Zauber600

Was für ein fetter Duft! Yatagan hat ihn als

'Holzig-ledriges grünes Monstrum, dem Rauch aus dem Maul qualmt'

in seinem Statement beschrieben. Und was soll ich sagen: So ist es!
Aber nicht nur:
Bei meinem Test konnte ich zusätzlich noch Blumen - Rosen ziehen sich durch den ganzen Duft - Jasmin in der Herznote und insgesamt viel Seife erkennen.

Der Dufteindruck ist der einer gekonnten Mischung von Orient und Okzident für Liebhaber ausdrucksstarker Düfte. Und das ist er .. Shuhrah ist kein leises Wässerchen sondern braucht definitiv eine Bühne und jemanden, der den Duft trägt und nicht umgekehrt. Hier ist auch die Damenwelt zum testen gebeten: Als Abend-/Winterduft ist er auf Frauenhaut sicher auch schön .. Rauch sollte allerdings kein No-Go sein!

Ein weiterer Grund meines Kommentars ist die von mir nach dem Test von "Morning Chess" festgestellte Ähnlichkeit zwischen beiden: MC ist zwar grüner, ohne Blumen bzw. Seife dafür mit Leder und vor allem weniger süß, aber trotzdem in ähnlichen Gefilden unterwegs.
Man könnte sagen, Shuhrah ist der arabische Vetter mit allen orientalischen Facetten im Gegensatz zum im Vergleich eher etwas spröden amerikanischen Duft.
Interessant ist hier natürlich der Preisunterschied: Der Rasasi kostet ein Zehntel des recht hochpreisigen Vilhelms. Ein Versuch lohnt hier allmal.

Für wen: Nervenstarke Parfumos/Parfumas (es sind schon einige Shuhrahs in den Souk gewandert)

Haltbarkeit und Sillage: Am oberen Limit

Wann: Freizeit und sicher bei kalten Wetter in unserem Kulturkreis besser zu (er-)tragen oder natürlich als Duft für den Abend/Nacht

Das war das erste, was mir beim Lesen der Duftpyramide (Kamille) durch den Kopf ging. Aber das hat sich beim Testen doch recht schnell relativiert:
Der Duft beschreibt - ich verwende mal ein Bild - einen gepflegten Herrn in Tweed + Cord beim Verlassen seines Range Rovers um einkaufen zu gehen. Natürlich bei Harrod's, wo denn sonst!
Irgendwie erinnert HfH auch an britische Landschaften, diese schönen geschwungenen Hügel mit den doppelten Hecken für die Vögel und den Natursteinmauern. Also irgendwie schon VERY BRITISH, das haben sie bei Bond gut hinbekommen.

Der Start mit Kamille und zusätzlich Gewürzen ist cremig und trotz des Sternanis nicht allzu hell geraten. Sehr angenehm zu riechen und die Herznote mit weiterer - etwas bitterer - Würze, Lavendel/Veilchenblatt fügt grüne Noten hinzu, die in der Basis mit hochwertigen Leder und Sandelholz gestützt werden. Dezente Aquatik ist am Ende auch vorhanden. Sehr wertig!

Ein zurückhaltender Duft von den Duftnoten her .. ich sehe diesen sehr natürlich wirkenden (trotz sicher vorhandener Synthetik) Duft an einem Herrn 40++. HfH ist nicht langweilig .. eher gediegen im Sinne von gepflegt-konservativ.

Bel Ami, Fougère Royale aber auch Grey Flannel sind hier beispielsweise Alternativen.

Danke Angelliese!!

.. es gibt ja nichts was es nicht gibt In NYC, in diesem Fall einen kleinen Park namens Gramercy Park in Manhattan aus den 1840er Jahren zu dem nur die Bewohner der direkten Umgebung - wenn sie vorher jeweils jährlich einen Schlüssel erworben haben - Zugang haben. Das nenne ich doch mal exclusiv!

Dieser New Yorker Parkduft ist - im Gegensatz zu bspw. Central Park - eher ruhig gehalten wie es dieser doch eher gewachsenen Umgebung mit den schönen alten Häusern entspricht. Hier sieht es fast ein bißchen wie in Europas großen Städten aus.

