06.02.2016 - 13:46 Uhr
Achilles
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Achilles
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27
Mrs. Woodhouse
Ich hab auf diesen Duft seit bestimmt 2 Jahrzehnten gewartet, denn es war dieser, den Rosemary Woodhouse im grandiosen Film "Rosemarys Baby" zu tragen erwähnt hatte. Den Film kann ich auswendig, die Probe Detchema fand ich nie, vor allem nicht die alte Version.
Rosemary, göttlich gespielt von Mia Farrow, ist eine hübsche, dünne, blasse Person mit mädchenhafter Figur, bei der der Kopf die wohl einzige Rundung darstellt (heißt glaube ich Lollipop-Figur). Na und dann irgendwann im Laufe des Filmes ändert sich das, als die Schwangerschaft fortschreitet.
Der Duft kehrte den Film streng genommen ins Revelatorische, denn als eine ahnungslose Rosemary im Wartezimmer ihres Arztes danach gefragt wurde, gab ein Wort das nächste.
"Das riecht gut. Was ist das?"
"Ach so, mein... Es heißt Detchema."
"Viel besser als Ihr normaler Duft, wenn ich das mal so sagen darf."
"Das war ein Glücksbringer. Ich habe ihn weggeworfen."
"Gut. Vielleicht folgt der Doktor Ihrem Beispiel."
"Dr. Sapirstein?"
"Ja. Sein Aftershave. Oder was es auch ist. Er hat jedenfalls keinen Glücksbringer. Er hat manchmal denselben Geruch an sich. Und dann... meine Güte. Ist Ihnen das noch nie aufgefallen?"
"Nein. Vielleicht dachten Sie, es wäre von Ihnen. Was ist es? Eine chemische Substanz?"
"Entschuldigen Sie mich....."*
Es war aber eigentlich kein Parfum in ihrem "Glücksbringer", sondern der Extrakt einer (fiktiven) Tanniswurzel, in einem silbernen Medaillon versteckt, dass sie trug - ihre satanistische Nachbarin Minnie schenkte es ihr. So kam Rosemary dahinter, dass der Arzt, die Nachbarin, und sogar ihr eigener Ehemann sich gegen sie verschworen hatten. Soviel zum Thema Düfte in Filmen, in Kunst und Literatur, so etwas ist mir wohl schon immer im Gedächtnis geblieben.
Das alles sagt dem geneigten Leser bisher recht wenig über Detchema. Die Duftpyramide ist exorbitant, aber in Wahrheit ist der Duft auch ein Kind seiner Zeit, schwer, üppig, blumig. An dieser Figur Rosemary kann ich ihn mir auch sehr schön vorstellen, auch wenn zu ihr vielleicht etwas zitrisch-grünes besser gepasst hätte, aber warum nicht dieser- grob gesagt ist er mächtig, pudrig, aldehydig, typischer Damenduft einer Sorte der 50er - 60er. Passt auch in die Umgebung des Filmes, wuchtige Möbel, große Wohnungen, alte Bauweise, in die typische 60er Jahre Garderobe, bitte nicht beirren lassen, dass die Sektenanhänger dort das Jahr 1 und nicht 1967 feiern. Der Duft ist nichts überragend einzigartiges, aber verglichen mit dieser grausigen Tanniswurzel war er für Rosemary wohl ein Fest der Sinne.
Detchema startet blumig, lieblich, mit einem Bouquet aus Lilien, Jasmin, Narzissen und leicht zitronigen Anteilen, wird dann relativ zügig aldehydig und eine gepuderte, voll ausgereifte Rose beginnt zu dominieren.
Das ist wirklich sehr schön interpretiert, das in goldenen süßen Honig getränkte Ylang-Ylang wird gedämpft durch sich im Hintergrund aufhaltende Noten von etwas bitterem, grün-rauchigem, Iriswurzel, kurz auflebendem Leder und Sycomore. Passt auch zum Kontrast, Rosemary gegen einen Kreis finsterer Gestalten.
Der Duft hält ewig, wird zur Basis hin seifig und angenehm, harmlos und liebreizend, na ja, irgendwann gibt auch Rosemary nach und fügt sich.
Ich danke LadyViolet für die Probe.
