Zimtflocke

Ich wollte den Duft immer mal testen und erst jetzt im Februar kam es dazu - draußen Graupel und im Gedanken die Flucht in die nächstgelegene Parfumerie mit der Sehnsucht nach
duftend guter Laune.

Dort war es also soweit..... üppige Sprühstöße landeten auf meiner Haut. Später in der U-Bahn dann die Erkenntnis: War wohl etwas viel. Macht nix, ich habe sogleich meinem neusten Hobby gefröhnt: Schnuppern und parallel auf Parfumo in den Kommentaren mein Duftempfinden wiederfinden. Aber ich fand nichts, nichts was auch nur annähernd passte. Es gab kein Vertun: Zwar wurde hier das Parfum Miu Miu, aber nicht der Duft auf meiner Haut beschrieben.

Ich nahm ihn gänzlich anders wahr: Das Holzige ist sofort da, kräftig, aber nicht unangenehm, ich rieche einen Hauch krautigen Weihrauch und ein leichtes Stechen von Zimt. Nichts Weihnachtliches, aber das schiere Gegenteil von einem sommerlich frischem Grün. Muss wohl Akigalawood sein (ein aus Patchouliöl faktionierte Duftstoff...aha) ...oder die Jahreszeit ....oder der Graupel. Wirrungen innerhalb meiner Nase. Es geht noch weiter ....mit einem Schlag fühle ich mich um Jahrzehnte zurück versetzt. Ich erschnuppere Giorgio Beverly Hills oder ist es Scherrer ll? Egal, ich bin mit einem Mal wieder süße 17... schön - auch gut. Während ich in der ratternden Bahn sitze und vor mich hin sinniere, bläst ein Hauch fruchtige Frische seinen Atem in meine Nase. Okay, da ist was... ab und zu. Aber generell nehme ich nichts von dem wahr, was die meisten meiner VorrednerInnen so schön beschrieben haben (grübel.....).

Ein Tag später: Das Wetter ist immer noch winterlich, ich immer noch irritiert. Ein weiteres Mal hinein in die Parfümerie, Miu Miu auf meinen Arm, rein in die U-Bahn. Neuer Tag - neuer Versuch. Alles wie gehabt, wenn auch zugegebenermaßen mit mehr leicht seifigem Frischeanteil (möglicherweise rede ich ihn mir auch ein... so viele Nasen können sich schließlich nicht täuschen)

Das überaus Erstaunlichste an diesem "Experiment" ist aber: Miu Miu entspricht so GAR nicht meinem aktuellen Beuteschema. Vielleicht hätte es vor 15 Jahren noch gepasst. ABER: Ich finde den Duft toll! Ich habe ihn sogar sogleich und noch in der U-Bahn bestellt und freu mir jetzt schon ein zweites Loch in den Bauch!

Ich rieche damit irgendwie besonders, es wird kein "für jeden Tag" Parfum und eher was für die jetzige Jahreszeit, ob ich ihn je im Sommer trage? Ich glaube kaum, aber, wer weiß, was meine Nase bis dahin für Überraschungen auf Lager hat.

Ach, und die liebe Haltbarkeit. Auch hier: alles anders. Gefühlt eine Ewigkeit, locker 6-8 Std. Die Probe auf meiner Hand war auch nach zweimaligem Händewaschen gut wahrnehmbar.

...sei mein...wieder und wieder. Es passiert mir nur selten, dass ich Düfte tatsächlich nachkaufe. Dank Incienso hielt Ô de l'Orangerie ein weiteres Mal Einzug in meinen Parfumregal...und freut sich mit mir auf den Sommer, der hoffentlich dann doch mal kommt?!
Zugegebenermaßen, dieser Duft hatte es leicht mit mir. Das erste Mal schnell nebenbei als leichtes Sommerparfum miteingekauft und dann ab in den Urlaub! Das war vor drei Jahren.
Düfte sind spezielle Erinnerungen und gehen händchenhaltend mit den Situationen, in denen wir sie trugen, im Kopf spazieren... und so ist Ô de l'Orangerie so nachhaltig wie jener Urlaub. In mir geht die Sonne auf, wenn ich ihn rieche. Eine edle Frische (für mich) fernab von jedem Lufterfrischer :0).
Er hält bei mir sehr lange und ein wundervoller Hauch auf Kleidungsstücken trägt man über Tage mit sich. Ich habe so viele Komplimente für diesen Duft bekommen. Er ist bestimmt nichts absolut ungewöhnliches, aber mal ehrlich ein Parfum sollte vor allem gut riechen. Ein Statement, welches Einzigartigkeit vermitteln soll, ist er nicht....aber das ist genau richtig so ;0)

