Cuir de Gardenia 2013 Solid Perfume

Cuir de Gardenia (Solid Perfume) von Aftelier
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6.9 / 10 4 Bewertungen
Cuir de Gardenia (Solid Perfume) ist ein Parfum von Aftelier für Damen und Herren und erschien im Jahr 2013. Der Duft ist ledrig-blumig. Es wird noch produziert. Der Name bedeutet „Leder der Gardenie”.
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Duftrichtung

Ledrig
Blumig
Erdig
Süß
Synthetisch

Duftnoten

BenzylacetatBenzylacetat BibergeilBibergeil Ethyl-PhenylacetatEthyl-Phenylacetat Jasminum grandiflorum AbsolueJasminum grandiflorum Absolue MaltolMaltol Tiaré AbsolueTiaré Absolue

Parfümeur

Bewertungen
Duft
6.94 Bewertungen
Haltbarkeit
6.84 Bewertungen
Sillage
5.65 Bewertungen
Flakon
4.910 Bewertungen
Eingetragen von Apicius, letzte Aktualisierung am 01.02.2023.

Rezensionen

1 ausführliche Duftbeschreibung
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Yatagan

395 Rezensionen
Yatagan
Yatagan
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Roaring Twenties
Unkommentierte Düfte No. 24

Seit Wochen spukt ein Geist durch die internationalen Blogs: Afteliers Cuir Gardenia. Der Duft wird in amerikanischen und z.T. auch europäischen Parfumblogs als das Nonplusultra der 2013er Neuerscheinungen gefeiert. Kein anderer Duft wurde nach meinen Recherchen häufiger hervorgehoben und lobend erwähnt.

Nun muss das natürlich nicht unbedingt etwas heißen. Nüchtern betrachtet sind Blogger auch nur Menschen, schreiben voneinander ab, folgen Hypes und Hysterien, lassen sich seuchenartig vom Fieber des neuesten scheinbar ultimativen Duftes anstecken.

Aber auch die Leser von Blogs sind nur Menschen und werden neugierig, wenn ein Duft so häufig zu den besten Neuerscheinungen auf dem Markt der unbegrenzten Duftmöglichkeiten gezählt wird. Überdies schien mir die Kombination aus Leder und Gardenie so reizvoll und neu, dass ich durchaus geneigt war, dieser Spur zu folgen. Hinzu kommt, dass Aftelier (das Duftlabel von Mandy Aftel) durch und durch sympathisch ist, in ihrer Manufaktur in höchster Konsequenz auf die Herstellung von Düften aus natürlichen Inhaltsstoffen setzt (über den Sinn und Unsinn eines solchen Anliegens kann man natürlich streiten) und zudem einen sympathisch selbstgestrickten, wenn auch keineswegs unprofessionellen Internetauftritt hat, auf dessen Seiten man die Düfte, leider zu saftigen Preisen, direkt aus Amerika ordern kann.

Gesagt getan entschied ich mich dafür, zwei Proben von Cuir Gardenia (Solid Perfume und Extrait / Liquid Perfume) zu bestellen, dazu noch Proben einiger Aftelier-Düfte, deren Besprechung mich hier auf Parfumo interessiert hatte (Shiso, Fig, Cepes & Tuberose).

Tatsächlich bin ich sehr angetan von allen Afteliers. Aus meiner Sicht ist kein Ausfall dabei, im Gegenteil sind es Charakterdüfte von ganz individueller Ausprägung, die sicherlich nur wenigen gefallen, die aber ihren ganz eigenen Reiz haben. Wer generell interessiert ist: Auf der Homepage von Aftelier gibt es eine eigene Rubrik „Samples“, über die man Proben der gewünschten Düfte direkt nach Hause bestellen kann.

