Habit Rouge Parfum 2024

Maxi3000
15.03.2024 - 19:12 Uhr
14
Sehr hilfreiche Rezension
8
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
7
Duft

Dress Code: Privé!

… und damit ist die Katze eigentlich schon aus dem Sack, denn: wem die bisherigen Habit Rouge-Variationen von Thierry Wasser und Delphine Jelk geläufig sind, weiß anhand der Überschrift natürlich jetzt schon an welche beiden Düfte mich die neue Parfum-Version von HR erinnert.

War jetzt spannungstechnisch nicht sehr brilliant von mir - aber gut, wir leben in les temps du tempo und die Leute wollen ihre News-to-use am liebsten im Eilmeldungsformat, von daher habe ich in diesem Sinne meine Schuldigkeit getan. Für alle, die jetzt noch Zeit übrig haben folgt nun trotzdem eine ausführlichere Beschreibung meines Dufteindrucks – it’s complimentary!

Ich bin vermutlich einer der wenigen Millennials (a.k.a. „Generation Goldbarren“), der sich selbst zu den Habit Rouge-Ultras zählt und das Original mit Hingabe und Entzücken trägt – nicht trotz, sondern gerade wegen seiner Exzentrik.

Dennoch bin ich für moderne Neuinterpretationen des Themas immer zu haben;
jedoch … habe nun, ach! Habit Rouge Dress Code und Habit Rouge Rouge Privé, und leider auch Habit Rouge L'Instinct (urks!), durchaus studiert mit heißem Bemühn – und da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor!

Auf Neudeutsch: die bisherigen Remixe haben es für mich nicht gebracht; aber Ehrensache, dass ich die neue Parfum-Version gleich am Erscheinungstag auf der Guerlain-Website auf gut Glück bestellen musste … und sie vermutlich nicht übermäßig lange in meiner Sammlung verweilen wird.

Doch erst der Reihe nach: die auf der Guerlain-Website pompös angepriesene Rum/Bourbon-Note empfinde ich eher als netten Marketing-Gag; gut, mit etwas Fantasie kann man in der Kopfnote etwas Hochprozentig-Liköriges erahnen, ansonsten erinnert der Start mit Bergamotte an Habit Rouge Rouge Privé nur bereits deutlich kandierter und sehr rasch von den übrigen Duftnoten eingerahmt.

Im Vergleich zu anderen HRs fährt Delphine Jelk den Regler mit den Hesperiden und dem Leder deutlich runter und zündet den Gourmand-Turbo – laut Guerlainscher PR-Duftpyramide sind das Patchouli und Vanille, doch da ist definitiv noch etwas anderes am Werk, dass den Duft ab der Herznote in eine recht pralinige Richtung lenkt.

Und beim Stichwort Praline ist eigentlich alles klar: im Grunde ist das Parfum die Dress Code-Interpretation von Habit Rouge Rouge Privé: Bergamotte und Leder aus Letzterem, Tonka und Praline aus Ersterem. Besonders in der Basis ist die Ähnlichkeit zu Habit Rouge Dress Code frappierend.

Ebendiese hält übrigens – auch wenn die Chose nach einiger Zeit relativ hautnah wird – sehr sehr lange, was dem Duft aber Meinung nach etwas zum Nachteil gerät, da gerade diese Duftphase für mich zwar d’accord geht, aber mich nicht wirklich zu Beigeisterungsstürmen hinreißt.

Es ist halt Geschmackssache: für einige wird es den Duft moderner, tragbarer und universeller machen, für mich persönlich banalisiert die satte bergamott-unterlegte I-Love-Milka-Süße den Duft etwas. Beim Original begeistert mich, wie transparent und „gestochen scharf“ die einzelnen Basisnoten trotz der süßen und pudrigen Noten erkennbar sind – in der Parfum-Version legen sich die süßen Noten hingegen wie ein Weichzeichner über den Duft und lassen ihn phasenweise etwas flach und dumpf erscheinen.

Aber genug gemeckert: wer Dress Code toll fand und/oder sich eine modernere, etwas unkompliziertere HR-Variante wünscht sollte unbedingt mal einen Test riskieren. Für mich persönlich scheitert die Veröffentlichung wie alle anderen Remakes vielleicht an der Tatsache, dass das Original in seinem faszinierenden Kontrastprogramm aus zackig-zitrischer Kopfnote, Dandy-Blumenherz und der tiefen Vanille-Leder-Patch-Basis unerreicht ist und schlichtweg nicht verbessert werden kann.

Das Nonplusultra bleibt für mich die heilige Dreifaltigkeit aus Habit Rouge Eau de Toilette, Habit Rouge Eau de Parfum und Habit Rouge Extrait (Wo bist du? Schluchz!)
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