Tom27

Bleu de Chanel eröffnet mit einem Dreiklang aus würzigen Orangen, einer scharfen Zitrone, sowie pikantem Grapefruit zu einem sehr frisch wirkenden zitrischen Stelldichein. Hierzu gesellt sich schnell warmes rosa Pfefferkorn und reife Pfefferminze, untermalt von Vetiver sowie einem Hauch von Zeder. Im Laufe der weiteren Entwicklung nehme ich eine schöne würzige Muskatnuss Note und einen durchdringenden Ingwer, der auf einer Wolke von süßem Jasmin gebettet ist, wahr. Während der folgenden Stunden trocknet der Duft zu seiner überwiegend holzigen Basis ab. Dieser Prozess wird durch Patchouli mit leichtem Pfeffer, Kräutern, Vetiver mit einer erdigen Grasnote und strahlendem Labdanum ergänzt. Der so entstandene Dufteindruck, der dem EDT nun eine süß-salzige, vegetabile und moosige Facette verleiht, hält sich bei mir je nach Witterung zwischen 6 und 7 Stunden. Die Projektion ist während der gesamten Tragedauer als angenehm zurückhaltend einzustufen.

Bleu de Chanel ist ein äußerst vielseitiger Duft, der höchstwahrscheinlich zu jeder Gelegenheit und auch in jeder Jahreszeit getragen werden kann. Es hat dabei mehr Tiefe und auch mehr unterschiedliche Facetten zu bieten, als die meisten anderen Düfte des gleichen Duftgenres.

Wer einen raffiniert frischen Duft sucht, der wird hier sicherlich fündig werden.

Jovan Sex Appeal öffnet sehr zitrisch mit einem ordentlichen Schuss Bergamotte und Zitronenaroma driftet aber dann relativ schnell in ein Gemisch aus Lavendel, Nelke, Vetiver und Patschuli untermalt von einem Hauch von Sandelholz. Nach einer halben Stunde hat sich dann der Duft in zwei Lager gespalten. Auf der einen Seite ist es ein sehr zitrischer Chypre und auf der Anderen ein würziger Orientale. Beim Abtrocknen tendiert der Duft dann allerdings doch eher zur orientalischen Seite und eine Duftanmutung von glatten, warmen Patschuli, Holz, Moschus und Gewürzen bestimmt die Basisnote. Die Haltbarkeit liegt bei mir bei beachtlichen 8 Stunden mit einer als durchschnittlich zu bewertenden Projektion.
In seiner ganzen Art stufe ich Jovan Sex Appeal handwerklich eher als grob und einfach gestickt ein. Auch die verwendeten Zutaten duften für mich nicht unbedingt allzu wertig. Trotz allem könnte ich mir vorstellen, dass Sex Appeal in der Discozeit der 70er/80er Jahre seine Daseinsberechtigung gehabt hat, insbesondere auch wegen des sehr günstigen Preises. Heute würde ich, wenn es diese Duftrichtung sein muss, eher zu Guerlain Héritage greifen, da dieses Parfüm feiner und auch harmonischer gemacht ist.

Als ich Dhanal Oud Nashwah aus dem Souk erwarb, war es eigentlich nur ein Ergänzungsduft, um das Verhältnis Flakon/Versandkosten etwas sinnvoller werden zu lassen. Anfangs war ich skeptisch angesichts der geballten Ladung Oud, die in der Duftpyramide sowohl in der Kopf –und Herznote als auch für die Basisnote angegeben ist. Somit war es ein absoluter Blindkauf. Die Bewertungen in Community waren sehr gut und so war ich sehr gespannt, was da kommen würde. Ich hätte zu diesem Zeitpunkt nie gedacht, dass sich Dhanal Oud Nashwah zu einem meiner Lieblingsdüfte aus der orientalischen Ecke entwickeln würde.
Schon nach dem ersten Aufsprühen zeigt der Duft seine wahre Stärke. Viel Oud bekleidet von einer wunderbar warmen Shisha-Honig-Tabak Note und einem Hauch von leicht animalischem Leder breiten sich aus. Im Hintergrund wird das Duftszenario von einem starken aber frischen, für mich sehr natürlich riechenden, Holzraucharoma untermalt, welches niemals scharf oder gar muffig wirkt. Mit der Zeit verschmilzt das verwendete Oud mit dem Rauch zu einer köstlichen würzigen, minimal erdigen Gesamtkomposition. Fast würde ich es ein bisschen wie Oud-Weihrauch beschreiben, falls es so etwas geben sollte. Diese Duftanmutung ändert sich, außer in der abnehmenden Intensität, bis zum völligen Abtrocknen nicht mehr. Insgesamt nehme ich den Duft auf meiner Haut sehr lange 9 Stunden, bei einer armlangen Projektion, die für mich bei diesem Duft perfekt bemessen scheint, wahr.
Skeptikern in Sachen Oud sei gesagt, dass man das hier verwendete Oud erfreulicher Weise weder fäkal, noch medizinisch bitter wahrnimmt.
Aufgrund der rauchigen Schwere von Dhanal Oud Nashwah empfehle ich die Nutzung eher in der kalten Jahreszeit bei einer schönen Tasse Tee.
Wer süßliche Weihrauch- / Wasserpfeifendüfte mit einem sehr leicht animalischen Element aus Oud und Leder mag, kann hier Bedenkenlos zugreifen, zumal der Preis für einen solch bemerkenswerten Duft klein ausgefallen ist.

