22.06.2024 - 10:25 Uhr
Axiomatic
127 Rezensionen
Axiomatic
Top Rezension
32
Das sublime Lodern
Kann es eigentlich Düfte wie Fortsetzungsromane geben?
Da hat man einen prächtigen Duft lieb gewonnen und behält ihn jahrelang in der Sammlung.
Und plötzlich kommt ganz unverhofft aus einer ganz anderen Ecke die Neuinterpretation des Themas und begeistert augenblicklich.
Dafür möchte ich ganz herzlich zweien Parfumos danken.
Kokusai für die schöne Probe im Ratespiel.
Kreisquadrat für seine ausführliche und geniale Rezension.
Dass Weihrauch fernab des Sakralen bestens funktionieren kann, beweisen der vorliegende Duft und sein wesentlich älterer Bruder im Geiste One Man Show Eau de Toilette .
Bei all den Verschiedenheiten in Aufbau und Zusammensetzung haben beide Düfte doch eine gemeinsame Richtung.
Was diese nun ausmacht, ist das Evozieren einer gelbgrünen Aura, das Heben der Hölzer mit kräuterbetontem, rauchig ätherischem Harz und das Erhellen mit Zitrusfrüchten.
Doch beim vorliegenden Duft ist es weit mehr.
Ich habe die Assoziation eines alchemistischen Wunders.
Aus einem goldenen Bernstein, dem gelisteten Amber, entweicht spektral ein wuchtiges Farbspektakel an Mandarine, Elemiharz und Zedernholz.
Vom festen zum gasförmigen Zustand.
Und so etwas nennt man Sublimation.
Doch ich greife voreilig vor, verrate zu viel.
Anderseits kann ich mir nicht besser helfen, da solch Verborgenes schwer zu vermitteln ist.
Denn wo eben noch unten war, sich als oben erweist. Und wiederum umgekehrt.
Na, Lust auf eine nicht alltägliche Dufterfahrung?
Zisch!
Die Magie des Augenblicks.
Sofort verzaubert eine unglaublich fröhliche wie ungewöhnliche Stimmung.
Mandarine in ihrer sonnigen Reife, saftig, von jeher begehrt.
Die Bergamotte erlaubt dem Elemiharz den Vortritt, welches ätherisch zitrisch die Nase und Sinne hebt.
Doch verweist dieses goldene Harz auf einen anderen Verwandten, dem Amber, als die Quelle des Genusses.
Äußerst verhalten zunächst, von der Tiefe her winkend, subtil und wartend.
Die verschiedenen Etappen des Duftes werden es noch zeigen.
Mit grünen Noten sind herrliche Kräuter des Mittelmeeres gemeint.
Als da an Eindrücken wären:
Basilikum, Rosmarin und Zitronenthymian.
Wohldosiert, herrlich französisch „parfümiert“, nur die innere Wand des Gefäßes damit eingerieben.
Wer schonmal solch ein Bouquet garni, französisch für Kräutersträußchen, riechen durfte, weiß, dass manchmal weniger mehr ist.
Es kommt auf die subtile Essenz an.
Und subtil bleiben dann auch die Kräuter und erfüllen so ihre Bestimmung. Ihre grün herbe Ader soll lediglich die Fokussierung auf die Harze unterstützen, sie hervorheben.
Der Vermittler zwischen hell zitrischem Elemiharz und warm geschmeidigem Amber mit eingeschlossener Vanille - Bernsteine bergen so manch kostbare Lebensart - ist das gelungene Zedernholz der Herznote.
Es duftet herrlich in gleißender Sonne des Mittelmeers und bietet Platz auf seinen Ästen für all die anderen Komponenten.
Kein Aufdrängen sondern Auffangen.
Eine nostalgische Postkarte der 1980er wird mit Gewürznelke unterschrieben.
Ton in Ton mit den Harzen salbt sie golden, geht eine fast seifige Verbindung mit den ätherischen Hölzern ein.
Und genau hier zitiert Nathalie Koobus vielleicht unbewusst den hellen Funken von One Man Show Eau de Toilette . Damals allerdings mit herrlicher Kaskarilla entflammt.
Die Wirkung ist die gleiche.
In der flirrenden Luft lodert kaum sichtbar eine mystisch grüne Flamme.
All die Komponenten werden so in eine höhere Form ihres Seins gehoben, den Ideen so nah.
Dabei hilft der grün modulierte Weihrauch (dem dezent grasigen Vetiver sei Dank), welcher keinen einengenden Gebetrsraum braucht.
Und der heimliche Kern dieser belebenden Energie ist der Amber.
