Vegasvolt

Die Tage kam, dank der lieben Amylovesyou, Angel Muse bei mir an. (Vielen Dank nochmal :) )
Endlich! Sehr lange Schlich ich um den schönen Flakon herum, dabei halte ich mich eigentlich nie in der Ecke der Muglers auf. Ich mag Alien und gegen Angel habe ich eigentlich auch nichts, aber tragen würde ich diese nie, weil ich sie entweder mit arroganten Zicken oder meiner ehemaligen Chefin in Verbindung bringe. Natürlich überdosiert und der Flakon war immer dabei, um nochmal nachzulegen (was ja nach einer Stunde auch ziemlich notwendig ist, bei diesen Düften!). Wie oft ich wegen diesen Menschen Luftnot hatte. Womanity, davon möchte ich lieber nicht sprechen.. und Innocent habe ich garnicht mehr getestet. (Wird jetzt aber doch noch gemacht, bei Aura habe ich aber wieder große Zweifel ob ich mir das antuen soll)
Dann kam Angel Muse. Erst interessierte er mich garnicht. Ich hatte nur Angst vor dem, was mir bevorstehen könnte. Als ich ein Pröbchen von ihm bekam, testete ich ihn doch. Der Anfang, ganz klar Angel und meine Chefin kam mir sofort wieder in den Sinn. Ich hatte schon direkt wieder damit abgeschlossen, doch er entwickelte sich schnell und ich war erstmal sprachlos. Ich bekam meine Nase nicht mehr von meinem Arm. Ein warmer-cremiger-Haselnussgourmand, nicht wirklich süß, aber total lecker, genau richtig. Die Sillage und Haltbarkeit, wie bei wohl allen Muglers, fast unschlagbar.
Für mich riecht er nicht wie ein Nutellabrot. Ein bisschen schade, ich stehe total auf Nutella und habe davon immer einen kleinen Vorrat zuhause :D
Aber es stand für mich fest, der erste Mugler der bei mir einziehen würde. Einer der mir gefällt, bevor ich ihn mit jemanden "schlechtem" assoziiere oder an ihm fast am ersticke. Er gehört jetzt zu mir! :)

Es war Herbst 2009, ich hatte Liebeskummer und meine Mutter Fernweh, also entschließen wir uns kurzerhand nach Chicago zu fliegen.
Wir machten uns eine schöne Woche, mit viel bummeln, ein bisschen Shopping und viel Seele baumeln lassen. Dort entdeckte ich auch Couture Couture. In dieser Zeit war ich eh hin und weg von Viva la Juicy, also testete ich ihn garnicht richtig und packte ihn direkt ein.
Das habe ich auch niemals bereut, denn er ist wunderbar. Zwar nicht vergleichbar mit der lieblich-süßlichen blumigkeit seines Vorgängers, sondern eher schwer - süß und etwas (wie es manche wohl ausdrücken würden) altbacken, aber für mich trotzdem wunderschön. Er ist elegant und überhaupt nicht aufdringlich, trotzdem nicht zu nah, sodass einen immer ein leichter Duft umgibt.
Immer wenn ich ihn rieche, denke ich an das alte New York (und ein bisschen an meine verstorbene Oma). An die älteren Hotels, welche in den Bars noch die klassischen, alten Teppiche ausgelegt haben, wo man mittags immer seine Tea-Time bekommt und sich am offenen Kamin wärmen kann. Der Tee wird in kitschigen Porzellan-Kännchen serviert, dazu das passende Milchkännchen und die Zuckerdose, sowie die passende Tasse mit Untertasse. Eben etwas, was mich noch an meine Oma erinnert, wo alles immer stimmig sein musste und es einfach immer urgemütlich war. Wir waren zwar nicht in New York, aber auch in Chicago findet man diese Hotelbars, in denen wir es uns ab und an gemütlich machten und uns aufwärmten. Der Duft passte einfach perfekt dazu.

Er ist nicht jedermanns Geschmack, das habe ich schon oft bemerkt, wenn ich ihn trage. Für mich aber nicht mehr wegzudenken. Schade dass er eingestellt wurde, ich muss wohl noch ein paar Fläschchen Bunkern. Denn ich sehe mich schon schrumpelig vor meinem Kamin sitzen, mit einer Porzellantasse in der Hand und ich erinnere mich an die Zeit in Amerika, an die wunderschönen Tage mit meiner Mutter und an meine Kindheit mit Oma.

