26.04.2016 - 12:37 Uhr
loewenherz
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Tough Mudder
Dass Menschen so ab Mitte dreißig – auch und gerade die nicht ganz so sportlichen - oft den plötzlichen Drang entwickeln, unbedingt einen Marathon laufen zu wollen ('Wenn nicht jetzt, wann dann?'), ist ja nicht neu. Doch wie ich neulich lernen musste, ist 'nur' Marathon inzwischen doch allzu sehr 00er Jahre – in den 10ern wird mindestens Iron Man gelaufen – oder lieber gleich Tough Mudder! Ein Tough Mudder ('tough' = schwierig/zäh, 'mud' = Schlamm) ist ein Lauf von deutlich weniger als Halbmarathondistanz, dafür mit Hindernissen - etwa dem Hindurchtauchen unter einem Zaun in einem mit Eiswasser gefüllten Becken oder dem Hochlaufen einer mit Fett bestrichenen Quarterpipe. Namengebende Königsdisziplin ist das Durchrobben eines Schlammfeldes unter tiefhängenden Weidezaunstromleitungen.
Tough Mudders sind also nichts für Weicheier, und deswegen sind es vorwiegend (aber nicht ausschließlich) Männer, die an solchen Events teilnehmen. Und meistens (vielleicht irre ich da aber auch) sind es solche mit eher urban geprägten Lebensstilen und in Anzug (oder Kostüm) betriebenen Berufen – und keine ehemaligen Navy Seals - oder wenigstens Leute, die sich beruflich schmutzig machen (oder auch nur ins Schwitzen kommen). Eher sind es der Senior Product Manager und die Marketing-Direktorin, die da den Matsch durchrobben. Die dreckigen Klamotten werfen sie danach in einer Plastiktüte hinten in den Kofferraum des SUV, um dann Wochen später bei dessen freitagabendlichem Beladen mit Paté und Chardonnay ganz beiläufig zu bemerken: 'Ach, das ist noch vom Tough Mudder neulich…'
Dieser Dualismus – etwas sehr konfrontativ Schmutziges und etwas doch im Grunde Kultiviertes und Arriviertes – kennzeichnet auch Patchouli Absolu, einen von Tom Fords jüngeren Private Blends. Der zentrale Patchouli wird initial flankiert von finsteren Gewürzen - er startet dunkel und ein wenig rau. Wirklich dreckig ist er jedoch nicht (dazu fehlen in der Kopfnote animalische Komponenten), sondern eher 'gepflegt beschmutzt', was durchaus angenehm gemacht ist, wenn man Patchouli wie ich eher misstrauisch gegenüber steht - so wie es sich auch angenehm anfühlt, zwei Stunden nach dem Tough Mudder mit einem Glas Beaujolais Nouveau von der heimischen Dachterrasse auf das herrlich gentrifizierte Frankfurt oder München herabzuschauen. Patchouli Absolu kommt ohne jede Hippie- oder Gruftassoziation, dafür mit einer winterlichen und fast weihnachtlichen Anmutung (Tonka?), und die Hölzer geben einen satt grünlichbraunen Akkord hinzu - eben jene gezähmte Dosis Outdoor, die Städter wie wir noch gut vertragen. Und schließlich ist da eine finale, ganz weiche Ledernote – wie die Sportsitze des SUV, in die wir erschöpft nach dem Tough Mudder sinken und geschwind auf dem Blackberry checken, ob das Update der Präsentation endlich geliefert wurde.
Fazit: urban-gediegene Dreckigkeit von Meister Tom. Gefälliger Patchouli auch für Nicht-Aficionados.
Tough Mudders sind also nichts für Weicheier, und deswegen sind es vorwiegend (aber nicht ausschließlich) Männer, die an solchen Events teilnehmen. Und meistens (vielleicht irre ich da aber auch) sind es solche mit eher urban geprägten Lebensstilen und in Anzug (oder Kostüm) betriebenen Berufen – und keine ehemaligen Navy Seals - oder wenigstens Leute, die sich beruflich schmutzig machen (oder auch nur ins Schwitzen kommen). Eher sind es der Senior Product Manager und die Marketing-Direktorin, die da den Matsch durchrobben. Die dreckigen Klamotten werfen sie danach in einer Plastiktüte hinten in den Kofferraum des SUV, um dann Wochen später bei dessen freitagabendlichem Beladen mit Paté und Chardonnay ganz beiläufig zu bemerken: 'Ach, das ist noch vom Tough Mudder neulich…'
Dieser Dualismus – etwas sehr konfrontativ Schmutziges und etwas doch im Grunde Kultiviertes und Arriviertes – kennzeichnet auch Patchouli Absolu, einen von Tom Fords jüngeren Private Blends. Der zentrale Patchouli wird initial flankiert von finsteren Gewürzen - er startet dunkel und ein wenig rau. Wirklich dreckig ist er jedoch nicht (dazu fehlen in der Kopfnote animalische Komponenten), sondern eher 'gepflegt beschmutzt', was durchaus angenehm gemacht ist, wenn man Patchouli wie ich eher misstrauisch gegenüber steht - so wie es sich auch angenehm anfühlt, zwei Stunden nach dem Tough Mudder mit einem Glas Beaujolais Nouveau von der heimischen Dachterrasse auf das herrlich gentrifizierte Frankfurt oder München herabzuschauen. Patchouli Absolu kommt ohne jede Hippie- oder Gruftassoziation, dafür mit einer winterlichen und fast weihnachtlichen Anmutung (Tonka?), und die Hölzer geben einen satt grünlichbraunen Akkord hinzu - eben jene gezähmte Dosis Outdoor, die Städter wie wir noch gut vertragen. Und schließlich ist da eine finale, ganz weiche Ledernote – wie die Sportsitze des SUV, in die wir erschöpft nach dem Tough Mudder sinken und geschwind auf dem Blackberry checken, ob das Update der Präsentation endlich geliefert wurde.
Fazit: urban-gediegene Dreckigkeit von Meister Tom. Gefälliger Patchouli auch für Nicht-Aficionados.
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