Tom14

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6 - 10 von 13
Tom14 vor 11 Jahren 4 2
10
Sillage
10
Haltbarkeit
5
Duft
Die Legende von der Schlichtheit
Das klingt ja alles sehr verlockend. Schlicht und edel. Nur drei Zutaten. Orange, Amber und Zeder. Doch ich glaube diesem Mythos der Einfachheit nicht. Mit größter Erwartung sprühe ich APOM auf. Verläuft die erste Phase noch sehr überzeugend und überzeugt mich auch die dritte noch zwei Tage später (auf den Pulli gesprüht hält APOM locker zwei, drei Tage durch und wird da sogar richtig schön und ausbalanciert), so ist die zweite Phase leider eine ziemliche Enttäuschung. Ganz anders als erwartet, braut sich da im Laufe der ersten 10 Stunden eine Wolke - der Duft ist so intensiv, dass ich ihn „Wolke“ zu nennen wage - zusammen, die ich nicht anders als schwülstig (und sehr feminin) bezeichnen kann und an der man sich leicht überriecht. Keine Frage – gebraut ist APOM mit erstklassigen Ingredienzien, aber er ist keineswegs so reduziert aufs Wesentliche, wie es die legendenhaft dreifaltige Duftpyramide glauben machen will. Hätte der Meister doch nur auf die (unerwähnten) Schmier-, Gleit- und Verstärkerstoffe verzichtet! Also, zwei Tage Nase zuhalten, dann ist er toll.

Nachtrag einige Wochen später. Mein Eindruck nach weiteren Tests rutscht leider weiter ins Negative ab. Die ersten 12 Stunden nach dem Aufsprühen ist APOM für mich leider nur ein schwülstiges Damenparfum.
2 Antworten
Tom14 vor 12 Jahren 2 1
10
Haltbarkeit
1
Duft
Hände hoch oder ich dufte
Manchmal ist es gut, einen Feind zu haben, an dem man sich abarbeiten kann. L’Eau boisée ist mein Feind, aber abarbeiten will ich mich nicht an ihm. Dazu ist er mir zu überlegen. Ich habe keine Chance. Das rieche ich schon beim ersten Versuch. Beim zweiten und dritten wirds sogar noch heftiger. Selten habe ich einen Duft probiert, der mich von der ersten bis zur letzten Sekunde mit solch scharfer Aggressivität in die Ecke treibt, dass ich völlig wehrlos bin. Ich liege – die Nase außer Gefecht gesetzt – am Boden. Mich fragend, was mir so stechend in der Nase herumgeht. Es wird wohl, so vermute ich, die Mischung aus Limette, Vetiver und Rum sein, die mir entgegenschreit: Hände hoch! Ein Duft wie eine Waffe. Auf meiner Haut nicht die Spur von Holz. Meine Vorkommentatoren, die sich an der „wunderbaren Basis“ laben können, sind zu beneiden. Meine Haut und L’Eau boisée verbinden sich leider nur zu einem äußerst aggressiven Gemisch, das sich auch durch intensiven Seifengebrauch nicht mildern lässt. Hartnäckig ist gar kein Ausdruck. Nie habe ich eine solche Haftung erlebt. Noch nach zehn Stunden rümpft meine Umgebung die Nase und fragt mich, ob ich gerade ein Desinfektionsmittel benutzt habe. All dies sei nur erwähnt, um möglichen Käufern vor einem zu heftigen Testsprühen oder gar einem Blindkauf zu warnen. Dass dieser Duft auf anderer Haut gut riechen soll? Ich glaub es dennoch gerne.
1 Antwort
Tom14 vor 12 Jahren 2 2
10
Haltbarkeit
9
Duft
Weiches Heuwunder
Schon der Gedanke an Heu bewirkt bei mir, dass sich die Nase zusammenzieht, verstopft, in Abwehrhaltung geht.

Ich sprühe L’HOMME SAGE auf und was schwebt mir da als Begrüßung entgegen? Heu! O Gott. Aber was geschieht jetzt? Wundersamer Weise wendet sich meine Nase nicht ab, sondern ich bemerke staunend, dass sich meine Nasenflügel öffnen, immer weiter öffnen, dass meine Nase immer freier wird, um diese Heuluft unablässig in sich einzuziehen. Da bin ich erstmal platt. Und gespannt, womit mich der weitere Duftverlauf überrascht. Um es kurz zu machen: Er wird immer besser. Er gewinnt neue Aspekte hinzu, ohne die alten zu verlieren. Er wird reicher und reicher.

