Ajlen

Ajlen

Rezensionen
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6 - 10 von 122
Ajlen vor 4 Jahren 15 7
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Der Schlechtwetter-Vetiver
Es ist schon eine Weile her, da hab ich mich im Forum auf die Suche nach Vorschlägen gemacht für einen passenden Duft auf Vetiverbasis. Es kamen viele tolle Tipps zusammen und die meisten davon habe ich ausprobiert. Am Ende bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass es nicht nur einen geben kann. Zu vielseitig und vielschichtig ist dieses Gras. Und zu abwechslungsreich ist, was die Parfumeure daraus gemacht haben. Am Ende wurde es dieser hier für die kühleren Monate und Elie Saabs Essence No. 6, dem ich zu gegebener Zeit auch noch einen Kommentar spendieren werde, für Frühjahr und Sommer.

Encre Noire Sport ist sehr Encre Noire und wenig Sport- eigentlich eher gar kein Sport. Er ist eine sehr grüne Variante, weshalb ihm der Name Encre Verte eigentlich viel besser gestanden hätte. Grapefruit frischt die dunkle DNA deutlich auf und Zypresse sorgt für eine zusätzliche kühle Note, die mich an neblig-kalte Morgenstunden im November denken lässt. Überhaupt wirkt der Duft zwar zu Beginn viel heller und freundlicher als das Original, bleibt für mich aber im Herzen genauso knarzig und unterkühlt und damit nicht viel zugänglicher.

Die herben und holzigen Aspekte des Vetivers werden durch diese Zusammenstellung besonders hervorgehoben. Für mich funktioniert das hervorragend, aber eher im Herbst und Winter und da insbesondere als Kontrast zu den vorherrschenden würzigen bis gourmandigen Düften. Gerade wenn man so wie ich gerne Parfums im Wechsel trägt, ist Encre Noire Sport eine gelungene Abwechslung in der kalten Jahreszeit. Eben ein perfekter Schlechtwetter-Vetiver.

Es mag auch an diesem regelmäßigen Wechsel liegen, aber für mich hat Encre Noire Sport ausreichend Power. Morgens aufgetragen, kann ich ihn abends immer noch gut wahrnehmen. Er strahlt aber nur zu Beginn kräftiger ab und bleibt in der Folge eher körpernah. Der Flakon ist typisch Lalique: schön und wertig. Praktisch im Handling ist das Format aber leider nicht.

Nochmal herzlichen Dank an die Community für die Hilfe bei der Suche, die zu diesem hervorragenden, wenn auch eher düsteren Wintervetiver geführt hat.
7 Antworten
Ajlen vor 4 Jahren 9 4
6
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Fruchtjoghurt
Zur Veranschaulichung dieses Duftes möchte ich gerne Fruchtjoghurt heranziehen. Hersteller, Marke und Sorte sind erstmal egal, aber billig sollte er sein. Wir alle kennen diesen Fruchtjoghurt. Und allseits bekannt ist auch, dass das Natürlichste, das so ein Joghurt jemals gesehen hat, vermutlich das Pausenobst des Chemielaboranten ist, das er auf dem Weg vom Kühlschrank zur Spüle an den ganzen Reagenzgläschen vorbeigetragen hat. Und trotzdem, wider besseren Wissens und gegen jede Vernunft: Mir schmeckt´s.

So ungefähr kann man sich also auch New Game von La Rive vorstellen. Durch und durch synthetisch. Irgendein undefinierbarer Fruchtersatzriechstoff (in etwa Typ frisches Apfelkompottimitat) trifft auf eine Art Universalgewürzmischung (am ehesten Typ pseudoorientaler Kräutertraum) trifft auf irgendeine generische Kunstholzbasis (vermutlich Typ "Sweet Pressspan"). Darüber liegt von Anfang bis Ende ein vollsynthetischer Duftschleier ( definitiv Typ Haarlack aus der 500ml Discounter-Familiendose). Und trotzdem, wider besseren Wissens und gegen jede Vernunft: Mir gefällt´s.

