30.05.2014 - 10:31 Uhr

Naaase
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Naaase
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Ein "Lederduft" statt einem "Duft mit Leder"
Ein "Lederduft" statt einem "Duft mit Leder"
1916 schenkten Parfümeure in einer kleinen Manufaktur im alten Herzen von Parma einem neuen ungewöhnlich frischen und modernen Duft das Leben: Einem italienischen Eau de Cologne, dem "Colonia". Sein Erfolg beruhte schon damals auf der Reinheit des Duftes, der bis heute unverändert ist und ausschließlich aus natürlichen Inhaltsstoffen entsteht. In den 30er-Jahren entstand der unverwechselbare "Art Déco-Flakon". Der internationale Erfolg kam in den 50er-Jahren dank der Stars aus Hollywood, die von den großen italienischen Regisseuren ins Land gerufen wurden und in den von ihnen aufgesuchten exquisiten Schneidereien "Colonia" entdeckten - ein unverwechselbares Accessoire italienischen Stils und Eleganz.
In den Sechzigerjahren änderten sich mit der Vielfalt an Angeboten die Tendenzen in der Parfümwelt, aber Acqua di Parma behielt seinen Charme für anspruchsvolle Kenner, wodurch es zu einem exklusiven Duft der High Society wurde. 1993 investierten Luca Cordero di Montezemolo, Diego Della Valle und Paolo Borgomanero in die Marke, vereint durch den Wunsch, eine alte italienische Tradition am Leben zu erhalten. Der Erfolg stellte sich rasch ein. Denn: Acqua di Parma sieht sich als Ausdruck eines exklusiven italienischen Lebensgefühls. Qualität, Kreativität, Eleganz und Exklusivität seien die Werte, die hinter dem Stil von Acqua di Parma stünden. Die Qualität rühre von der akkuraten Auswahl der Materialien und der wertvollen handwerklichen Verarbeitung her. Die Kreativität verleihe einer zeitlosen Klassik eine neue Gestalt. Die Eleganz sei ein direkter Ausdruck eines angeborenen Stils, der die schnelllebigen Trends des Augenblicks meide. Die Exklusivität charakterisiere die Einzigartigkeit aller Produkte von Acqua di Parma, die das Wesen der Schönheit hervorhebten und zelebrierten. Durch diese herausragenden Merkmale steige die ästhetische Perfektion zu einem authentischen Lebensstil empor. Ein Ausdruck eines diskreten und niemals zur Schau gestellten Luxus, immer auf individuelle Weise gelebt, der Tradition und Moderne zu vereinen wisse. Definiert werde er durch feine Details, die nur Kennern geläufig seien: Materialwahl, Detailfreude, hochwertige Manufaktur, hochwertige Verarbeitung gemäß den handwerklichen Traditionen, die seit Jahrhunderten existierten und unter einem modernen Gesichtspunkt neu auflebten. Die Produkte von Acqua di Parma würden auch heute mit der gleichen Sorgfalt und Kenntnis hergestellt, die ihren Anfangserfolg geprägt haben. Gerade die Düfte würden mit hochwertigsten Essenzen und Extrakten kreiert. Aber auch der unverwechselbare Flakon mit seinen am "Art Déco" inspirierten Formen werde von Glashandwerkern hergestellt und zeichne sich noch heute durch den wertvollen Verschluss aus Bakelit aus. Das Verpacken erfolge weiter von Hand, wo das Etikett mit sanften und präzisen Bewegungen auf dem Flakon angebracht werde. Die schönen zylinderförmigen Hutschachteln – ein unverwechselbares Detail von Acqua di Parma - würden von Hand hergestellt und durch eine Prägung mit dem königlichen Wappen veredelt. Das Papier sei immer im charakteristischen Parma-Gelb, welches seit 1700 die Fassaden der eleganten Gebäude der Stadt ziert.
