Hampstead Water 2010

Hampstead Water von Washington Tremlett
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7.0 / 10 15 Bewertungen
Ein Parfum von Washington Tremlett für Herren, erschienen im Jahr 2010. Der Duft ist frisch-blumig. Es wird noch produziert.
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Duftrichtung

Frisch
Blumig
Grün
Ledrig
Zitrus

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
LavendelLavendel OrangeOrange BergamotteBergamotte
Herznote Herznote
WasserminzeWasserminze
Basisnote Basisnote
MoschusMoschus LederLeder
Bewertungen
Duft
7.015 Bewertungen
Haltbarkeit
7.513 Bewertungen
Sillage
6.812 Bewertungen
Flakon
6.720 Bewertungen
Eingetragen von Seglein, letzte Aktualisierung am 04.03.2023.

Rezensionen

1 ausführliche Duftbeschreibung
9
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7.5
Duft
Unterholz

54 Rezensionen
Unterholz
Unterholz
Top Rezension 7  
Distinguiert & slightly bad ass
Ist es nicht verrückt: gerade Parfumo führt uns täglich vor Augen, wie schnelllebig unsere Zeit doch ist, in der nichts wirklich Bestand hat und nichts bestehen kann, ausser es schreit andauernd & und am lautesten: ICH BIN NEU! BEACHTE MICH!
Hand aufs Herz: Hat hier überhaupt noch jemand den Überblick über den Wust aus Düften, die beinahe täglich, ja stündlich aus dem Äther schiessen wie Pilze? Irgendwie beängstigend, nicht? Die Jahre mit Parfumo bestätigen mir aber langsam, dass es gewisse Grössen gibt, an denen man sich orientieren kann und die einfach überzeugen; manches andere, etwa gefühlte 99%, fällt links und rechts davon ab.

Washington Tremlett verfügt sympathischerweise über keine 100-köpfige Marketingabteilung und unterliegt somit nicht dem Druck, jedes Jahr zig Neuheiten heraushauen zu müssen. Das zeugt durchaus von Respekt gegenüber der Kundschaft. Denn ich empfinde es als anmassend, wenn man von mir als Konsumenten erwartet, dass ich mich jedes Quartal mit einem Halbdutzend Neuerscheinungen einer Marke auseinandersetze. Ähnlich läuft es mit all den ungewollten Newslettern, die täglich meine Mailbox fluten. Solche Firmen und Brands kann ich einfach nicht ernst nehmen und ich lösche deren Zeugs ohne Zwinkern. Möglich, dass halt das Medium Internet solche invasiven Geschäftssysteme begünstigt. Noch nie war es einfacher sein Zielpublikum zu erreichen, technisch gesehen. Andererseits kann ich mich als Endverbraucher glücklich schätzen, dass man im vernetzten Zeitalter so einfach Informationen zu Themen und Produkten (in diesem Fall halt Parfums) zusammenzutragen und mit Interessierten teilen kann. Alles hat also immer zwei Seiten ;-)

