren, wenn man dagegenstellt, dass 4711 Echt Kölnisch Wasser nur 606 hat.
In solchen Situationen packt mich immer der dunkle Drang, meine Lebenszeit mit der sinnlosen Beschäftigung zu vergeuden, diese telefonbuchartigen Besitzerlisten mal durchzublättern. Man stößt darin immer auf sehr lustige Usernamen, die man sonst nie liest, hier z.B. bei den Damen "Grossmutter" (offenbar eine Schweizer Kollegin, wegen des Doppel-S, Grüezi!) und "Oppossum" (das Tier schreibt sich zwar nur mit einem P, aber nahe liegt, dass ein oppositionelles Opossumweibchen gemeint ist) und bei den Herren z.B. "Vollbart" (nicht interessiert an Rasierwasser-Rezensionen) und "Waffeleisen" (ein geradezu zen-mäßiger Name, wie "drei Pfund Flachs!").
Gut, also jedenfalls 686 Besitzer. Der Hammer. Mugler ist das wahre Volksköln. Trotz des zehnfachen Preises im Vergleich zu 4711. Wer hätte es gedacht? Ich nicht. Ist diese Popularität gerechtfertigt? Ich würde auch eher sagen, nicht. Obwohl das kein schlechter Duft ist.
Mit Bergamotte und Neroli weist der Mugler die zwei vielleicht charakteristischsten, wichtigsten Bestandteile des klassischen Farina-Kölnischwasser-Klangbilds auf, und deshalb denkt man auch im ersten Moment an 4711. Interessanter ist aber, was fehlt, nämlich Rosmarin und Lavendel, die für eine gewisse herbe und dunkelgrüne Körperlichkeit verantwortlich sind (dadurch wirkt der Mugler ein bisschen wie entgrätet, nur das weiche Filet, kein Gerüst) und die Zitrone, die Säure und Schärfe, Härte und Helligkeit einbringt (hell ist der Mugler schon, aber nicht weiß-gelb hell, sondern zartgrün hell).
Indem Ihro weiche, flöckchenhaft hellgrüne Lieblichkeit dann noch Orangenblüte und Moschus aufgepüstert wird, wird mir persönlich das Ganze dann (obwohl durchaus stimmig komponiert) ein bisschen zu wuschi.
Das wäre eigentlich so das Wesentliche, was mir zu dem Muglercologne einfällt, und damit ist auch zugleich gesagt, dass mir der Duft ziemlich feminin vorkommt. Interessant auch hier die Besitzerverteilung: Yin und Yang sind zwar insoweit im Gleichgewicht, als sowohl Sonnenfee als auch Mondenkind zu den Nutzern zählen; die mehr als 80 Prozent User von der männlichen Feldpostnummer stellen für mich aber schon eine Überraschung dar.
Nachzutragen wäre noch, dass der Duft eine mittlere Projektion hat und eine nicht allzu üppige Haltbarkeit. Drei, vier Stunden sind es schon, aber bis auf die erste Stunde sehr hautnah. Für einen Duft, auf dem Cologne drauftsteht, ist das auch ok, würde ich meinen. In der hautnahen Nachhallphase ist dann durchaus auch nochmal was los, was für einen (das meine ich ehrlich) gekonnten Einsatz des Chemiebaukastens spricht. Da blitzen sowohl ganz spaßige aquatische Noten auf, als auch, noch stärker, so eine interessante, oldschoolige, aber modernisierte (und etwas effeminierte) Würzseifigkeit. Quasi ein schönes grünes Stück "Irischer Frühling" aus den achtziger Jahren, aber in der Variante für Elfen und Feen.
Bevor es mir jemand um die Ohren haut, dass das kein richtiges Cologne ist, sondern ein Eau de Toilette: Ja, ich geb's zu. Es ist so ein Nominal- oder Titularcologne, das "Cologne" bloß im Namen führt (wie "Suday Cologne" von Byredo, das sogar ein Eau de Parfum ist). Ich habe den Duft trotzdem in meine Cologne-Serie aufgenommen, weil es faktisch auch nicht viel haltbarer ist als ein Kölnischwasser, und weil es offenkundig bewusst an die Farina-Tradition angelehnt ist und in - gar nicht schlechter, aber mir persönlich nicht so konvenierender Weise - mit ihr spielt.
Tiefe und aufrichtige Verneigung vor allen verehrten Duftbrüdern und Duftschwestern, deren geschätzte Nicknames ich mir erlaubt habe, in diesem Kommentar (ungefragt) zu verwenden.
