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Autorenparfümerie

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Re: "de autor" vs "Autor" vor 12 Jahren
Eternity:
[...] So gesehen muss da nicht unbedingt eine Person dahinterstehen wie das deutsche Wort Autor suggeriert [...]

In die Richtung dachte ich auch. Der Ursprung des Wortes "Autor" (und aller Pendants) ist das lateinische Wort "auctor" und das hat verschiedene Bedeutungen, unter anderem "Urheber", "Schriftsteller" oder "Berichterstatter" und auch "Stifter" und "Veranlasser". Diese Tatsache im Hinterkopf, mag ich die Bezeichnung "Autorenparfumerie" noch mehr.

Medusa00:
[...] Sorry, aber da sind doch auch schon viele Häuser gar nichts Besonderes mehr. [...]

Ich denke diese Einstellung zur "Niche", dass sie etwas besonderes sei, führt genau dazu, dass viele Häuser es nicht sind. (Ich teile beide dieser Ansichten übrigens)
vor 12 Jahren
Florblanca:
Für Dich vielleicht, für mich nicht! Was heute alles unter Nische läuft, ist für mich keine Nische!

Aber objektivierbar ist dieser Begriff "Autorenparfümerie" nicht gerade, oder?

Zumindest innerhalb dieses threads scheint er mir sogar geradezu aufgeladen von subjektiven Ansichten.

Wozu das alles? Ganz ehrlich, Florblanca, es ist sehr offensichtlich, dass Du diesen Begriff deshalb favorisierst, weil er sich dazu eignet, Deinen Auswahl von dem abzugrenzen, was allgemein unter Niche verstanden wird und was aus völlig egal seienden Gründen unter Deiner Würde ist.

Sollte dieser Eindruck falsch sein, dann zeige mir, wie man diesen Begriff sinnvoll einsetzen kann.

Dann kannst Du Dir auch anschnauzende Beiträge leisten wie den oben zitierten.
vor 12 Jahren
Der Hinweis von ET ist sehr hilfreich! Es geht nicht um einzelne Autoren/Autorinnen im Sinne von empirischen Personen, sondern um eine künstlerische Autorenschaft. So wie z. B. bei ELdO: Da gibt es ein künstlerisches Konzept, ein Programm und Künstler/innen sind eingeladen, im Sinne des Projekts an einzelnen Düften zu arbeiten. Die ELdO-Parfums sind nicht weniger Autorenparfumerie, als solche, bei denen eine Einzelperson vorne steht.
Der jeweilige Anteil des einzelnen relativ zum Konzept muss nicht feinchirurgisch unterschieden werden, um eine künstlerische Autorenschaft zu verorten. Das macht auch die hier bereits erwähnte Sache mit dem Malle-Label einfacher.
vor 12 Jahren
Siebter:
Florblanca:
Für Dich vielleicht, für mich nicht! Was heute alles unter Nische läuft, ist für mich keine Nische!

Aber objektivierbar ist dieser Begriff "Autorenparfümerie" nicht gerade, oder?

Zumindest innerhalb dieses threads scheint er mir sogar geradezu aufgeladen von subjektiven Ansichten.

Wozu das alles? Ganz ehrlich, Florblanca, es ist sehr offensichtlich, dass Du diesen Begriff deshalb favorisierst, weil er sich dazu eignet, Deinen Auswahl von dem abzugrenzen, was allgemein unter Niche verstanden wird und was aus völlig egal seienden Gründen unter Deiner Würde ist.

Sollte dieser Eindruck falsch sein, dann zeige mir, wie man diesen Begriff sinnvoll einsetzen kann.

Dann kannst Du Dir auch anschnauzende Beiträge leisten wie den oben zitierten.

Es tut mir leid, wenn Du die Bemerkung als "anschnauzend" empfunden hast. Es war für mich nur eine Feststellung.

Du sagst, dass die Begriffe Niche und Designer es für Dich klären. Für mich eben nicht. Unter Designer Düfte verstehe ich Düfte mit Namen von Modedesignern. Davon gibt es eine ganze Menge und auch in Spanien wird es genauso verstanden.
Adolfo Dominguez ist dafür ein gutes Beispiel. Die Düfte werden unter Adolfo Dominguez verkauft, Parfumeur ist aber Ramon Monegal. Und so ist es mit vielen dieser Designer Düfte. Dominguez Düfte mochte ich bereits bevor ich wusste, dass Ramon Monegal der Parfumeur ist. Dennoch habe ich dabei irgendwie immer das Gefühl, dass sich hier ein Designer mit fremden Federn schmückt. Ähnlich ist es bei Victorio & Lucchino und vielen anderen Designern.

