05.05.2020 - 12:41 Uhr

Fittleworth
89 Rezensionen

Fittleworth
Top Rezension
40
C'era una volta ...
Der Duft der dunkelgrünen Zypressen hat mich schon immer begeistert.
Die leichte Bitterkeit, die ihre Nadeln verströmen, erfrischt an heißen Sommertagen vortrefflich. Besonders dann, wenn diese zart bittere Note zurückhaltend mit Zitrusfrüchten und dezent mit Kräuterdüften kunstvoll verwoben wird.
Lavendel, Salbei, Rosmarin, Basilikum, Zitrone, Grapefruit und Pomeranze sind empfehlenswerte Beigaben, die aus einem Zypressenduft ein unvergessliches Erlebnis machen können.
Zypressendüfte können uns nach Italien versetzen, können uns träumen lassen von der Toscana, den Cinque Terre, von der Amalfiküste, von blauer Adria und weißen Segeln unter einem endlosen Sommerhimmel.
Als “Cipresso di Tosacana” 1999 aufgelegt wurde, war die Begeisterung groß.
Es war ein Glanzlicht der “Blue Mediterraneo”-Reihe des Hauses Acqua di Parma.
Zitrisch, unsüß, frisch, von sehr dezenten holzigen und erdig trockenen Noten umspielt – ein italienischer Traum wurde olfaktorisch wahr.
Herb durch die alles dominierende Zypresse, raffiniert komponiert, von enormer Haltbarkeit, mit erstaunlichem Tiefgang. So recht geeignet für heiße Sommertage unter südlicher Sonne.
Die schönste Verkörperung italienischen Lebensgefühls, eingefangen in einem Parfum, das ein großes Kunstwerk war.
Chapeau, Monsieur Duchafour! Rispetto, Signor Duchafour!
Dann, ganz plötzlich, verschwand dieser Duft vom Markt.
Wurde aus dem Portfolio der Firma entfernt.
Einfach so.
Ich war verärgert und konnte die Entscheidung, einen so populären Duft vom Markt zu nehmen, nicht nachvollziehen.
Die als Nachfolger angepriesenen Düfte, wie etwa Ginepro di Sardegna, vermochten mich nicht zu überzeugen.
Es fehlte ihnen all das, was mich an “Cipresso di Tosacana” so begeistert hatte.
Dann aber entschloss sich die Firma Acqua di Parma im Jahre 2018, den Duft neu aufzulegen.
Ein erfreulicher Entschluss, den ich beifällig nickend zur Kenntnis nahm …
Ich hatte mich allerdings zu früh gefreut.
Der neu aufgelegte Duft hat nur noch sehr wenig mit der urspünglichen Version gemein. Man erahnt zwar hier und da die Schatten der einstigen, so gelungenen Komposition, jedoch werden diese zuverlässig ertränkt in einer hintergründigen, süßlichen, unangenehmen und permanent präsenten Note, die sehr viel mit Cremeseife und sehr wenig mit dem Duft von Zypressen zu tun hat.
Die Kopfnote der 1999 auf den Markt gebrachten Version (ich musste etwas suchen, bis ich die exakten Ingredienzien aufgelistet fand) bestand aus folgenden Zutaten: Rosmarin, Basilikum, Grapefruit und Pomeranze.
Eine zitrisch-krautige Note, die unsüß, sehr frisch, beinahe schon kühl, etwas kantig und ein wenig herb den Duftverlauf eröffnete.
Das war großartig, das war gelungen, das war im besten Sinne italienisch.
Für die reformulierte Version von 2018 werden für die Kopfnote folgende Bestandteile angegeben: Orange, Elemiharz, Sternanis.
Das erklärt die unerwartet süße, etwas klebrige Kopfnote, die weich und regelrecht cremeseifig daherkommt.
Ich war unangenehm überrascht.
Ein Vergleich mit einem Rest des ursprünglichen Duftes bestätigte meine Wahrnehmung – die Kopfnoten haben nichts, aber auch gar nichts mehr miteinander gemein.
Das gilt leider auch für die Herznote.
In der Ursprungsversion von 1999 werden für die Herznote folgende Ingredienzien gelistet: Kiefer, Koriander, Lavendel, Jasmin, Maiglöckchen, Kardamom.
Dominiert wurde diese Herznote von einer wunderbaren Verbindung des Lavendels mit der Kiefer.
Das war kühl, das war frisch, das war hervorragend.