In solchen Situationen packt mich immer der dunkle Drang, meine Lebenszeit mit der sinnlosen Beschäftigung zu vergeuden, diese telefonbuchartigen Besitzerlisten mal durchzublättern. Man stößt darin immer auf sehr lustige Usernamen, die man sonst nie liest, hier z.B. bei den Damen "Grossmutter" (offenbar eine Schweizer Kollegin, wegen des Doppel-S, Grüezi!) und "Oppossum" (das Tier schreibt sich zwar nur mit einem P, aber nahe liegt, dass ein oppositionelles Opossumweibchen gemeint ist) und bei den Herren z.B. "Vollbart" (nicht interessiert an Rasierwasser-Rezensionen) und "Waffeleisen" (ein geradezu zen-mäßiger Name, wie "drei Pfund Flachs!").
Gut, also jedenfalls 686 Besitzer. Der Hammer. Mugler ist das wahre Volksköln. Trotz des zehnfachen Preises im Vergleich zu 4711. Wer hätte es gedacht? Ich nicht. Ist diese Popularität gerechtfertigt? Ich würde auch eher sagen, nicht. Obwohl das kein schlechter Duft ist.
Mit Bergamotte und Neroli weist der Mugler die zwei vielleicht charakteristischsten, wichtigsten Bestandteile des klassischen Farina-Kölnischwasser-Klangbilds auf, und deshalb denkt man auch im ersten Moment an 4711. Interessanter ist aber, was fehlt, nämlich Rosmarin und Lavendel, die für eine gewisse herbe und dunkelgrüne Körperlichkeit verantwortlich sind (dadurch wirkt der Mugler ein bisschen wie entgrätet, nur das weiche Filet, kein Gerüst) und die Zitrone, die Säure und Schärfe, Härte und Helligkeit einbringt (hell ist der Mugler schon, aber nicht weiß-gelb hell, sondern zartgrün hell).
Indem Ihro weiche, flöckchenhaft hellgrüne Lieblichkeit dann noch Orangenblüte und Moschus aufgepüstert wird, wird mir persönlich das Ganze dann (obwohl durchaus stimmig komponiert) ein bisschen zu wuschi.
Das wäre eigentlich so das Wesentliche, was mir zu dem Muglercologne einfällt, und damit ist auch zugleich gesagt, dass mir der Duft ziemlich feminin vorkommt. Interessant auch hier die Besitzerverteilung: Yin und Yang sind zwar insoweit im Gleichgewicht, als sowohl Sonnenfee als auch Mondenkind zu den Nutzern zählen; die mehr als 80 Prozent User von der männlichen Feldpostnummer stellen für mich aber schon eine Überraschung dar.
Nachzutragen wäre noch, dass der Duft eine mittlere Projektion hat und eine nicht allzu üppige Haltbarkeit. Drei, vier Stunden sind es schon, aber bis auf die erste Stunde sehr hautnah. Für einen Duft, auf dem Cologne drauftsteht, ist das auch ok, würde ich meinen. In der hautnahen Nachhallphase ist dann durchaus auch nochmal was los, was für einen (das meine ich ehrlich) gekonnten Einsatz des Chemiebaukastens spricht. Da blitzen sowohl ganz spaßige aquatische Noten auf, als auch, noch stärker, so eine interessante, oldschoolige, aber modernisierte (und etwas effeminierte) Würzseifigkeit. Quasi ein schönes grünes Stück "Irischer Frühling" aus den achtziger Jahren, aber in der Variante für Elfen und Feen.
Bevor es mir jemand um die Ohren haut, dass das kein richtiges Cologne ist, sondern ein Eau de Toilette: Ja, ich geb's zu. Es ist so ein Nominal- oder Titularcologne, das "Cologne" bloß im Namen führt (wie "Suday Cologne" von Byredo, das sogar ein Eau de Parfum ist). Ich habe den Duft trotzdem in meine Cologne-Serie aufgenommen, weil es faktisch auch nicht viel haltbarer ist als ein Kölnischwasser, und weil es offenkundig bewusst an die Farina-Tradition angelehnt ist und in - gar nicht schlechter, aber mir persönlich nicht so konvenierender Weise - mit ihr spielt.
Tiefe und aufrichtige Verneigung vor allen verehrten Duftbrüdern und Duftschwestern, deren geschätzte Nicknames ich mir erlaubt habe, in diesem Kommentar (ungefragt) zu verwenden.
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