Der Begriff Nischendüfte hat mich nie angesprochen. Er hat für mich etwas elitäres, das mit dem Duft weniger zu tun hat, als mit dem Anwender. Mir ist es lieber, wenn die Düfte zuzuordnen sind, nicht die Verbraucher. Das hilft mir bei der Auswahl, zumindest machen mich Düfte, die durch den Autor, also den Parfumeur selbst repräsentiert werden, neugieriger, als "Nischendüfte" mit schönem Namen aber unbekanntem Parfumeur.

Mag sein, dass das deshalb so ist, weil ich das Parfumeurs-"Handwerk" schon immer als Kunst empfunden habe und es möglicherweise unter anderen Aspekten betrachte als Du.

Es gibt keine Düfte, die unter meiner Würde sind und es ist mir ehrlich gesagt schleierhaft, wie Du zu einer solchen Aussage kommst. Es gibt nur Düfte die mich interessieren weil sie eine Geschichte haben. Dazu gehören - zugegebenermassen - nicht noch einige weitere Bonds oder ähnliche.
Das hat mit Würde nichts zu tun. Ich bin nicht eingebildet und halte mich auch nicht für etwas besseres. Ich habe einfach nur meinen Geschmack und den vertrete ich.

Wie gesagt, meine Aussage zu Deiner Feststellung dass Niche und Designer es klären, war eine reine Feststellung meinerseits. Für mich klären diese beiden Begriffe nichts, sondern werfen nur noch mehr Fragen auf.

Ja, ich gebe zu, mir gefällt der Begriff Autorenparfümerie. Auch wenn ich Eternity unbedingt recht gebe in Ihrer Aussage, würde ich ihr widersprechen wollen, dass keine Person dahinterstehen muss. Perfumeria autor - das was Ramón Monegal verwendet hat und wie er es versteht - würde ich eben genau mit Autorenparfümerie übersetzen. Was Ramón gemeint hat, und dem würde ich mich 100 %ig anschließen können, ist, dass die Betonung auf dem Kreateur eines Duftes liegt, nicht auf einer werbewirksamen Marke o. ä.

Ich hoffe, ich habe klarmachen können, was ich meine. Und nochmal, es tut mir leid, wenn Du meine erste Aussage als anschnauzen empfunden hast. So war es durchaus nicht gemeint. Smile
vor 12 Jahren
Ausgehend vom Interview und den Erläuterungen (auch zu Malle), gehe ich davon aus, dass 1. "Autorenparfümerie" die treffende Übersetzung ist und 2. diesem Begriff ein enges Verständnis zugrunde liegt. Malle rutscht noch mit rein, weil dort die Parfümeure abgesehen vom Namen des Labels weit in den Vordergrund gestellt werden und die treibende Kraft sind. Herr Malle sagt, er wolle einen Tuberosen-Duft machen und der Rest liegt beim Parfümeur - so ähnlich zumindest hat er es mal beschrieben. Am Anfang steht eine vage Idee, ein Thema und nur daran ist er direkt beteiligt. Anders als bei ELdO.

Den Begriff jetzt anders zu etablieren, bzw. weiter zu fassen, erscheint mir nicht unbedingt sinnvoll. Auch "Autorenfilm" meint ja, dass Drehbuch, Regie und Schnitt in einer Hand liegen, oder? Es geht um die Form, künstlerische Freiheit abgelesen an betriebswirtschaftliche Strukturen quasi und nicht um den Inhalt, wenn ich es richtig verstehe. Dass dabei inhaltlich/künstlerisch etwas anderes herauskommen kann, liegt auf der Hand.

Insofern würde ich darin ein Sub-Genre erblicken, keinen Ersatz für "Nische" oder "Designer/Mainstream".

Maison Francis Kurkdjian = Autorenparfümerie

ELdO = Nische

"Nische" ist deshalb im Ergebnis nicht zwingend weniger künstlerisch, aber das Label steht im Vordergrund, nicht die Parfümeure.
mal ne Frage vor 12 Jahren
Hi Ihr Lieben,

ich hab da mal eine Frage (nachdem ich mich durch diesen thread gekämpft habe) ... warum ist es so wichtig, Düfte in diese Kategorien einzuordnen? Ob man jetzt einen Teil als Nischendüfte oder als Autorenparfum bezeichnet, ist sicherlich Geschmackssache und kann - wie wir hier sehen - endlos diskutiert werden.

