03.01.2016 - 10:55 Uhr
Yatagan
395 Rezensionen
Yatagan
Top Rezension
34
Pilzsammler und Statistiker
Soll ich das hier nun großartig oder nur fast großartig finden?
Durch den guten Kommentar von Ralle schon vor Jahren aufgeschreckt, hatte ich mir vor geraumer Zeit Proben von Aftelier, insbesondere von Cepes and Tuberose, schicken lassen. Nebenbei bemerkt, lohnt sich das nicht nur wegen C&T, sondern auch wegen diverser anderer Düfte von Mandy Aftel (Fig, Shiso, Cuir de Gardenia) die ausgesprochene Bio-Nischendüfte kreiert und (zu selbstbewusst kalkulierten Preisen) über ihre eigene Homepage vertreibt.
C&T gehört dabei für mich zu denjenigen Tuberosedüften, die auch von Männern gut getragen werden können, - und diese Sparte fasziniert mich seit einiger Zeit so sehr, dass ich einen eigenen Ordner in meiner Sammlung zu diesem Thema zusammengestellt habe (Tuberose XY), um den Überblick zu behalten.
Da Tuberose eine Blume ist, die im Allgemeinen stark mit femininen Akzenten assoziiert wird, taucht sie natürlich nur selten in Herrendüften auf; und gerade deshalb ist eine Verwendung in maskulinen bzw. Unisex-Düften besonders reizvoll, - ähnlich wie bei der Rose, die z.B. in Il Profvmos Touaregh bzw. Domenico Caracenis 1913 besonders raffiniert eingebunden wurde.
Gerade einmal 50 Herrendüfte mit Tuberoseanteil werden auf Parfumo gelistet (bei insgesamt ca. 14.000 Herrendüften), bei den Unisex-Düften sind es dann immerhin etwas mehr als 400 (bei insgesamt 18.000 Unisex-Düften).
Was soll die ganze Statistik? Letztlich macht dies alles vielleicht deutlich, wie kompliziert es für jeden Parfümeur wohl sein muss, Herrendüfte mit Tuberoseanteil zu komponieren bzw. Tuberose in Düften zu verwenden, die ausdrücklich keine Damendüfte sind. Da kann man noch so viel darüber schwadronieren, dass Männer natürlich auch Damendüfte tragen können (und vielleicht sollten); bei Tuberose hört sozusagen der Spaß auf, es sei denn... der Parfümeurin gelingt ein Geniestreich, wie gerade hier bei diesem Duft.
Pilzgeruch haftet etwas Muffiges an, wie Ralle im vorausgehenden Kommentar m.E. treffend bemerkt. Diese diffuse Muffigkeit, das Aroma von Waldboden und von dezent herber Strenge dämpft die Tuberose in grandioser Weise und bremst ihre weibliche Erotik gerade so viel, dass man hier als Mann eben nicht das Gefühl hat, in einem Blütenmeer zu ertrinken.
Dabei ist der Duft aus meiner Sicht in keiner Weise experimentell, schwierig oder gewöhnungsbedürftig, eher schon Avantgarde in einem guten Sinne des Wortes, dabei auch einfach und klar, denn den beiden genannten Komponenten steht kaum ein anderer Akzent zur Seite.
Für die Statistikfans: Neben C&T werden auf Parfumo nur noch acht weitere Düfte mit Steinpilz-Absolue geführt, nur noch sechs werden produziert, kein einziger davon gehört in die Range bekannter Hersteller.
Auch die Duftenwicklung von C&T bleibt spannend: Sowohl der Pilzgeruch als auch die Tuberose schwinden in gleicher Weise sanft dahin, keine der beiden Komponenten gewinnt die Oberhand. Der Verlauf ist also in gewisser Weise eher linear, bleibt dabei aber immer in charmantem Gleichgewicht: eine vollendete Harmonie.
Ein Duft für Pilzsammler und Statistiker? Wohl kaum.
Ein Duft für Liebhaber einer stilbewussten Avantgarde.