Eigentlich kein aufregender Duft, er startet frisch-cremig-grün ohne das man einzelne Noten erkennen kann, wenig Süße .. dazu Blattwerk und herbe Blütendüfte. Maiglöckchen sind zu erkennen genau wie der Moschus der als Basis fungiert und dem Duft einen frischen fast cologneartigen Kick gibt. Die ganze Zeit kann man auch eine zart aquatische Note wahrnehmen, die in vielen der New Yorker Bonddüfte vorhanden ist und ja die Stadt am Wasser gut darstellt.

Hier ist alles wirklich zurückgenommen .. Synthetik ist - wie bei vielen Bond No.9s - klar vorhanden, die Haltbarkeit ist gut, Gramercy Park wird allerdings schnell zum dezenten Hautduft und ist daher für alle Gelegenheiten und von jedem gut tragbar.

Die europäische Alternative ist Eau de Lierre von Diptyque .. dieser allerdings herber und mit geringerer Haltbarkeit.

Ich zitiere hier mal den Ideengeber des Duftes:

„Tiefroter, sich sinnlich anfühlender Samt; in der Luft liegt ein betörender, berauschender Duft. Schummeriges Licht in den Fluren, Tapeten mit üppigen Blumenornamenten zwischen den massiven schwarzen Türen … die Atmosphäre in meinem Pariser Lieblingshotel weckt heute noch in mir den gleichen Kitzel wie damals, als ich mit 21 Jahren erstmals auf mich gestellt eine Stelle antrat. Dirty Velvet interpretiert dieses Ambiente mit seiner Komposition aus Tabakblättern, Vetiver, Salz und Sandelholz. Ein Duft, der stimuliert, der unterschwellig gefährlich wirkt – und absolut unwiderstehlich ist.“ – Jan Vilhelm Ahlgren

Interessant.
Genau wie der Duft.
Sind wir alle eins?
Oder doch nicht?

Wenn man die Beschreibung liest denkt man - aufgrund des dunkelroten Samtes - eigentlich eher an eine Absteige. Etwas staubig vielleicht und mit dem Duft der Verruchtheit.

Meine Nase allerdings sagt, daß wir es hier mit einem komplexen grün-braunen Duft zu tun haben. Der Start mit der bitteren aber nicht saueren Pomelo in Kombination mit einer fast giftig-grünen Feigennote ist genial. Das erfrischt und putzt einem die Nase durch für die weiteren olfaktorischen Genüsse die kommen werden. Für mich wird der Duft jetzt - nach der kräftigen Kopfnote - erheblich sanfter durch den süßlichen Tabak der, mit der noch frischen Feige vermischt, zu einem neuen Duft zusammenwächst. Er wechselt jetzt von blauer zu getrockneter hellbrauner Feige ohne allerdings deren überbordende Süße .. wahrscheinlich herbt hier der Tabak etwas mit seiner doch meist etwas adstringierenden Anmutung. Mal was anderes, diese Note habe ich so bisher nicht gerochen. Getrocknete Feige .. kenne ich noch nicht einmal in orientalischen Düften. Jetzt kommt ein edles Nappaleder dazu, Sandelholz rundet ab und nach einer Weile wird es leicht salzig-grün durch den Vetiver. Dieser Mix ergibt eine wunderschöne Basisnote, zwischendurch blitzen aber immer mal wieder die giftig-grünen Noten der Kopfnote auf und lockern den doch etwas ernsten Eindruck.

Für mich wird der Duft jetzt hautnah, ist auf der Kleidung besser wahrnehmbar und umweht einen ganz dezent bei jeder Bewegung. Ein spannender - eher maskuliner - Duft (der natürlich auch von den Damen getragen werden kann), ungewöhnlich von den Zutaten her und angenehm zu tragen.