Aber wozu brauchen wir das?

Weiß nicht jeder , was gemeint ist, wenn ich sage: ich habe hier ein Parfum, welches meiner Meinung nach kunstvoll gemacht ist und mir sehr gut gefällt und so und so riecht. Was nützt es dem Leser oder Zuhörer, wenn ich sage: ich habe hier ein Parfum, das ist ein Nischenduft. Oder: ich habe hier ein Parfum, das stammt aus einer Autorenparfümerie. Sagt das irgendwas Inhaltliches über diesen speziellen Duft aus (außer dass er vielleicht ziemlich teuer ist)?

Ich habe so ein wenig den Eindruck (man möge mir verzeihen, wenn ich da falsch liege), dass es eher darum geht, nach außen darzutun, was für einen besonderen und ausgefallenen Geschmack man hat und eben Düfte benutzt, die nicht "jeder" benutzt. Am besten hat man dann eine Einzelanfertigung nur für sich ... Kann man ja machen, ich finde, jeder sollte das für sich entscheiden. Aber ich brauche das nicht für mein Wohlbefinden, einen Duft, den ich mag, noch außerdem als Nischenduft oder Autorenparfum zu bezeichnen.

Aber nix für ungut ... vielleicht habe ich da ja was falsch verstanden.

LG

von

Fragrantia
vor 12 Jahren
Das sagt inhaltlich etwas aus und deswegen sind solche Bezeichnungen durchaus hilfreich. Manchmal auch nicht, zugegeben.

Vergleichbar ist das mit Musik. "Ich hab hier ein schönes Stück Musik." ist weniger hilfreich als: "Ich habe hier ein Stück klassische Musik."

Ich jedenfalls bin froh, dass ich nicht in einen Plattenladen gehe und mich durch das ganze Sortiment wühlen muss, wenn ich nicht einen bestimmten Musiker oder eine Band suche. Wink
vor 12 Jahren
Dannyboy:
Äh, wieso gehören Creed und Bond No.9 nicht dazu?

Und was genau ist jetzt die Definition von "Autorenparfumerie"? Dass ein Parfumeur einen Duft weitesgehend unabhängig konzipiert und komponiert? Und wenn eine Marke das grundsätzlich so macht, egal wie viele Parfumeure beschäftigt wurden/werden, dann fällt sie auch darunter?

Wenn ja, dann gibt es da aber noch weniger Trennschärfe als bei "Nische", oder? Es ist doch in der Regel reine Spekulation, wie viel kreative Freiheit zugelassen wird.

Vielleich weil Creed + Bond 9, aufgrund ihrer inflationären Masse von Düften - und das in relativ kurzem Einführungszeitraum und ihren überhöhten Preisen - sich einfach nicht mehr dazuzählen lassen!
vor 12 Jahren
Auf die Begründung kommt's an. Was ohne Einigung über die Definition etwas schwierig sein dürfte. Auf Bond No.9 will ich jetzt nicht groß eingehen, über die weiß ich auch zu wenig, aber bei Creed darf man ja zumindest mal überlegen, ob das nicht auch Autorenparfümerie ist. Die heißen Creed und Die Creeds werden ja nicht selten als Parfümeure der Düfte genannt. Und jetzt kommst du. Definition und Begründung, bitte.
vor 12 Jahren
Genau das hatte ich vorausgesehen: dass dieser Begriff geschmäcklerisch eingesetzt wird. Was soll Creed denn sonst sein als Niche und meinetwegen auch Autorenparfümerie? Die entsprechen beiden Definitionen perfekt, und doch mag man sie nicht so recht dazu zählen, weil die sind ja so kommerziell...

"Kunst" wird fast immer als wertender Begriff verwendet, im Sinne von "gute Kunst" oder "das ist ja keine Kunst!" oder so. Tatsächlich ist dieser Begriff aber absolut neutral, daraus ableitend auch Begriffe wie "künstlerischer Anspruch" und dergleichen.

Klar kann man dies und das Autorenparfum nennen, wenn man mag, nur hilfreich ist dieser Begriff nicht. Man kann z.B. nie mit Sicherheit sagen, ob ein Duft *kein* Autorenparfum ist.

