Matin d'Azur 2016

Parma
29.02.2020 - 17:14 Uhr
15
Top Rezension
5
Flakon
5
Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft

Verschenkt

Der Grund, warum ich diesen Duft gerne testen wollte, liegt darin, dass ich Zitrusdüfte sehr mag und von den „schwereren“ Bestandteilen Leder sehr gerne habe.

**Duftcharakter, Haltbarkeit und Sillage:**
Matin d'Azur ist trotz Leder- und Holzbestandteilen ein hauptsächlich zitrischer Duft.
Er startet mit einer spritzigen, säuerlichherben Zitronennote, die transparent und leicht krautig wirkt – vielleicht am ehesten mit Zironenmelisse vergleichbar. Ich empfinde sie als ungewöhnlich, v.a. weil sie keinerlei Fruchtsüße aufweist. Es ist eine sehr eigenständige, helle, federleichte, optimistische und nach Urlaub duftende Zitrusnote. Wie eine Cabriofahrt durch einen Zitronenhain. Diese zieht sich durch den gesamten Verlauf und schwächt sich kaum ab. Damit geht sie mir auf Dauer aber auch ein bisschen auf die Nerven – selbst wenn ihre Intensität eher moderat ist –, da sie aufgrund ihrer spitzen Herbheit irgendwann leicht stechend erscheint.

Die anderen Bestandteile umspielen zurückhaltend dieses Zitronenherz und unterlegen es mit einer weichwürzigen Aromatik. Am besten wahrnehmbar ist eine leicht cremige Holzigkeit – ähnlich einem Sandelholzton – und eine Wildledernote, die allerdings recht blass und diffus-pudrig geraten ist. Es ist eher eine Annäherung an einen Lederton, die aber zur Unbeschwertheit des Duftes passt.

Auf dem Teststreifen ist, anders als in der Abstrahlung, noch ein leichte Pfirsichnuance auszumachen, die sich v.a. mit dem cremigen Holzton sehr schön verbindet.

Insgesamt ist der azurblaue Morgen ein zurückhaltender Duft (EdP) mit sehr geringer Abstrahlung, aber durchaus beachtlicher Haltbarkeit von etwa 8 Stunden auf meiner Haut.

Er wird Menschen gefallen, die sensible, weniger komplexe und hautnahe Düfte mögen. Aber auch dann ist er aus meiner Sicht nicht unbedingt testenswert - da muss ich mein unten stehendes Statement-Urteil etwas revidieren -, weil er qualitativ nicht vollständig überzeugt. Die Bestandteile wirken etwas bieder und bis auf die Zitronennote zu blass, sind aber frei von störender Künstlichkeit. Ein netter, unscheinbarer Unisex-Duft für den Frühling und Sommer, der sein Potential der recht ungewöhnlichen Zitrus-Leder-Kombination aus meiner Sicht verschenkt. Hier hätte ich mir eine stärkere Akzentuierung des Ledertons - und meinetwegen auch des pfirsichcremigen Holztons - gewünscht, die im Duftverlauf sicher auch positiven Einfluss auf die Wahrnehmung der Zitronennote gehabt hätten.

**Weitere Infos:**
Leider gibt es die Marke nach Recherchen der lieben Parfuma Cafenoir nicht mehr. An den Duft kommt man ihren Angaben nach aber wohl noch über den direkten Kontakt mit der Parfümeurin.

P.S.: Über Hinweise zu gelungenen Zitrus-Leder-Düften würde ich mich sehr freuen!
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