The Tycoon 2017

The Tycoon von St Giles
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8.3 / 10 134 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von St Giles für Damen und Herren, erschienen im Jahr 2017. Der Duft ist würzig-grün. Die Haltbarkeit ist überdurchschnittlich. Es wird noch produziert.
Aussprache
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Duftrichtung

Würzig
Grün
Holzig
Frisch
Zitrus

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
grüne Zitronegrüne Zitrone GalbanumGalbanum PomeloPomelo IngwerIngwer
Herznote Herznote
MuskatMuskat CypriolCypriol schwarzer Pfefferschwarzer Pfeffer SellerieSellerie TeeTee MagnolieMagnolie
Basisnote Basisnote
EichenmoosEichenmoos LabdanumLabdanum PatchouliPatchouli BibergeilBibergeil

Parfümeur

Bewertungen
Duft
8.3134 Bewertungen
Haltbarkeit
8.4128 Bewertungen
Sillage
7.6128 Bewertungen
Flakon
7.9115 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
7.658 Bewertungen
Eingetragen von M3000, letzte Aktualisierung am 09.01.2024.

Rezensionen

6 ausführliche Duftbeschreibungen
10
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
FvSpee

323 Rezensionen
FvSpee
FvSpee
Top Rezension 60  
Der Große Gebieter
Der Duft

Duchaufours Tycoon gehört unter den fast 1000 von mir getesteten Düften vielleicht zu den 30 schönsten und zu den 5 faszinierendsten.

Auftakt in Fulminanz und Opulenz: gedeckte, überreiche, waldige Naturtöne. Bitter und dunkel verfremdete Pomelo-Zitrik; kühle, mächtige, tiefgrün wummernde Galbanumbässe, der vermeintlich feste Boden vibriert bedrohlich pfeffrig. Perfekte Balance von Natur und Künstlichkeit; höchste Unkonventionalität, doch keine Spur von Exaltiertheit. Beherrschung und Selbstbeherrschung. Lebendig durchwirkte weite Öffnung ins Freie: weder eine Landschaft, noch bloß kalt einschüchternde Architektur. Gewaltsamkeit lauert. Doch auch Zartheit schlummert, oder wird sie nur erhofft?

Verwirrende Stunden: Anziehende, kriechende Schärfe von Ingwer und schleichende Würze von gefühltem Kardamom. Holzig-schweres, fremdartig-mysteriöses Nussgras. Elektrisierend: Geheimnisvolle magnetische Anziehung. Verstörend: Lässt sich nicht in die Karten schauen. Bald höchste Gefährlichkeit (heißer Naturkautschuk, giftige Kröten und Insekten), bald gemüsige Harmlosigkeit. Das vegane Gericht in der Auftragskillerkantine? Hand vor dem Mund: Wer um alle Welt ist das?

Unendlicher Ausklang: Sechzehn lange Stunden Wandlungen, ruhiger werdend, aber nie ganz beruhigend. Warmes Blumenbukett (bedingt glaubhaft), weiche Wallungen, Ledersofas mit Tropenholzarmaturen (noch immer tief gesättigt). Ganz am Ende langer dunkelsüßer Ausklang: verschatteter Arsène Lupin.

Die Edition

Meister Duchaufour schafft für Privatiers schöne Kollektionen. Der Dilettant (was ja ursprünglich Liebhaber hieß und nicht abwertend gemeint war) kann sich als Editor einer Duftserie geben, ohne selbst Parfumeur lernen zu müssen. Das ist praktisch. Die Ergebnisse lassen sich sehen. Neela Vermeires Indien-Serie, vollständig von BD gemacht, enthält einiges Mittelmaß, aber auch Trayee, für den die ganze Reihe sich mehr als gelohnt hat. Der "Creative Director" dieser Duftserie hier heißt Michael Donovan; worin seine Direktion außer im Engagieren der Supernase bestand, weiß ich nicht genau.

Die Serie besteht außer aus The Tycoon (Der Tycoon, oder meinetwegen Der Oligarch) noch aus den vier anderen berufsbeschreibenden Düften The Writer, The Stylist, The Mechanic und The Actress. The Actress, die Schauspielerin, ist auch im Englischen nur weiblich, die anderen vier Namen haben im Englischen den Reiz, grammatisch ebenso unisex zu sein wie die Düfte vermarktet werden, obwohl ich keine Tycooninnen kenne und auch die Mechanikerinnen immer noch relativ selten sind. Die vier anderen Düfte kenne ich nicht. Auch auf Parfumo sind sie kaum belichtet.

