25.04.2012 - 03:52 Uhr
Profumo
284 Rezensionen
Profumo
Top Rezension
20
Pfirsich und Ananas aus Schottland? No way! .... oder doch?
Wer an Schottland denkt, an halbverfallene Castles, an tief in die Landschaft eingeschnittene Lochs, an dunkle, über sattes Grün jagende Schauer, an Midges (in Schwärmen auftretende Kleinstmücken), an Shortbread und Haggis, der erwartet alles andere, aber ganz sicher nicht diesen Duft.
Dabei ist die kleine Parfummanufaktur, die sich mit dem Namen ‚Castle Forbes’ schmückt, durchaus bemüht an britisches Dufterbe anzuknüpfen – da treffen wir auf jede Menge Farn, der an sich zwar ohne Geruch ist, doch als Fougère(Farn)-Akkord (Lavendel-Tonka-Moos) in jedermanns Nase sein dürfte, sowie auf viele, viele zitrische Noten. Das ist alles recht klassisch und traditionsbewußt, mit ‚Lonach’ aber leistet sich ‚Castle Forbes’ dann doch einen veritablen Ausreißer.
Stünde der Duft im Portfolio von sagen wir mal Guerlain, Lanvin oder Patou, und trüge als Jahreszahl seiner Entstehung meinetwegen 1923 – es wunderte mich nicht. Und so verorte ich diesen Duft auch weit südlicher und in eine ganz andere Vergangenheit als es mich die schottischen Schoßherren Glauben machen wollen. Denn sprühe ich ‚Lonach’ auf, so entströmt augenblicklich eine Art maskulines ‚Mitsouko’ oder ‚Femme’ de Rochas meinem Arm: frische Bergamotte, im Zusammenspiel mit einer Prise herb-würzigem Koriander, gefolgt von fruchtigen Akzenten (Pfirsich und Ananas) auf einer rauchig-holzigen Basis mit grün-moosigen Nuancen. Aber es ist weder der helle Auftakt, noch der chypreartige Epilog der überrascht, sondern das, was sich dazwischen abspielt: die Früchte, der intensive Rauch, im Hintergrund leicht florale Noten. All das ist so gar nicht Kilt-tragender schottischer Adel, das ist vielmehr 20er Jahre Diva im Garçonne-Outfit: Pagenkopf, auf Taille geschnittener Herren-Anzug, nebst Zigarette mit langer Spitze.
Aber bitte nicht missverstehen: der Duft hat durchaus maskulines Potential, besonders in der Basis, doch entwickelt sich dieses nicht aus dem sattsam bekannten Arsenal klassischer Herrencolognes, sondern vielmehr aus der Welt nicht weniger klassischer, damals aber hochaktueller, fruchtiger Damen-Chypres à la ‚Profumo’ von Acqua di Parma oder dem schon genannten ‚Mitsouko’.
Diese doch ausgesprochen androgynen Düfte sind somit die Ahnen von ‚Lonach’, besonders der Duft von Acqua di Parma (in seiner alten Fassung). Auch bei ihm finden sich ähnlich fruchtige und rauchige Akzente, auf einer vergleichbar kräftigen, leicht orientalischen Chypre-Basis. ‚Lonach’, als später Nachkömmling ist allerdings etwas rauer und wilder im Umgang, nicht gar so geschliffen, aber gleichermaßen geschlechtsneutral.
Als ich vor Jahren diesen Duft kennenlernte, eine überaus kompetente und freundliche Dame pries in mir an als etwas ganz besonderes und außergewöhnliches an, da war ich ebenso überrascht, dass es sich um einen Herrenduft handeln sollte, wie verblüfft, dass mir dieser doch so gut gefiel. Ich hatte bis dato wenig Ahnung von der Duftwelt der Vorkriegsjahre, wenngleich ‚Knize Ten’ sich schon seit einiger Zeit in meiner Sammlung befand, aber ‚Lonach’ sollte eine Art Brücke werden, mit deren Hilfe ich später ‚Profumo’ kennenlernte und schließlich ‚Mitsouko’, nebst vielen, vielen anderen.
Aber ich verschweige nicht, dass es mir zunächst schwerfiel diesen Duft zu tragen. Ich tat es gewissermaßen heimlich: nur ein kleiner Spritzer auf dem Handgelenk, das war alles was ich mir erlaubte. Damals war ich noch nicht so geübt im Tragen uneindeutiger Düfte, ja empfand eine gewisse Scham, als Träger eines vermeintlichen Damen-Duftes angeshen zu werden. Heute ist mir das, wie man bei uns sagen würde: wurscht. Ich trage ‚Lonach’ mit Stolz und Freude, und genieße jedes Mal das Gefühl, einen wirklich besonderen, eigenwilligen Duft zu tragen, der mit dem gängigem Mainstream absolut nicht harmoniert.
Doch mögen andere denken was sie wollen. Auf ihn angesprochen wurde ich jedenfalls bisher allein von Frauen, und immer war der Kommentar freundlich gemeint, zumeist verbunden mit der Frage, um welchen Duft es sich denn handle.
Verschwiegen sei aber ebenso wenig, dass ‚Lonach’ zwar ein guter und schöner Duft ist, aber von mäßiger Haltbarkeit. Vielleicht hat dieses Manko sich mit der neuen EdP-Fassung gebessert – ich weiß es nicht, denn ich habe noch das alte EdT.
Doch was soll´s, der Duft wird in einem 125ml Flakon angeboten und ist vergleichsweise günstig. Wem also das Erlebnis ‚Lonach’ zu flüchtig ist, der lege einfach nach!
