07.05.2021 - 17:12 Uhr
Jazzbob
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20
Wie duftet nachtblühender Cereus?
Viele werden sich jetzt fragen, was das überhaupt ist. Es handelt sich hierbei um eine Gattung der Kakteengewächse, bei der sich die süßlich-fruchtig duftenden Blüten nur nachts öffnen, da sie von Fledertieren bestäubt werden (im Gegensatz zu anderen Cereen-Arten, die auf Vögel tagsüber angewiesen sind). Parfümeur Jérôme Di Marino hat diese Note jedenfalls bei Lunar Vetiver 'eingesetzt' und damit wohl auch die Vorlage für die Verbindung von Mond (Luna) und Vetiver geschaffen. Klingt doch nach einer tollen Geschichte.
Genau das ist es vor allem: Etwas, das unsere Vorstellungskraft erfordert. Duftnoten sind schließlich in den meisten Fällen das, was die Schöpferin / der Schöpfer bei uns als Geruchswahrnehmung auslösen soll. Dabei spielt es in erster Linie keine Rolle, ob es sich um die 'echte' natürliche Ressource, um einen im Labor synthetisierten Stoff oder etwas dazwischen handelt. Es zeigt, wie eng Marketing und Parfums verknüpft sind, wie Geschichten zu den Düften verkauft werden. Auf der anderen Seite haben wir ja tatsächlich unsere persönlichen, mit ihnen verbundenen Empfindungen und Anekdoten.
Bei Lunar Vetiver muss ich nicht an das Mondlicht denken, kann aber nachvollziehen, dass sich Di Marino vom Duft des Cereus hat inspirieren lassen, denn ich war beim ersten Test durchaus überrascht, wie fruchtig-floral der Duft daherkommt. Meine Wahrnehmung hat sich jedoch mit den weiteren Malen geändert und ich würde auch sagen, dass meine Probe minimal fruchtiger riecht, als mein Flakon – was an Mazeration liegen könnte. Diese helle Fruchtigkeit ist in Verbindung mit nur wenig Zitrischem nach wie vor vorhanden, doch es dominieren für mich die anderen Facetten. Zu Beginn kann ich die beiden Noten Piment und Pfeffer durchaus wiedererkennen, wodurch der Duft eine gewisse Schärfe erhält. Der namensgebende Vetiver (warum hier nicht als Duftnote angegeben?) zeigt sich sowohl von seiner leicht grasig-grünen, als auch von seiner holzigen Seite und wird von einer Komponente ergänzt, die ich am ehesten als sehr trockene Zeder beschreiben würde. Diese ist für mich oftmals problematisch, da ich sie eigentlich fast immer als stechend wahrnehme und ich wohl hypersensibel auf sie reagiere – in vielen Düften wirkt sie penetrant und langanhaltend –, doch in Lunar Vetiver ergänzt sie sich gut mit den restlichen Noten und ist scheinbar niedrig dosiert. Die süßlich-warmen Noten Tonkabohne und Vanille und die Tabakblüte kann ich hier allerdings nicht finden, denn der Duft bleibt eher linear grün, holzig und trocken.
Was ich an Lunar Vetiver schätze, ist die gute Mischung aus hellen und dunkleren Noten, die keinen zu extremen Kontrast eingehen, aber auch nicht langweilig wirken. Vetiver hat ja a priori schon etwas Reiferes an sich, doch in diesem Fall ist die Ausrichtung moderner und heller als viele andere Vertreter, die entweder in eine erdigere Richtung tendieren, oder von altmodischen seifigen/pudrigen Nuancen begleitet werden. Vielleicht ist es genau diese leicht strahlende Qualität, die sich mit der des Mondlichts vergleichen ließe.
