Vincer

Vincer

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6 - 10 von 26
Vincer vor 11 Jahren 5 2
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
6.5
Duft
Korpulent wohl nur in der Duftentwicklung
Jaja, diese Etat Libre d'Oranges sind schon was.
Allein die Namensgebung ist so herrlich ausgefallen und befremdend
wie die Ingredienzen selbst - sie schreien förmlich das wahrste Leben,
die ehrlichste Realität in verzerrtester Form heraus, das rieche
ich bei jedem Atemzug am Handgelenk.
Für mich die Kopfkinoparfums schlechthin, sehe ich sie ja ohnehin
als reine Kunstwerke an.
Ich glaube fest daran, dass man auch genau das will - nicht unbedingt überzeugen durch den Duft doch primär das Motto realisieren um jeden Preis.

Kommen wir mal zur Schöpfung selbst:

Man kommt sich wie in einer Satire vor, in einer abstrakten und
realitätsfernen Karikatur.
Den Krieg gerade überstanden stehe ich in meinem Häuschen in den USA -
natürlich im Barbershopstyle, man gönnt sich ja sonst nichts - Mitte der 1940er und merke doch fürwahr,
dass hier irgendwelche Leitungen ganz dezent mal am Schmoren sind.
Not Amused greife ich schnell zu meinem neu erstandenen Siemenstelefon
und drehe akkurat paar Ziffern rein, leicht rauschend aber dennoch erfolgreich konnte ich einen Fachmann konsultieren.
Bing Crosbys ungekünstelte Gediegenheit aus dem Grammophon bringt mir dann aber doch wieder etwa gute Laune, nützt ja nichts.

DingDong, die Rettung ist da.
Groß, stämmig, vertrauenserweckend - so sehen sie halt aus, denk ich mir.
Mit schmalzigen Haaren und Bierbauch begibt er sich wortlos an die Stelle des Unglücks, mein Frauchen schaffte es gerade noch so, ihre Crème brûlée zu präsentieren und ich bin ganz hibbelig.
"Quite weird" kann ich nur konstatieren bei der Vermischung des Verschmorten und dem Süßen in der Luft.
Nach etwas Vorarbeit legt er los, als gäbe es kein Morgen mehr:
Es wird gefeuert, gefeuert und gefeuert.
Schmor, Schmoor und wieder Schmoooor.
Die Bude ist blau wie ein Veilchen.

Was ein Stress heute, erst mal was von der Kreation meiner Frau mampfen.
Mr. Fat-E holt sein niegelnagelneues Equipment aus dem Koffer und
holt es aus ihren Verpackungen heraus.
Ein medizinisch-steriler Geruch dringt durch, ja das wirkt doch
echt qualitativ hochwertig.
Beim Anbauen schießen scharfe Blitze gleißend durch's Haus.

Und damit wären wir beim Duft selbst:

Anfangs riecht man tatsächlich verschmorte Leitungen, die sich zunehmend mit einer gourmandigen Süße paaren. Der vortreffliche Drydown wird gebildet aus einer bizarren, medizinischen Vetivernote, die wie meine erwähnten gleißenden Blitze dargestellt wird. Harzig und scharf zugleich, echt markant und schroff.

FAT-E hüpft von Synthetik zu Natur und wieder zurück.
Im Hinblick auf das vorgegebene Motto bleibt mir da nur ein
karges "accomplished".

Well done.
2 Antworten
Vincer vor 11 Jahren 8 3
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Göttliche Fügung
Fate Man ist ein Phänomen.
Wenn ich diesen Flakon ansehe, ich muss ihn nicht mal real in der Hand halten, wird mir fast schwindelig, wie knallig der ist - wie der Duft selbst.
Anfangs leicht kümmellastig, ähnlich wie B*Men, etwas gewöhnungsbedürftig und ich persönlich stempel' ja solche Kontroversen in der Kopfnote schon schnell ab.

Völlig falsch gedacht, das ist wohl die olfaktorische Eingestehung des Jahres!
Amouage, sofern es, wie mein Vorredner sagt, jedes Parfum ein eigenes Genre zuteilt, erschafft ein ganz neues Level, ein ganz anderes Niveau der Parfumkunst. Das ist nie und nimmer ein Alltagsduft, das ist Genialität.

Wenn ich das Parfum auftrage, ziehe ich sinnbildlich einen Schweif von Goldpartikeln hinter mir her. Ich fühle mich fast königlich.
Wirklich, als ob eine Bombe voller Rosen und Gold explodiert - alles ist betroffen und erfasst den Glanz.
Es wirkt wie ein vergoldetes, ein perfektioniertes Zino.

