Townsend

Dank dem lieben Don kam ich den Genuß einiger Proben von Düften, die mich auf normalem Wege niemals erreicht hätten, entweder weil es nicht meine Duftrichtung gewesen wäre oder weil mich die Nischigkeit abseits des Mainstreams vermutlich nie auf diesen Duft gebracht hätte... Vielen Dank dafür!

Nun also "Eight & Bob"... Normalerweise verzichte ich auf historische Exkurse zur Entstehung, aber die Geschichte der Namensfindung finde ich doch erwähnenswert: Der Duft stammt von Albert Fouquet, der ihn und andere Düfte für sich selbst kreierte. 1937 traf er im Urlaub John F. Kennedy, der von seinen Kreationen begeistert war und überlies ihm schließlich eine Probe. Nach seinem Urlaub schrieb Kennedy an Fouquet und bat ihn darum, ihm noch ACHT weitere Proben seiner Düfte zukommen zu lassen und auch eine für seinen Bruder BOB.
Taaa-taaa, der Name war geboren :-)

Den Flakon finde ich reichlich unspektakulär, um nicht zu sagen langweilig. Haltbarkeit und Sillage sind in Ordnung, niemals aufdringlich, aber immer wahrnehmbar.

Beim Duft hatte ich mal wieder ein Erlebnis, dass mich immer wieder ereilt, wenn ich mir vollkommen unbekannte Düfte teste. Ich kannte den Duft bzw. den Hauptstrang des Dufts irgendwoher. Also meine Obi-Box mit allen (zum Glück alphabetisch sortierten) Abfüllungen heraus gekramt und den Riechkolben gespitzt.
Glücklicherweise dauerte meine Suche genau zwei Abfüllungen lang und der vermeintliche Zwilling war gefunden: "Allure homme sport eau extrême". Es handelt sich hierbei allerdings nicht um einen echten Zwilling, sondern eher um den großen Bruder. Ist AHSEE raumfüllend, süß und durchaus auch mit dem Wunsch verbunden, das ein oder andere Höschen zu droppen, so ist E&B darüber hinaus. Er ist deutlich weniger süß (wobei auch Cola das im Vergleich zu AHSEE ist *g*), wirkt abgeklärter und reifer. Wenn man AHSEE dem 19-jährigen angehenden Studenten für die Party andichtet, so trägt der 26-jährige große Bruder, der gerade nach dem Studium in den Job gestartet ist, E&B auf den ersten abendlichen Geschäftsessen. Was E&B vollkommen abgeht ist die pfeffrige Phase von AHSEE. Er wirkt nie "reizend" (im chemischen Sinne), sondern immer sehr basisch (im nicht-chemischen Sinne).

Ein weicher und runder Wohlfühlduft, mit dem man bei sehr vielen Anlässen nichts falsch macht!

orb_ital... Was ein cooler Name! Nils Bohr nannte 1913 die Bahnen, auf denen sich die Elektronen eines Atoms bewegen können, Orbitale. Mittlerweile ist man in der Wissenschaft schon etwas weiter und hat diese Definition geändert.

Was das mit dem Duft zu tun hat? Nichts. Überhaupt nichts.

Einzig der Flakon kommt als spacig-cooler Erlenmeyer-Kolben sehr wissenschaftlich rüber. Als Physiker hätte ich den selbstverständlich gerne im Regal stehen :-)
Die Haltbarkeit ist gut. Morgens aufgesprüht riecht man ihn am Abend immer noch.
Der Duftverlauf ist sehr linear, auf meiner Haut wandelt er sich so gut wie gar nicht. Den allergrößten Teil nimmt der Weihrauch für sich ein. Kein kantiger Weihrauch wie in Memoir Man, nicht der trockene Stein aus Kyoto, einfach nur ein (mitunter langweiliger) "balsamischer" Weihrauch.
Der Duft erinnert mich an die grauen Herren aus Momo. Mit fahler grauer Haut, grauen Hüten, grauen Sakkos, grauen Autos und Zigarren aus getrockneter Zeit im Mund machten sie den Leuten das Leben schwer. Das hier wäre ihr Duft. Nicht, weil er aneckt oder böse wäre, sondern weil er mit solch einer Trostlosigkeit daher kommt.
Dieser Duft ist das Paradebeispielt für die "Farbe" Grau. Tom Ford hat ein graues Vetiver geschaffen, dass irgendwie spritzig daher kommt. orb_ital schafft das nicht, will das vermutlich auch gar nicht. Es lullt einen geradezu ein mit seinem Mangel an Besonderheit.