In der Version von 2018 werden für die Herznote folgende Bestandteile angegeben: Lavendel, Salbei, Petitgrain.
Ein Vergleich zeigt mir, dass die Herznote des 2018 reformulierten Duftes zwar eine entfernte Ähnlichkeit mit der Herznote der ursprünglichen Version beanspruchen kann – allein, es ist nicht dasselbe. Es fehlt die Tiefe, die Transparenz, die luzide Frische des Originals. In der reformulierten Version wirkt alles flach, glattgehobelt, mit einer undefinierbaren, schwachen Süße überzogen und im Vergleich zur Ursprungsversion regelrecht billig.
Erschreckend!
Die Basisnote zeigt mir am deutlichsten, wie sehr die Reformulierung verändert wurde.
Für die Ursprungsversion von 1999 wurden folgende Inhaltsstoffe angegeben: Zypresse, Silberkiefer, Patchouli, Vetiver, Eichenmoos, Zeder.
Das ließ den Duft noch immer frisch, aber deutlich dunkler ausklingen. Über die kantige Kopfnote, die sattere Herznote bis hin zur dunkelfrischen, erdigen Basis wurde so ein Duftverlauf kreiert, der sich spannend, harmonisch und leichtfüßig präsentierte.
La dolce vita ...
Die leichte, trockene Erdigkeit, die diesen zitrisch-frisch-holzigen Duft einst so angenehm abrundete, findet sich in der reformulierten Version von 2018 nicht einmal in Ansätzen wieder.
Für die reformulierte Version von 2018 werden folgene Bestandteile für die Basisnote gelistet: Balsamtanne, Zypresse, Kiefernnadel.
Es liegt auf der Hand, dass man Patchouli, Vetiver, Zeder und vor allem Eichenmoos nicht weglassen und dennoch hoffen kann, den gleichen Duft zu erzeugen.
Aus einem sehr komplexen, wundervoll komponierten, lichtdurchfluteten, nahezu einzigartigen Duft wurde durch das Weglassen vieler elementarer Bestandteile und durch das Hinzufügen einiger weniger breiiger, süßlicher, seifiger Noten ein Surrogat.
Ein langweilig gefälliges, glattgehobeltes, ausgedünntes, seiner Seele beraubtes, beliebig austauschbares Surrogat eines einst großen Duftes.
Warum nur …?
Tempi passati …
Die leichte Bitterkeit, die ihre Nadeln verströmen, erfrischt an heißen Sommertagen vortrefflich. Besonders dann, wenn diese zart bittere Note zurückhaltend mit Zitrusfrüchten und dezent mit Kräuterdüften kunstvoll verwoben wird.
Lavendel, Salbei, Rosmarin, Basilikum, Zitrone, Grapefruit und Pomeranze sind empfehlenswerte Beigaben, die aus einem Zypressenduft ein unvergessliches Erlebnis machen können.
Zypressendüfte können uns nach Italien versetzen, können uns träumen lassen von der Toscana, den Cinque Terre, von der Amalfiküste, von blauer Adria und weißen Segeln unter einem endlosen Sommerhimmel.
Als “Cipresso di Tosacana” 1999 aufgelegt wurde, war die Begeisterung groß.
Es war ein Glanzlicht der “Blue Mediterraneo”-Reihe des Hauses Acqua di Parma.
Zitrisch, unsüß, frisch, von sehr dezenten holzigen und erdig trockenen Noten umspielt – ein italienischer Traum wurde olfaktorisch wahr.
Herb durch die alles dominierende Zypresse, raffiniert komponiert, von enormer Haltbarkeit, mit erstaunlichem Tiefgang. So recht geeignet für heiße Sommertage unter südlicher Sonne.
Die schönste Verkörperung italienischen Lebensgefühls, eingefangen in einem Parfum, das ein großes Kunstwerk war.
Chapeau, Monsieur Duchafour! Rispetto, Signor Duchafour!
Dann, ganz plötzlich, verschwand dieser Duft vom Markt.
Wurde aus dem Portfolio der Firma entfernt.
Einfach so.
Ich war verärgert und konnte die Entscheidung, einen so populären Duft vom Markt zu nehmen, nicht nachvollziehen.
Die als Nachfolger angepriesenen Düfte, wie etwa Ginepro di Sardegna, vermochten mich nicht zu überzeugen.
Es fehlte ihnen all das, was mich an “Cipresso di Tosacana” so begeistert hatte.