Florblanca:
Ich hoffe, ich habe klarmachen können, was ich meine. Und nochmal, es tut mir leid, wenn Du meine erste Aussage als anschnauzen empfunden hast. So war es durchaus nicht gemeint. Smile

Ich bin ja keine Diva. Aber achte mal ein wenig darauf, Sätze wie "Für Dich vielleicht!" besagen in etwa "Deine Meinung ist hier völlig scheißegal!", okay?
vor 12 Jahren
[quote="ElRiecho"
Vielleich weil Creed + Bond 9, aufgrund ihrer inflationären Masse von Düften - und das in relativ kurzem Einführungszeitraum und ihren überhöhten Preisen - sich einfach nicht mehr dazuzählen lassen!

Daumen hoch!

Monegal hat Malle genannt. Mag sein, bin aber kein großer Mallefan. Ist auch hier wieder Geschmacksache. Als " Autorenparfümeurin" möchte ich hier mal Patricia de Nicolai einwerfen.
vor 12 Jahren
Turandot:
Nach meinem Verständnis wäre Autorenparfumerie dann gegeben, wenn bei einem Duft wirklich die Nase im Mittelpunkt steht und nicht die Marke oder der Designer, der den Auftrag gegeben hat. Unabhängig davon, wer das ganze bezahlt.

Und da bleibe ich jetzt mal bei Frédéric Malle, egal ob sein Werk weniger oder mehr gemocht wird. Die Firma nennt sich ja Editions de Parfums F.M., also frei übersetzt Parfumherausgeber F.M. Im frz. wird das gleiche Wort Editeur für Verlagshäuser von Büchern verwendet. Insofern ist der Begriff Autorenparfümerie nicht neu und F.M. hat auch immer Wert darauf gelegt, so wahrgenommen zu werden. Zudem - denke ich - hat er einen maßgeblichen Anteil daran, dass die Namen der Parfümeure heute mehr bekannt sind, weil diese ja dort als erstes auf dem Etikett seit Gründung der Firma in 2000 zu finden sind. Er wollte bewusst die tatsächlichen Künstler bekannt machen.

Wer wusste denn schon vorher groß was von Ellena o.a. Allein Edmond Roudnitska war zumindest mir ein Begriff...aber ich bin nicht der Nabel... Ich persönlich unterscheide in Massenware und Nischenware (oder eben den Autorensachen...klingt besser, aber auch schnöselig). Massenware ist für mich im Grunde das Douglassortiment, jetzt könnte man aufschreien, "ja, aber die Maison Guerlain...". Würde ich sagen: stimmt...Problem! Nische ,weil selten?! Die Grenzen sind fliessend, irgendwie...und irgendwie ist es auch (fast) egal. Vetiver von Guerlain und Miss Dior Originale sind Massendüfte (gewesen),und werden fast nur noch von Duftliebhabern benutzt, weil sie nicht mehr dem Massengeschmack entsprechen...bekommen tut man sie fast überall, haben aber aufgrund Ihrer Klassik ein hohes Ansehen, grundsätzlich. Sind sie deshalb Massenware im Sinne von "abwertend?" Denn das Wort Massenware hat immer etwas abwertendes für mich.

Mit diesem Thema kann man Abende füllen, meine Idee: Benutzt was ihr wollt und wir treffen und alle beim Wein, da muss man nicht so viel tippen.
vor 12 Jahren
Rivegauche:

Mit diesem Thema kann man Abende füllen, meine Idee: Benutzt was ihr wollt und wir treffen und alle beim Wein, da muss man nicht so viel tippen.

Grandioser Vorschlag! Smile
vor 12 Jahren
Dannyboy:
Micallef ist in diesem Zusammenhang ein interessantes Beispiel:

Meines Wissens ist Herr Nejman die künstlerische Leitung, der Parfumeur ist Herr Astier, der im Grunde nur die Ideen umsetzt. Das passt nicht wirklich zu "parfumeurbetont", oder?