Was bleibt von orb_ital? Der Flakon, der ist der Hammer! Der Duft? Eher nicht. Zu grau.

"Tonic" also... Ich denke bei diesem Namen an das etwas bitter schmeckende, aber belebende Tonic Water. War nie mein Fall, auch bzw. erst recht nicht mit Vodka.
Riecht Tonic so, wie Tonic Water schmeckt? Irgendwie schon. Belebend: ja. Irgendwie bitter: auch das.

Der erste Kommentar meiner Frau, als ich ihr mein Handgelenk unter die Nase hielt: "Das kenne ich irgendwoher!" Nach kurzer Bedenkzeit ganz freudig: "Ach ja klar! Das Zeug, mit dem sich Oma immer einreibt, riecht so!" Und weiter: "Warum stellt man sowas als Parfüm her?" Das ist eine gute Frage!
Auch ich rieche nach dem Auftragen vor allem eines: Latschenkiefer-Badezusatz, natürlich den richtig anständig dunkelgrünen, in den man einige ausgepresste Limetten und Wacholderbeeren geschmissen hat. Die Latschenkiefer lässt im Verlauf allmählich etwas nach. Die Limette kommt ein wenig schüchtern mit einem "darf ich jetzt auch mal?" hinter der Flasche hervor, nur um anschließend wieder mit einem großen Schuss grünen Sirups übergossen zu werden.

Vielleicht gibt es Leute, die gerne riechen würden, als wäre im Kneipp-Werk der Bottich mit dem Latschenkiefer-Badezusatz umgekippt und der Inhalt in die Abfüllungsanlage des Lebensfreude-Duschgels gelaufen. Wieso man so einen Duft herstellt? Keine Ahnung. Wie Guido so schön sagt: "Meins isses nicht".

An dieser Stelle ein riesengroßes "Dankeschön" an Fluxit für die Organisation und Bereitstellung des Wanderpakets!

Bei diesem Befehlston konnte ich nicht anders *g*

Tres Nuit interessierte mich vor allem, da er angeblich wie der von mir sehr geliebte "Green Irish Tweed" riechen sollte, aber nur einen Bruchteil von dessen Preis kostet. Ein kostengünstige Alternative also?

Riecht er wie GIT? Ja, auf den ersten Riecher schon. Von einer 1:1 Kopie kann allerdings keine Rede sein. Bei Tres Nuit muss man in jeder Hinsicht Abstriche machen:
Verkraftbar ist das, was das Design des Flakons angeht. Hier weiß der traditionelle Creed-Flakon zu überzeugen, Tres Nuit wirkt zwar nett, mehr aber auch nicht. Zur Brauchbarkeit des Sprühkopfes bei Tres Nuit kann ich nichts sagen, der von GIT ist allerdings super.
Der Duft an sich ist ein guter Nachbau von GIT. Wenn man zweimal an einer Person vorbei geht und dabei einmal Tres Nuit und einmal GIT aufgetragen hat, dürfte die Person kaum einen Unterschied heraus riechen. Die Steine, die für die Kopie dieses Creed-Hauses verwendet wurden, sind jedoch keine massiven, sondern eher innen hohl. Soll heißen: GIT wirkt auf mich wesentlich hochwertiger Tres Nuit. Selbst meine wenig duftbegeisterte Frau empfand dies so.
Die Projektion eines Duftes ist mMn immer schwierig zu beurteilen, deswegen lasse ich das.
Der größte Unterschied liegt für mich in der Haltbarkeit. Nehme ich GIT auch am späten Nachmittag noch deutlich wahr, wenn ich ihn morgens um 08:00 Uhr aufgetragen habe, so macht Tres Nuit spätestens zur Mittagszeit schlapp. Auch ist mir aufgefallen, dass mir, wenn ich morgens dusche, sehr häufig nochmal der Duft vom Vortag in die Nase steigt. Da werden wohl Reste des Parfum-Öls abgewaschen und verdampfen teilweise (oder so). Bei GIT tritt dieses Phänomen sehr deutlich auf, bei Tres Nuit überhaupt nicht. Selbst wenn ich mein Handgelenk am Hals reibe (wo ich meinen Duft immer auftrage), ist kein Rest mehr von Tres Nuit da.