Die gesamte Fünferreihe ist noch erhältlich, und zwar entweder im Online-Shop von St.-Giles / Michael Donvan (St Giles Fine Fragrances) oder exklusiv über Selfridges. Der Preis ist hier und da gleich, nämlich 130 Pfunde Sterling für eine 100-ml-Flasche. Für "Der Taikun", den Duft mit der Wucht eines Taifuns, sicher nicht zu teuer.

Verliebt bin ich ein ganz klein bisschen in die Flakons, aber ganz massiv in die Kartons. Art Déco vom Feinsten, ich könnte mir die Wände damit vollhängen. Ebenso schön wie die in einem bunteren und fröhlicheren Art Déco gehaltenen Kartons der Unisex-Reihe von Tuttotondo. Vielleicht bin ich verrückt, aber für mich ein Kaufargument. Ein leerer TT-Karton steht in meinem Büro im Regal.

Der Name

Taikun (Großer Gebieter) war der Ehrentitel der japanischen Schogune und wird heute für superreiche und supermächtige Industrie- und Finanzkapitäne verwendet. Das Wort existierte früher direkt aus dem Japanischen eingedeutscht: Taikun. F. Scott Fitzgeralds Roman "The Love of the Last Tycoon" heißt in der deutschen Ausgabe noch "Der letzte Taikun" (obwohl das Buch von einem amerikanischen Wirtschaftsboss und nicht von einem japanischen Schogun handelt). Heute ist das Deutsche um dieses Wort verarmt, und wir schreiben auch englisch "Tycoon".

In älteren Texten über die Seefahrt hätte man auch noch lesen können: Das Schiff der Reederei aus Mexiko-Stadt legte auf den Kaiman-Inseln an und versorgte sich dort mit Kaschu-Nüssen und anderem Proviant. Heute stünde da Cayman-Islands, Mexico-City (was eigentlich besonderer Schwachsinn ist, denn wenn schon, dann Ciudad de Mexico) und Cashew-Nüsse. Schade eigentlich. Im Übrigen würde man auf den Kaimaninseln auch nicht mehr zum Proviantaufnehmen, sondern zum Geldwaschen anlegen.

Einer kulturhistorischen Untersuchung bedürfte mal, warum die Journalisten die Neigung haben, die richtig großen Oligarchen (die kleinen heißen ja auch nach Tieren, wie Baulöwe und Finanzhyäne) immer nach Herrschertiteln aus dem Osten zu benennen: Neben Tycoons fallen mir da noch Magnate, Mogule und Zaren ein; gerne auch alliterativ: Medienmogul, Zeitungszar und, naja, Stahlmagnat oder Ölmagnat, aber Müslimagnat klänge besser. Als weitere Varianten schlage ich hiermit vor: Socken-Sultan, Toastbrot-Tenno und Würstchen-Wesir.
33 Antworten
7
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Kovex

29 Rezensionen
Kovex
Kovex
Top Rezension 38  
Des Meisters Handschrift
Einige Parfümeure und auch Dufthäuser haben eine wiedererkennbare Handschrift, die oftmals an den gleichen Rezeptoren in unserem Gehirn andockt. Ich denke da nicht nur an die berühmte Guerlinade sondern viel mehr an Parfümeure wie z.B. Francesca Bianchi, Annette Neuffer, Elisavet Isabella Sacky, Kurkdjian um nur wenige zu nennen.

Vor ein paar Jahren noch habe ich den Namen der Künstler hinter den Düften zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Bis zwei Ereignisse fast zeitglich geschehen sind und ich merkte, dass ich nun ein neues Level erreicht hatte.

Es war einer der vielen belanglosen Düfte unter irgendeinem Markennamen, den ich schon wieder vergessen habe. Ich roch daran und wusste sofort, dass es eine Geza Schön Kreation ist. Und siehe da, ich hatte richtig getippt. Stolz, das erste Mal einen Parfümeur erkannt zu haben wurde mir bewusst, dass ich meinen Geruchssinn mittlerweile gut geschult hatte und nun imstande war, meine Herangehensweise an Düfte zu variieren.

Das zweite Ereignis war, dass ich feststellte, dass der Name Bertrand Duchaufour in meiner Sammlung am prominentesten vertreten war. Ohne gezielt nach seinen Düften zu suchen kamen in Lauf der Zeit Weitere von ihm hinzu, nur eines kannte ich noch nicht: seine Handschrift.

