TomThumb

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26 - 28 von 28
TomThumb vor 3 Jahren 1
8
Flakon
7
Haltbarkeit
6.5
Duft
Pfeffergin im Rosengarten
Im französischen Rosengarten wird zu einem Gläschen Gin eingeladen. Die Uhr zeigt kurz vor fünf und das Thermometer 31 Grad. Spontan muss noch ein Duft ausgewählt werden: Poivre Pomelo könnte durchaus passen...
Doch nach dem ersten Schluck muss ich erschrocken feststellen, dass der Duft sich mitnichten so entwickelt, wie ich es mir vorgestellt bzw. gewünscht hätte. Also mit Eile das Glas geleert, aufgestanden und verabschiedet. "Ich muss jetzt leider los! Es war mir ein Vergnügen. Bis zum nächsten Mal!" Zurück bleibt nur ein seifiger Hauch von Zitrusgin.

Poivre Pomelo kann im Auftakt allemal mit einer sommerlichen Frische überzeugen. Ich muss sofort an einen aromatischen Gin mit einigen Spritzern Grapefruitsaft denken, wodurch eine herbe Fruchtnote entsteht. Harmonisch ist dann der intensive, süße Pfeffer wahrzunehmen, welcher für eine schmackhafte Würze sorgt. Ich kann den Duft sogar beinahe auf der Zunge schmecken. Mit Zitronenpfeffer in der Nase wird nun der Rosengarten betreten und die erste Enttäuschung stellt sich ein: Die Blumen sind der Hitze zum Opfer gefallen und verströmen bloß noch einen dezenten, welkigen Hauch. Dafür tritt die Gartenerde mit einer Zedernote in den Vordergrund. Der Gin wirkt jetzt durch den Zusatz von Mateblättern gehaltvoll, um nicht zu sagen benebelnd. Noch immer sorgen leichte Pfefferspitzen für Abwechslung. In dieser Anfangszeit besticht der Duft tatsächlich durch ein plastisches Aromenspektrum.
Allerdings verliert er schon nach fünf bis zehn Minuten an Schärfe und Charakter. Eine Blütennote (ich rieche Pfirsich) gewinnt, zusammen mit der sauren Grapefruit, die Oberhand und der Duft bleibt für den Rest seiner Lebensdauer beliebig.

Mein anfänglicher Schrecken rührt schließlich daher, dass der Duft nach einem starken Auftakt relativ eintönig wird und auf penetrante Weise ins sportlich-Aktive umschlägt. Ich vermisse eine kohärentere Durchführung der Grundidee und den Mut zur (in Ansätzen sehr gelungenen) Pfeffernote.
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TomThumb vor 3 Jahren 3
8
Flakon
7
Sillage
6
Haltbarkeit
6.5
Duft
Dusche im Regenwald
Wer in voller Entdeckermontur mit Tropenhelm und Machete bei einer als unerträglich wahrgenommenen Hitze durch den Regenwald stapft, wünscht sich garantiert hin und wieder eine lindernde Dusche. Eau Papaguéna bringt diese nass-warme Dusche, die ganz schnell wieder verdunstet und die Hitze nicht erträglicher macht.

Zunächst regnet reifer Grapefruitsaft mit einer ordentlichen Fruchtzuckersüße herab, um sich mit einer leicht sauren Bergamotte zu vermischen. Das ergibt eine tropisch-süffige Orange, die frisch geschält ihre aromatischen Zitrusöle abgibt. Daraufhin macht sich ein Unterton von trockenem Holz und Vetiver bemerkbar und der Duft, der vorher an einen farbenfrohen Regenwald im Hochsommer denken ließ, wird beißend-sauber. Der Kardamom komplimentiert die holzige Orangenschale und verleiht dem Duft eine weitere, exotische Dimension. Bis hierhin gefällt mir der Duft nur mäßig. Das führe ich auf seine Künstlichkeit zurück, die einen extremen Zitrusakkord anschlägt und damit die Balance stört. Teilweise nehme ich jedoch auch angenehme natürliche (durchaus hochwertige) Noten wahr.
Der Duft macht weiterhin eine Veränderung durch. Unerwartet gesellt sich ein weiterer Geruch hinzu, welche jenen in eine völlig andere Richtung führt: Eine äußerst unscheinbare rauchig-animalische Komponente, die Charakter hat. Ich denke hier an verdorrte Früchte, die von kleinen Wildkatzen gefressen werden.
Leider schlägt der Duft im Ausklang noch ins generisch-gefällige um und hinterlässt so einen eher unspektakulären Eindruck.

Obgleich der Duft mich schließlich nicht überzeugen konnte, bin ich beeindruckt von seiner gelungenen Entwicklung in die Tiefe. Es wäre schön, wenn diese angedeutete Dschungelszenerie länger und intensiver zur Geltung käme. Aber der Entdecker will natürlich auch wieder aus dem Unterholz herausfinden...
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TomThumb vor 3 Jahren
7
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft
Cocktails in Haiti
Es soll ja bekanntlich Düfte für jede Gelegenheit geben. Obwohl Mon Vetiver als gefälliger und relativ anspruchsloser Sommerduft durchgeht, ist er in meinen Augen am besten bei der Zunahme von (leichten) Cocktails mit Limettenscheibe aufgehoben. Vorzugsweise in Haiti, wo das namengebende Vetiver eine große ökonomische Rolle spielt. Den Träger sehe ich dabei nicht etwa am abendlichen Strand, sondern beim Badevergnügen in einem modernen, steril-sauberen Resort. Ich muss bei diesem Duft unweigerlich an Urlaub, abgeriegelt unter europäischen Wohlstandsbedingungen, denken.

Mon Vetiver eröffnet mit spritziger Limette und intensivem Lavendel, was mich an einen mediterranen Feldweg denken lässt. Diese Kombination sorgt in den ersten Minuten für ein erfrischendes Gefühl, wobei auch künstliche Wasserassoziationen geweckt werden. Flüssig-herb spielt sich dann der Enzian ein und bringt eine saubere Note mit. Das Duftspektrum wird von dem Vetiver untermalend zusammengehalten. Erst daraufhin konnte ich das Patschuli wahrnehmen, welches aber die ganze Zeit, wenn auch luftig und substanzlos, bemerkbar bleibt. In Verbindung mit einem dezenten und wasserbenetzten Holz sowie dem Enzian, ergibt sich ein würzig-frischer Akkord, der das Zitrische übernimmt. Insgesamt stelle ich dennoch keine bemerkenswerte Entwicklung fest.

Ich weiß nicht so recht, für wen Mon Vetiver eigentlich ist. Er hat eine Figürlichkeit, ist aber doch irgendwie belanglos. Er erweckt Sommerbilder, ist aber emotionslos. Er könnte vielseitige Verwendung finden, ist für mich aber zu eintönig. Dabei macht er eigentlich vieles richtig, aber eben nicht außergewöhnlich gut.
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