VerMoegla

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1 - 5 von 8
VerMoegla vor 3 Jahren 7 2
9
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Vanillecreme im Holzschälchen
Der Duft riecht zu Beginn irgendwie dickflüssig. Als hätte man eine Lotion oder Pudding auf die Haut gestrichen. Die Iris schlägt gleich erstmal zu. Eine pudrige, vanillige, schwere Creme-Iris. Und auch die cremige Moschusnote ist sofort wahrnehmbar. Nach wenigen Minuten flacht dieser Eindruck schon etwas ab und ein warmer Milchreis legt sich über die Iris. Ich rieche hier Vanillezucker, Pudding, Dessert...ABER: eigentlich habe ich so meine Probleme mit Gourmands. Oft sind sie mir zu süß. Das ist hier glücklicherweise nicht der Fall. Der Milchreis hat zwar ein paar Sprenkel Vanillezucker abbekommen, aber er wurde nicht in Sirup ertränkt. Für mich riecht hier auch irgendetwas ganz angenehm nach Rum. Also ein angenehm süßliches Vanilledessert mit Schuß, das ganz am Ende noch ein paar holzige Noten beisteuert. Sillage wird von Stunde zu Stunde hautnäher. Die Haltbarkeit beträgt auf meiner Haut 4 bis 6 Stunden, auf der Kleidung deutlich länger. Ein Gourmand, der mich nicht erschlägt und der mich gerade wunderbar einlullt und vor der Welt da draußen zu beschützen weiß. Danke Nathalie.
2 Antworten
VerMoegla vor 3 Jahren 2 1
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Tee im Garten
Der erste Sprüher ist ziemlich zitrisch und geht leider ganz leicht in die WC-Reiniger-Ecke. Das klingt ab, sobald die frischen und feuchten Blüten übernehmen. Kurze Zeit später taucht das Teeblatt auf, was das einzige an diesem Duft ist, was mich wirklich überzeugt. Das ist ein realistischer schwarzer Tee. Nicht zu lange gezogen. Vielleicht mit der Bergamotte in Richtung Earl Grey? FLW 001 /ALM erfindet diese Duftrichtung nicht neu, aber sie holt die Blumen-Frische-Tee-Sommer-Liebhaber für wenig Geld ab. Sillage ist sehr moderat, Haltbarkeit ist für den Preis und diese Art von Duft okay. Nichts für den großen Auftritt aber für einen Frühlingstag im Garten perfekt. Am Ende bleibt bei mir ein hautnaher, sehr zarter blümeliger Holzduft übrig, den ich für den Alltag oder um mit der Familie auf einer großen Decke in der Sonne herumzulümmeln, gar nicht schlecht finde.
1 Antwort
VerMoegla vor 3 Jahren 19 5
Das entrückte Wesen am Opernplatz
Eines Tages wurden mein Bruder und ich von unseren Großeltern zum Besuch einer Oper eigeladen. Hänsel und Gretel. Ich habe diese Aufführung zwiespältig in Erinnerung. Als Kinder, die sonst in einem 200-Seelen-Dorf ihre Zeit damit verbrachten fragwürdige Experimente an elektrischen Weidezäunen durchzuführen, war das Leipziger Opernhaus eine beeindruckende Umgebung. Auf dem Rückweg erörterte unser Großvater die Möglichkeiten noch einen Abstecher in eine nahegelegene Bar machen zu können, ohne uns allein in ein Taxi auf den Rückweg setzen zu müssen. Als wir an diesem regnerischen Herbstabend unschlüssig auf dem Augustusplatz herumstanden, wurde eine großgewachsene Frau mit wilden dunklen Locken auf uns Kinder aufmerksam. Sie blickte uns von der Seite an und grüßte uns vorsichtig. Wie sich herausstellte, war sie eine Freundin meiner Eltern, die uns von früheren Besuchen vage bekannt war. Da sie in dieselbe Richtung musste, nahm sie uns in ihrem Taxi mit und mein Großvater konnte beruhigt seiner Wege gehen. Wir Kinder saßen derweil mit der Freundin meiner Eltern im Taxi und fuhren durch den Herbstregen. Mir ist diese Erinnerung so plastisch im Gedächtnis geblieben, weil diese Frau ein Parfum trug. Ich vermute, es war dieser Duft von Issey Miyake, den auch meine Mutter sich eines Tages kaufte. Es war ein gleißend heller silbriger Dut, als würde man kalte frische Luft einatmen und gleichzeitig ersticken. Diese in einen dunklen Mantel gehüllte Frau, die stumm lächelnd neben mir auf der Rückbank saß, verkörperte mit ihrem Duft für mich Reife, Schönheit, Sicherheit und Gefahr zugleich. Dieser Geruch war so schön und fremd für mich dass er sie zu einem der Realität entrückten Wesen machte. Sie schien durch ihn zu schweben.