So war es auch bei The Tycoon. Noch nie von der Marke St Giles, geschweige dem Duft gehört, Teil eines Probenpäckchens, also wieder so ein zufälliger Glückstreffer, dem wir doch alle nachjagen, nicht wahr?

The Tycoon beginnt mit einer erfrischend alkoholischen hellgrünen Barbershop-Note, die aber schon zu Beginn eine elegante Lässigkeit ausstrahlt, die mehr an Lebenserfahrung, denn an jugendliche Rebellion denken lässt. Zitrusaromen die eher ihre sauren Noten Preis geben, als sommerlich-fruchtige Spritzigkeit vorzugeben, haben gegen das stärker werdende Galbanum kaum eine Chance. Seine hellgrünen, in Pastell gezeichneten Noten schälen sich hervor wie die frischen Triebe von Gräsern an den ersten Frühlingstagen.

Für mich ein Duft wie er nicht besser als in den März passen könnte. Der Monat der sich nicht entscheiden kann ob er noch dem Winter angehört oder doch lieber den Frühling einleitet. Wenn die Morgenluft kühl ist, die ersten Sonnenstrahlen noch gegen die Windböen ankämpfen, dann strotzt der Tycoon vor energiegeladener kühl-grüner Frische, die zum Glück jegliche eventuelle Blütensüße vermissen lässt.

Der Tycoon verbindet für mich zwei differenzierte Sinneseindrücke, die man von einem Menschen bzw. seines Dufteindrucks haben kann. Da ist zum einen diese herbe, ja fast schon trocken-spröde hellgrüne Frische, die wegen des Verzichts auf süße Anteile, eine gewisse Sachlichkeit und eine Distanziertheit vermittelt, die einem Tycoon gerecht werden sollte. Zum anderen wirkt der Duft aber so gradlinig sauber, gepflegt und reinlich, dass man sich automatisch in einem Gefühl von Vertrautheit der Seriosität des Trägers hingeben möchte. Zwei Eindrücke also, die auf den ersten Blick gar nicht zusammen gehören wollen, hier aber einen interessanten Spannungsbogen von Nähe und Distanz schaffen.

Der Tycoon ist ein sehr ausdauernder Duft, der einen langen Arbeitstag ohne Probleme überdauert, wobei eine Duftentwicklung hier kaum stattfindet. Von dezenter Präsenz verschafft er seinem Träger eine gleichbleibende Aura von solider Gediegenheit und unprätentiöser Stilsicherheit, die Lebenserfahrung gleichermaßen vermittelt wie eine gewisse Autorität.

Passend hierzu ist der Flakon von schlichter, gradliniger Eleganz und einer Akkuratesse die dem Inhalt gerecht wird.

Der für St Giles verantwortliche Kreativdirektor Michael Donovan hat für all seine 5 Werke Bertrand Duchaufour verpflichtet, was aber scheinbar nur als temporäres Projekt ausgelegt war, denn einige der Düfte, wie auch der Tycoon sind schon jetzt offiziell nicht mehr verfügbar. Mit etwas Glück wird man in ausgewählten britischen Parfümerien noch fündig.

Mittlerweile gelingt es mir schon bei einer Handvoll Parfümeure sie meist blind zu erkennen. Da ist zum einen der Stil, die verwendeten Rohstoffe, aber auch die persönliche Vorliebe des Kreativen zu erkennen.

Bertrand Duchaufour hat auch eine Handschrift, nur ist mir bis heute noch nicht klar welche das sein könnte. Zu verschieden und eigenständig sind viele seiner Kreationen. Eines ist all seinen Düften aber gemein: sie sprechen mich auf besondere Weise an, begeistern und faszinieren mich. Wahrscheinlich hat er einen supergeheimen Zusatzstoff – eine Art Pheromon für Duft-Junkies – den er seinen Werken hinzufügt. Irgendwas muss da drin sein. Ich weiß nur noch nicht was es ist.

Ich bedanke mich bei Ergoproxy für die Probe.
20 Antworten
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Leimbacher

2762 Rezensionen
Leimbacher
Leimbacher
Top Rezension 28  
Das Ende ist auch der Anfang
"The Tycoon" ist eine eiskalte, futristische Chypre-Interpretation, ein Bürohengst von 2055. Zitrische Stahlträger ranken sich um maskulin-dreckige Fenster aus Pfeffer und Muskat, grau in grau, hochwertig bis zum Himmel, Labdanum und Eichenmoss als Rückgrat. Absolut umwerfend und geil. Pardon my French. Wer Duchaufour-Fan ist, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Ich frage mich, warum St Giles als Kollektion nicht viel breiter in aller Munde ist - denn wenn "The Tycoon" Richtung und Qualität vorgibt, kommt man um einen Test der restlichen Vertreter vom Schreiber bis zum Meschaniker einfach nicht herum...