Müsste ich Banana Republic einer Person zuschreiben, so wäre es wohl mein erster Freund. Nicht, weil mein erstes Parfum eines von BR gewesen wäre, sondern allein aus dem Gefühl heraus, das mich mit beiden verbindet:
Es ist etwas längst vergangenes und doch vertrautes. Etwas im jugendlichen Leichtsinn ausgetauschtes, schließlich haben andere Mütter auch hübsche Söhne und andere Parfumeure auch ein glückliches Händchen. Und dennoch vergisst man einander nicht, vielleicht hat man sich schlicht zu früh getroffen. Es bleibt ein Band und selbst, wenn man sich wieder sieht und merkt, dass er oder es nicht der oder das EINE im Leben ist, so werden Gefühle und Erinnerungen, Bilder und Düfte tief im Innern geweckt.... und mal ehrlich, wer kann schon so etwas bewirken.

Wie mit meiner ersten Liebe, verbinde ich mit BR eine wunderbare Zeit. 'W' brachte ich aus den USA mit und es begleitet mich seitdem, viel ist passiert und so rutschte es (wie die Gedanken an die einstige Jugendliebe) unbemerkt in die 2. Reihe und zwischenzeitlich in die Versenkung.

... bis vor einer Woche: Zufällig stoße ich auf das Label - das vertraute Gefühl, sofort ist es da! Wie auf Xing den Lebenslauf des Verflossenen, durchforste ich die Parfumgeschichte von Banana Republic. Einiges ist auch da passiert: 'Rosewood', 'Classic', die kenne ich, aber Malachite? Todesmutig und keine 2 Stunden später habe ich blind diesen Duft und 'Republic of Women' bestellt.

Man verzeihe mir die erneute Assoziation: Ich habe ihn wiedergetroffen! Gut sah er aus, ich mag ihn, weil ich weiß, wer er ist, aber wir haben viele Jahre unterschiedlich Leben geführt, andere Erfahrungen gesammelt und unterschiedlich Vorlieben, mein erster Freund und ich. So ist es bei Malachite und mir: Ich mag, wo er herkommt, er erzeugt schon aus diesem Grund für mich ein schönes Gefühl.... aber wir sind wohl nicht für einander bestimmt. Dabei habe ich nichts an ihm auszusetzen: Die Kombination aus feinherber Fruchtigkeit mit zarter Blütennote schmeichelt warm meiner Haut und (obwohl es fast jeder neue Duft, der nicht irgendwie frisch und zitrisch ist, mittlerweile schwer bei und mit mir hat), lasse ich mich gerne auf ihn ein. Cremig ist er, ja irgendwie sauber, aber auch warm. Ich habe etwas gebraucht - nun weiß ich es: Ein schönes Cremebad ... das trifft es am besten!

Nun ist er bei mir eingezogen und ich lasse ihn bei mir und meiner Familie wohnen und schließe ihn in mein Herz bis die 20 ml (sooo besonders mutig war ich dann doch nicht) aufgebraucht sind... und dann werden wir uns wohl so schnell nicht wiedersehen .... aber meinen ersten Freund, den rufe ich demnächst mal an.

P.S. Eine Langzeitbeziehung ist Malachite in puncto Haltbarkeit auch nicht, wenn auch nicht ganz so flüchtig wie 'W'. Nach 4 Stunden erahne ich noch einen zarten Hauch, der sich aber gut macht. Es ist ein erwachsener Duft, ohne in irgendeiner Weise madamig zu sein. Ohne großartigen Verlauf, aber rund und ohne böse Überraschungen (das sage ich wegen der Vanille, die mich normalerweise generell von Käufen abhält - hier ist sie edel, warm und leicht herb und überhaupt nicht störend)

Ich traue mich mal mutig als 'Neuling' einen Anfang zu machen….

Vor zwei Wochen durfte ich 'Knot' testen, noch bevor er in den Regalen der Parfümerien steht und trug voller Stolz ein Papierstreifchen mit nachhause. Um es richtig zu sagen: ich fuhr es nachhause. Seither liegt meine 'Beute' im Wagen und ich lasse keinen Moment aus, um auch noch den letzten Duftpartikel in mich einzusaugen.

