25.07.2024 - 10:41 Uhr

Floyd
533 Rezensionen

Floyd
Top Rezension
40
Glie überlagerte die Dystopie
Das Leben in den gechlorten Städten glich leblosen Gesichtern hinter Plexigläsern, die uns von der Natur irgendwo da draußen und auch in uns selbst schon trennten. Glie war in der Lage etwas zu ändern. Die physische Form der Applikation glich der Ikonographie von Hasen, ihren Darstellungen in alten Bilddateien. Ein simpler Quader, ein Kopf mit Langohren, die sich wie ein Stecker am implantierten Zugang in den menschlichen Gliazellen assimilierten.
Die Bilder hinter salzigen Bonbonpapieren mit winzigen Bitterorangenspuren zeigten Thymian in weißen Schlieren aus Dampf oder Rauch über erdigen Böden. Relikte davon klebten wie an Tesafilmstreifen mit Resten von Laub und blühenden Gräsern, mit Flecken vom Spielen in Sommergärten und Blütenstaub an Kinderjeanshosen. Manchmal gab es Risse in den Folien, dann konnte man Salbeibüschel sehen, ganz scharf in leuchtend grünen Tönen, verräuchert in den Händen eines Schamanen. Ein andermal waren da Nadelwaldböden, verdorrt und doch schimmernd von Allerleiharzen, die als Schleier zwischen steinernen Bäumen die Augen wie Weihrauch beschlugen. Dort in den Nebeln der Interferenzen konnte man bleiben.
**
Das rumänische Nischenparfümhaus Adi ale Van kollaboriert mit renommierten Parfümeuren und versucht so viel wie möglich in Handarbeit von kleinen lokalen Unternehmen in Rumänien herstellen zu lassen, ein Verfahren, welches sich bei limitierten Auflagen, anbietet. Die Flakons sind handgefertigte Unikate des Künstlers Adi ale Van.
"Glie - Elixir Rural" thematisiert die Natur einer anderen Zeit, einer anderen Welt. Tatsächlich ist es Giovanni Festa, der auch schon faszinierende Düfte wie Mendittorosas "Osang" oder Adi ale Vans "Diamonitrion" kreierte, gelungen, einen Duft zwischen dystopischer Verfremdung und grüner Natur zu erschaffen.
Was er selbst als verbrannte Erde bezeichnet, versteckt die Kopfnoten hinter einem seltsam chlorig-salzigen Kunststoffschleier, in welchem Spuren von Bitterorange, etwas Erde und vor allem krautig-erdiger Angelikawurzel wahrnehmbar sind. Die Harze aus Herz und Basis sorgen hier für einen dezenten Orangenbonbon-Vibe. Die geruchstechnisch verwandten Noten (krautig-hell, frisch grün) von weißem Thymian und Lavendel bilden anschließend eine Brücke zum Herzen des Duftes, in welchem sich über dem Thymian ein ätherisch heller Salbei erhebt, zunächst leicht rauchig wird er bald vom koniferig-laubartigen Galbanumharz eingefangen. Es entsteht der Eindruck getrockneter Nadeln auf einem Sommerwaldboden, über welchem helle pudrig-erdige Irisnoten wirbeln, die sich schließlich mit dem Amber der Basis in eine grün-weihrauchige Impression wandeln, manchmal kühl-dämpfig mineralisch, die vom Moschus weichgezeichnet und leicht gesüßt noch lange auf der Haut bleibt. Ein durch und durch faszinierender Duft, der sich wirklich nicht beim ersten oder zweiten Tragen erschließt, da er von Mal zu Mal andere Facetten zu Tage fördert.
Die Bilder hinter salzigen Bonbonpapieren mit winzigen Bitterorangenspuren zeigten Thymian in weißen Schlieren aus Dampf oder Rauch über erdigen Böden. Relikte davon klebten wie an Tesafilmstreifen mit Resten von Laub und blühenden Gräsern, mit Flecken vom Spielen in Sommergärten und Blütenstaub an Kinderjeanshosen. Manchmal gab es Risse in den Folien, dann konnte man Salbeibüschel sehen, ganz scharf in leuchtend grünen Tönen, verräuchert in den Händen eines Schamanen. Ein andermal waren da Nadelwaldböden, verdorrt und doch schimmernd von Allerleiharzen, die als Schleier zwischen steinernen Bäumen die Augen wie Weihrauch beschlugen. Dort in den Nebeln der Interferenzen konnte man bleiben.
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Das rumänische Nischenparfümhaus Adi ale Van kollaboriert mit renommierten Parfümeuren und versucht so viel wie möglich in Handarbeit von kleinen lokalen Unternehmen in Rumänien herstellen zu lassen, ein Verfahren, welches sich bei limitierten Auflagen, anbietet. Die Flakons sind handgefertigte Unikate des Künstlers Adi ale Van.
"Glie - Elixir Rural" thematisiert die Natur einer anderen Zeit, einer anderen Welt. Tatsächlich ist es Giovanni Festa, der auch schon faszinierende Düfte wie Mendittorosas "Osang" oder Adi ale Vans "Diamonitrion" kreierte, gelungen, einen Duft zwischen dystopischer Verfremdung und grüner Natur zu erschaffen.
Was er selbst als verbrannte Erde bezeichnet, versteckt die Kopfnoten hinter einem seltsam chlorig-salzigen Kunststoffschleier, in welchem Spuren von Bitterorange, etwas Erde und vor allem krautig-erdiger Angelikawurzel wahrnehmbar sind. Die Harze aus Herz und Basis sorgen hier für einen dezenten Orangenbonbon-Vibe. Die geruchstechnisch verwandten Noten (krautig-hell, frisch grün) von weißem Thymian und Lavendel bilden anschließend eine Brücke zum Herzen des Duftes, in welchem sich über dem Thymian ein ätherisch heller Salbei erhebt, zunächst leicht rauchig wird er bald vom koniferig-laubartigen Galbanumharz eingefangen. Es entsteht der Eindruck getrockneter Nadeln auf einem Sommerwaldboden, über welchem helle pudrig-erdige Irisnoten wirbeln, die sich schließlich mit dem Amber der Basis in eine grün-weihrauchige Impression wandeln, manchmal kühl-dämpfig mineralisch, die vom Moschus weichgezeichnet und leicht gesüßt noch lange auf der Haut bleibt. Ein durch und durch faszinierender Duft, der sich wirklich nicht beim ersten oder zweiten Tragen erschließt, da er von Mal zu Mal andere Facetten zu Tage fördert.
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