Wastlking

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6 - 10 von 15
Wastlking vor 11 Jahren 3 2
7
Duft
Auf den Spuren von Salvatore - "Wild Fig & Cassis" sowie "Vetyver" (in einer Nebenrolle) von Jo Malone
Leider wird der folgende Kommentar kaum etwas über den eigentlichen Duft aussagen. Trotzdem Interesse?

Auf der Suche nach einer Alternative für das eingestellte "Salvatore Ferragamo pour Homme" bin ich nun nach anderen Feigen-Düften ("Figuer/Fig" von Heeley war mir zu süß, "Philosykos" von Diptyque und "Ninfeo Mio" von Annick Goutal sind zwar schön, aber nicht das, was ich suche) auf "Wild Fig & Cassis" von Jo Malone in einer Kölner Filiale der "Türkisen" auf der Schildergasse gestoßen, die Jo Malone "exklusiv" vertreibt - als einer von acht oder neun Filialen in Deutschland, so die Jo-Malone-Beraterin.
Der Nimbus der Exklusivität, welcher die Marke plötzlich umhüllt, machte neugierig und meine Nase testete sich durch die Cologne-Konzentrationen und die Cologne-Intense-Kreationen.

Dann kam "Wild Fig" an die Reihe. Es ist ein frischer, grüner Duft. Ideal für den Sommer, wenn auch mir zu feminin.

Doch das, was den Vorgängern auf meiner Suche nach Salvatore fehlte, fehlt auch "Wild Fig & Cassis". Es ist die leider bisher nicht mehr wahrgenommene Verbindung von Feige und Vetiver, die "Salvatore Ferragamo pour Homme" ausmachte.
"Da kann Ihnen aber geholfen werden," so die Jo-Malone-Beraterin. Sie zückte "Vetyver" der selben Marke. "Haben Sie schon Düfte gelayert?" Nein, das hatte ich noch nicht. Also: "Wild Fig" und "Vetyver" gingen eine Symbiose ein. Eine, die zunächst sehr gefiel. "Vetyver" ist würzig und leicht knarzig. Durch "Wild Fig" wird "Vetyver" frisch. Erinnerungen werden wach. Salvatore? Doch dann verschwindet "Vetyver" sehr schnell und macht "Wild Fig & Cassis" vollends Platz.

Nun denn, die Suche geht weiter.
2 Antworten
Wastlking vor 11 Jahren 5
10
Flakon
2.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Rosmarandels Baby – Cologne Blanche (Dior)
Was erwartet man von einem Duft mit dem Namen „Cologne Blanche“? Ein leichtes Cologne, welches zitrisch-frisch sowie sauber und rein, ja irgendwie „weiß“ wirkt? Auf was muss ich mich einstellen? Welche Assoziationen drängen sich auf? Etwas Seifiges? Etwas Cremiges?

Cologne Blanche ist in dieser Hinsicht eine Überraschung. Bisher habe ich noch keinen Duft unter die Nase bekommen, der zunächst so intensiv nach Rosmarin duftet. Ich empfinde auf meiner Haut den Rosmarin zu Beginn der Duftentwicklung als bestimmende Note – eine olfaktorische Grenzerfahrung, die mich mental sehr schnell in kulinarische Gefilde brachte. Der Rosmarin wirkt herb und frisch – etwas Muffiges habe ich nicht vernommen. Dennoch: wie eine Rosmarinkartoffel aus dem Ofen möchte ich nicht duften.

Doch dann kommt die Mandel. Es entsteht eine elegante Symbiose aus dem Rosmarin und der Mandel, die hervorragend mit den leicht zitrischen Akkorden abgestimmt ist. Der Duft bleibt einige Zeit würzig-frisch, obwohl die Süße der Mandel bereits im Hintergrund anklingt. Mit der Zeit schiebt sich diese immer mehr in den Vordergrund. So könnte ein mit Rosmarin und der Schale von Zitrusfrüchten verfeinertes Baiser duften – ein zugegebenermaßen ungewöhnliches kulinarisches Experiment, das auf meiner Haut bis zu sechs Stunden andauert, was für ein Cologne tadellos ist.

Cologne Blanche ist eine Überraschung und ein Test wert. Auch von meiner Seite ein Dank an Altona für die Spende eines Duftes aus der Privée-Reihe des Hauses Dior, der – unabhängig von der Tatsache, dass dessen Produktion offenbar eingestellt wurde – schwer erhältlich ist.
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Wastlking vor 11 Jahren 8 4
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Antiqua di Parma? – Colonia (Acqua di Parma)
Die erste Begegnung mit dem Cologne von Acqua di Parma in Form eines in einer schmückenden Einkaufstasche beigelegten Pröbchens rief Reminiszenzen an meine Großmutter väterlicherseits hervor, was zunächst zu einer Abwehrreaktion meinerseits geführt hatte.

Nicht, dass die Person der Mutter meines Vaters an sich dafür verantwortlich gewesen wäre – Nein! Es war vielmehr die Tatsache, dass meine Großmutter die Eigenart hatte, ihre Stofftaschentücher mit 4711 zu bestäuben – der kleine Luxus einer Frau, die 1910 selbst das Licht der Welt erblickte und neun Kindern von drei verschiedenen Männern das Leben schenkte, die sie bedingt durch den Krieg als junge Witwe zum Teil allein großziehen und versorgen musste.