Herr Astier wird auch nur hier, und das auch erst seit dem Re-Launch der Homepage letztes Jahr, erwähnt. Link

Na jaaaaa, nicht ganz: Da sind halt drei Personen, Martine Micallef, Geoffrey Nejman (der vor der Gründung der Parfummarke wohl so eine Art Parfumconsultant war) und Jean Claude Astier, der gelernter Parfumeur ist. Wenn die sich nun mit ihren unterschiedlichen Hintergründen, Blickwinkeln zusammen setzen, entsteht etwas Neues (siehe auch Zu Besuch bei Micallef). Das widerspricht doch nicht dem Gedanken, dass es sich hier um Autorenparfumerie handeln könnte. Wenn ich an "Gaïac" oder meiner aktuellen Neuentdeckung "Yellow Sea" rieche, kann ich schon verstehen, dass es für solche Düfte Ideen braucht, auf die ein klassisch geschulter Parfumeur nicht unbedingt kommt, dessen Expertise es aber erst möglich macht, diese Idee zu einem hochwertigen Parfum umzusetzen. Letzteres würde ich keinesfalls mit einem "nur" versehen, sondern sehe es durchaus als Teil des kreativen Prozesses an: Die Umsetzung erfolgt nicht nach der Ideenerarbeitung, sondern ist Teil davon.
Die Idee mit dem Wein finde ich übrigens gut. Mache ich auch regelmäßig, um bei Parfumdiskussionen nicht aneinander vorbei zu reden oder sich mißzuverstehen.
Zuletzt bearbeitet von Ronin am 19.07.2012, 13:03, insgesamt einmal bearbeitet
vor 12 Jahren
@Rivegauche: Neben dem Hinweis auf moderaten Weingenuss bringst Du auch viele andere Dinge auf den Punkt.

Aber bei einem mag ich anderer Meinung sein: Nische und Autorenparfum sind nicht synonym. Um zum Start zurück zu kommen: "Nische" sagt erst einmal nichts über Qualität oder künstlerischen Anspruch aus, sondern den Zielmarkt. Dieser Zielmarkt bedingt z.B. ein anderes Marketing und bedingt andere Begrenzungen und Freiheiten als es sie im ... hmmm ... Massenmarkt gibt (Massenmarkt ist abwertend, ich suche nach einem anderen Begriff. "Commodity" wäre denglisch ... vielleicht doch Mainstream, obwohl denglisch). Die Rahmenbedingungen (also Begrenzungen und Freiheiten) im Nischenmarkt erleichtern Qualität und künstlerischen Anspruch. Aber natürlich werden diese Freiheiten nicht unbedingt genutzt (ergo: schlechte Qualität auch in der Nische; gar nicht so selten). Im Gegenzug gibt es wunderbare Beispiele im Massenmarkt, wo es trotz der nicht gerade günstigen Rahmenbedingungen immer wieder gelingt, Parfums mit hoher Qualität und/oder hohem künstlerischen Anspruch zu erschaffen. In Summe: Wenn wir uns darauf einigen, Nische/Mainstream nicht zur Unterscheidung gut/schlecht zu verwenden, sondern einzig und allein nach Zielmarkt, dürfte wir uns nicht andauernd in die Haare kriegen und in Neiddebatten o.ä. verfallen.
Auf der Gegenseite entsteht dann ein Vakuum: Wenn wir richtigerweise (!) Nische vs. Mainstream nicht mehr als Maß für künstlerischen Anspruch, Qualität oder persönliche Handschrift eines Parfumeurs oder Autors verwenden, könnte ein Begriff, der einen oder alle drei dieser Aspekte aufgreift, hilfreich sein.

Die etwas wirre, überhitzte Diskussion hier zeigt aber auch, dass in so einem Thread alle aneinander vorbei schreiben: die einen wollen diskutieren, ob nicht Nische doch als Qualitätsmerkmal taugt. Die anderen versuchen sich an einer Diskussion über die Definition "Autorenparfumerie". Wieder andere suchen bereits nach Beispielen, ohne dass eine allgemein akzeptierte Definition vorliegt.
Womit wir wieder beim Anfang sind: Ein gepflegter Abend bei moderatem Weingenuss könnte die notwendige Diskussion voran bringen.
vor 12 Jahren 1
@Ronin: Wenn ich Dich nicht bereits meinen Liebsten nennen dürfte, würde ich jetzt versuchen, Dich online anzumachen. SmileWink
vor 12 Jahren 1
Ronin:
Womit wir wieder beim Anfang sind: Ein gepflegter Abend bei moderatem Weingenuss könnte die notwendige Diskussion voran bringen.