"The Tycoon "ist einer dieser Düfte, der einen wieder geil auf unser Hobby macht. Mühelos und arrogant. Positiv gemeint. Ein Silberrückengorilla mit den dicksten Eiern der Welt, diese aber wohl umhüllt in feinster Seide in hellgrau und ohne Nähte. "The Tycoon" riecht lecker und cool, erhaben und luxuriös, aktuell und zeitlos. Erfolg und Understatement in einen Flakon gegossen. Ein grün-emotionsloser Gewinner, der von "Platinum Egoiste" bis "Noir Anthracite" alle in diesem Subgenre alt aussehen lässt. Das ist kein Jeremy, sondern der Harvey Specter unter den Düften. Jeden seiner 130 Pfund wert. Meine Meinung. Wenn es der Beste ist, den ihr in dieser Richtung wollt...

Flakon: typisch Nische, nice genug
Sillage: nahezu perfekt ausgewogen
Haltbarkeit: 8 Stunden + eventuell etwas Zuschlag

Fazit: einer der größten, coolsten, trockensten und humorlosesten Volltreffer, den Duchaufour je herausgehauen hat - und wer diese Legende kennt und schätzt, weiß, dass das dann nur richtung Meisterwerk gehen kann! "The Tycoon" ist einer der feinsten Düfte, den ich seit Jahren unter der Nase hatte, ein Bürogott und so gut wie perfekt!
11 Antworten
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Benedikt2019

94 Rezensionen
Benedikt2019
Benedikt2019
Sehr hilfreiche Rezension 14  
Der Leisetreter
Wow, welch ein Duft durfte mir - dank Noreans - hier unter die Nase treten! Der subtile Name des Parfums "The Tycoon" sorgte bereits vor der ersten Duftverkostung dafür, dass zahlreiche Bilder in meinem Kopf herumschwirrten. Ich musste eingangs direkt an "Wolf of Wallstreet" denken und an CEO's in ihren maßgeschneiderten Anzügen, Sonnenbrille tragend und mit einem dicken Schlitten unter dem Hintern...

...beim Testen konnte sich dieses Bild jedoch nicht bewahrheiten. Wir haben es nicht mit einem protzigen Geldumsichwerfer zu tun, sondern mit Unterstatement pur. Zwar könnte man Assoziationen zu Chefetage ziehen, allerdings hätten wir es mit einem Chef zu tun, der präsent aber unaufdringlich, stark im Auftreten aber nicht protzig, gut gekleidet aber nicht overdressed und gepflegt aber nicht aufgetakelt ist. Ein echter "Leisetreter" eben, der sich bereits genug bewiesen hat und sein Können nicht mehr durch sein Äußeres zur Schau stellen muss. Er mag es minimalistisch und dabei qualitativ hochwertig. Jedes seiner Worte ist bedacht, denn bloße Schwätzerei verabscheut er zutiefst. Folglich unterstreicht sein Duft genau seinen Charakter und es ist wenig überraschend, dass er "the Tycoon" auserkoren hat, ihn dufttechnisch zu komplettieren...

...Ein Duft, der extrem kratig, trocken, leicht würzig und dezent pudrig ist. Dabei strahlt seine Trockenheit eine gewisse Frische aus, die nicht von der Hand zu weisen ist. Durch das Galbanum und Labdanum erhält er zudem einen leicht harzigen Unterton, der mir sehr gut gefällt. Eichenmoss hingegen sorgt dafür den leichten, kratigen Grünstich hervorzurufen. Pfeffer und Ingwer komplettieren "the Tycoon", indem sie ihm eine leicht würzig-scharfe Komponente verleihen. Bei all den Duftbildern könnte man meinen, der Duft könnte überkanditelt sein. Lustigerweise ist das Gegenteil der Fall, da "the Tycoon" recht gradlinig verläuft und die Komponenten perfekt ineinander greifen. Hier ist nichts zu viel, nicht über, nichts düfte weggelassen werden. Er ähnelt in dieser Eigenschaft einem guten Buch, bei dem man das Gefühl hat, hier wurde wirklich kein Wort zu viel geschrieben!...

