VanVeen

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1 - 5 von 10
VanVeen vor 12 Jahren 14 7
8
Duft
Welcome to the Desert of the Real
Erkundung, Part X

Mit dem Label "Luxus" ist es ein bisschen wie mit Antibiotika: Je mehr man es auf Banalitäten anwendet, desto wirkungsloser wird es. Es gibt aber keine Alternative. Und je größer die Weltbevölkerung wird und je größer der Wohlstand darin, desto kritischer wird die Lage.

Luxus ist längst in einer umgekehrten Legitimationskrise: Je besser die Welt wird, desto schwieriger wird es, ein Image nach oben noch abzusetzen; nicht, weil das die wütenden Massen aufbringen würde, sondern weil die wütenden Massen ihr Stück vom Luxus haben wollen und bezahlten könnten, aber einfach nicht glauben wollen, daß Ihr Stück vom echten Luxus so banal hergestellt, beworben und an alle vertrieben wird wie ihr Stück Kamps-Brot.

Es scheint drei Auswege zu geben.

Ausweg eins, manche Marken weichen tatsächlich nach oben aus, erhöhen die Preise und/oder machen sich rar. (Oft, nach ein paar Jahren, wenn sie genug Nimbus gesammelt haben, werden sie dann abgesenkt und in der breiten Masse ausgeschlachtet, während weiter oben die nächste Markengeneration vorbereitet wird. Absolut rational, wenngleich etwas schamlos: funktioniert ausgezeichnet.)

Ausweg zwei, das Genuin-Artisanale. Wenn man das Glück hat, noch einen richtigen Bäcker zu kennen, oder einen richtigen Schneider, oder einen richtigen Winzer, kann man oft für kleine Preise gutes Brot, sitzende Hosen oder sagenhaften Moselweißwein bekommen. Die Leute, die diese Sachen machen, machen sie nicht um reich zu werden, sondern weil die Herstellung guter Sachen zu ihrem Konzept eines guten Lebens gehört. Ihre Produkte sind oft besser, günstiger und schöner als alles, was die Industrie fertigt, aber sie sind extrem selten, man findet sie kaum im Internet und wenn man sie findet, sind sie nur durch jahrelanges, geduldiges trial-and-error von Stümpern und Spinnern zu unterscheiden. Funktioniert also nur für ein paar Glückliche.

Ausweg drei, Heritage Dilution, Das Große Als-Ob, das funktioniert, weil alle wissen, daß die Wahrheit Fake ist. Wer Legitimation braucht, schaut in die Geschichte. Nun ist die Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts äußerst problematisch für Luxus -- die Moderne ist an sich zu sozial bemüht, um sich als Tranditionslinie für elitären Konsum zu eignen. Es gibt deswegen den (bereits erwähnten) mehr oder weniger erfolgreichen Versuch, diesen sozial/demokratischen Geist aus der Moderne einfach wegzulügen, viel häufiger ist aber den Rückgriff auf noch ältere Traditionslinien. Gerade die erzreaktionäre deutsche Werbebildersprache überschlägt sich ja in der Darstellung heiler prä-industrieller Warenwelten: Alpenmilch in Holzkrügen, Klosterbrauereien, handwerkliche Traditionen und Gesichter, die sagen: Das ist mein Produkt, dafür stehe ich mit meinem Namen. Und in Shanghai setzen neu eröffnete vierzigstöckige Hotels rote Pagoden auf ihre Dächer, gern auch mal unter der Marke einer vor Jahrzehnten untergegangenen amerikanischen Restaurantkette: Im verzweifeltem Versuch, im Nichts, in dem das Neue in einer 7-Milliarden-Menschen-Welt nun einmal entsteht, historisch-legitimatorisch irgendwie zu ankern.