5 Antworten
VerMoegla vor 3 Jahren 6 2
10
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Samt, Mohair, Angora und Kokosbast
Wäre dieser Duft ein Textil, er wäre ein lilafarbener synthetischer Samt. Und ich habe keine Ahnung, warum mir das so gut gefällt. Als ich "Velvet Haze" zum ersten mal roch, knisterte vor meinem inneren Auge ein wadenlanger Kunstlederrock, ein angoraweicher Wuselpullover schmiegte sich an und hinterließ einzelne Haare auf meiner Zunge....Ihr seht schon: Dieser Duft hat etwas ganz stoffliches und textiles für mich. Zu Beginn war ich ehrlich gesagt wenig begeistert. Irgendwie kratzig, synthetisch, fusselig süß. Ein Jahr später kam er zufälliger Weise bei einer neuen Testung zum Einsatz und ich übte mich in ihm. Meine Mama war sofort Feuer und Flamme: "Der riecht nach dir!" meinte sie. Ich ließ es immer noch ruhig angehen. Und an einem sehr kalten Wintertag im Park hatte er mich dann betört. Okay...Velvet HAze...vielleicht riechst du ja wirklich nach mir. Eigentümlicherweise bin ich relativ orientierungslos in diesem Byredo, wenn es auf die einzelnen Noten ankommt. Als Moschuslight-Lover vermute ich den Moschus eher, als dass ich ihn wirklich klar lokalisieren könnte. Das hier ist kein sauberer Etro-Moschus und auch kein ladylike-Narciso-Moschus. Das hier ist anders. Die Kokosnuss zusammen mit dem Kakao...das ist nicht wirklich lecker. Und zum Glück auch kein Bounty. Aber es ist zweifellos unglaublich ... verführerisch für mich. Auf den zweiten Blick. Velvet Haze startet ziemlich prall und kratzig süß und kann am Anfang schon mal etwas kopfschmerzig sein. Doch nach 10 bis 15 Minuten bahnt sich diese Patchouli-Kakao-Kokos- Creme ihren Weg, die ich niemals essen würde, aber sehr gern rieche. Velvet Haze ist irgendwie schaurig schön. Ein ganz kleines Fünkchen modrig. Und bei weitem kein Crowd-pleaser. Das mag ich vermutlich besonders...dieser Duft wird nicht jedem gefallen und er wird nicht jedem stehen. Aber bei wem es "klickt"....der ist ganz schön glücklich mit ihm.
2 Antworten
VerMoegla vor 4 Jahren 19 6
10
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
9.5
Duft
Die Geranie und die Lederjacke
Vielleicht stehe ich mit dieser Eigenart alleine da, aber es kommt immer öfter bei mir vor, dass ich meinen Duft abhängig von dem Material meiner Kleidung des jeweiligen Tages auswähle. Es gibt also meine Lieblinge für Seidenblusen (Molecule 01, Etro Musk), es gibt mein Cashmere-Team (Amour von Kenzo, Abel odors Cobalt Amber, Frederic malles Dries van Noten,...), weiße Hemden-Düfte (Infusion d´Iris, Ambrette 9) und natürlich Wandler zwischen den Welten, die mal hier, mal da zum Zuge kommen. Und dann gibt es noch das Lederjacken-Team. Und Molecule 234.38 zusammen mit Slow Dance (im Idealfall gelayert) steht hier ganz oben auf meiner Liste zur Zeit. Ich LIEBE die Kombination dieser Düfte zusammen mit dem Eigengeruch meiner Wildlederjacke. Das knirschende Geräusch bei jeder Bewegung meiner Arme, dazu vielleicht noch der zarte Minzduft einer Kaugummipackung aus meiner Jackentasche...und all das mit einem kalten Herbstwind in den Haaren...diese Kombination macht mich wunschlos glücklich. SlowDance beginnt (für meine Verhältnisse) erstaunlich süß. Aber nicht zuckrig, nicht lecker, nicht wie etwas Essbares. Eher kühl süß, abstrakt und irgendwie von Anfang an ....cool. So wie meine Lederjacke. Die Geranie gibt dem ersten Verlauf etwas grasiges und feuchtes und irgendwie klassisches zusammen mit dem Veilchen. Und dann das Labdanum, die hautnahe warme Vanille, der leichte und überhaupt nicht erdige Patchouli-Touch. Jetzt wird dieser Byredo richtig kuschelig, soft und gemütlich, ohne dabei seine Coolness zu verlieren. Aber was mich am meisten umhaut, ist seine Fähigkeit von Wasser reaktiviert zu werden. Ich sprühe mir Parfum gern in den Nacken. Bevorzugt auf den unteren Haaransatz. Bei jeder Dusche kommt mir da eine betörendes Düftchen, ein vanilliges , harziges Lüftchen entgegen, das ich gern zu meinem Signature machen würde.
6 Antworten
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