Das 1916 kreierte "Colonia" erhielt erst im Jahre 2003 ein "Colonia Assoluta" und im Jahre 2007 ein "Colonia Intensa" zur Seite gestellt. Im Jahr 2010 folgte dann zuerst das "Colonia Essenza", bevor wir dann 2012 mit einem "Colonia Intensa Oud" (zwischenzeitlich offensichtlich nur noch "Colonia Oud") beschenkt wurden. Neben Aufsehen erregenden Düften für die Damen gibt es bei Acqua di Parma noch eine gesonderte "Blue Mediterraneo-Reihe". Diese hat es sich zum Ziel gesetzt, eine besondere olfaktorische Spezialität einer Italienischen Region durch Widmung eines Duftes zu ehren: Unter anderem:
"Foglie di Basilico" (1999),
"Mandorlo di Sicilia" (1999),
"Cipresso di Toscana" (1999),
"Arancia di Capri" (1999),
"Fico di Amalfi" (2006),
"Mirto di Panarea" (2008),
"Bergamotto di Calabria" (2010) und
"Ginepro di Sardegna (2014).
Nach der hauseigenen Konzeption ist "Colonia Intensa" aus dem Jahre 2007 als (eleganter) "Leder-Duft" deklariert. Vor wenigen Wochen wurde jedoch (brandneu !!!) ein neues "Colonia Leather" lanciert. Dies im dunklen Flacon, der bislang nur dem "Colonia Intensa Oud" aus dem Jahre 2012 vorbehalten war. Dieses wird zwischenzeitlich offensichtlich nur noch "Colonia Oud" genannt. Der Zusatz "Intensa" ist mithin entfallen. Offensichtlich bezweckt das Haus Acqua di Parma neben der gesonderten (und auch durch den blauen Flakon bereits deutlich farblich abgesetzten) "Blue Mediterraneo-Reihe" eine Straffung der Produkt-Palette: Neben den "Colonias" (das eigentliche "Colonia" aus dem Jahr 1916 nebst "Intensa", "Assoluta" und "Essenza") soll nunmehr eine eigene "Spezial-Linie" lanciert werden: Das 2012 erschienene "Colonia Oud" soll fortan schon begrifflich kein Ableger des "Colonia Intensa" sein (was es nach meinem Begriff olfaktorisch und auch im Hinblick auf seine -dunkle- Aufmachung ohnehin nie war bzw. sein wollte). Als weiteren "Spezial-Bruder" (im Sinne eines weiteren "Rohstoff-Themenduftes") wird diesem nunmehr das "Colonia Leather" zur Seite gestellt. Als Neuinterpretation des Acqua di Parma'schen Lederduftes. Eine Position, die bislang von "Colonia Intensa" (mehr oder weniger) besetzt werden sollte. Grund genug, diese beiden "Lederdüfte" zu vergleichen:
Das "Colonia Intensa" (aus dem Jahr 2007) beginnt noch wie ein klassisches Colonia: Bergamotte und Zitrone. Klar, natürlich und erfrischend. Nicht sauer, aber eben auch noch keine ausgereiften Früchte. Doch schon bereits nach kurzer Zeit verlässt dieser Duft die eingetretenen Pfade eines klassisch-erfrischenden Colonias: Unsere Zitrusfrüchte werden würziger und auch etwas "dunkler". Es ist jedoch nicht diejenige Würzigkeit, die zum Beispiel Nobile 1942 (so insbesondere in ihrem "Vespri Esperidati Colonia Maxima"
aus dem Jahre 2008) pflegen. Ist es bei Vertretern des Hauses Nobile 1942 oftmals ein ausgedehnter Spaziergang durch sämtliche Kräuterbeete des gesamten Mittelmeer-Raumes, so finden wir hier bei "Colonia Intensa" nur etwas Ingwer mit seiner leicht säuerlichen Schärfe und eine Brise Kardamom wieder. Das genügt auch, um unserem fruchtig-säuerlichen Auftakt etwas "Würze" zu geben. Es kommen dann fruchtig-florale Noten (Neroli) und etwas Tiefe in Form von Myrte hinzu. Nach meinem Empfinden ändert sich aber der Duftverlauf nicht wesentlich. Schon gar nicht so sehr zu dem so heiß herbeigesehnten Leder. Das kommt dann endlich in der Basis. Es ist aber nach meinem Empfinden kein hartes, kein cooles Leder. Eher ein weiches und anschmiegsames Leder eines hellbraunen Sommer-Blousons. Da spürt man keine scharfen Gerbstoffe. Es besitzt weder Ecken noch Kannten. Es spielt auch keine Hauptrolle. Nein, das erledigen unsere würzigen Früchte von vorhin. Unser Leder hier ist zwar da. Aber es unterstützt sie nur. Gibt ihnen bestenfalls ein Rückrad. Ebenso wie die Hölzer, die nunmehr in den Duftverlauf eingreifen. "Fruchtig-leicht ledrig-leicht holzig" klingt dieser Duft nach einigen Stunden aus. Das ist kein "Leder-Duft" sondern "ein Duft (unter anderem) mit Leder". Aber: Schön gemacht !