Lavendel wirkt soo fluffig und präsent. Das nenne ich Perfektion!
Mal den direkten Vergleich zu Zino weitergeführt: Fate Man ist zwar
nicht so schwerwiegend im Effekt wie er, jedoch in der Mannigfaltigkeit unübertroffen.
Die Außendarstellung muss exorbitant sein, Fate Man wird mein nächster Begleiter bei der nächsten Studi-Party :)

'Wie eine Sexbombe' meint mein Muttchen.
Und was Muttchens sagen, ist wahr!
Selbst das geniale Reflection Man steht aber sowas von im Schatten zu diesem Vertreter hier.. ich stufe sofort jedes andere von mir bewertete Parfum herunter, damit dieses hier gerecht behandelt wird.
Es fällt schwer, die 100 nicht zu geben.

Fate Man ist sogar schon nach dem ersten Test sehr erschließbar
..oder wie Muttchen zu sagen pflegt: "Wie im orientalischen Puff" ;)
3 Antworten
Vincer vor 11 Jahren 8 2
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8.5
Duft
Reflektion des Anspruchs
Amouage ist wohl der prominenteste Vertreter der Nischenparfumszene,
unbekannt für Laien, schwer erschwinglich auch für Parfumos.
Amouage versteht es jedoch auch, jede einzelne Ingredienz von allerhöchster Qualität zu einem Gesamtgefüge zusammenzusetzen, sodass es kracht!
Die Tatsache, dass man nahezu jedes Glied der funkelnd-teuren Kette
herausriechen kann, bestätigt das..

Die Kopfnote erschließt sich fast von selbst - die orientalische Tiefe
wird zauberhaft von leichtfüßigen Umrahmungen ergänzt.
Es ist irrsinnig beeindruckend, wie die sehr helle Orangennote gepaart
mit der wundervollen Jasmin ein zauberhaftes Orchester spielt.
Die blumigen Noten suggerieren für mich fast ein Gefühl von Paradies,
die Nerolinote hebt dieses Empfindungen auf eine ganz
neue Wolke und vermittelt dadurch allerhöchste Hege- sowie auch Harmonie
eines Parfums: Eingepackt wie in Watte sprüht die himmlisch-leichte
Himbeere voller Licht und Glanz im Frühlingswind.

Die Einbindung von Iris, diese verruchte Trockenheit - untermalt von
der orientalischen Tiefgründigkeit - nimmt Überhand, jedoch immernoch
in einer Wolke voller Glanz und exotischer Blumigkeit.
Diese blumig-exotische Neroliwolke ist ein einschneidender Signaturduft,
man schwebt immer weiter..

Reflection Man reflektiert kühne Männlichkeit, ohne zu wuchten.
Verträumtheit, ohne abzuweichen aber auch Zielstrebigkeit, ohne zu verharren.
Es reflektiert Perfektion, so wie man es auch interpretieren soll.
2 Antworten
Vincer vor 11 Jahren 8 8
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
6.5
Duft
Auf der Suche nach dem Geheimnis
Eine komplette Erfassung eines Parfums ist wie diese legendären Zeldaspiele,
man geht von Raum zu Raum, von Gegner zu Gegner, um Schlüssel
für das nächste Level zu finden.
Bei diesem prominenten Vertreter aus dem Hause Guerlain
bot sich dieser Vergleich nahezu an.

Mittelalter, abends, der junge Link voller Tatendrang.
Da ist er, der:
Tempel des Lichts.

Ein dunkler Raum, jedoch erhellt durch 3 Fackeln inmitten des Raums, welche eine hell-leuchtende Kugel umkreisen, die alles durch ihre projizierende Macht blendet. Drei Tore ringsrum, ein Haupttor zum Endgegner geradeaus, um das große Geheimnis zu lüften.

•1.Tor: Es nebelt ganz schön.. ich kann kaum etwas erkennen.
Der Gegner bekämpft mich mit Puderbomben, damit ich nichts sehen kann.
Das ist durchaus eine gute Taktik, denn andere Gegner konnten mich damit
schon richtig umhauen!
Er verkalkuliert sich aber, da er versucht mich mit Zitronen zu kriegen, die so gar nicht in seinen Angriffsstil passen und somit seh ich wieder ganz klar.
Er schlägt sich wacker, streicht aber nach zwei Stunden die Segel
aufgrund dieser beiden dissonanten Stile.
Dieser Schlüssel geht an mich, jahu!

•2. Tor: Es wird blumig, sehr friedlich hier. Aber halt, das ist wohl eher Gestrüpp ohne Aussage. Diesen Schlüssel will man mir wohl freiwillig übergeben ?!Ja, tatsächlich.. es ist nur ein frappierend subtiles Ablenkungsmanöver, um mich in Sicherheit zu wiegen. Ich setze siegesgewiss meinen Zug fort und gehe über die Haupthalle zum.. Moment mal,wird ganz schön dunkel hier - die leuchtende Kugel verblasst allmählich und zwei Fackeln sind auch schon erloschen...

