Yharnam79

Yharnam79

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11 - 15 von 79
Yharnam79 vor 3 Jahren 16 7
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Duft
Der "unhighe" Hippie
Es ist schön unf faszinierend zugleich, dass es tatsächlich immer mal wieder Düfte gibt, die neue Wege gehen. Bezogen auf das Cannabis-Thema gibt es wirklich viele und natürlich auch gute Düfte; allerdings riecht die Hälfte davon wie Black Afgano in tausenfacher Abwandlung. Das ist erstmal wertfrei gemeint, denn Black Afgano ist ohne Frage auch ein wirklich guter Duft. Trotzdem habe ich die meisten Cannabis-Düfte bisher als vom Duftbild oder Duftcharakter sehr ähnlich empfunden.

Und trotz der mehr als endeutig wahrnehmbaren Cannabis-Note ist Ganja Kasturi wohl der "unhigheste", am wenigsten einlullendste und der weitaus bissigste Hippie, der mir bisher unter die Nase gekommen ist.

Beissend, scharf-krautig-herb in knalligen Rot-Grün-Tönen knallt es einem erstmal wie eine schallernde Ohrfeige entgegen. Da schwingen schon die psychedelischen Neon-Poster mit...
Bestimmt könnte man den Auftakt als Riechsalzersatz benutzen.
Haben sich dann alle Rezeptoren auf Monstermodus eingestellt wird man im wahsten Sinne des Wortes berauscht. Berauscht von einer Cannabisnote, so schillernd grün, so frisch und gehaltvoll wie ich persönlich sie in noch keinem Duft gerochen habe.
Und so herrlich wach!
Damit meine ich genau das, was ich oben schon angerissen hatte. Ganja Kasturi geht herrlich anders vor als die meisten Cannabisdüfte. Hier ist nix mit breit in der Ecke hängen und chillen.
Das komplette Gegenteil ist der Fall.
Man befindet sich im Wachrausch.
Offen und empfänglich für alle Eindrücke.
Kreativität und Neugier sprudeln in würzig-grünen Springbrunnen.
Euphorisiert.
Frei.


Keine weiteren Worte nötig.
7 Antworten
Yharnam79 vor 3 Jahren 18 10
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Duft
Zähnefletschen
Ich bin (offen) gestandener Fan der Prin-Düfte und der gesamten "Duftphilosophie".
Und da ich mir, was meine eigenen Duftgeschmack angeht, mittlerweile ziemlich sicher bin, habe ich auch tatsächlich (mal wieder) den mutigen Schritt gewagt und die beiden neuen Prins ungerochen geordert. Natürlich mit etwas schlechtem Gewissen, des Preises wegen und in der großen, großen Hoffnung, ich möge beide zumindest "okay" finden.

Ich habe in meinem Statement geschrieben, es ist ein wenig so, als hätten sich Sandor 70's, Peau de Bête und Aran zusammengetan. Die Oudnote in Varuek kommt zusätzlich der von Arsalan sehr nah.
Und wenn man die genannten Düfte mal beäugt, dann zeigt sich, dass das alles keine klassischen "Crowdpleaser" sind. Man kann sich dadurch evtl vorstellen, was einen bei Varuek erwartet...
Wer mit Prin bisher nichts anfangen konnte, wird das mit Varuek vermutlich auch nicht können.

Varuek (übersetzt: Wolf) haut mit Oud, Animalik und Biss nicht gerade zaghaft um sich.
Dunkel ist er. Dunkel und ernst.
Reviermarkierend und zähnefletschend.
Und gefährlich.
Oder beschützend?
Braun und dunkelgrün.

Sehr deutlich hat sich da das ein oder andere Tier kräftig im Moos gewälzt.
Unabsichtlich ausgebuddelt hat es dabei einen uralten Lederschuh.
Schwitzig, drückend und klebrig ist das Oud, and dem massenhaft Haare des Tierfells, Gräser und Blätter kleben geblieben sind.
Allerlei krautiges, moosiges Grünzeug (teils saftig, teils leicht angemodert) liegt überall auf dem an manchen Stellen staubtrockenen, an anderen Stellen matschigen Waldboden herum.
Und über allem wacht der Wolf mit seinem verzottelten, von der Jagd beschmutzten Fell.
Irgendwie angsteinflössend, irgendwie das genaue Gegenteil.
Mächtig und geheimnisvoll.
Das Tier schwitz, das feuchte Fell glänzt in der roten Sonne und das Oud zieht sich in balsamischen Fäden zu dicken Tropfen herunter bis auf das Moos.