Womit wir bei Pierre Montale wären. Pierre Montale ist ein französischer Parfumeur, ein stiller, ernster Handwerker, der auf einer Bildungsreise in den Orient in Kontakt mit interessanten Duftstoffen kam, eine Leidenschaft dafür zurück in die Hauptstadt des Luxus, Paris, gebracht hat, und von dort aus, mit seinem nach ihm benannten Haus Montale, die Welt erobert hat.
Leider, so liest man, scheint niemand Pierre Montale jemals gesehen zu haben. Es gibt keine Interviews von ihm, und seine Geschichte in tausend und einer Nacht ist ebenfalls undurchsichtig. Die Marke jedenfalls scheint ihm nicht persönlich zu gehören, sondern einem Herrn Ammar Atmeh, wohnhaft in Dubai. Möglicherweise, nur möglicherweise, so sagen die Gerüchte, gibt es gar keinen Pierre Montale, sondern nur ein tatkräftiges Stück Kapital im (gar nicht mal so 1001-Nacht-haften) Nahen Osten, das ihn sich ausgedacht hat, um ein ziemlich großes und schnell hochgezogenes Programm von Düften gehobener Qualität zu verkaufen.

"Red Vetyver" ist (wie hier ausgiebig besprochen) eine Variante von Terre d'Hermès, und hier wird es endgültig spannend: Hermès ist eine der unbeugsamsten Luxusmarken, mit Ausnahme dieses Dufts kompromisslos nach oben ausgewichen und grimmig von dort, in feinen Lederslippers, auf die kalten gierigen Grapschefinger von LVMH tretend.
Terre d'Hermès allerdings wird nicht von Leuten getragen, die sich sonst Hermès leisten. Von all den Männern am Düsseldorfer Hauptbahnhof letzte Woche -- und da war viel dabei --roch nach Terre d'Hermès der eher knuffige Typ mit dem schwarzen Sakko, der Jeans und der schwarzen Notebooktasche aus Kunststoffgewebe (darin zweifellos ein Lenovo oder Toshiba).

"Red Vetyver" riecht (ab der Herznote) ziemlich genau so, also vor allem herrlich nach Zeder, kostet aber etwas mehr. Es ist also: Die von einem vermutlich fiktiven französischen Wunderparfumeur aus Dubai heraus erzeugte Upmarket-Variante des von einem wirklichen Meister formulierten, hervorragenden Downmarket-Dufts einer der bestlegitimiertesten Luxusmarken der Welt. Wenn das nicht cool und zeitgemäß ist, weiß ich auch nicht.

Riecht auch toll: Scharf am Anfang, dann rund und hell nach Zeder. Bei "Red Vetyver" und Verwandten gibt es diesen Mit-der-Nase-Trinken-Wollen-Effekt, die Formel scheint aufs Direkteste auf einen Rezeptor loszugehen.
Man muß allerdings vorsichtig sein damit: Mir ist das schnell viel zu viel in seiner Direktheit. Und auch wenn der Duft immer angenehm bleibt - wenn man ihn über den Bahnsteig riecht, denkt man sich doch schnell ein etwas herablassendes: Ach, sieh an, Du!
7 Antworten
VanVeen vor 12 Jahren 10 2
8
Duft
The Ringing of the Division Bell
Erkundung, Part IX

Auf der Lavendelspur: Utopian von Social Creatures. Utopian ist nicht nur wegen des Lavendels interessant, sondern auch wegen des Blurbs: Die Inspiration für den Duft, schreiben Social Creatures, sei der Optimismus gewesen und die Hoffnung im Britannien der Nachkriegsjahre, als die Moderne auf der Insel Mainstream wurde. Fuck yeah brutalism!

Der Lavendel ist sofort da, überrascht aber: Man denkt ja, man weiß, wie Lavendel riecht, und wenn jemand Lavendel mit was anderem mischt, riecht es nach Lavendel und was anderem. Das stimmt hier mal wieder, und stimmt nicht: Es riecht nach Lavendel, was anderem und was drittem. Hier: Ruhe.

Während bei "Oxford & Cambridge" aus dem Lavendel ein Kerl mit messerscharfer Haarlinie und supersmarter Weste gemacht ist, geht es bei "Utopian" knautschiger zu: Das schlottert alles so ein bisschen unrasiert daher und das Jackett (ohne das ist Lavendel natürlich doch nicht zu haben) ist eher aus Leinen gemacht und hat Beulen. Beim hypothetischen Event "Lavender Friday" tragen die Sales-Leute Oxford & Cambridge und die Grafikdesigner Utopian.

Besonders erwähnenswert sind die Gewürze am Anfang: Das könnte die Nelke sein, falls Nelke direkt auf der Haut so riecht wie "einmal in Mamas Gewürzschrank reinschnuppern": Solche Gimmicks mag ich ja. Spielt für den Duft insgesamt, glaube ich, keine große Rolle; man muß schon sehr nah ran, um es zu bemerken, aber es ist wirklich eine ausgesprochen heimelige Sache, die der Träger da ganz für sich allein hat.