Kopfkino löst er bei mir nicht aus - ich bin sicher durch die Vilhelm'sche Beschreibung blockiert - aber das macht ja auch nichts. Wir haben hier auf Parfumo ja viele Parfumos die fantasievoll sind. Vielleicht bekommt ja eine/r diesen Duft unter die Nase und verspürt den Drang, einen weiteren Kommentar zu schreiben. Ich bin gespannt, wie dort dann die persönliche Wahrnehmung ist.

.. .. .. in seinen Vorträgen und Büchern, daß man sich IMMER eine eigene Meinung bilden und niemals nur die Meinungen der Anderen übernehmen soll. Er liegt natürlich richtig mit dieser Aussage .. aber die Bequemlichkeit und andere Gründe verhindern das manchmal.

So auch bei mir: Mangels Testmöglichkeit habe ich die hier geäußerten Meinungen zu diesem Duft 1 : 1 übernommen und ihn nicht weiter beachtet, weil ich 4711 und Düfte mit starker Nerolinote ohnehin nicht besonders mag.
Ein Fehler, wie sich jetzt herausstellen sollte, denn ich nehme Eau de New York völlig anders wahr. Die am Flakon aufgebrachten Token mit den Namen von verschiedenen Düften haben mich stutzig gemacht und auf die Idee gebracht, daß mit EdNY ein frisch ausgelegtes Konglomerat aus mehreren Bond°9-Düften und somit ein Corporate Identity-Duft komponiert werden sollte.

Es wurde hier von Ähnlichkeiten zu 4711 geschrieben, sich gewundert, daß Vera Vanore nicht selbst die Ähnlichkeit aufgefallen ist und EdNY als Kopie des deutschen Originals 4711 bezeichnet.
Sorry, da komme ich nicht mit - selbst unterschiedliche Ausprägung von Düften auf der Haut mal mit eingerechnet - für mich ist EdNY ein frischer grüner Aquat mit nur geringfügigen Anteilen von Neroli.

Nach einem hesperidischen Colognestart - der nur sehr weit entfernt eine 4711-Anmutung hat - geht es zügig zu den in der Pyramide genannten Blumen und Kräutern über. Jetzt spätestens erhärtete sich bei mir der Verdacht des Duft-Konglomerats. Es riecht ähnlich wie Green Irish Tweed bzw nach einer Mischung der Bond°9-Düfte Chez Bond (seifig-süßer) und Riverside Drive (krautiger), die nach einhelliger Meinung der amerikanischen Youtube-Reviewer beide eine amerikanisierte GIT-Version darstellen. In der Basisnote folgen die bei Herrendüften übliche Noten Eichenmoos, Vetiver und Moschus welche den Duft klassisch-elegant ausklingen lassen.

Klar sagen muß man allerdings, daß dieser Duft etwas synthetisch wirkt, diese Synthetik aber sicher auch etwas mit der langen Haltbarkeit auf der Haut zu tun hat. Stört mich in diesem und auch in so manchen anderen Bond°9 überhaupt nicht, hebt es sie so doch von vergleichbaren Düften - je nach Sichtweise - positiv oder auch negativ ab.

Auf die ambitionierte Preisgestaltung und die durch die Vermischung von Preis/Duft(-qualität) manchmal etwas unglücklichen ausfallenden Kommentare mag ich nicht weiter eingehen. Tip: Die Düfte sind inzwischen oft zu deutlich moderateren Preisen im Inet bei den bekannten Händlern erhältlich.

Ich bin jedenfalls glücklich, durch einen Blindkauf in den Genuß dieses wundervollen Duftes zu kommen.

Für wen:
Freigeister und Liebhaber herb-frischer aquatischer Düfte

Wann:
Im positiven Sinne ein Immergeher

Haltbarkeit und Sillage:
Für einen zitrisch-grünen Duft gut .. 10 h ++ sind locker erreichbar und die Sillage ist durchgehend gut wahrnehmbar .. EdNY liegt damit nur etwas unter der Performance von GIT.

Anmerkung 1:
Wer einen gut haltbaren Sommerduft sucht kann auch Eau de New York in die Überlegungen mit einbeziehen.

Anmerkung 2:
Auch zum sporteln gut geeignet .. viel besser als so manche Düfte mit 'Sport' im Namen!