Soll ich das hier nun großartig oder nur fast großartig finden? Die Bewertung schwankt zwischen 90 und 100%.
Durch den guten Kommentar von Ralle schon vor Jahren aufgeschreckt, hatte ich mir vor geraumer Zeit Proben von Aftelier, insbesondere von Cepes and Tuberose, schicken lassen. Nebenbei bemerkt, lohnt sich das nicht nur wegen C&T, sondern auch wegen diverser anderer Düfte von Mandy Aftel (Fig, Shiso, Cuir de Gardenia) die ausgesprochene Bio-Nischendüfte kreiert und (zu selbstbewusst kalkulierten Preisen) über ihre eigene Homepage vertreibt.
C&T gehört dabei für mich zu denjenigen Tuberosedüften, die auch von Männern gut getragen werden können, - und diese Sparte fasziniert mich seit einiger Zeit so sehr, dass ich einen eigenen Ordner in meiner Sammlung zu diesem Thema zusammengestellt habe (Tuberose XY), um den Überblick zu behalten.
Da Tuberose eine Blume ist, die im Allgemeinen stark mit femininen Akzenten assoziiert wird, taucht sie natürlich nur selten in Herrendüften auf; und gerade deshalb ist eine Verwendung in maskulinen bzw. Unisex-Düften besonders reizvoll, - ähnlich wie bei der Rose, die z.B. in Il Profvmos Touaregh bzw. Domenico Caracenis 1913 besonders raffiniert eingebunden wurde.
Gerade einmal 50 Herrendüfte mit Tuberoseanteil werden auf Parfumo gelistet (bei insgesamt ca. 14.000 Herrendüften), bei den Unisex-Düften sind es dann immerhin etwas mehr als 400 (bei insgesamt 18.000 Unisex-Düften).
Was soll die ganze Statistik? Letztlich macht dies alles vielleicht deutlich, wie kompliziert es für jeden Parfümeur wohl sein muss, Herrendüfte mit Tuberoseanteil zu komponieren bzw. Tuberose in Düften zu verwenden, die ausdrücklich keine Damendüfte sind. Da kann man noch so viel darüber schwadronieren, dass Männer natürlich auch Damendüfte tragen können (und vielleicht sollten); bei Tuberose hört sozusagen der Spaß auf, es sei denn... der Parfümeurin gelingt ein Geniestreich, wie gerade hier bei diesem Duft.
Pilzgeruch haftet etwas Muffiges an, wie Ralle im vorausgehenden Kommentar m.E. treffend bemerkt. Diese diffuse Muffigkeit, das Aroma von Waldboden und von dezent herber Strenge dämpft die Tuberose in grandioser Weise und bremst ihre weibliche Erotik gerade so viel, dass man hier als Mann eben nicht das Gefühl hat, in einem Blütenmeer zu ertrinken.
Dabei ist der Duft aus meiner Sicht in keiner Weise experimentell, schwierig oder gewöhnungsbedürftig, eher schon Avantgarde in einem guten Sinne des Wortes, dabei auch einfach und klar, denn den beiden genannten Komponenten steht kaum ein anderer Akzent zur Seite.
Für die Statistikfans: Neben C&T werden auf Parfumo nur noch acht weitere Düfte mit Steinpilz-Absolue geführt, nur noch sechs werden produziert, kein einziger davon gehört in die Range bekannter Hersteller.
Auch die Duftenwicklung von C&T bleibt spannend: Sowohl der Pilzgeruch als auch die Tuberose schwinden in gleicher Weise sanft dahin, keine der beiden Komponenten gewinnt die Oberhand. Der Verlauf ist also in gewisser Weise eher linear, bleibt dabei aber immer in charmantem Gleichgewicht: eine vollendete Harmonie.
Ein Duft für Pilzsammler und Statistiker? Wohl kaum.
Ein Duft für Liebhaber einer stilbewussten Avantgarde.
Soll ich das hier nun großartig oder nur fast großartig finden? Die Bewertung schwankt zwischen 90 und 100%.
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