Nachtrag:
Heute vielleicht zu anachronistisch. Was modernes, das ähnlich riecht? Absolue pour le Soir von MFK, ist eine Art Detchema-Reloaded Version mit Tier. Könnte der Vater des Kindes tragen.
*(Rosemarys Baby, R. Polanski, 1968)
Rosemary, göttlich gespielt von Mia Farrow, ist eine hübsche, dünne, blasse Person mit mädchenhafter Figur, bei der der Kopf die wohl einzige Rundung darstellt (heißt glaube ich Lollipop-Figur). Na und dann irgendwann im Laufe des Filmes ändert sich das, als die Schwangerschaft fortschreitet.
Der Duft kehrte den Film streng genommen ins Revelatorische, denn als eine ahnungslose Rosemary im Wartezimmer ihres Arztes danach gefragt wurde, gab ein Wort das nächste.
"Das riecht gut. Was ist das?"
"Ach so, mein... Es heißt Detchema."
"Viel besser als Ihr normaler Duft, wenn ich das mal so sagen darf."
"Das war ein Glücksbringer. Ich habe ihn weggeworfen."
"Gut. Vielleicht folgt der Doktor Ihrem Beispiel."
"Dr. Sapirstein?"
"Ja. Sein Aftershave. Oder was es auch ist. Er hat jedenfalls keinen Glücksbringer. Er hat manchmal denselben Geruch an sich. Und dann... meine Güte. Ist Ihnen das noch nie aufgefallen?"
"Nein. Vielleicht dachten Sie, es wäre von Ihnen. Was ist es? Eine chemische Substanz?"
"Entschuldigen Sie mich....."*
Es war aber eigentlich kein Parfum in ihrem "Glücksbringer", sondern der Extrakt einer (fiktiven) Tanniswurzel, in einem silbernen Medaillon versteckt, dass sie trug - ihre satanistische Nachbarin Minnie schenkte es ihr. So kam Rosemary dahinter, dass der Arzt, die Nachbarin, und sogar ihr eigener Ehemann sich gegen sie verschworen hatten. Soviel zum Thema Düfte in Filmen, in Kunst und Literatur, so etwas ist mir wohl schon immer im Gedächtnis geblieben.
Das alles sagt dem geneigten Leser bisher recht wenig über Detchema. Die Duftpyramide ist exorbitant, aber in Wahrheit ist der Duft auch ein Kind seiner Zeit, schwer, üppig, blumig. An dieser Figur Rosemary kann ich ihn mir auch sehr schön vorstellen, auch wenn zu ihr vielleicht etwas zitrisch-grünes besser gepasst hätte, aber warum nicht dieser- grob gesagt ist er mächtig, pudrig, aldehydig, typischer Damenduft einer Sorte der 50er - 60er. Passt auch in die Umgebung des Filmes, wuchtige Möbel, große Wohnungen, alte Bauweise, in die typische 60er Jahre Garderobe, bitte nicht beirren lassen, dass die Sektenanhänger dort das Jahr 1 und nicht 1967 feiern. Der Duft ist nichts überragend einzigartiges, aber verglichen mit dieser grausigen Tanniswurzel war er für Rosemary wohl ein Fest der Sinne.
Detchema startet blumig, lieblich, mit einem Bouquet aus Lilien, Jasmin, Narzissen und leicht zitronigen Anteilen, wird dann relativ zügig aldehydig und eine gepuderte, voll ausgereifte Rose beginnt zu dominieren.
Das ist wirklich sehr schön interpretiert, das in goldenen süßen Honig getränkte Ylang-Ylang wird gedämpft durch sich im Hintergrund aufhaltende Noten von etwas bitterem, grün-rauchigem, Iriswurzel, kurz auflebendem Leder und Sycomore. Passt auch zum Kontrast, Rosemary gegen einen Kreis finsterer Gestalten.
Der Duft hält ewig, wird zur Basis hin seifig und angenehm, harmlos und liebreizend, na ja, irgendwann gibt auch Rosemary nach und fügt sich.
Ich danke LadyViolet für die Probe.
Nachtrag:
Heute vielleicht zu anachronistisch. Was modernes, das ähnlich riecht? Absolue pour le Soir von MFK, ist eine Art Detchema-Reloaded Version mit Tier. Könnte der Vater des Kindes tragen.
*(Rosemarys Baby, R. Polanski, 1968)
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