Stetig ruhig, wird er sein labendes Wesen zu gegebener Zeit immer wieder einbringen.
Faszinierend, dass eine sonst herbstlich goldene Preziöse nun im höchsten Sommerlichte sublimieren darf.
Hier wurde mit einfachen Mitteln Großartiges geschaffen.
Der Kreis schließt sich und ist dennoch so belebend offen.
Bruno Truchon Bartès, Gründer von La Manufacture Paris, ist nicht nur ein Kenner der Duftbranche, er versteht auch die Magie alter Schlösser und Klöster in Frankreich.
Sein Streben nach zeitlosen Düften mit Bezug zu ebendiesen Anwesen gelingt ganz besonders mit Admirabilis .
Und seine Aussage, der Duft wäre „addictive“, kann ich nur bestätigen.
Ich kann meine Nase nicht von der Sprühstelle loslösen.
Etwas in mir verlangt nach mehr, genießt Energetisches.
Der Duft fängt all die Mysterien und verborgenes Wissen der Abtei Fontfroide bei Narbonne ein.
Hut ab Madame Koobus, Monsieur Truchon Bartès!
Doch nun setzte ich den Roman fort.
Lies ich bei One Man Show Eau de Toilette den Helden die befreiende Kraft des Duftes an Stränden bei Montpellier spüren, darf er nun ein paar Kilometer weiter in Richtung Spanien fahren.
Er hat Lebenserfahrung sammeln dürfen, weiß um die Schnelllebigkeit vergangener Moden und um die Beständigkeit des wahren, schönen Guten, vielleicht auch um die verschlüsselten Geheimnisse des zwischen den Zeilen Geschriebenen.
Er wird „Blown a Wish“ von My Bloody Valentine auf der Fahrt auflegen, jenes sperrige Musikstück sphärischer, nicht fassbarer Sublimation.
Die sprechenden Harze des Duftes werden ihm das schönste Bild der romanischen Kreuzgänge jener Abtei am herrlich waldigen Hang der Stille einflüstern.
Dort angekommen wird er sich heimatlich fühlen, als wäre er nie weg gewesen.
Die Jahrhunderte überdauernde Architektur, heilende Kräuter des Gartens, schützende Bäume mit erquickenden Harzen.
Das prägt er sich ein.
Und bei Bedarf überlistet er die Zeitachse und holt sich mit dem Duft alles wieder vor Augen.
Es genügt so wenig, um glücklich zu sein.
Da hat man einen prächtigen Duft lieb gewonnen und behält ihn jahrelang in der Sammlung.
Und plötzlich kommt ganz unverhofft aus einer ganz anderen Ecke die Neuinterpretation des Themas und begeistert augenblicklich.
Dafür möchte ich ganz herzlich zweien Parfumos danken.
Kokusai für die schöne Probe im Ratespiel.
Kreisquadrat für seine ausführliche und geniale Rezension.
Dass Weihrauch fernab des Sakralen bestens funktionieren kann, beweisen der vorliegende Duft und sein wesentlich älterer Bruder im Geiste One Man Show Eau de Toilette .
Bei all den Verschiedenheiten in Aufbau und Zusammensetzung haben beide Düfte doch eine gemeinsame Richtung.
Was diese nun ausmacht, ist das Evozieren einer gelbgrünen Aura, das Heben der Hölzer mit kräuterbetontem, rauchig ätherischem Harz und das Erhellen mit Zitrusfrüchten.
Doch beim vorliegenden Duft ist es weit mehr.
Ich habe die Assoziation eines alchemistischen Wunders.
Aus einem goldenen Bernstein, dem gelisteten Amber, entweicht spektral ein wuchtiges Farbspektakel an Mandarine, Elemiharz und Zedernholz.
Vom festen zum gasförmigen Zustand.
Und so etwas nennt man Sublimation.
Doch ich greife voreilig vor, verrate zu viel.
Anderseits kann ich mir nicht besser helfen, da solch Verborgenes schwer zu vermitteln ist.
Denn wo eben noch unten war, sich als oben erweist. Und wiederum umgekehrt.
Na, Lust auf eine nicht alltägliche Dufterfahrung?
Zisch!
Die Magie des Augenblicks.
Sofort verzaubert eine unglaublich fröhliche wie ungewöhnliche Stimmung.
Mandarine in ihrer sonnigen Reife, saftig, von jeher begehrt.
Die Bergamotte erlaubt dem Elemiharz den Vortritt, welches ätherisch zitrisch die Nase und Sinne hebt.
Doch verweist dieses goldene Harz auf einen anderen Verwandten, dem Amber, als die Quelle des Genusses.