Man könnte diesem Duft Gefälligkeit vorwerfen, im Gegensatz zu seinen großen Geschwistern kommt er viel ruhiger daher, weniger ungestüm. Aber obwohl ich ein großer Fan von VB 'Essende Aromatique' bin, stört mich das ungewöhnlich fruchtig Weiche und Runde ganz und gar nicht! Ganz im Gegenteil: Ich empfinde in meiner Nase einen wundervollen Nachklang dieses Sommers zusammen mit einer Vorahnung auf den Herbst. Kuschlige Wärme mit einem frischen Nachgeschmack. Perfekt für hier und jetzt!

Während ich zu schätzen weiß, wenn ein Duft frisch beginnt und sich langsam entfaltet um am Ende sein warmes Herz zu öffnen, muss ich gestehen, 'Knot' funktioniert bei mir (oder auf besagtem Papier) anders herum : Er startet edel warm, leicht fruchtig und lässt erst dann seine typische ledige Frische durchscheinen. Sehr gelungen, wie ich finde!

Fazit: Ich brauch das auf der Haut!

Offengestanden habe ich etwas übrig für unterschätzte Dinge, die ich ganz alleine für mich entdecken darf. Die noch keine Hysterie ausgelöst haben, da die lauten (Werbe-)Paukenschläge fehlen (oder schlicht das Marketing nicht greift). So funktioniert das für mich auch bei Düften - bitte nichts, was mich förmlich anschreit, was ich an jeder Ecke (oder schon um die Ecke) rieche. Fein und vielleicht auch ein bisschen besonders darf es sein - und gerne frisch.

Da gefiel mir der Gedanke an den großen Designer mit den eher unbekannten Düften gut. In den ganz großen Kaufhäusern der Republik (hier in Hamburg, an der Alster) werden die diversen 'Oscar de la Renta's' noch zum UVP verkauft. Da gesellte sich zu o.g. Grundgedanken noch eine diebische Freude als ich ein Angebot für nur rund 1/5 des Originalpreises im Internet entdeckte. Die Duftnotenliste von 'Intrusion' las sich ohnehin für mich wie eine Wunschliste (ich liebe Grapefruit und Amber und....). Und so 'marschierte' dieser Duft (im wahrsten Sinne des Wortes) bei mir ein. Der unkomplizierte Teil unserer seither gemeinsamen Geschichte zuerst: der Flakon ist schön schlicht, liegt gut in der Hand. Während der (in der 100 ml-Version) weiße Kunststoffring mir wahre Rätsel aufgibt - einfach gesagt: weglassen wäre besser gewesen. Der erste Sprühstoß löste genau das aus, was ich erhofft hatte: Frische ... mhhh lecker - ungefähr 10 Sekunden. Ab dann klebt ein Geruch an mir, der so statisch ist, dass es mir Angst und Bange wird. Keine Entwicklung, nichts was es zu entdecken gäbe. Keine Schicht die sich mit Luft und Körperwärme freilegen ließe. Nur konstant ein Duft nach irgendwas, das ich in der Liste nicht finden kann und mich an Maiglöckchen erinnert....Oder ist das die Gardenie bzw. Wasserjasmin? Ich weiß es nicht, ich möchte auch gar nicht weiter schnuppern.

Drei Stunden später: Es ist nicht mehr so schlimm. Obwohl die Haltbarkeit (in meinem Fall) außerordentlich bis unangenehm lang scheint. Nun liegt ein recht netter Duft auf meiner Haut, aber auch nicht mehr. Mein Sohn meint es riecht nach 'älterer Dame' - ich habe nichts gegen ältere Damen, ganz im Gegenteil, ich bin ja vermutlich selber eine, zumindest in den Augen meiner Kinder ;-). Ich habe eine andere Assoziation: So leid es mir tut, das Parfum riecht für mich nach einem Schnäppchen, welches es auch war. Und drei Stunden Wartezeit bis es (er-)tragbar ist, ist definitiv zu lang. Unsere Wege werden sich trennen. Oscar geht und ich darf bleiben.

Ich find die vorangegangenen Kommentare zu 'Intrusion' so schön, dass mich mein schlechtes Gewissen plagt. Es tut mir wirklich leid....