Ein bisschen harmlos ist dieser Duft; schön und harmlos -- das bedeutet halt auch, man traut sich ohne Weiteres, ihn zu tragen. Das hat er übrigens vermutlich mit einem anderen Briten gemein, mit dem ich mich selbst nach dem Test öfter erwischt habe, als ich gedacht hätte: Blenheim Bouquet. Dort ist zwar am Ende die Kiefer der Chef, hier ist es eine Art herber Weihrauch, aber die ziemlich erwachsene Zurückhaltung (eine Kehrseite der Harmlosigkeit) ist dieselbe.

Yet, there is a hunger still unsatisfied.
2 Antworten
VanVeen vor 12 Jahren 20 4
6
Duft
Motorräderwarten ist weder Zen noch Kunst!
Erkundung, Part VIII

Ich habe Spaß am Billigen: Mein 150-Euro-Android-Netbook macht zum Beispiel mehr Freude als das Apple. Natürlich ist das Apple besser, aber: Erstens ist Distinktion qua Qualität oder Kosten von Lifestylegütern (vulgo "Bling") was für Fünfzehnjährige, zweitens konnte sich die teuren guten Sachen jeder reiche Trottel zu jeder Zeit schon immer einfach kaufen. Billiges, massenproduziertes, immer noch ganz gutes Zeug allerdings gibt es nur im Zeitalter manisch vor sich hindampfender Industrie: also genau jetzt. Daß man für 150 Euro eine neue Maschine aus Taiwan bekommt, die nicht nur schneller ist als alles, was vor ein paar Jahren begehrt war, sondern mächtig genug, Probleme zu rechnen, an denen schon Leute verzweifelt sind, die tausendmal schlauer waren als man selbst: Was für ein abgefahren wahnsinnig großartiger Planet ist das denn bitte hier?

Die Firma Zirh macht auf diesem Planeten jedenfalls Männerpflegeprodukte für Männer, die sich in der Garage wohler fühlen als im Bad: Das sieht alles so aus, als könne man die Tuben und Dosen auch zwischen Kontaktsprays, Schraubenschachteln und Farben abstellen, ohne daß sie da auffallen würden. Beim Ölwechsel trockene Haut? Alles in Reichweite! Also nicht so ganz meine Welt.

Allerdings IKON: Teufel, ist dieser Flakon geil. Das Schwarz, die fette Kontaktspraytypo, die magnetische Kappe, und drunter so ein trocken gummibeschichteter Zerstäuberkopf. Gradezu eine Zerstäuberkopfdichtung. Zerstäuberkopfdichtungskappe. Und die Zerstäuberkopfdichtungskappenbeschichtung! Hab ich irgendwas da, wo ich jetzt sofort das Öl wechseln kann, bitte? Dreckig machen, draufhauen, Schraubenschlüssel zwischen den Zähnen?

Und es ist billig, richtig billig. Nimm das, Exklusivitässimulationsindustrie. Ich fang schon wieder an Spaß zu haben, bevor ich auch nur dran gerochen habe. Do not. let me. down. now. Bitte nicht ekelhaft sein jetzt!

Und? Nichts dergleichen! Brav keinerlei Raffinesse, aber von Gestank keine Rede -- das ist ein zeitgenössischer Duschgelduft zum Mitnehmen. Keinerlei Frische, streng bitterer, aber krautfreier Einstieg (wirklich auch kaum zitronig!). Später rauchiger Untergrund nah an der Haut, aber mit ein bisschen Abstand, so weit ich das sagen kann: Ein würziger, freundlich warmer, demokratischer Autoschrauber- und Cruiserduft.