Nun aber zu Hampstead Water. Der ist nach dem imposanten Londoner Hampstead-Park benannt, einer Naherholungszone mit opulenten Teichlandschaften und saftigen Rasenflächen. Ich war selbst schon da und ich muss sagen: Diese englischen Parks haben was. Nennen wir es mal das royale Erbe. Als ich den Duft vor ca. 3 Jahren erstmals testete, hab ich ihn ganz schnell als schwierig, ja als untragbar abgehakt. Interessanterweise war aber die Visitenkarte, die er in meinem Stammhirn hinterlegte, nicht so einfach zu ignorieren. Zweimal hatte ich den Duft danach wieder aufgesprüht und jedes Mal musste ich anerkennen: da ist was dran. Kürzlich kam ein Kunde bei uns ins Geschäft, der möglicherweise H. W. trug (allerdings hatte ich ihn nicht danach gefragt) und gerade aus der Distanz wirkte der einfach klasse. Distanz ist das Stichwort: Ich bin mittlerweile der Ansicht, dass ein Parfum nicht nur gut sein kann, wenn es bei aufs Handgelenk gedrückter Nase gut riecht. Das schöne Wort ‚Projektion‘ enthält eben noch mehr: Parfum, Kleidung, Träger und von mir aus auch Aura des letzteren bewirken alle zusammen ein olfaktorisches Gesamtbild.
Eine Parklandschaft ist nicht das, was einem zu Hampstead Water primär einfällt. Er ist eher ein zeitverirrter Dandy, der ironisch die angeblichen Vorzüge unserer Zeit kommentiert und sich nicht scheut, selbst einige physische und psychische Schrammen seines Lebenswandels zur Schau zu stellen. Das zumindest sagt mir die skurrile Kaugumminote des Starts (Orange+Zimt+Minze?), die sagt uns: Das Leben ist vielleicht doch nur ein langer (oder je nachdem kurzer) Witz, kosmologisch gesehen.
Typisch englisch ist H.W. trotz Barbershopanklängen eigentlich nicht. Die Wasserminze ist allerdings eine interessante Zutat. Es ist ein Kraut, das in feuchten Wiesen, oft an Bächen entlang wächst. Ich habe die schon auf Wanderungen entdeckt und der Geruch ist viel weniger süss als die der Krause- oder Pfefferminze, dafür herber und frischer, auch stechender, sozusagen die Minze-Urform. Und der Lavendel ist kein schöner, sondern ein echtes Ekelkraut, meilenweit von Provence-Ferienprospekten entfernt. Dieser Lavendel ist giftig, ätzend, lässt einen nach Luft schnappen, als würde man im Schwimmbecken unter Wasser gedrückt und wie man auftaucht, saugt man umso gieriger die Luft mit der typischen Chlornote in sich hinein. Dieses Chlorige ist es auch, das einem Stunden nach einem Schwimmbadbesuch noch anhaftet und das etwas sehr Vitales hat.
H. W. kann ich mir an einer Frau nicht vorstellen; mehr Mann geht nicht. Allerdings ist er kein Macho, sondern ein Herr (im aristokratischen Sinne und auch wieder nicht). Er passt zu Leinenhosen und Hemd. No sports! Aber lebendig bis in die Haarspitzen, mit Esprit. Der Moschus, der hier verwendet wurde, ist einer, dem man nicht mehr oft begegnet. Ein bisschen animalisch, dreckig, eine Spur pudrig-würzig. Bis in die Basis schlägt die Chlornote des Lavendels durch und vermischt sich da gekonnt mit den ‚chemischen‘ Aspekten des Moschus. Ein bisschen ‚bad ass‘ ist er schon. Es geht H. W. allerdings nicht darum, sich antizyklisch zu verhalten, sondern seinem Träger zu versichern, dass man nie aufhören soll, sich selbst zu misstrauen.

Doch gibt es Leute, die sowas tragen wollen? Ich muss sagen, dass selbst ich mich für diesen Duft beinahe noch ein paar Jahre und Lebenserfahrungen zu jung/zu kurz fühle (mit bald 40). Obwohl nur ein EdT, verträgt es davon nicht zuviel. Sonst wird es unangenehm. Man muss sich durchaus bewusst sein, dass ein solches Parfum wahrscheinlich nicht auf ungeteilte Zuneigung stösst. Wer nichts Besseres zu tun hat als den lieben langen Tag Teerosen zu schneiden, hat hier vielleicht seinen Duft gefunden. Auch geeignet für eine Führung am Sonntagmorgen durch die Antikensammlung des Louvre, Preisverleihungen an berühmte Kunstschaffende, Familientreffen mit entfernten Verwandten, Gerichtstermine…

Wer ein modernes Fougère sucht, dem sei M.P.H. (steht für: miles per hour) von Tremlett ans Herz gelegt, quasi der jüngere Bruder von Hampstead Water. Letzterer wird sicher weniger Anhänger finden, denn man muss sich diesen Duft erarbeiten, vielleicht hineinwachsen, als ewig unbequemer Charakterkopf, der sich die Welt machen will, wie sie ihm gefällt.
5 Antworten

Statements

3 kurze Meinungen zum Parfum
CustomCustom vor 1 Jahr
6
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Anfangs leichter 4711-Vibe, wird dann sehr angenehm kühl/frisch/zitrisch/seifig-old skool. H/S an mir brutal für einen frischen Duft.
0 Antworten
MörderbieneMörderbiene vor 4 Jahren
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Recht klassisch anmutendes, sehr pudriges Timbre von Lavendel mit Bergamotte und dunklem Moschus-Unterton. Und der soll erst zehn sein??
5 Antworten
YataganYatagan vor 6 Jahren
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Wunderbar britisches Wasser aus Lavendelfrische, Bergamottekick und sanft warmer Basis. Damit bist Du immer gut gekleidet, auch in Shorts!
4 Antworten

Diagramm

So ordnet die Community den Duft ein.
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