Varuek ist ein schwieriger Duft, keine Frage.
Ich glaube, wer Prin an sich oder einfach der Art von Düften nichts abgewinnen kann, wird auch hier angewidert die Nase rümpfen.
Liebhaber solcher Düfte werden aber höchstwahrscheinlich ihre wahre Freude an ihm haben.
Ich freue mich, angesichts des Blindkaufs, dass ich zur zweiten Kategorie gehöre.

Einer der besten Düfte der gesamten Prin-Linie.
10 Antworten
Yharnam79 vor 3 Jahren 12 7
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Duft
Hexenkunst
Die Glocke läutet ein die Nacht,
ihr Klang erweckt die Wesen,
die durch die fahle Mitternacht,
gefegt auf ihren Besen.

In Dunst gehüllt tritt sie herein
und kriecht ein Windhauch vor ihr her.
Der Ohnmacht nah, da dünkt es mich,
dass nun das letzte Stündlein wär'.

Und wenn die Glocke ausgeträumt,
geschwind die Hex' in ihrem Heim,
hat alle Seelen aufgeräumt,
erwacht der Tag - erwacht das Sein.

Die Glocke. *

Im Auftakt wälzt sich ein verzotteltes Schaf durch allerlei Kräuter, Moose, Flechten und modriges Holz.
Zufrieden bettet es sich auf einer alten, verwetzten und doch immernoch geliebten und oft getragenen Tweed-Jacke zur Ruhe;
den Kopf auf staubtrockenen Sägespänen abgelegt.
Aus der schon verfallenen Lehm-Holzhütte nebenan dringen leichte Schwaden von Beiz.- und/oder Lösungsmittel zu ihm herüber. Vielleicht sogar der Geruch von verrostetem Werkzeug.

Während das Schaf nun in der Basis friedlich im Hintergrund vor sich hin schlummert ist der Duft nun vollends erfüllt von Holz bzw. Hölzern, fast scharfem Grünzeug - manches davon regennass, manches schon etwas verkokelt - und scharf-räuchrigen Kräutern.
Der Anteil von verfilzter Woll-Animalik, der auch vorher schon zwischen Schafspelz und Tweed-Jacke hin und herschwingt, hat sich mittlerweile auch stark zurückgezogen und mutet fast schon mild und (honig-?-)süß an. Ganz im Gegensatz zu dem tiefgrünen Gräser-Kraut-Holzgemisch. Das ist und bleibt von der scharf-herben Sorte. Zwischendurch immer mal wieder fast säuerlich. Dazu trägt in meiner Wahrnehmung das Wermutkrau maßgeblich bei.
Angenehm ist der Puffer durch einen tatsächlich etws torfigen Unterton. Ähnlich des Moorbodens, dessen Geruch ich aus Kindheitstagen vom "ewigen Meer" noch super-präsent in Erinnerung habe.
Dass das bereits werwähnte Tweed-Jackett-Bett schon das ein oder andere mal mit Seife in Berührung gekommen ist flackert auch immer wieder auf.
Ebenso kommt bei jeder Drehung, die das Wollknäuel im Schlaf macht, auch der verzottelte aber irgendwie schön-kuschelige Schafspelz wieder durch.


Herb-würzig-rauchig und dunkelgrün.
Dazu die uralte Tweed-Jacke mit Kernseife gewaschen und das zottelige Schaf drin eingemummelt.

Toll (gemacht)!





* kasper hate - die glocke
7 Antworten
Yharnam79 vor 3 Jahren 32 13
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9.5
Duft
W (eil) A (lles) L (eben) D (uftet)
Wer durch Zufall oder aber gewollt schon einmal Reviews von mir gelesen hat, dem dürfte recht schnell aufgefallen sein, dass ich mich gerne in den deutlich experiementelleren Duftwelten bewege. Dabei bin ich den "Naturaromen" sehr zugewandt. Animalik, das was einige eher empfindliche Nasen wohl als "schmutzig" beschreiben würden und auch alle Arten von "Erd.- und Walddüften" wecken recht schnell mein Interesse - was letzteres angeht immer auf der Suche nach einem Waldduft, der auch wirklich waldig riecht. Damit meine ich nun nicht, dass der olfaktorische Waldspaziergang nicht auch andere Nuancen aufweisen darf. Sobald das Thema allerdings dann von tausend anderen Noten und Eindrücken zugeklatscht wird, schwindet in der Regel auch meine Begeisterung einem "schon tausendmal gerochen"- Gefühl.