"Colonia Leather" aus dem Jahr 2014 beginnt auch fruchtig. Jedoch bemerke ich neben den obligatorischen (hier gegenüber dem "Colonia Intensa" bereits etwas mehr säuerlichen) Zitrusfrüchten eine weitere Note. Oh, ein Himmbeerchen lugt da doch ganz verstohlen hinter der Orange und der Zitrone hervor. Wohlgemerkt: Keine süß-fruchtige Himbeermarmelade. Nein ! Ich sprach von einem einzelnen kleinen Himbeerchen. Dieses ist aber so vorlaut, dass es ihm durchaus gelingt, den wesentlich größeren Zitrusfrüchten ein neues Gepräge zu geben. Sehr interessant. Ich versuche gerade, diesen Moment zu genießen, doch der Duft lässt mir dazu keine Zeit: Wie durch "Scotty's Beam-Strahl" aus der Fernseh-Serie "Raumschiff Enterprise" werde ich einfach "hochgebeamt". Und wohin ? Ist doch klar ! In die Lederabteilung ! Ein nach meinem Geschmack sehr schneller Duftverlauf. Aber dafür bekommt man auch gleich, was der Name des Duftes verspricht: Leder ! Cooles Leder, gegerbtes Leder, weiches Leder, Wildleder. Ich könnte diese Serie jetzt endlos fortsetzen. Doch, wirklich, da ist jede Art von Leder vertreten. Angeregt tanzen diese verschiedenen Lederteile miteinander und fügen sich zu einem olfaktorischen Kunstwerk. Unsere Himmbeere von vorhin ist aber nach wie vor da. Immer noch lugt sie frech hervor und gibt unseren verschiedenen Lederstücken eine interessante fruchtige Note. Ich halte den Vergleich mit Tom Ford's "Tuscan Leather" durchaus angebracht. "Tuscan Leather" erscheint mir jedoch fruchtiger, süßer und damit voluminöser. Unser Kandidat hier ist hingegen cooler und schlanker. Nicht schlechter. Halt anders. Unser Leder wird zudem noch begleitet von einer Rose. Keiner dominierenden tiefroten Rose. Es ist eher eine leicht würzig (Thymian) duftende rosa Rose. Auch sie will unseren "coolen Leder-Reigen" nicht dominieren. Sondern nur liebevoll unterstützen. Und dieser "Ledertanz" geht... und geht... und geht...
Mein Fazit:
Während "Colonia Intensa" eine gut gemachte Spielart des Colonias von 1916 (neben dem "Colonia Assoluta" und dem "Colonia Essenza") sein will und auch ist und sich dabei als Facette im Rahmen des Duftverlaufs eines weichen Leders bedient ist "Colonia Leather" ein richtig gut und vor allem cool gemachter -ausgewachsener- Leder-Duft. Und zwar für solche Nasen, die nicht nur etwas "Kuschel-Leder" am Rande erschnuppern wollen, wenn sie nur lang genug danach suchen. Absolute Kaufempfehlung für Lederfreunde !
