Lolita:
Frage: Riecht (Wahrnehmung) dieser Mensch unterbewußt anders, riecht er vll. sogar anders?
Ich denke nicht.
Man kann generell durch bewusste Entscheidung nicht beeinflussen, was unbewusst funktioniert. Man kann sich Unbewusstes
teilweise bewusst machen... aber auch dann ist wenig veränderbar, nur in der Bedeutung anders interpretierbar und die darauf basierenden Handlungsmuster sind veränderbar.. aber
nicht bei
natürlichen Grundprogrammen. Ausgerechnet Fortpflanzung ist DAS evolutionäre Basisprogramm.
Der größte veränderliche Bereich ist der individuelle, der durch (bewusste) Entscheidungen gestaltet wird. Geschmack ist etwas, das sich nicht auf biologischer Basis ändert, aber sehr wohl auf persönlich individueller. Hierzu ist vielleicht mein
Blogtext zu Duft-Geschlechterstereotypen hilfreich und vielleicht haben wir bei Parfumo einen Fachmenschen unter uns, der dazu mehr weiß als ich Laiin.
Tamina:
wenn man parfüm als einen bis ins kleineste komponierten duft versteht, hmmm, warum sollte er durch das individuelle hautaroma nicht beeinflußt werden?
Tamina:
ich bin kein chemiker sondern wahrnehmender. inwieweit hautgeruch mit hautchemie zu tun haben, weiß ich nicht.
Ich bin sehr Deiner Meinung, dass es eine Korrelation mit Eigengeruch gibt. Das ist aber keine Chemie, denn da reagiert nix.
Es gibt einen anderen, individuellen Geruch, der neben oder mit dem Parfum wahrgenommen werden kann.
- nicht, wenn das Molekülgestöber noch sehr stark ist. Dann dominieren die künstlich zugefügten Riechstoffe.
- wenn das greift, ist es viel deutlicher wahrnehmbar in der
Selbstwahrnehmung
- auch in der Wahrnehmung von sehr nahen Menschen (Verwandtschaft, Partner/innen, direkte "Sippe")
- Manches Parfum überdeckt den eventuellen Individualgeruch nachhaltig (Du gibst das Beispiel von Serges Eau)
- Anderes Parfum rechnet bewusst mit dieser Wechselwirkung (z.B. Iso E-Super dürfte auch Eigengerüche verstärken und Cuminhaltiges dürfte in später Mitte/Basis mit natürlichem Schweißgeruch Wechselwirkungen eingehen).
Das ist ziemlich sicher Tatsache. Es ist nicht der Grund für krasse Duftunterschiede, wie sie bei Parfumo teilweise berichtet werden und es gehört definitiv in den Bereich Wahrnehmung (Ich hab schon mal auf meinen
Blogtext hierzu verwiesen, da gehe ich tiefer drauf ein), nicht zu den eventuellen Hinweisen auf "Hautchemie".
Dannyboy:Ich hab' Verkäuferinnen merkwürdigerweise noch nie sagen gehört: "Nee, der geht an Ihnen gar nicht.:db257b23c4]
Also ich habe das mit der "Hautchemie" schon gehört im Fachhandel. Wenn Kunde oder Kundin sagt "Der geht ja gar nicht an mir!", dann ist eine häufige Erwiderung: "Ja, ja, dann ist ihre individuelle Haut nicht verträglich mit dem Duft.".
Oder umgekehrt wird der Kundschaft gerne versichert, dass Duft XY "besonders" bei ihnen riecht, "ganz anders" als an anderen Menschen, was natürlich nur an der individuellen Hautchemie liegen kann.
Sehr witzig: Ich habe auch schon mitbekommen, wie Kundschaft dem widersprochen hat mit dem Argument, "Hautchemie" sei doch Blödsinn, man bräuchte das gar nicht, um zu erklären, warum man Duft XY besonders gut findet an sich.
Zuletzt mag ich mich selbst zitieren:
Wenn man die Funktion der Erklärung betrachtet, kann man sie kritischer und objektiver sehen. Ich habe schon vieles, sehr vieles geglaubt, bzw. für wahr gehalten, das ich nicht mehr glaubwürdig fand in dem Moment, wo ich die Funktion nicht mehr brauchte.
Ich denke, es ist hilfreich im auch kontrovers diskutierenden Gespräch über "Hautchemie" sich der
Funktion von Erklärungen bewusst zu sein. Es geht nicht nur um die Frage
"Was ist wahr?". Schön wär´s... Wissenschaft und Alltag wären so viel leichter! Nein, es geht auch ganz stark um die Frage:
"Welche Funktion erfüllt die Theorie XY für mich?".