Für mich ist Lunar Vetiver ein guter Ganzjahres-Allrounder, der aufgrund seiner Ausdauer und Stärke jedoch sparsam dosiert werden sollte (bei mir z.B. nicht mehr als 2-3 Sprüher auf Arbeit). Der Flakon ist übrigens nicht nur massiv und mit Metallkappe und -sprüher versehen, sondern ermöglicht es glücklicherweise, den Füllstand zu erkennen, indem man ihn vor eine Lichtquelle hält. Wenn ihr jetzt Lust auf einen Test haben solltet, sei noch dazu gesagt, dass der Duft für Manche ein bisschen schroff wirken könnte. Ich mag es ganz gerne, wenn man noch ein paar Ecken und Kanten hat.
Genau das ist es vor allem: Etwas, das unsere Vorstellungskraft erfordert. Duftnoten sind schließlich in den meisten Fällen das, was die Schöpferin / der Schöpfer bei uns als Geruchswahrnehmung auslösen soll. Dabei spielt es in erster Linie keine Rolle, ob es sich um die 'echte' natürliche Ressource, um einen im Labor synthetisierten Stoff oder etwas dazwischen handelt. Es zeigt, wie eng Marketing und Parfums verknüpft sind, wie Geschichten zu den Düften verkauft werden. Auf der anderen Seite haben wir ja tatsächlich unsere persönlichen, mit ihnen verbundenen Empfindungen und Anekdoten.
Bei Lunar Vetiver muss ich nicht an das Mondlicht denken, kann aber nachvollziehen, dass sich Di Marino vom Duft des Cereus hat inspirieren lassen, denn ich war beim ersten Test durchaus überrascht, wie fruchtig-floral der Duft daherkommt. Meine Wahrnehmung hat sich jedoch mit den weiteren Malen geändert und ich würde auch sagen, dass meine Probe minimal fruchtiger riecht, als mein Flakon – was an Mazeration liegen könnte. Diese helle Fruchtigkeit ist in Verbindung mit nur wenig Zitrischem nach wie vor vorhanden, doch es dominieren für mich die anderen Facetten. Zu Beginn kann ich die beiden Noten Piment und Pfeffer durchaus wiedererkennen, wodurch der Duft eine gewisse Schärfe erhält. Der namensgebende Vetiver (warum hier nicht als Duftnote angegeben?) zeigt sich sowohl von seiner leicht grasig-grünen, als auch von seiner holzigen Seite und wird von einer Komponente ergänzt, die ich am ehesten als sehr trockene Zeder beschreiben würde. Diese ist für mich oftmals problematisch, da ich sie eigentlich fast immer als stechend wahrnehme und ich wohl hypersensibel auf sie reagiere – in vielen Düften wirkt sie penetrant und langanhaltend –, doch in Lunar Vetiver ergänzt sie sich gut mit den restlichen Noten und ist scheinbar niedrig dosiert. Die süßlich-warmen Noten Tonkabohne und Vanille und die Tabakblüte kann ich hier allerdings nicht finden, denn der Duft bleibt eher linear grün, holzig und trocken.
Was ich an Lunar Vetiver schätze, ist die gute Mischung aus hellen und dunkleren Noten, die keinen zu extremen Kontrast eingehen, aber auch nicht langweilig wirken. Vetiver hat ja a priori schon etwas Reiferes an sich, doch in diesem Fall ist die Ausrichtung moderner und heller als viele andere Vertreter, die entweder in eine erdigere Richtung tendieren, oder von altmodischen seifigen/pudrigen Nuancen begleitet werden. Vielleicht ist es genau diese leicht strahlende Qualität, die sich mit der des Mondlichts vergleichen ließe.
Für mich ist Lunar Vetiver ein guter Ganzjahres-Allrounder, der aufgrund seiner Ausdauer und Stärke jedoch sparsam dosiert werden sollte (bei mir z.B. nicht mehr als 2-3 Sprüher auf Arbeit). Der Flakon ist übrigens nicht nur massiv und mit Metallkappe und -sprüher versehen, sondern ermöglicht es glücklicherweise, den Füllstand zu erkennen, indem man ihn vor eine Lichtquelle hält. Wenn ihr jetzt Lust auf einen Test haben solltet, sei noch dazu gesagt, dass der Duft für Manche ein bisschen schroff wirken könnte. Ich mag es ganz gerne, wenn man noch ein paar Ecken und Kanten hat.
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