John Varvatos Vintage eröffnet mit einem strengen sehr seifigen Wacholder, angereichert mit Bergamotte, Kamille, Lavendel und Basilikum. Das Fundament dieses Gemischs bildet zu diesem Zeitpunkt ein leicht wirkender Moos-Akkord. Nach einer halben Stunde geht der Duft langsam in die Herzphase über. Patchouli, erlesene Tannenharze und andere waldartige Aromen auf der einen Seite, und eine scharf gezeichnete Jasmin Note auf der Anderen, die das waldige Seifengrün perfekt mit einem trockenen blumigem Aspekt verbindet.
Die Basis von Vintage ist unglaublich dicht mit Eichenmoos, Tonkabohne, Wildleder und sogar Tabak, verwoben. Jetzt wirkt der Duft täuschend leicht und sauber, untermalt mit einem Hauch von balsamischen, cremigen Rauch. Je weiter Vintage abtrocknet, desto mehr hölzerne Aromen setzen sich durch und verleihen dem Duft eine milden, sanften Abgang, der nach etwa 6 Stunden auf meiner Haut beendet ist.
Die verwendeten Zutaten für Vintage machen einen hochwertigen, natürlichen Eindruck. Scheinbar wurde in der Komposition bewusst auf Ambroxan und Norlimbanol verzichtet, um das Dufterlebnis so natürlich wie möglich zu gestalten.
Vintage ist eine Empfehlung für den reifen Gentleman, der olfaktorisch in den 80er Jahren zu Hause ist, aber auch modernere Aspekte eines Parfüms zu schätzen weiß. Wer immer sich nicht mit dem Thema Seifenmoos/Holz-Fougère abfinden kann, ist mit diesem Duft wahrscheinlich schlecht bedient.

Kaum ein anderes Parfüm ist in der Lage bei mir den Eindruck eines angesagten Nachtclubs in mitten von Havanna widerzuspiegeln.
Holzige Aromen mischen sich dort mit Gewürzen, Alkohol und Tabak untermalt mit einer animalisch wirkenden Basis zu einer Geruchsanmutung, die perfekt ins lebhafte, exotische Nachtleben dieser Karibikmetropole passt.
Sofort nach dem Aufsprühen startet Replica - Jazz Club mit einem von Pfeffer umgarnten Zitrusfrüchte- Akkord. Nach einigen wenigen Minuten, verursacht durch eine BarberShop-artige Vetivernote, tauche ich in die erdigeren Teile des Duftes ein. Ein berauschender, dunkler, süßlicher Rum unterstützt von einem Hauch Salbei gesellt sich hinzu und schafft so die unvergleichliche Klubatmosphäre. In der weiteren Entwicklung beginnt der Duft zu trocknen und hinterlässt ein Aroma von trockenem Vanille-Styrax angereichert mit Iso E Super, welches jetzt fast wie das hölzerne Interieur des Nachtclubs riecht. Ganz zum Schluss scheinen sich alle Aromen nochmals zum Stelldichein einzufinden. Alkohol, kandierter Tabak, die hölzernen Clubstühle und eine minimal schweißige Note runden das Geruchserlebnis auf eine angenehme Weise ab.
Zugegeben, ich habe schon schöneren Bay Rum oder auch schon besseren Kirschtabak gerochen, aber die Kombination aus den beschrieben Zutaten bringt einen einzigartigen Geruch hervor, den ich so hier zu ersten Mal gerochen habe.
Die Haltbarkeit auf meiner Haut ist leider nur durchschnittlich und die Projektion ist interessanterweise auch nicht wirklich stark, wie man vermuten könnte. Da ich den Duft aber ohnehin nur für nächtliche Streifzüge auflegen würde, ist die Haltbarkeit, die bei mir bei etwa 6 Stunden beträgt, auch kein Thema.
Die Einstufung als Unisex Parfüm kann ich nicht teilen und sehe Replica - Jazz Club als durch und durch maskulinen Duft.