...Dies gilt auch für die Haltbarkeit und die Sillage: beides im soliden Mittelfeld und passend zum "Leisetreter". In Zahlen bedeutet dies, dass man gute 7-8 Stunden von ihm erfreut wird und das Umfeld bekommt auf nen guten Meter auch alles mit. Ein toller Duft fürs Büro und nicht nur für die Chefetage. Der schreckt niemanden ab und betont die ruhige Souveränität seines Trägers. Diesem würde man jede Aufgabe anvertrauen, strahlt er doch die Gelassenheit eines Mannes aus, den nichts mehr in Wanken zu bringen vermag....

6 Antworten
8
Sillage
9
Haltbarkeit
7.5
Duft
Jazzbob

119 Rezensionen
Jazzbob
Jazzbob
Sehr hilfreiche Rezension 10  
Retro-Rasierseifen-Chypre
Die Überschrift sagt es schon: The Tycoon zeigt sich als alter Haudegen, der es sich in seinem Chefsessel gemütlich gemacht hat und Wert auf Traditionen legt, aber auch etwas schroff daherkommt und dessen Wort Gewicht hat. Manche dieser Qualitäten sind heute noch wichtig in Führungspositionen, doch die Grenze zur toxischen Maskulinität und zu fehlender Kompromissbereitschaft ist schnell überschritten und kann viele Probleme mit sich bringen.

Auf Parfums bezogen, ist es natürlich wesentlich weniger kritisch, auf alte Werte zu setzen. Bertrand Duchaufour hat sich auf jeden Fall vom Genre der Chypre und vom Stil der 80er inspirieren lassen und schon von Beginn an zeigt sich der Duft als markant männlich-herb und durchaus opulent. Die zitrischen Kopfnoten verbinden sich unverzüglich mit den bitter-grünen Facetten von Galbanum und Eichenmoos und werden noch von Muskat und Pfeffer unterstützt. Dadurch erhält The Tycoon noch eine gewisse Schärfe, die jedoch moderat gewählt ist. Außerdem nehme ich unterschwellig noch diesen an Terre de Hermes erinnernden erdig-mineralischen Muff wahr, aber um einen Duftzwilling handelt es sich hier keinesfalls (übrigens ebenso wenig bei Bohemian Lime, welcher moderner und transparenter ist). Als frisch würde ich The Tycoon nicht einordnen – das hätte ich bei den Noten allerdings erwartet – und somit klingt er vor allem holzig-erdig-moosig und aufgrund seiner trockenen Bitterkeit fast rauchig wirkend aus.

Wie ich heute auf Arbeit feststellen konnte, ist er auch nicht so zurückhaltend, denn obwohl ich morgens in weiser Voraussicht nur je einmal auf die beiden Handgelenke gesprüht hatte, ist der Duft bis jetzt gut wahrnehmbar. Allerdings nervt mich die Menge an Eichenmoos(-Substitut) ziemlich. Wenn es schon in so eine bittergrüne Richtung gehen soll, dann ist mir Jovoys Incident Diplomatique lieber – allerdings kommt dieser auch nicht überall so gut weg... Solche Düfte und Persönlichkeiten wollen sich eben nirgendwo anbiedern – das ist immerhin eine gute Eigenschaft.
7 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

59 kurze Meinungen zum Parfum
AxiomaticAxiomatic vor 9 Monaten
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Frontrunner an exquisiten Hesperiden.
Long Position an Galbanum und Labdanum.
Going short on Moos & Tier.
Cash Flow Gigant! *
58 Antworten
PollitaPollita vor 3 Jahren
9
Sillage
8.5
Duft
Der erinnert mich an diese Sport-Duschgele der Neunziger. Und ist dabei trotzdem so charmant und wertig. Hach, Duchaufour kanns halt.
21 Antworten
Eggi37Eggi37 vor 1 Jahr
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Herr Duchaufour
Ist geerdet wie krautiges Patch
Duftet zitrisch-gepflegt
Pfefferrasierklingen
Seifiges Moosaftershave
Warm eleganter Mantel
25 Antworten
SchatzSucherSchatzSucher vor 3 Jahren
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Dicht verflochtener Duft aus Holz- und Würznoten und ernsthaft-sprödem Auftreten. Weicht im Laufe aber ein wenig auf. Unsüß und trocken.
24 Antworten
NuiWhakakoreNuiWhakakore vor 3 Jahren
6
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Der Chef macht heute blau
schaut Zitrusfrüchten beim wachsen zu
sitzt im kühlen Moos
würziger Wind trocknet die Harze
Biber tollen am Ufer
23 Antworten
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