Freunden klassischer Parfumkunst wird dieser Duft sicher Freude bereiten. Wer allerdings einen modernen, den Herren von heute gewidmeten Duft sucht, der ziehe ihn erst gar nicht in Betracht.
Dabei ist die kleine Parfummanufaktur, die sich mit dem Namen ‚Castle Forbes’ schmückt, durchaus bemüht an britisches Dufterbe anzuknüpfen – da treffen wir auf jede Menge Farn, der an sich zwar ohne Geruch ist, doch als Fougère(Farn)-Akkord (Lavendel-Tonka-Moos) in jedermanns Nase sein dürfte, sowie auf viele, viele zitrische Noten. Das ist alles recht klassisch und traditionsbewußt, mit ‚Lonach’ aber leistet sich ‚Castle Forbes’ dann doch einen veritablen Ausreißer.
Stünde der Duft im Portfolio von sagen wir mal Guerlain, Lanvin oder Patou, und trüge als Jahreszahl seiner Entstehung meinetwegen 1923 – es wunderte mich nicht. Und so verorte ich diesen Duft auch weit südlicher und in eine ganz andere Vergangenheit als es mich die schottischen Schoßherren Glauben machen wollen. Denn sprühe ich ‚Lonach’ auf, so entströmt augenblicklich eine Art maskulines ‚Mitsouko’ oder ‚Femme’ de Rochas meinem Arm: frische Bergamotte, im Zusammenspiel mit einer Prise herb-würzigem Koriander, gefolgt von fruchtigen Akzenten (Pfirsich und Ananas) auf einer rauchig-holzigen Basis mit grün-moosigen Nuancen. Aber es ist weder der helle Auftakt, noch der chypreartige Epilog der überrascht, sondern das, was sich dazwischen abspielt: die Früchte, der intensive Rauch, im Hintergrund leicht florale Noten. All das ist so gar nicht Kilt-tragender schottischer Adel, das ist vielmehr 20er Jahre Diva im Garçonne-Outfit: Pagenkopf, auf Taille geschnittener Herren-Anzug, nebst Zigarette mit langer Spitze.
Aber bitte nicht missverstehen: der Duft hat durchaus maskulines Potential, besonders in der Basis, doch entwickelt sich dieses nicht aus dem sattsam bekannten Arsenal klassischer Herrencolognes, sondern vielmehr aus der Welt nicht weniger klassischer, damals aber hochaktueller, fruchtiger Damen-Chypres à la ‚Profumo’ von Acqua di Parma oder dem schon genannten ‚Mitsouko’.
Diese doch ausgesprochen androgynen Düfte sind somit die Ahnen von ‚Lonach’, besonders der Duft von Acqua di Parma (in seiner alten Fassung). Auch bei ihm finden sich ähnlich fruchtige und rauchige Akzente, auf einer vergleichbar kräftigen, leicht orientalischen Chypre-Basis. ‚Lonach’, als später Nachkömmling ist allerdings etwas rauer und wilder im Umgang, nicht gar so geschliffen, aber gleichermaßen geschlechtsneutral.
Als ich vor Jahren diesen Duft kennenlernte, eine überaus kompetente und freundliche Dame pries in mir an als etwas ganz besonderes und außergewöhnliches an, da war ich ebenso überrascht, dass es sich um einen Herrenduft handeln sollte, wie verblüfft, dass mir dieser doch so gut gefiel. Ich hatte bis dato wenig Ahnung von der Duftwelt der Vorkriegsjahre, wenngleich ‚Knize Ten’ sich schon seit einiger Zeit in meiner Sammlung befand, aber ‚Lonach’ sollte eine Art Brücke werden, mit deren Hilfe ich später ‚Profumo’ kennenlernte und schließlich ‚Mitsouko’, nebst vielen, vielen anderen.
Aber ich verschweige nicht, dass es mir zunächst schwerfiel diesen Duft zu tragen. Ich tat es gewissermaßen heimlich: nur ein kleiner Spritzer auf dem Handgelenk, das war alles was ich mir erlaubte. Damals war ich noch nicht so geübt im Tragen uneindeutiger Düfte, ja empfand eine gewisse Scham, als Träger eines vermeintlichen Damen-Duftes angeshen zu werden. Heute ist mir das, wie man bei uns sagen würde: wurscht. Ich trage ‚Lonach’ mit Stolz und Freude, und genieße jedes Mal das Gefühl, einen wirklich besonderen, eigenwilligen Duft zu tragen, der mit dem gängigem Mainstream absolut nicht harmoniert.
Doch mögen andere denken was sie wollen. Auf ihn angesprochen wurde ich jedenfalls bisher allein von Frauen, und immer war der Kommentar freundlich gemeint, zumeist verbunden mit der Frage, um welchen Duft es sich denn handle.
Verschwiegen sei aber ebenso wenig, dass ‚Lonach’ zwar ein guter und schöner Duft ist, aber von mäßiger Haltbarkeit. Vielleicht hat dieses Manko sich mit der neuen EdP-Fassung gebessert – ich weiß es nicht, denn ich habe noch das alte EdT.
Doch was soll´s, der Duft wird in einem 125ml Flakon angeboten und ist vergleichsweise günstig. Wem also das Erlebnis ‚Lonach’ zu flüchtig ist, der lege einfach nach!
Freunden klassischer Parfumkunst wird dieser Duft sicher Freude bereiten. Wer allerdings einen modernen, den Herren von heute gewidmeten Duft sucht, der ziehe ihn erst gar nicht in Betracht.
6 Antworten