Moschus ist eine Komponente in Düften die man - wie in meinem Fall - lieben oder hassen kann. In vielen Düften wird das Ganze so gemischt, dass man es direkt als synthetische Komponente wahrnimmt. Gerade in frischen Düften viel zu intensiv und unpassend verwendet. So macht Moschus keinen Spaß. In "Musc Ravageur | Editions de Parfums Frédéric Malle" war mir der Moschus leider auch zu intensiv, aber nicht auf Grund der synthetischen Zusammensetzung, sondern weil die Struktur des Duftes zu pelzig, zu voluminös und zu unausgeglichen war. Schade, denn hier hätte ich mir gerne ein anderes Ergebnis gewünscht. Daher bin ich mit sehr viel Vorsicht und Abstand an Moschusdüfte gegangen.
Jetzt kam nun dieser
Hologram Collection - Musk Complexity . Zuerst in der Story vom guten Duftbunker a.k.a. Felice gefunden, schielte mich dieser Regenbogen-Flakon doch recht hübsch an. Das Auge riecht nun mal mit. Nachdem der Duft dann auch mal in einem Video angesprochen wurde, erschienen auch die ersten Sharing, wo ich mich natürlich vor voller Neugier direkt einklinkte und freudig auf die Probe durch die Wohnung rannte.
In dieser Woche kam die Probe dann auch schon an und ich war voller Vorfreude, was mich hier wohl erwartete. Die Gedanken an meine bisherigen eher schlechten Erfahrungen waren aus dem Kopf. Ich kann sagen „zum Glück“, denn dass der mich so überzeugt war definitiv nicht abzusehen. Man siehts ja an meiner Bewertung, ich wurde vom Regenbogen-Flakon direkt in den Schatztopf des Kobolds teleportiert.
Musk Complexitiy hat gewisse Parallelen zum Musc Ravageur. Nicht allzu viele, doch man kann Gemeinsamkeiten erkennen, die aber charmant umgeschrieben werden. Ich nenne es mal eine weiche, frischere und zahmere Version als der Musc Ravageur.
Los gehts auf der Haut mit Zitrusnoten und cremig-seifige Anklänge von Ingwer. Diese Noten des Ingwers sind allerdings hinter den Zitrusfrüchten verborgen, also keine große Sorge darum, dass hier seifige Noten klar wahrnehmbar sind. Schnell merke ich auf meiner Haut diese intensiv-würzige Cremigkeit und staubtrockene Pudrigkeit, die auch beim Franzosen spürbar waren. Allerdings weicher, runder, ausbalancierter und generell viel viel lieblicher. Alles kuschelt sich zusammen ein um ein Gemisch voller Zuneigung und Nähe zu projizieren. Körperliche Wärme eingerollt in Cashmere-Decken. Liebe in der Nase. Italien im Herzen.
Nach und nach wird’s richtig zimtig, aber nicht scharf gewürzt, sondern feine Noten von Zimtstangen, welche unter der Nase vorbei rollen und ebenfalls in die Cremigkeit verführt werden. Entfernt kann man in gewissen Phasen leichte weiße Blüten vernehmen oder mal Wolken von leichter Süße vom Rohrzucker, Sandelholz und dunklerer Holzigkeit. So schnell wie das kam, ist’s auch wieder weg. Diese gewisse körperliche Note wird wahrscheinlich vom Komplex der Moschusvarianten und dem Zibet kommen. Aber keinesfalls so, dass man direkt von intensiver Animalik sprechen kann. Einfach eine Ausgewogenheit, die man selten bei einem Duft vernimmt.
Im ganzen Verlauf wirkt der Duft unglaublich harmonisch und keineswegs synthetisch. Eigentlich ist es die Meisterleistung des Parfümeurs hier etwas die synthetischen Moschusstoffe zu einer so realistischen Nachbildung zu formen. Chapeau kann man nur sagen.
Auch die Sillage und Haltbarkeit sind im richtig starken Segment unterwegs. Wir sprechen hier je nach Gefühl von mindestens zwölf Stunden auf der Haut, bevor der Duft mal Anzeichen macht verschwinden zu wollen. Absolut phänomenal für die Art von Duft. Dies kann man auch von der Projektion sagen, gerade zu Beginn vernehme ich bei Bewegungen die würzigen und frischen Noten um mich herum, welche nichts störend in der Luft liegen. Denn wie gesagt, es „menschelt“ mit dem Duft ja.
Im Endeffekt bleibt nix anderes zu sagen, dass ich froh bin ohne Vorurteile hier dran gegangen zu sein. Danke Duftbunker für den Storybeitrag vor einigen Wochen. Hier wurde mir ein wahrer Traum eröffnet.