Was nur ein weiteres Beispiel dafür ist, wie wichtig eine genaue Definition der verwendeten Begrifflichkeiten ist. Ob das, was ICH unter einem "gepflegten Abend" und vor allem unter "moderatem Weingenuss" verstehe, eine Diskussion wirklich voranbringen kann, darf bezweifelt werden... Wink
vor 12 Jahren
Völlig richtig, Seymour! *hicks*

@Ronin: Wenn ich "nur" schreibe, dann nur deshalb, weil - unabhängig davon, wie der tatsächliche kreative Prozess abläuft - Herr Astier nach außen eine geringe Rolle spielt. Diesen Eindruck vermittelt (mir) zumindest die Homepage. Und es kommt ja auch nicht von ungefähr, dass der Name vielen(?) nicht geläufig war/ist - nicht einmal der Parfumo-Datenbank. Das passt nach dem Verständnis von Herrn Monegal (so wie ich es verstanden habe) nicht wirklich zum Begriff von "Autorenparfümerie", schätze ich. Aber darüber kann man sicher geteilter Meinung sein.

Und nun wieder für alle:

Sicherlich kann man auch darüber geteilter Meinung sein, ob "Autorenparfümerie" in diesem Sinne mehr über den künstlerischen Anspruch usw. aussagt als "Nische" oder "Mainstream". Auf Parfumo kann man ja über alles geteilter Meinung sein. Spontan behaupte ich, dass man allenfalls sagen kann, dass im einen oder anderen Bereich die Wahrscheinlichkeit größer ist, auf künstlerisch wertvolle Düfte zu stoßen - einfach weil die Bedingungen sich unterscheiden.

Und wie bereits gesagt: Ich sehe keinen Sinn darin, einem bereits etablierten Begriff, sei es evt. auch nur in Spanien so, eine neue Bedeutung zu geben.

Nichtsdestotrotz kann man das natürlich tun und den Begriff bewusst etwas weiter fassen. Aber es bedürfte in diesem Fall einer Definition.
vor 12 Jahren
@ Ronin: Ich stimme Dir voll und ganz zu. Das meinte ich auch mit den fließenden Grenzen. Ich hätte noch mehr schreiben können, manchmal "hasse" ich dieses tippen. Auch mir sind in der Nische schon häufig schlechte Dinge begegnet und umgekehrt.

Es freut mich, das ich alle mit einem oder mehreren Gläsern Wein eine Freude machen konnte...Prost! Very Happy
vor 12 Jahren
DITO! Very Happy
vor 12 Jahren
Siebter:
Ich wiederhole mich, ich weiß, aber mir ist kein einziges Unternehmen bekannt, wo der Fokus auf den künstlerischen Anspruch liegt. Was sich nicht rechnet, fliegt aus dem Sortiment, egal ob bei Creed, Dior oder Micallef.

Jain. Klar gehts darum, dass am Ende des Jahres die Bilanz stimmt (und ein Gewinn vorhanden ist), sonst macht eine Firma keinen Sinn. Der Unterschied zwischen Firmen, die hier bereits genannt wurden (Monegal, Micallef und co.) und herkömmlichen Designer-Parfümherstellern liegt aber schon in der eigentlichen Produktpalette begründet und nicht im Marketing.

Ich hab kürzlich selber ein Beispiel erlebt, das Micallef betrifft. In einer Parfümerie in Zürich bin ich da auf einen Duft gestossen, den es offiziell bei Micallef nicht zu kaufen gibt und der nur in wenigen hundert (oder tausend) Flakons existiert. Dieser Duft ist natürlich wegen seiner Exklusivität in einem höheren Preissegment angesiedelt, klar. Allerdings wird für diesen Duft auch kein Marketingaufwand betrieben, es handelt sich eben im wahrscheinlichsten Sinn um einen "Autorenduft" (= m.E. hochwertige Zutaten + künstlerischer Anspruch + dementsprechend angepasste Preisgestaltung).

Du erwähntest das Beispiel Warhol. Klar war der auch ein Marketing-Genie. Aber zuerst war bei Warhols Entwürfen die Kunst (auch wenn diese bereits mit dem Thema Geld/Gewinn auf beinahe ironische Weise verknüpft war). Erst danach kam der "Vertrieb" in seiner Factory.
Aber klar sind in unserer Gesellschaft künstlerische Konzepte immer auch von der Wirtschaft abhängig. Niemand sitzt in seinem Keller und malt Bilder, die er niemandem zeigt. Um den Verkauf kümmern sich ja dann meist andere, etwa Familienmitglieder oder eben Marketingprofis einer Firma. Und die schauen, dass der Parfümeur walten & und der Maler schalten kann. Auch wenn es diesen "Künstlern" manchmal zuwider sein mag, etwas mit der schnödem Welt des Geldes zu tun haben zu müssen.
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