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loewenherz’ Blog
vor 7 Jahren - 28.02.2017
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Verlieben, verloren, vergessen, verzeihen

Wenn Ihr den Blick über Eure Sammlungen schweifen lasst - sind es zu viele? Oder viel zu wenige? Vermisst Ihr welche, die es vielleicht nicht mehr gibt? Sind welche dabei, die eigentlich nicht hierher gehören? Fiele es schwer, den wirklich inneren Kern auszuwählen, denn: alle sind gleich schön? Ist viel Bewegung in der Sammlung, kommt oft Neues hinzu, und gebt Ihr häufiger mal welche fort? Und - vielleicht am allerwichtigsten - seid Ihr zufrieden? Könntet Ihr jetzt gleich noch mal bei Null anfangen - wirtschaftliche Faktoren mal völlig außen vor - wähltet ihr dieselben aus, die Ihr jetzt habt? Oder sind welche dabei, die Ihr bereut - Geschenke, die wegzugeben einfach nicht richtig scheint, oder solche, die nur da sind, weil es an dem Tag unbedingt was Neues sein musste?

Betrachte ich die Sammlungen hier, so gibt es - mit ganz vielen Zwischenstufen - zwei grundsätzlich unterschiedliche Typen: die Anhäufer und die Asketen. Die Anhäufer - für mich alle, bei denen ich scrollen muss - lieben Auswahl und Vielfalt - und trennen sich möglicherweise auch nicht gerne von Dingen. Die Asketen hingegen glauben, dass erst das Finden der eigenen olfaktorischen Mitte, jener zwei bis höchstens zehn Parfums, ohne die sie wirklich nicht sein können, das Ziel ist - und Aussortieren und innere Reinigung der Weg. Die Vorstellung einer perfekten Sammlung ist immer nur eine Momentaufnahme - mehr geht immer, und weniger natürlich auch. Und hat nicht auch das Geschenk, das wegzugeben wir nicht wagen, vielleicht seinen Platz?

Ganz ohne jede Überheblichkeit (aber mit viel Selbstzufriedenheit) glaube ich - zumindest in meinem Fall ist das so - dass es das Merkmal des fortgeschrittenen bzw. erfahreneren Parfumaficionados ist, die eigene Sammlung als etwas Organisches und per Definition Unfertiges zu akzeptieren. Die fertige und vollkommene Sammlung gibt es nicht - jedenfalls nicht für mich - und ich habe aufgehört, eine zu wollen. Viele der schönsten in meiner Sammlung habe ich nicht gesucht, sondern einfach gefunden. Und einer, der heute noch unverzichtbar scheint, ist morgen vielleicht nur noch Sand auf meinen Schuhen. Es ist ein ewiges Kommen und Gehen - ein Verlieben und Verlieren, Vergessen und manchmal Verzeihen. Ein großer Philosoph hat das gesagt, ein ganz großer...

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