Die Assoziation mit dem Echten Kölnisch Wasser, dessen frische und zugleich beruhigende Wirkung meine Großmutter schätzte, ließ mich die Nase rümpfen, da es als Senioren-Wässerchen verschrien ist – trotz aller augenscheinlicher Simplizität des Duftes, die eine anspruchsvolle Komposition zur Ursache haben wird.

Meine Ressentiments beiseitelegend musste ich dem vorschnell abklassifizierten weil als angestaubt assoziierten Duft doch einen schönen Aufbau attestieren. Diese krautig-florale und zugleich zitrische Frische gefiel, die trotz der ebenso auftauchenden Hölzer beibehalten wurde. Der Duft war – ich kann mir nicht helfen, ich muss zu einem Anglizismus greifen – „straight“, was durch den zylindrischen Flakon des Parmaers zusätzlich unterstützt wurde. Er war zurückhaltend, suchte Hautkontakt und erfreute eher den Träger. Die Haltbarkeit war für ein Cologne mit fünf Stunden gut. Aber jetzt im Winter mir persönlich dann doch zu wenig.
Für das kommende Frühjahr und den Sommer wird Colonia von Acqua di Parma auf die Wunschliste gesetzt. Frage an das Forum: Gibt es für den Winter ein Äquivalent?
4 Antworten
Wastlking vor 11 Jahren 9 1
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Aromen des Windes – Chergui (Serge Lutens)
Wenn der heiße Wind Chergui von der Sahara kommend über das Atlasgebirge hinweg in die Küstenstädte Marokkos weht, bringt er alle olfaktorischen Eindrücke, die er bis dahin auf seinem Weg gen Nord-Westen in sich aufgenommen hat, mit.

Die ersten Ausläufer des Windes sind sowohl beerig als auch floral, allerdings wirken diese Noten nicht frisch und grün, sondern die Beeren und ebenso die zu erkennende Rose wurden durch den heißen Wind getrocknet und mit Honig kandiert. Nicht dass die Rose verwelkt oder die Beeren verdorben seien – nein: sie wurden für die Ewigkeit festgehalten, der heiße Wind hat aus ihnen ein duftendes Stillleben werden lassen.

Dieser trockene, beerig-florale Windstoß wird durch das Heu unterstrichen, das wunderbar zu den würzig-rauchigen Akkorden überleitet. Vor allem der Weihrauch, den man trotz der gluterzeugten Aromen der zahlreichen Duftbestandteile gut heraus riechen kann, und das Muskatellersalbei bestimmen hier vor dem Tabak die Szenerie.
Dennoch ist es der geschmeidigere Tabak, der – gepaart mit dem Sandelholz – letztlich die balsamische Note des Windes ermöglicht, die dennoch die kandierten beerig-floralen Momente als auch die würzig-rauchigen Anteile nicht vollkommen in den Hintergrund treten lässt.

Chergui - ein Wind, der sicherlich nicht für jeden bestimmt ist.
1 Antwort
Wastlking vor 11 Jahren 18 6
7.5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
„Wenn meine Oma einen Schwanz hätte, wäre sie mein Opa!“ – Dior Homme Intense (Dior)
Entschuldigen Sie bitte, dass ich meinem Kommentar dieses in Ihren Augen/Ohren möglicherweise anzügliche, deplatziert wirkende Zitat voranstelle – aber das mir aus dem germanistischen Studium und der Auseinandersetzung mit linguistischen Grundlagen und Problemen bekannte Phänomen der kontrafaktischen materialen Implikation schoss mir mit dem titelgebenden Beispielsatz durch den Kopf, als ich Dior Homme Intense zum ersten Mal roch.

Der im Rahmen einer sprachwissenschaftlichen Vorlesung aufheiternde – wenn auch mittlerweile abgeklatschte – Beispielsatz ist nicht-wahrheitsfähig. Dior Homme Intense erschien zunächst nicht tragfähig – eine kontrafaktische olfaktorische Implikation: es steht „Homme“ drauf, ist aber „Femme“ drin!? Ex falso quodlibet – aus dem Falschen folgt Falsches.

Nun gut: der Test war nicht vorurteilsfrei. Was liest man nicht alles! Lippenstiftakkord. Muttis Schminkkiste. Grußmutters Puderdose.
Ermutigt durch einen Austausch mit MilesAway – vielen Dank nochmals hierfür – wagte ich während eines Einkaufbummels die Schnupperprobe an Pandoras Puderbüchse.

Das Ergebnis war, dass eine Aussage Chandler Burrs, einer der bekanntesten Parfumkritiker der USA, mir plötzlich nachlief: in einem Interview äußerte er, dass Vanille der Duft der Huren sei. Warum? Männer – so der Kritiker – liebten den Duft von Vanille, daher röchen alle Huren der Welt so. Ich wollte nicht wie ein allen Köln-Kennern bekanntes, siebenstöckiges, außen blaues und innen rot ausgeleuchtetes Etablissement riechen. Fluchtartig und enttäuscht verließ ich die Parfümerie.

Doch schnell trat die pudrig-kühle Irisnote hervor und ließ die Vanille leicht zurücktreten. Unerwartet baute die Iris eine bisher noch nie bei einem Herrenduft wahrgenommene pudrige Spannung auf, die mir plötzlich gefiel. Im weiteren Verlauf erhielt der Duft eine leicht süße, holzig-balsamische Wärme. Ich war überzeugt. Der Duft gehört in meine Sammlung. Meine Oma hat doch einen … – nein, soweit möchte ich dann doch nicht gehen.
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