1916 schenkten Parfümeure in einer kleinen Manufaktur im alten Herzen von Parma einem neuen ungewöhnlich frischen und modernen Duft das Leben: Einem italienischen Eau de Cologne, dem "Colonia". Sein Erfolg beruhte schon damals auf der Reinheit des Duftes, der bis heute unverändert ist und ausschließlich aus natürlichen Inhaltsstoffen entsteht. In den 30er-Jahren entstand der unverwechselbare "Art Déco-Flakon". Der internationale Erfolg kam in den 50er-Jahren dank der Stars aus Hollywood, die von den großen italienischen Regisseuren ins Land gerufen wurden und in den von ihnen aufgesuchten exquisiten Schneidereien "Colonia" entdeckten - ein unverwechselbares Accessoire italienischen Stils und Eleganz.
In den Sechzigerjahren änderten sich mit der Vielfalt an Angeboten die Tendenzen in der Parfümwelt, aber Acqua di Parma behielt seinen Charme für anspruchsvolle Kenner, wodurch es zu einem exklusiven Duft der High Society wurde. 1993 investierten Luca Cordero di Montezemolo, Diego Della Valle und Paolo Borgomanero in die Marke, vereint durch den Wunsch, eine alte italienische Tradition am Leben zu erhalten. Der Erfolg stellte sich rasch ein. Denn: Acqua di Parma sieht sich als Ausdruck eines exklusiven italienischen Lebensgefühls. Qualität, Kreativität, Eleganz und Exklusivität seien die Werte, die hinter dem Stil von Acqua di Parma stünden. Die Qualität rühre von der akkuraten Auswahl der Materialien und der wertvollen handwerklichen Verarbeitung her. Die Kreativität verleihe einer zeitlosen Klassik eine neue Gestalt. Die Eleganz sei ein direkter Ausdruck eines angeborenen Stils, der die schnelllebigen Trends des Augenblicks meide. Die Exklusivität charakterisiere die Einzigartigkeit aller Produkte von Acqua di Parma, die das Wesen der Schönheit hervorhebten und zelebrierten. Durch diese herausragenden Merkmale steige die ästhetische Perfektion zu einem authentischen Lebensstil empor. Ein Ausdruck eines diskreten und niemals zur Schau gestellten Luxus, immer auf individuelle Weise gelebt, der Tradition und Moderne zu vereinen wisse. Definiert werde er durch feine Details, die nur Kennern geläufig seien: Materialwahl, Detailfreude, hochwertige Manufaktur, hochwertige Verarbeitung gemäß den handwerklichen Traditionen, die seit Jahrhunderten existierten und unter einem modernen Gesichtspunkt neu auflebten. Die Produkte von Acqua di Parma würden auch heute mit der gleichen Sorgfalt und Kenntnis hergestellt, die ihren Anfangserfolg geprägt haben. Gerade die Düfte würden mit hochwertigsten Essenzen und Extrakten kreiert. Aber auch der unverwechselbare Flakon mit seinen am "Art Déco" inspirierten Formen werde von Glashandwerkern hergestellt und zeichne sich noch heute durch den wertvollen Verschluss aus Bakelit aus. Das Verpacken erfolge weiter von Hand, wo das Etikett mit sanften und präzisen Bewegungen auf dem Flakon angebracht werde. Die schönen zylinderförmigen Hutschachteln – ein unverwechselbares Detail von Acqua di Parma - würden von Hand hergestellt und durch eine Prägung mit dem königlichen Wappen veredelt. Das Papier sei immer im charakteristischen Parma-Gelb, welches seit 1700 die Fassaden der eleganten Gebäude der Stadt ziert.
