Monsieur Beauregard von Penhaligon's

Monsieur Beauregard 2017

DerDefcon
17.04.2020 - 18:01 Uhr
12
Sehr hilfreiche Rezension
2Duft 8Haltbarkeit 8Sillage 8Flakon

Das Hühnchen muss geschlachtet werden.

Teste ich die Duftreihen verschiedener Parfümhäuser, so zieht sich immer ein ganz spezielles Phänomen durch all jene Testphasen. Der erste Duft gefällt mir ausgezeichnet, beim zweiten ist es nicht anders und der dritte haut mich dann gar nicht mehr vom Hocker oder enttäuscht sogar. ich erlebte dies zum Beispiel bei Louis Vuitton. "Orage" ist einfach toll, "Sur la Route" ist absolut genial und dann kam "L'Immensité".

Aus dem Hause Penhaligon's nahm ich bereits "The Tragedy of Lord George" unter die Nase - der wohl derzeit bekannteste Duft dieser Marke. Er gefiel mir sehr gut.
Weiterhin testete ich "Much Ado About the Duke", bei dem es sich um einen nicht uninteressanten Rosenduft handelt, für den ich sogar von meiner parfümempfindlichen lieben Mutti ein Kompliment bekam. Vielleicht sollte ich mir diesen Tag im Kalender ankreuzen. Übrigens wird ein Kommentar zu diesem Rosenduft irgendwann noch kommen.

Tja, und dann gibt es "Monsieur Beauregard" ... ein ganz unangenehmer Geselle.

Wir beginnen mit einer ordentlichen Zitronenportion und einer Minimalpriese Pfeffer - ein durchaus nicht uninteressanter Auftakt, wobei es das dann aber auch schon mit dem Positiven war, denn von nun an geht es bergab. Ich werde das Huhn jetzt im deskribierenden Sinne "schlachten" müssen. Hier kann ich einfach nicht anders.

Unmittelbar nach dem interessanten Auftakt setzt die Iris ein. Diese kratzt sehr stark und erinnert an ein durch Haarspray kontaminiertes Badezimmer. Eine solche Iris ist für mich eigentlich kein Problem, da ich diese Duftnote bereits recht gut kenne und daher weiß, dass sie sich schnell fängt, zahmer und manchmal auch cremiger wird beziehungsweise durch andere Duftnoten eine gekonnte Kontrastierung erfährt. Hier ist das jedoch gänzlich anders.
Die kratzige, haarsprayähnliche Iris, die so langsam mit der Auflösung meiner Nasenschleimhäute beginnt, wird nun mit der vollen Dröhnung Plastikzimt versehen. So langsam frage ich mich, was man hier mit meinen Lieblingsduftnoten - Zimt und Iris - veranstaltet hat. Auf Sandelholz, das hier ein wenig regulierend eingreift, wartet man vergebens. Kann Sandelholz doch durchaus cremig und minimal süß in Erscheinung treten, bleibt bei dieser Duftkomposition lediglich ein seltsam trocken-holziger Unterton, den ich so nicht mit Sandelholz in Verbindung bringen würde. Wieder riecht das einfach nur komisch, unangenehm, wie gewollt und nicht gekonnt und sind Iris sowie Zimt schon plastikartig-chemisch, so ist es dieses Holz ebenso. Immer mehr stellt sich mir die Frage, welche Duftphilosophie hier eigentlich verfolgt wird.

Bezüglich des Sandelholzes schrieb ich gerade eben, dass dieses durchaus in der Lage sei, Düfte mit einer dezenten Süße abzurunden. Nun ... was jenem Holz hier an Süße fehlt, wird durch die Tonkabohne in einem vielfachen Maß hinzugegeben. Die kratzende Haarspray-Plastikzimt-Iris wird nun mit einer klebrigen Süße kombiniert, als würde man in dem verseuchten Badezimmer noch Sirup die Wände hinunterlaufen lassen, ohne aufgrund der überbordernden Süße eine genaue Sirupsorte überhaupt erst ausmachen zu können. Und wie Sirup halt ist, nämlich klebrig und das im besonderen Maße, so ist es auch diese Duftkomposition, welche in der Haut ihren klebenden Anker versenkt und der Umwelt gegenüber zusätzlich noch besonders mitteilungsfreudig ist. Dezent und elegant ist hier gar nichts, anders als noch bei den beiden zuvor von mir getesteten "Penhaligon's". Damit wäre das Hühnchen dann geschlachtet und die Sache gegessen.
10 Antworten
FlirtyFlowerFlirtyFlower vor 6 Jahren
Ein durch Haarspray kontaminiertes Badezimmer! Interessant... Interessant... Pokal für dich
UnterholzUnterholz vor 6 Jahren
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Die neuen Penhaligon's empfinde ich als durchaus interessant, aber qualitativ mangelhaft und allzu chemisch für dieses gehobene Preissegment.
PinkdawnPinkdawn vor 6 Jahren
Das klingt ja nicht sehr verlockend. Aber was kann das arme Hühnchen dafür? ;-)
Helena1411Helena1411 vor 6 Jahren
Mich lässt der letzte Satz mich fragen, ob damit auch das Hühnchen gegessen wird... wie auch immer, so war das ein sehr unterhaltsamer Kommentar, der uns alle vorwarnt, wenn wir denn keine Plastikfetischisten sind ;-)
Plastikpokal (in Gold natürlich)
SchatzSucherSchatzSucher vor 6 Jahren
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Aus der Portraits-Serie kenne ich auch einige Düfte, manche sind gut, manche naja... Diesen kenne ich noch nicht und eigentlich erscheint er mir von den Noten her ansprechend. Aber es kann durchaus auch mal Murks herauskommen. Und dazu ist es dann auch noch ziemlich teurer Murks.
PollitaPollita vor 6 Jahren
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Muss ich jetzt Angst haben, Du schlachtest auch mich? *wegrenn*
Melisse2Melisse2 vor 6 Jahren
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Nun ja, das war wohl ein Reinfall auf der ganzen Linie.
ExUserExUser vor 6 Jahren
Eine sehr ansprechende Beschreibung eines Duftes, den ich noch nicht kenne. Eine Auszeichnung als Belohnung dafür, dass ich mein Interesse geweckt habe.
SeeroseSeerose vor 6 Jahren
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Du hast das so schön drastisch beschrieben. Aber es ist ein maskuliner Duft. Ich kann, wenn ich sie nicht selber schon mal unter der Nase hatte, nur beurteilen ob sie mir an Männern gefallen würden oder nicht.
ChizzaChizza vor 6 Jahren
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Eine sehr schöne und hilfreiche Beschreibung