Was ist Tres Nuit also? Ein Zwilling, ein Klon von GIT? Sicherlich nicht. Im Blindtest habe ich die beiden Düfte jedesmal auseinander halten können. Es wirkt ein bisschen so, als hätte man die DNA von GIT nachzubauen versucht, aber dabei ein Chromosom nicht herausfinden können, wodurch die Mischung eben doch nicht so perfekt ist, wie das Original.
Wem das Original auf Dauer zu teuer ist, der sollte hier durchaus mal eine Nase riskieren. Wenn ich mal vor der Wahl stehe, ob ich mir Tres Nuit zulege oder mir GIT kaufe, wird die Entscheidung auf jeden Fall auf Creed fallen. Nicht wegen des Namens, sondern weil der Duft super komponiert ist und die Kopie für mich eben doch nur eine schwarz-weiße ist...

Nachdem ich wegen meines Statements zu diesem Duft häufiger PMs bekomme, wie denn Haltbarkeit und Sillage von CdNIM (im Vergleich zu Creeds Aventus) ist, habe ich mich dazu durch gerungen, einen Kommentar dazu zu schreiben.
Gekannt habe ich diesen Duft überhaupt nicht. Ein extrem netter Tauschpartner legte mir eine Probe hiervon bei einem Probentausch bei (herzlichsten Dank dafür!), wohl auch im Hinblick auf meinen Signatur-Duft.

Als ich ihn eines Abends mal ausprobierte, ohne vorher dazu recherchiert zu haben, dachte ich sofort "Moooment, den kennst du doch!". Wirkt irgendwie, wie ein Aventus-Klon, in dem eine künstliche Ananas (wie von einem Kaubonbon) viel zu sehr in den Vordergrund gemischt wurde, zusätzlich nahm ich eine etwas stechende Note war.
Etwa 10 Minuten später hatte sich das Bild allerdings total gewandelt! Die Ananas wurde auf ein ordentliches Maß zurück geschraubt, der Rauch kam wesentlich deutlicher zum Tragen als bei Aventus (zumindest als bei meinem Batch A42C14D01). Als Freund der "angekokelten Ananas" gefiel und gefällt mir das ziemlich gut! Im später durchgeführten Direktvergleich wirkte Aventus allerdings einen Ticken "runder". In der Basis nahm ich bei CdNIM Moschus und v.a. die Ananas nochmal gut wahr.

Was die Haltbarkeit angeht, hat Aventus definitiv um eine Stunde die Nase vorn.
Bei der Sillage ist Aventus ebenfalls stärker auf der Brust (kann aber auch daran liegen, dass ich die CdNIM-Probe mit einem Sprüher aus dem Aventus-Flakon vergleichen musste).

Nach meiner anfänglichen Euphorie hatte damals im direkten Vergleich doch wieder Aventus die Nase vorne. Falls man aber beide Düfte nicht hat und sich einen zulegen möchte, würde ich zum Armaf raten! 90% aller Leute werden keinen Unterschied feststellen. Die restlichen 10% kann man guten Gewissens auf einen rauchigen Aventus-Batch verweisen *g*