Ziemlich raw, aber sauber, das alles. Und eine gute Erinnerung daran, daß "minimalistisch" (hat hier jemand "Bauhaus" gesagt?) erfunden wurde, um industriell leicht zu fertigen und also billig zu sein. Die Umdeutung auf "edel" ist eine ziemlich neue Strategie!
4 Antworten
VanVeen vor 12 Jahren 17 2
8
Duft
Wie man altmodisch ist und dabei vermeidet, an den Kaiser zu denken
Erkundung, Part VII

Blenheim Bouquet ist toll: Altmodisch, zurückhaltend und ohne jeden Versuch, den Träger als ganzen Kerl auszuweisen, das muß der Kerl dann gegebenenfalls selbst noch machen: Sehr gut! Und natürlich ist ein Duft von 1902 tragbar gemeint: Das ist keine von den fröhlichen kleinen Albernheiten zum Reizen von Nasen, die schon eine Menge kennen, das ist zum Dabeihaben und Benutzen gedacht. Und da stellt sich dann die Stylefrage: Geht das? Kann ich mir als Berliner Anfang dreissig einen Britisches-Empire-Duft drauftun, und auf Nachfrage sagen: Das ist Blenheim Bouquet von Penhaligon's, einem Jermyn-Street-Barber, von 1902? Und mich einreihen in die endlosen Reihen der German Gentleman Wannabes?

Das Bürgertum hat sich, seit es existiert, adlige Codes angeeignet, mit einer nie ganz lupenreinen Mischung aus Bewunderung und So-schwer-ist-das-nun-auch-alles-nicht. Das hat sich nicht geändert bis heute, und wer dieser Tage am Prenzlauer Berg spazieren geht, kann das beobachten: Vor allem die Männer sind gern mit Paraphernalia des englischen Adels dekoriert. Ich warte noch darauf, einen mit Flinte und Hund zu entdecken, aber wie sich ein städtisch-neubürgerliches Biotop als Landjunkertum gebärdet, ist mitunter wirklich komisch anzusehen. Vor allem wenn man selbst schon mal mitsündigt. So: Und jetzt also auch noch Blenheim Bouquet mögen, was?

Ich sage: Geht. Und zwar, weil man sich da vermutlich locker machen darf. Es ist ja genau der englische Adel, der so attraktiv zu sein scheint. Nicht der preussische, nicht der russische oder der belgische. Die Briten sind möglicherweise einfach cool, weil sie in Spitfires den Krieg gegen unseren eigenen überwiegend nichtsnutzigen Adel gewonnen haben. Die neubürgerlichen Schichten, könnte man sagen, möchten jetzt gern adoptiert werden von den britischen Herrn, und das ist auf eine verdrehte Art gar nicht mal unsympathisch -- auch wenn echte Briten mit Klassenbewusstsein und Sinn für Gegenwart schwer genervt sein dürften vom deutschen Merrie-old-Upperclass-England-Wahn, der ja leider auch die unter BMW-Ägide entstehenden Mini-Sondereditionen mit Teebeuteln im Handschuhfach hervorbringt.

Also: Der britische Gentleman ist vielleicht nicht der schlechteste Ersatz für den abgeschafften deutschen Herrn, wenn's um das Abgucken von Kultur geht. Davon abgesehen ist man nunmal vom Markt abhängig, und zwar vom heutigen und dem von 1902: Gibt es denn einen preussischen Duft aus der Epoche? Interessant wäre das! Vielleicht stellt sich heraus, daß Preußen tatsächlich nach Stiefelfett und Kartoffeln roch!

Blenheim Bouquet wiese die britische dann tatsächlich als die frischere, modernisierungswilligere Kultur aus: Limette und ziemlich schnell Kiefer. Lavendel bemerke ich nicht, aber das mag an meiner gewöhnungsbedingten Teilblindheit für Lavendel liegen. Die Limette (samt einer scharf-herben Komponente ganz am Anfang, die echte Limetten gar nicht haben) und die leicht aufgußhafte Kiefer sind hochgradig angenehm in Kombination, und das Ganze bleibt hervorragend im Hintergrund: Allgemeiner Gentryfimmel und Teebeutel-Mini-Sondereditionen hin oder her, das ist und bleibt attraktiv!
2 Antworten
VanVeen vor 12 Jahren 14 4
9
Duft
Nordamerika an der Loire
Erkundung, Part VI

Hier habe ich es also mit einer Anschaffung zu tun. Keiner Anschaffung aus Interesse diesmal, sondern einer aus Überzeugung: Itasca war ein Fall von "Ich will das haben, auch wenn die Probe noch nicht alle ist".