•3. Tor: Tatsächlich, hier weht ein anderer Wind. Der trinkt wohl gern Tee ?! Aber just im Moment der Erkenntnis, dass es so friedlich nicht sein kann,
greift man mich mit einem Stab aus Zeder an. Ganz schön hartnäckig, aber irgendwann zerbricht auch mal dieses achtbare Holz. Ich hab's! Ich hab's!
Ich kann es kaum abwarten, es zu lüften. Wo ist der Schlüssel, woo ?
Nirgends kann ich ihn finden, ich gehe zurück in die große Halle und blicke
auf eine zerbrochene Kugel, die nur noch leicht glimmt.
Das imposante Tor bleibt geschlossen.
Für immer.
Enttäuscht geh' ich hinaus in's Freie.

Aus dem Tempel raus läuft mir ein alter Weggefährte über den Weg,
der unbedingt mehr über das Geheimnis über den verborgenen Schatz erfahren
will. Die Augen voller Vorfreude blickt er mich an.
Ich erwidere dilettantisch:

"Weißt du, alter Freund, das ist wie mit diesen seltenen Duftwässerchen,
die du so gern selbst braust. Wie heißt dein letztes gleich nochmal ?!
Irgendwas mit Eau Extrême, stimmt.
Anfangs ist es sehr pudrig, was durchaus gefällt.
Nachfolgend jedoch mischt sich Zitrone in den graziösen Duft, welche
den Duft überaus verzerrt. Sehr dissonant, dieser Duft - und dann noch
die Beständigkeit, ohje..
Diese, wie nennst du es gleich ?! Basisnote, stimmt.. die
verschwimmt wie ein Teebeutel in einem Bempel.
Es ist weder edel, da zu zitronig, noch vollendet, da es nicht
signifikant ein bestimmtes Thema aufgreift.
Ja nicht einmal auffallen kann man damit, mit welcher Komponente auch ?!

Ähnlich", so fährt Link fort, "war es in diesem Tempel.
Viel Wind um nichts. Das Geheimnis werde ich wohl nicht lösen können,
das müssen andere versuchen."

Auf der Suche nach dem Geheimnis konnte ich leider keinen Schlüssel finden.
8 Antworten
Vincer vor 11 Jahren 20 6
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Lasst uns den Zauber der Welt nicht verlieren
"Da ist ein Lied, was von Liebe erzählt,
ich hab geträumt, es verzaubert die Welt".
Ein blaues Küglein drauf, ein rotes Küglein drauf, ... *watsch*
Plätzchen dekorieren ist schon ein Erlebnis! :)

Hermessence Ambre Narguilé erinnert an einen 24. Dezember im Jahr.
Man kann es regelrecht fühlen, diese Spannung, diese Düfte, ALLES!

Vati besorgt eine frische Tanne, Mutti bereitet den Braten vor
und draußen ist es weiß.
Es schneit, die ganze Familie ist versammelt - nah am Tannenbaum.
Die ersten Minuten Narguilé's erinnern mich an eine
wunderbare Bescherung im Familienkreis - der Schnee rieselt, die Familie ist glücklich,
die Musik läuft und Vati trinkt ein Gläschen Rum.
Natürlich liegen auch Zimtbrezeln auf dem Tisch, man soll ja auch einmal im
Jahr naschen können.

Aber Mutti hört nicht auf .. sie bäckt auch noch Plätzchen!
Das Haus duftet nach Vanille und Honig.
Warum nicht mal Kind sein?
Ich liefer mir derweil draußen eine packende Schneeballschlacht mit meinen Geschwistern, der Geruch des Kuchens jedoch, der aus dem offenen Fenster herausdringt, lässt mich jämmerlich resignieren.

Ihr merkt schon: hier ist viel Gebäck im Spiel.
Dieser Hermessence vermittelt ein Gefühl von Wärme und Familie..
Wenn ich mal Heimweh habe, trage ich ihn auf.
Mutti ruft zum Kaffeetrinken am Nachmittag herein!
Ein noch warmer Pflaumenkuchen verzaubert den ganzen Raum mit seinem
grandiosen Geruch:
Alle beisammen, alle verstehen sich gut.

Nur so lässt sich dieser fabelhafte Ambre Narguilé beschreiben, also:
Lasst uns den Zauber der Welt nicht verliern!


"Da ist ein Lied, das von Liebe erzählt,
er hat geträumt, es verzaubert die Welt.
Der alte Mann glaubt fest daran,
dass dieser Traum irgendwann leben kann."

Ich bin erst mal die Tanne aufstellen...
6 Antworten
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