Dabei ist Cuir Gardenia ein traditioneller europäischer Duft aus der Sicht einer amerikanischen Parfumeurin, ein moderner Duft aus der Sicht der Postpostmoderne, ein Duft aus der Zeit der Metamorphosen unserer Zeit, der zurück blickt. Das fühlt sich ganz und gar nicht falsch oder bemüht an, sondern souverän komponiert und eigenwillig, so eigenwillig, dass der Duft nur von wenigen getragen werden wird, dem derzeitigen Hype in einschlägigen Blogs zum Trotz.

Mir scheint er passend zu den Roaring Twenties, ein „moderner“ Duft, gesehen mit der Brille der 20er Jahre, oder anders ausgedrückt: ein nachpostmoderner Rückgriff auf die Moderne der 20er: Jazz, Frauen mit Flapper-Haarschnitt, rauschende Feste, der „Große Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald, Dekadenz, Champagner, Clubs. Wen das aus der Perspektive heutiger Nüchternheit abstößt, der ist vielleicht besser mit Anat Fritz‘ Duft Tzor‘a, mit Düften von Comme des Garcons oder Etat Libre d‘Orange, um einen Gegenpol zu definieren, bedient.
Alle diese Marken schätze ich übrigens sehr, kann mich aber auch für Cuir Gardenia begeistern.

Cuir Gardenia ist, und das will ich mit dem Rückgriff auf die Roaring Twenties deutlich machen, ein Duft der auf seine Weise modern ist, weil er den Mut hat, ein anderer Zeitalter zu bemühen und neu zu interpretieren: die Wucht von konservativem Leder wie in Ten von Knize (1925), betörende Gardenie und Jasmin wie in Zibeline von Weil (1927) oder Gardénia von Chanel (1925). Allesamt übrigens Originaldüfte der Roaring Twenties.

Aus der Sicht des fortgeschrittenen 21. Jahrhunderts muten die 20er Jahre (konkret eigentlich ab Mitte der 20er) ohnehin geradezu progressiv an: eine Zeit nach der restaurativen Phase, die im Ersten Weltkrieg mündete, eine Zeit vor dem Zeitalter des Faschismus, das im Zweiten Weltkrieg endete. Eingekeilt von diesen beiden Fanalen der Weltgeschichte stehen die 20er für Aufbruch (beginnende Frauenemanzipation), widersprüchliche und fragwürdige Experimente (Ausloten von Dekadenz, Drogen), innovative Filme (u.a. F.W. Murnau) und für das Aufkommen einer neuen, seinerzeit als wild empfundenen Musik (v.a. Jazz), die die Unterhaltungskultur so nachdrücklich prägte wie kaum eine Kunstform zuvor.
Der Duft zerbricht, d.h. dekonstruiert diese Eindrücke und gibt sie wie ein Kaleidoskop in neuer, schöner Form wieder. Dafür gebührt ihm ein gewisser Respekt, auch wenn der Anschein des Neuen im Vergleich mit den oben genannten Düften nur begrenzt gegeben ist.

Trotzdem ist die Kombination aus Leder und Gardenie doch wieder originell, im Grunde eher selten, insbesondere bei Unisex-Düften, aus deren Reihe kein einziger bekannterer Vertreter in der Datenbank gelistet ist, der diese Kombination wagt. Bei den Damendüften fallen die Klassiker Bandit von Robert Piguet und Jolie Madame von Balmain ins Auge, bei den Herrendüften Aramis Classic oder Halston Z-14.

Alle genannten Düfte wurden zu Legenden, ob man sie mag oder nicht. Ob das Cuir Gardenia gelingen kann, muss dahin gestellt bleiben, zumal Aftelier als kleine Manufaktur sicherlich kaum die Ausstrahlungskraft der vorgenannten Dufthäuser haben wird.

Immerhin ein charmanter Versuch auf einem Nebengleis, der auf diese Weise auch wieder den Kreis schließt: zu den innovativen Dufthäusern Comme des Garcons, Etat Libre d‘Orange oder Parfumeuren wie Geza Schön, die für ihren Mut, Konzepte weit neben dem Mainstream zu wagen, zu loben sind.
20 Antworten

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