Hauptgrund dafür ist die Vielschichtigkeit von Itasca - und ich gehe davon aus, daß ich noch lange nicht alles bemerke. Was ich bemerke:

- Die Verwandschaft zum sehr guten "Le Vetiver" aus dem selben Haus, den ich vorher kannte und schon zum Besten unter den vetiverthematischen Düften, die ich probiert hatte, wählen wollte. Itasca ist dann gewissermaßen eine zweite Schicht über "Le Vetiver": Der ist da noch drunter, fühlt sich immer noch einfach und integral an, und drüberweg braust dann diese Itasca-Zusatzwürzigkeit.

- Der herb-scharf-männliche Aspekt: Wenn man hier nicht aufpasst, ertappt man das Unbewusste bei einer Erinnerung an den Geruch von väterlichem Rasierschaum, irgendwann in den frühen 80ern. Sobald man dann genauer hinriecht, stimmt's wieder nicht mehr, zu raffiniert, zu trocken, aber für einen Moment ist es da, vermutlich macht's der Weihrauch.

- Die Vetiver-Zeder-Linie: Je länger man wartet, desto deutlicher findet man die Vetiver/Zeder-Linie, die meine andere Anschaffung "Red Vetyver" (davon später mehr) in reinerer Form anbietet, und die hier gut verpackt daran mitwirkt, aus Itasca eine zeitgemäße Angelegenheit zu machen. Ich habe Vetiver/Zeder im Verdacht, den Zeitgeschmack nicht nur zu treffen, sondern der Zeitgeschmack zu sein: So gern, wie ich das, unbedarft, auf Anhieb mochte, so unverbraucht, aber naheliegend ist es offenbar. Das ist ja eine interessante Frage: Wie das funktionieren mag, daß über Jahre sich aufbauende Konstellationen von Riechgewohnheiten dazu führen, daß eine bestimmte Note als neu UND richtig empfunden wird: Zufälliger Verkaufserfolg von billigen Seifen und Duschgels tragen da wohl genauso bei wie die Gewohnheiten der vorherigen zwei Generationen, nehme ich an. Vielleicht auch, wie die Luft riecht, wie neue Elektronik riecht, wer weiß es? Warum bleibt nicht angenehm, was angenehm war? Warum ist DAS (Vetiver/Zeder) so extrem angenehm, genau jetzt? Ein Rätsel.

- Das Wald-Ding. Das in diesem Fall auch ein Park-Ding ist, weil ich es als ziemlich zivilisiert empfinde und nun mal Europäer bin. Wenn ich an Wald denke, dann ist das eine dichte dunkle Angelegenheit mit Brahms und Räubern drin, und so schön das ist, das ist nicht Itasca: Da ist eine Menge Luft zwischen den Bäumen, und die ist höchst transparent und trocken und klar. Eher Nadeln als Laub, nah am Boden: Da liegen die Kiefernnadeln dicht. Ich mag Parks. Ich mag Wälder.

- Eng verbunden damit: Die Präsentation. Luxus funktioniert für mich nur, wenn ich mich von der Gegenseite (Lubin in diesem Fall) ertappt fühle: Die Mistkerle kennen mich, die wissen genau, wie sie's machen müssen. Natürlich weiß ich, daß sie statt der vom Indianerwald auch eine ganz andere Geschichte zu Itasca hätten erzählen können. Und natürlich weiß ich, daß die Geschichte mit der handwerklichen Herstellung in einem Dorf im Loiretal ein bisschen dick aufgetragen sein dürfte. Aber von allen Gaga-Pedigree-Knöpfen, die eine Luxusmarke so drücken kann, drückt Lubin ziemlich stilsicher auf die unpeinlichen, sympathischen Knöpfe. Sowas honoriere ich: Das macht mir Spaß. Die Marketingleute von Lubin und ich spielen ein Spiel: Sie tun so als ob, aber angenehm, ich tu deswegen so als ob ich's ihnen abnehmen würde, und am Ende kriege ich einen tollen Flakon mit Holzdeckel in einer famosen kleinen Kiste, und ich rieche gut. Super!

[Edit: Beim Wiederlesen von Profumos Kommentar bemerke ich gerade, wie sehr ich seiner natürlich viel sachkundigeren Einschätzung hier folge. Also nochmal explizit, soweit ich das sagen kann: Der Mann hat Recht da! Mit allem!]
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