Das 1916 kreierte "Colonia" erhielt erst im Jahre 2003 ein "Colonia Assoluta" und im Jahre 2007 ein "Colonia Intensa" zur Seite gestellt. Im Jahr 2010 folgte dann zuerst das "Colonia Essenza", bevor wir dann 2012 mit einem "Colonia Intensa Oud" (zwischenzeitlich offensichtlich nur noch "Colonia Oud") beschenkt wurden. Neben Aufsehen erregenden Düften für die Damen gibt es bei Acqua di Parma noch eine gesonderte "Blue Mediterraneo-Reihe". Diese hat es sich zum Ziel gesetzt, eine besondere olfaktorische Spezialität einer Italienischen Region durch Widmung eines Duftes zu ehren: Unter anderem:
"Foglie di Basilico" (1999),
"Mandorlo di Sicilia" (1999),
"Cipresso di Toscana" (1999),
"Arancia di Capri" (1999),
"Fico di Amalfi" (2006),
"Mirto di Panarea" (2008),
"Bergamotto di Calabria" (2010) und
"Ginepro di Sardegna (2014).
Nach der hauseigenen Konzeption ist "Colonia Intensa" aus dem Jahre 2007 als (eleganter) "Leder-Duft" deklariert. Vor wenigen Wochen wurde jedoch (brandneu !!!) ein neues "Colonia Leather" lanciert. Dies im dunklen Flacon, der bislang nur dem "Colonia Intensa Oud" aus dem Jahre 2012 vorbehalten war. Dieses wird zwischenzeitlich offensichtlich nur noch "Colonia Oud" genannt. Der Zusatz "Intensa" ist mithin entfallen. Offensichtlich bezweckt das Haus Acqua di Parma neben der gesonderten (und auch durch den blauen Flakon bereits deutlich farblich abgesetzten) "Blue Mediterraneo-Reihe" eine Straffung der Produkt-Palette: Neben den "Colonias" (das eigentliche "Colonia" aus dem Jahr 1916 nebst "Intensa", "Assoluta" und "Essenza") soll nunmehr eine eigene "Spezial-Linie" lanciert werden: Das 2012 erschienene "Colonia Oud" soll fortan schon begrifflich kein Ableger des "Colonia Intensa" sein (was es nach meinem Begriff olfaktorisch und auch im Hinblick auf seine -dunkle- Aufmachung ohnehin nie war bzw. sein wollte). Als weiteren "Spezial-Bruder" (im Sinne eines weiteren "Rohstoff-Themenduftes") wird diesem nunmehr das "Colonia Leather" zur Seite gestellt. Als Neuinterpretation des Acqua di Parma'schen Lederduftes. Eine Position, die bislang von "Colonia Intensa" (mehr oder weniger) besetzt werden sollte. Grund genug, diese beiden "Lederdüfte" zu vergleichen:
Das "Colonia Intensa" (aus dem Jahr 2007) beginnt noch wie ein klassisches Colonia: Bergamotte und Zitrone. Klar, natürlich und erfrischend. Nicht sauer, aber eben auch noch keine ausgereiften Früchte. Doch schon bereits nach kurzer Zeit verlässt dieser Duft die eingetretenen Pfade eines klassisch-erfrischenden Colonias: Unsere Zitrusfrüchte werden würziger und auch etwas "dunkler". Es ist jedoch nicht diejenige Würzigkeit, die zum Beispiel Nobile 1942 (so insbesondere in ihrem "Vespri Esperidati Colonia Maxima"
aus dem Jahre 2008) pflegen. Ist es bei Vertretern des Hauses Nobile 1942 oftmals ein ausgedehnter Spaziergang durch sämtliche Kräuterbeete des gesamten Mittelmeer-Raumes, so finden wir hier bei "Colonia Intensa" nur etwas Ingwer mit seiner leicht säuerlichen Schärfe und eine Brise Kardamom wieder. Das genügt auch, um unserem fruchtig-säuerlichen Auftakt etwas "Würze" zu geben. Es kommen dann fruchtig-florale Noten (Neroli) und etwas Tiefe in Form von Myrte hinzu. Nach meinem Empfinden ändert sich aber der Duftverlauf nicht wesentlich. Schon gar nicht so sehr zu dem so heiß herbeigesehnten Leder. Das kommt dann endlich in der Basis. Es ist aber nach meinem Empfinden kein hartes, kein cooles Leder. Eher ein weiches und anschmiegsames Leder eines hellbraunen Sommer-Blousons. Da spürt man keine scharfen Gerbstoffe. Es besitzt weder Ecken noch Kannten. Es spielt auch keine Hauptrolle. Nein, das erledigen unsere würzigen Früchte von vorhin. Unser Leder hier ist zwar da. Aber es unterstützt sie nur. Gibt ihnen bestenfalls ein Rückrad. Ebenso wie die Hölzer, die nunmehr in den Duftverlauf eingreifen. "Fruchtig-leicht ledrig-leicht holzig" klingt dieser Duft nach einigen Stunden aus. Das ist kein "Leder-Duft" sondern "ein Duft (unter anderem) mit Leder". Aber: Schön gemacht !