Valentina und ich werden einfach nicht mehr warm miteinander und manchmal wünschte ich mir, ich hätte sie eher kennengelernt. Diesen freundlichen, zarten, nahen Duft, der das süße, zierliche Erscheinungsbild unterstreicht. Leider bin ich keine dreizehn, vierzehn mehr. Damals hätte ich ihn wahrscheinlich vergöttert. Valentina kam für mich leider etwas zu spät. Ich möchte jetzt etwas rebellisch sein und gegen den Strom schwimmen, wie in dem Film, wo Valentina vorgestellt wird. Jedoch assoziiere ich dies mit diesem Duft überhaupt nicht.

Valentina bleibt immer das zarte Mädchen, im weißen, frühlingshaften Kleid, welches durch die Blumenwiese hüpft und sich aus manch gepflückten, einen Kranz fürs Haar bastelt. Welches sich, bei der Familienfeier, an das große Klavier setzt und sanfte Melodien spielt. Sie würde jedoch nie auf die Idee kommen, wegzulaufen und auf die kacke zu hauen. Geschweige denn zwei Männer gleichzeitig zu küssen.

Ich mag sie und das, was sie mit sich bringt, ist in keinem Fall schlecht. Jedoch fühle ich mich schon zu 'erwachsen' dafür. Sie ist mir einfach zu zart. Und wenn ich das Bedürfnis habe, wieder mal Kind zu sein und durch die Wiesen zu hüpfen, dann würden mir andere Düfte besser gefallen. Welche, mit denen auch mal etwas mehr riskieren kann, als nur Blumen pflücken und sanfte Melodien zu spielen.

Ich mochte Düfte schon immer gerne und hatte schon früh eine kleine Sammlung, weil ich mir immer mal etwas schenken ließ. Ich wusste auch früher schon, dass man manche Parfüms mit bedacht auftragen sollte und ging immer sehr sparsam damit um. Es war halt auch immer etwas ganz besonderes. Die meisten davon waren natürlich süß und blumig, wie es zu Mädchen in jungen Jahren gehört. Aber es durfte auch schon mal etwas starkes sein.
Es kam die Zeit, als ich experimentieren wollte. Ich schaute mir jegliche Videos an, die ich finden konnte. In einem wurde John Galliano gezeigt. Ein Name der mir nichts sagte. Ein Flakon den ich nie irgendwo hab stehen sehen. Als sie sagte, "ein einzigartiger Duft. So verführerisch, dass dich jeder will", klingelten meine Alarmglocken. Gibts noch mehr Berichte über ihn? Nächstes Video. "Ich stelle mir eine Frau in sexy Dessous vor." Okay, ich muss ihn testen. Ich suchte ihn direkt im Internet und wurde auch sehr schnell fündig. Bei Amazon konnte ich ihn echt günstig schießen, also war der Blindkauf zu verschmerzen.

John und ich mussten uns jedoch erst anfreunden.
Ich wusste wenn er kommt, dass er nicht direkt der freundlichste ist. Ich wurde ja vorgewarnt. Ich musste trotzdem direkt auf ihn zugehen. Ich wollte wissen wovon die anderen sprachen. Ohhh ja, sie hatten recht. Lass ihn erstmal wirken.
Zum Glück war er nur an meinem Handgelenk, aber selbst aus der Armlängen Entfernung ist er sehr präsent. Er entwickelt sich zum Glück schnell bei mir. Aber der zweite Riecher war auch alles andere als Glück. Kirsche??? Keiner sagte etwas von Kirsche. Nach LPRN war ich, dachte ich, kirschgeschädigt. Und ich dachte John und ich würden nie Freunde werden. Eins ist aber sicher, wenn man ihn einmal nah an sich ranlässt, geht er so schnell nicht mehr. Also zogen wir zwei durch den Tag. Ich versuchte immer wieder mich mit ihm zu verstehen, aber irgendwie kam da kein Stück Sympathie. Abends dann, als mein ex nach Hause kam, warteten John und ich schon auf ihn. Überraschenderweise waren mein ex und John direkt beste Freunde. Was ein Wunder war, weil er meine Düfte sonst einfach ignorierte oder ein einfaches, "du riechst heute wieder gut", kam. Um es kurz auszudrücken, es endete als dreier. ;-)