Äußerst verhalten zunächst, von der Tiefe her winkend, subtil und wartend.
Die verschiedenen Etappen des Duftes werden es noch zeigen.
Mit grünen Noten sind herrliche Kräuter des Mittelmeeres gemeint.
Als da an Eindrücken wären:
Basilikum, Rosmarin und Zitronenthymian.
Wohldosiert, herrlich französisch „parfümiert“, nur die innere Wand des Gefäßes damit eingerieben.
Wer schonmal solch ein Bouquet garni, französisch für Kräutersträußchen, riechen durfte, weiß, dass manchmal weniger mehr ist.
Es kommt auf die subtile Essenz an.
Und subtil bleiben dann auch die Kräuter und erfüllen so ihre Bestimmung. Ihre grün herbe Ader soll lediglich die Fokussierung auf die Harze unterstützen, sie hervorheben.
Der Vermittler zwischen hell zitrischem Elemiharz und warm geschmeidigem Amber mit eingeschlossener Vanille - Bernsteine bergen so manch kostbare Lebensart - ist das gelungene Zedernholz der Herznote.
Es duftet herrlich in gleißender Sonne des Mittelmeers und bietet Platz auf seinen Ästen für all die anderen Komponenten.
Kein Aufdrängen sondern Auffangen.
Eine nostalgische Postkarte der 1980er wird mit Gewürznelke unterschrieben.
Ton in Ton mit den Harzen salbt sie golden, geht eine fast seifige Verbindung mit den ätherischen Hölzern ein.
Und genau hier zitiert Nathalie Koobus vielleicht unbewusst den hellen Funken von One Man Show Eau de Toilette . Damals allerdings mit herrlicher Kaskarilla entflammt.
Die Wirkung ist die gleiche.
In der flirrenden Luft lodert kaum sichtbar eine mystisch grüne Flamme.
All die Komponenten werden so in eine höhere Form ihres Seins gehoben, den Ideen so nah.
Dabei hilft der grün modulierte Weihrauch (dem dezent grasigen Vetiver sei Dank), welcher keinen einengenden Gebetrsraum braucht.
Und der heimliche Kern dieser belebenden Energie ist der Amber.
Stetig ruhig, wird er sein labendes Wesen zu gegebener Zeit immer wieder einbringen.
Faszinierend, dass eine sonst herbstlich goldene Preziöse nun im höchsten Sommerlichte sublimieren darf.
Hier wurde mit einfachen Mitteln Großartiges geschaffen.
Der Kreis schließt sich und ist dennoch so belebend offen.
Bruno Truchon Bartès, Gründer von La Manufacture Paris, ist nicht nur ein Kenner der Duftbranche, er versteht auch die Magie alter Schlösser und Klöster in Frankreich.
Sein Streben nach zeitlosen Düften mit Bezug zu ebendiesen Anwesen gelingt ganz besonders mit Admirabilis .
Und seine Aussage, der Duft wäre „addictive“, kann ich nur bestätigen.
Ich kann meine Nase nicht von der Sprühstelle loslösen.
Etwas in mir verlangt nach mehr, genießt Energetisches.
Der Duft fängt all die Mysterien und verborgenes Wissen der Abtei Fontfroide bei Narbonne ein.
Hut ab Madame Koobus, Monsieur Truchon Bartès!
Doch nun setzte ich den Roman fort.
Lies ich bei One Man Show Eau de Toilette den Helden die befreiende Kraft des Duftes an Stränden bei Montpellier spüren, darf er nun ein paar Kilometer weiter in Richtung Spanien fahren.
Er hat Lebenserfahrung sammeln dürfen, weiß um die Schnelllebigkeit vergangener Moden und um die Beständigkeit des wahren, schönen Guten, vielleicht auch um die verschlüsselten Geheimnisse des zwischen den Zeilen Geschriebenen.
Er wird „Blown a Wish“ von My Bloody Valentine auf der Fahrt auflegen, jenes sperrige Musikstück sphärischer, nicht fassbarer Sublimation.
Die sprechenden Harze des Duftes werden ihm das schönste Bild der romanischen Kreuzgänge jener Abtei am herrlich waldigen Hang der Stille einflüstern.
Dort angekommen wird er sich heimatlich fühlen, als wäre er nie weg gewesen.
Die Jahrhunderte überdauernde Architektur, heilende Kräuter des Gartens, schützende Bäume mit erquickenden Harzen.
Das prägt er sich ein.
Und bei Bedarf überlistet er die Zeitachse und holt sich mit dem Duft alles wieder vor Augen.
Es genügt so wenig, um glücklich zu sein.
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