Den Heuskeptikern kann versichert werden: Niemand wird auf die Idee kommen, dass Sie eben noch auf dem Feld geackert und möglicherweise zu duschen vergessen haben. Es ist ein sehr kultiviertes Heu, dass dem Duft zu einem würzig-frischen (jawoll, Frische durch Heu!) Charakter verhilft. Meine Nase wird durch diese Note jedenfalls bestens auf die eher dunkle Grundstimmung aus Holz, Harz und Weihrauch vorbereitet, zu der sich L’HOMME SAGE im weiteren Verlauf entwickelt. Diese dunkle Basis, die weich, aber nicht glatt ist (wenn L’HOMME SAGE ein Stoff wäre, wäre er Velours), ist noch am nächsten Morgen auf dem Kopfkissen zu schnuppern.
2 Antworten
Tom14 vor 12 Jahren 11 3
10
Flakon
10
Haltbarkeit
7
Duft
Wohlfühlen mit Kante
Unter den Parfumkunstexperten sind die sogenannten Ecken und Kanten ja offenbar Pflicht. Für Otto Normalsprüher sind diese Ansprüche an die Schwerzugänglichkeit nicht immer leicht nachzuvollziehen. Denn der will sich in der Regel weniger tagelang an einem Duft abarbeiten und die Komposition dekonstruieren, sondern der will zuallererst einen Duft, der auf seiner Haut gut und interessant riecht. Was ja überhaupt nicht ausschließt, dass man sich auf das Feld der Analyse begibt; denn zu erkennen, warum einen etwas ästhetisch berührt, gehört ja schließlich auch zum Genuss.

Bei TOM FORD FOR MEN lassen sich diese gegensätzlichen Ansätze aufs Schönste (in den Kommentaren) studieren. Die einen vermissen die Ecken und Kanten, finden ihn zu angepasst, ja belanglos und kritisieren, dass er nirgends kneift und keinem wehtut. Die anderen loben, dass er für jeden und zu jeder Gelegenheit tragbar sei, sehen in ihm einen perfekt komponierten, ausbalancierten Wohlfühlduft.

Nach mehrmaligem Testen frage ich mich verwundert, wieso den alle so glatt finden. Ich würde ihn tatsächlich auch als Wohlfühlduft bezeichnen. Aber dies ist er nicht von Anfang an. Denn er kneift mich eine Zeitlang schon ganz schön heftig. Nach einer herrlich ingwergewürzten Auftaktsphase spielt sich während der ersten Stunden eine rauchige Tabaknote ziemlich forsch nach vorne und verbindet sich mit der spitzen Grapefruit zu einem recht schrillen Paar, das auf der samtenen Amber-Holz-Leder-Basis einige Angeber-Pirouetten dreht. Wenn das keine Ecke ist! Oder Kante, an der sich die Wohlfühlnase stößt. Diese Nase – meine – wendet sich TOM FORD FOR MEN trotz dieser Kante immer wieder gerne zu.
3 Antworten
Tom14 vor 12 Jahren 5 1
10
Haltbarkeit
9
Duft
Warmes Bitterorangenholz
Der lässt mich einfach nicht los. Schon wieder in die Sprühabteilung zu den Damen geschlichen und EAU DES MERVEILLES aufgesprüht... Auch wenn ich weiß, dass man die Unterscheidung zwischen Damenduft und Herrenduft im Grunde ignorieren sollte, bleibt dennoch ein komisches Gefühl, wenn man sich einen Damenduft auf Männerhaut sprüht. (Aber es ist auch wirklich seltsam, dass Hermès ihn nicht als unisex deklariert). Ich werde wohl noch einige Male meinen Mut zusammennehmen, um diese wunderbare Mischung aus frisch-herber Orange und ambriertem Holz zu testen (obwohl ich eigentlich schon überzeugt bin, dass der gekauft werden muss). Hier finde ich das Zusammenspiel von bitterer Frische und warm-würzigem Holz perfekt gelungen. Man kann fast nicht sagen, was hier die Basis, das Herz, der Kopf ist. Alle Ebenen, alle Kontraste verschränken sich sehr schnell zu einer vibrierenden Einheit. Wer die Bitterkeit von CONCONTRÉ D’ORANGE VERTE (ebenfalls Hermès) zu herbe findet, könnte mit EAU DES MERVEILLES glücklich werden.

Vorsicht beim Sprühen! Der Duft ist so dermaßen ausdauernd, dass hier der kleinste Sprühstoß reicht, um einen durch den Tag zu begleiten. Mehr wäre auch für die Mitmenschen kein Gewinn.
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6 - 10 von 13