Kurz, plakativ und recht eindeutig kommt "Wald" nun mit einem Duftnamen daher, der natürlich sofort mein Interesse und nicht zuletzt auch meine Erwartungen geweckt hat. Gesteigert noch durch die äußerst interessante und vielversprechende Duftpyramide und nicht zuletzt durch den klassisch-schönen Auftitt des Flakons.

WALD entspricht nahezu dem, was ich mir so lange gewünscht hatte.
Als wäre dieser Duft die Grundessenz aller waldartigen Parfums, die ich bisher gerochen habe:

Unverschnörkelt, fast ernst, knorrig-knarzig-harzig-rauchig und so tief und dunkelgrün, dass es schon fast wie schwarz wirkt.
Unheimlich und einladend zugleich.
Alt und weise ist dieser Wald.
Viel gesehen, erlebt und ertragen hat er.
Zeichen der Jahre und Wunden verschiedenster Naturgewalten ziehen sich durch die Bäume und den Erdboden. Schlamm vom Regen, ein Stück weiter die vom Blitz verbrannten, fast holzkohligen Überreste von Gras, Sträuchern und Ästen.
Hier und da ein Waldbewohner, der sich den Schmutz und das klebrige Harz an den Baumrinden vom Fell reibt. Über ihm in den Ästen tropft dicker, süßherber Wildhonig direkt aus einem Bienennest auf das Unterholz herab.
Ein kleines, verlassenes Lagerfeuer, das noch leicht vor sich hindampft. genau wie allerlei (Weih-)räucherwerk befindet sich neben einer kleinen Lichtung mit einem schiefen und fast völlig zerfallenen Holzhäuschen.
Ein Hexenhaus?
Kräuterig-mystsicher Rauch steigt aus dem windschiefen Schornstein und webt sich zwischen die blättrigen Äste. Drinnen, ein uralter Kessel über einer lodernden Flamme. Was in dem Kessel vor sich hindampft ist schwer auszumachen; lebendig war es mit Sicherheit mal.
Drumherum allerlei Holzregale oder nennen wir es lieber Holzbretter mit allerlei Tinkturen, Salben und Kräutern.

WALD ist definitiv kein Crowdpleaser.
Zu eigenwillig und ernst ist er.
Trotzdem ist es ein Duft, den man mal gerochen haben sollte.
Für mich ist er gleichzeitig das Ende einer langen Suche.
13 Antworten
Yharnam79 vor 3 Jahren 15 9
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9
Duft
Im Inneren eines tiefgrünen Edelsteins
Dies dürfte wohl eine meiner kürzeren Bewertungen werden. Denn entgegen aller Lobgesänge, die mir zu diesem Duft einfallen, ergibt er für mich ein derart komplexes Duftbild, als dass eine Aneinanderreihung der Ingredenzien schlichtweg überflüssig wäre.
...und gerecht werden würde das dem Duft wohl auch nicht.

Betelpfefferblatt gibt kantige Bitterwürze, der Vetiver ist saftig und frisch, die teils scharfen, teils rauchigen Gewürze wie aus dem fernen Asien und direkt in einem buddhistischen Tempel eingefangen und mit Myrrhe und nasskaltem Grün verwoben.
Das alles klingt schon toll, beschreibt aber nur zum Bruchteil das sich daraus ergebende Ganze.
Und auch wenn das evtl. auch ziemlich unspektakulär und gefällig klingen mag, beides ist es keineswegs.
Zu kantig, zu ungewohnt, zu fremd oder nennen wir es eigenartig ist das, was einem da in die Nase steigt.

Übrigens: ich bin eigentlich kein wirklicher Freund von Fougère-Düften.
Irgendwas in der "klassischen Fougère-Mischung" bzw. an dem klassischen Fougère-Akkord mag ich schlichtweg nicht.
Der einzige, der mich bisher gekriegt hat war Dodo. Der dürfte allerdings auch als " Fougère-Abwandlung" durchgehen.
Evtl. auch Häxan, den ich persönlich allerdings nicht wirklich zu der Kategorie Fougère zähle, auch wenn er wohl heruntergebrochen dazu gehören dürfte.

Bei Mohragot handelt es sich (ebenfalls) um eine Nische im Fougère-Genre.
*zumindest teilt es die prin-eigene Duftbeschreibung so mit...
Eine ganz, ganz dunkelgrüne.
Nass.
Erdig.
Würzig.
Bitter.
Mystisch.
Naturverbunden.
Fremd.
Geheimnisvoll.
Undurchdringliches Dickicht.

Um in Metaphern zu sprechen:
Als befände man sich im Innersten eines ungeschliffenen, rohen und tiefgrünen Edelsteins.

Ein wahrhaft faszinierender Duft.
9 Antworten
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