Am nächsten Tag wurde ich alleine wach. Mir wurde bewusst was da geschehen war, aber wie? John und ich konnten den ganzen Tag nichts miteinander anfangen und dann sowas.
Ich dachte ein paar Tage über ihn nach und schaute mir auch immer wieder den schönen Flakon an und musste an die rauchige Kirsche denken.
"Ich würde dich schon echt gern mögen, aber du hast etwas an dir, was mich stört."
Jedoch haben manche auch eine zweite Chance verdient und da John und ich uns ja jetzt schon kannten und ich wusste was mich erwartet, entschied ich mich ihn nochmals einzuladen. Seinen Auftritt ließ ich diesmal aus, drauf und Nase zu und durch. Doch auch an dem Tag konnte ich mich nicht richtig mit ihm anfreunden. Eins steht fest, Er und ich brauchten definitiv noch mehr Anläufe. Doch irgendwann kam ein Punkt, wo ich anfing ihn oft einzuladen. Einfach weil ich ihn vermisste, wenn er nicht da war. Auch nach einigen Jahren darf er immer mal wieder zu Besuch kommen. Er ist halt auf seine Weise einzigartig und das möchte ich nicht mehr missen. :)

Ich erinnere mich an den Tag, an dem ich Bonbon das erste mal testete, als wäre es gestern gewesen.
Berlin, 2014. Wie lange ich darauf gewartet habe, endlich diese Stadt zu sehen. Wir schlenderten gerade am Alexanderplatz herum, als sich plötzlich ein "Frauenproblem" bemerkbar machte. Also schnell ins nächste Kaufhaus, in die Drogerieabteilung, Kasse und Toilette. Natürlich nicht ohne vorher, beim vorbeilaufen, noch einen schnellen Blick auf die schön beleuchteten Flakons zu erhaschen. Geschafft. Aber wenn man ja schonmal da ist und beim rausgehen eh nochmal daran vorbeiläuft, könnte man ja auch wenigstens einen schnell aufsprühen.
Die Pinke Schleife fiel mir sofort ins Auge. Endlich mal nichts eckiges, rundes oder tropfenförmiges. Ein Flakon, der gerade danach schreit, als Dekor aufgestellt zu werden. Und obwohl man denken könnte, dass hinter der Schleife eine Überraschung auf einen wartet, weiß man schon direkt was da drin ist. Es ist süß und klebrig. Ich will es! Drauf damit und raus..
Wie vermutet kam mir direkt die fruchtige-süße entgegen.
Wir schlenderten weiter und ich erwischte mich dabei, wie mein Handgelenk immer wieder zu meiner Nase wanderte. Ich war ja auch nicht darauf eingestellt, dass er plötzlich so warm und edel wird. Fast schon als würde das kleine süße Mädchen zu einer Frau werden, aber nur fast. So begleitete er mich durch den restlichen Tag.
Am nächsten Tag, als der Zauber verflogen war, gingen wir am Ku'damm auf Shopping Tour und ich wusste, was heute in meiner Tasche landen würde. Doch erstmal die ganzen anderen Läden abklappern. Dann kurz vor Ladenschluss, vollgepackt, noch schnell Richtung Parfümerie. Ich wusste ja was ich wollte, also würde es schnell gehen. Da war er, der grüne Laden und ein paar Kunden waren auch noch drin, was ein Glück! Die Ernüchterung kam schnell, denn von außen ging die Tür nicht mehr auf und der Security-Mann lächelte uns auch nur schulternzuckend an. Nein! Das darf doch nicht wahr sein, so kurz vor meinem Ziel!
Ohne ging es zurück ins Hotel und zurück nach Hause, wo ich online direkt zuschlug.
Ich konnte es kaum erwarten, als er mir an der Tür übergeben wurde. Noch beim Tür schließen, riss ich den Karton auf. Und da war er wieder, der süße-fruchtige-warme Duft und die Erinnerungen an die schönen letzten Tage.

Bonbon ist nicht der übersüße Duft, welchen man auch gegen den Wind riecht. Er hat keine richtig große Veränderung. Aber er ist nicht nur durch seinen Flakon einzigartig.
Ich mag ihn sehr gerne um gut durch den Tag zu kommen oder manchmal auf der Couch in Erinnerungen zu schwelgen. Das sind die Duft-Momente, die ich am meisten liebe. Erinnerungen, an schöne Tage, an wichtige Momente oder Personen. Auch wenn diese wunderbare Stadt noch so weit weg ist, an manchen Tagen sind wir uns doch ganz nahe :)

Euch allen schöne Duft-Momente :)