"Colonia Leather" aus dem Jahr 2014 beginnt auch fruchtig. Jedoch bemerke ich neben den obligatorischen (hier gegenüber dem "Colonia Intensa" bereits etwas mehr säuerlichen) Zitrusfrüchten eine weitere Note. Oh, ein Himmbeerchen lugt da doch ganz verstohlen hinter der Orange und der Zitrone hervor. Wohlgemerkt: Keine süß-fruchtige Himbeermarmelade. Nein ! Ich sprach von einem einzelnen kleinen Himbeerchen. Dieses ist aber so vorlaut, dass es ihm durchaus gelingt, den wesentlich größeren Zitrusfrüchten ein neues Gepräge zu geben. Sehr interessant. Ich versuche gerade, diesen Moment zu genießen, doch der Duft lässt mir dazu keine Zeit: Wie durch "Scotty's Beam-Strahl" aus der Fernseh-Serie "Raumschiff Enterprise" werde ich einfach "hochgebeamt". Und wohin ? Ist doch klar ! In die Lederabteilung ! Ein nach meinem Geschmack sehr schneller Duftverlauf. Aber dafür bekommt man auch gleich, was der Name des Duftes verspricht: Leder ! Cooles Leder, gegerbtes Leder, weiches Leder, Wildleder. Ich könnte diese Serie jetzt endlos fortsetzen. Doch, wirklich, da ist jede Art von Leder vertreten. Angeregt tanzen diese verschiedenen Lederteile miteinander und fügen sich zu einem olfaktorischen Kunstwerk. Unsere Himmbeere von vorhin ist aber nach wie vor da. Immer noch lugt sie frech hervor und gibt unseren verschiedenen Lederstücken eine interessante fruchtige Note. Ich halte den Vergleich mit Tom Ford's "Tuscan Leather" durchaus angebracht. "Tuscan Leather" erscheint mir jedoch fruchtiger, süßer und damit voluminöser. Unser Kandidat hier ist hingegen cooler und schlanker. Nicht schlechter. Halt anders. Unser Leder wird zudem noch begleitet von einer Rose. Keiner dominierenden tiefroten Rose. Es ist eher eine leicht würzig (Thymian) duftende rosa Rose. Auch sie will unseren "coolen Leder-Reigen" nicht dominieren. Sondern nur liebevoll unterstützen. Und dieser "Ledertanz" geht... und geht... und geht...
Mein Fazit:
Während "Colonia Intensa" eine gut gemachte Spielart des Colonias von 1916 (neben dem "Colonia Assoluta" und dem "Colonia Essenza") sein will und auch ist und sich dabei als Facette im Rahmen des Duftverlaufs eines weichen Leders bedient ist "Colonia Leather" ein richtig gut und vor allem cool gemachter -ausgewachsener- Leder-Duft. Und zwar für solche Nasen, die nicht nur etwas "Kuschel-Leder" am Rande erschnuppern wollen, wenn sie nur lang genug danach suchen. Absolute Kaufempfehlung für Lederfreunde !
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