Dann aber entschloss sich die Firma Acqua di Parma im Jahre 2018, den Duft neu aufzulegen.
Ein erfreulicher Entschluss, den ich beifällig nickend zur Kenntnis nahm …
Ich hatte mich allerdings zu früh gefreut.
Der neu aufgelegte Duft hat nur noch sehr wenig mit der urspünglichen Version gemein. Man erahnt zwar hier und da die Schatten der einstigen, so gelungenen Komposition, jedoch werden diese zuverlässig ertränkt in einer hintergründigen, süßlichen, unangenehmen und permanent präsenten Note, die sehr viel mit Cremeseife und sehr wenig mit dem Duft von Zypressen zu tun hat.
Die Kopfnote der 1999 auf den Markt gebrachten Version (ich musste etwas suchen, bis ich die exakten Ingredienzien aufgelistet fand) bestand aus folgenden Zutaten: Rosmarin, Basilikum, Grapefruit und Pomeranze.
Eine zitrisch-krautige Note, die unsüß, sehr frisch, beinahe schon kühl, etwas kantig und ein wenig herb den Duftverlauf eröffnete.
Das war großartig, das war gelungen, das war im besten Sinne italienisch.
Für die reformulierte Version von 2018 werden für die Kopfnote folgende Bestandteile angegeben: Orange, Elemiharz, Sternanis.
Das erklärt die unerwartet süße, etwas klebrige Kopfnote, die weich und regelrecht cremeseifig daherkommt.
Ich war unangenehm überrascht.
Ein Vergleich mit einem Rest des ursprünglichen Duftes bestätigte meine Wahrnehmung – die Kopfnoten haben nichts, aber auch gar nichts mehr miteinander gemein.
Das gilt leider auch für die Herznote.
In der Ursprungsversion von 1999 werden für die Herznote folgende Ingredienzien gelistet: Kiefer, Koriander, Lavendel, Jasmin, Maiglöckchen, Kardamom.
Dominiert wurde diese Herznote von einer wunderbaren Verbindung des Lavendels mit der Kiefer.
Das war kühl, das war frisch, das war hervorragend.
In der Version von 2018 werden für die Herznote folgende Bestandteile angegeben: Lavendel, Salbei, Petitgrain.
Ein Vergleich zeigt mir, dass die Herznote des 2018 reformulierten Duftes zwar eine entfernte Ähnlichkeit mit der Herznote der ursprünglichen Version beanspruchen kann – allein, es ist nicht dasselbe. Es fehlt die Tiefe, die Transparenz, die luzide Frische des Originals. In der reformulierten Version wirkt alles flach, glattgehobelt, mit einer undefinierbaren, schwachen Süße überzogen und im Vergleich zur Ursprungsversion regelrecht billig.
Erschreckend!
Die Basisnote zeigt mir am deutlichsten, wie sehr die Reformulierung verändert wurde.
Für die Ursprungsversion von 1999 wurden folgende Inhaltsstoffe angegeben: Zypresse, Silberkiefer, Patchouli, Vetiver, Eichenmoos, Zeder.
Das ließ den Duft noch immer frisch, aber deutlich dunkler ausklingen. Über die kantige Kopfnote, die sattere Herznote bis hin zur dunkelfrischen, erdigen Basis wurde so ein Duftverlauf kreiert, der sich spannend, harmonisch und leichtfüßig präsentierte.
La dolce vita ...
Die leichte, trockene Erdigkeit, die diesen zitrisch-frisch-holzigen Duft einst so angenehm abrundete, findet sich in der reformulierten Version von 2018 nicht einmal in Ansätzen wieder.
Für die reformulierte Version von 2018 werden folgene Bestandteile für die Basisnote gelistet: Balsamtanne, Zypresse, Kiefernnadel.
Es liegt auf der Hand, dass man Patchouli, Vetiver, Zeder und vor allem Eichenmoos nicht weglassen und dennoch hoffen kann, den gleichen Duft zu erzeugen.
Aus einem sehr komplexen, wundervoll komponierten, lichtdurchfluteten, nahezu einzigartigen Duft wurde durch das Weglassen vieler elementarer Bestandteile und durch das Hinzufügen einiger weniger breiiger, süßlicher, seifiger Noten ein Surrogat.
Ein langweilig gefälliges, glattgehobeltes, ausgedünntes, seiner Seele beraubtes, beliebig austauschbares Surrogat eines einst großen Duftes.
Warum nur …?
Tempi passati …
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