Im Gesamtpaket riecht das ausgewogen frischfruchtig, leicht würzig und durchweg sauber. Besagter Synthetikschleier macht ihn für mein Empfinden sogar noch moderner und irgendwie urban. Er fällt mir mich in die Kategorie Immergeher, No-Brainer etc. Ich denke ihr wisst, was ich meine. Hält auch solide, bei moderater Sillage. Mein einmaliger Test von Azzaro Wanted liegt zu lange zurück um mich daran zu erinnern. Daher kann ich nicht beurteilen, wie nah die Verwandtschaft ist. Aber auch ganz stand-alone betrachtet macht New Game für mich schon eine gute Figur.

Mein Fazit: Günstiger "daily rocker", mit dem man sicher nicht aneckt. Eher solide als Hype. Für den jungen oder junggebliebenen Mann ohne Synthetikphobie. Eher casual als elegant und eher Tag als Club. Not bad!
4 Antworten
Ajlen vor 5 Jahren 2 2
6
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
Le Proll
Die Querverweise führten mich vom DK Men, einem meiner absoluten Favoriten, hierher. Und tatsächlich ist Le Dandy in der Basis sehr nah dran. Doch zu Beginn des Duftes fühle ich zuerst an einen anderen alten Bekannten erinnert.

Überreife Früchte- für mich sticht Pfirsich und etwas Plaume hervor- machen den Auftakt. Die eher undefinierbare alkoholische Komponente gibt dem ganzen einen leicht gärenden Eindruck. Ich bekomme im Zusammenspiel mit den Gewürzen Rumtopf-Assoziationen. In dieser Phase könnte man Parallelen zum Auftakt von Paloma Picassos Minotaure ziehen. Die beiden teilen sich die etwas menschelnde Obstigkeit, gehen aber ansonsten komplett unterschiedliche Wege.

Auch Le Dandys Duftherz weckt Erinnerungen. Die Zusammenstellung der Gewürze hat etwas vom Vintage Égoïste, sobald sich die Früchte zurückgenommen haben. Leider ist diese Phase sehr Chanel wieder verflogen (5 Euro in die Kalauer-Kasse) und ich habe das Gefühl, mehr oder weniger gleich im Anschluss zur Basis zu kommen. Diese ist wie eingangs erwähnt dem DK Men / Fuel for Men sehr ähnlich: milde Hölzer und Gewürze auf einem Bett aus Verloursleder.

Nun ist das Ergebnis sprichwörtlich mehr als die Summe seiner Teile, was sich hier leider negativ bewahrheitet. Die Bestandteile sind gut gewählt, aber schlecht arrangiert. Trotz einiger schöner Momente lässt sich nicht darüber hinwegsehen, dass das Gesamtbild wenig dandyhaft und elegant sondern eher grobschlächtig gezeichnet wirkt. Auch andere Werte lassen mich eher an einen Proll als an einen Dandy denken: so wirkt der Flakon zwar schön gemacht, der Zerstäuber ist aber von der plumpen, rotzigen Art. Ähnlich patzig ist auch die Performance: Zu Beginn vorlaut, dann eher kleinlaut und dann verdammt schnell weg. Dicke Hose und so.

Schlussendlich tu ich mich hier mit der Einordnung sehr schwer. Der Duft ist zu gut für eine schlechte Bewertung und gleichzeitig zu schlecht für eine gute Bewertung. So kann Le Dandy, der eigentlich mehr Le Proll ist, bei mir leider nicht wirklich punkten.
2 Antworten
Ajlen vor 5 Jahren 12 4
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Oops, they did it again!
Nach so vielen Jahren der gepflegten Mittelmäßigkeit haut Davidoff doch echt mal wieder einen Kracher raus. Und dann auch noch als vermeintlicher Cool-Water-Flanker. Wer hätte das gedacht? Ich sicher nicht…

Okay, zugegeben: The Game Intense fand ich zwischen all den unsäglichen Veröffentlichungen der letzten Jahre ebenfalls sehr gelungen. War das vielleicht das erste Aufblitzen einer wiedergefundenen Stärke? Nachdem mich dann kürzlich Run Wild wieder ernüchtert zurückließ, habe ich ehrlich gesagt nicht mehr so recht dran geglaubt. Außerdem bin ich kein wirklicher Fan des ursprünglichen Cool Waters, also waren meine Erwartungen an diesen Davidoff nochmals gedämpft. So ein bisschen die Britney Spears der Parfumwelt. Und nun das. Was soll ich sagen? So lasse ich mich sehr gerne überraschen!

Null Cool Water hier. Wer sich ausgedacht hat, den Duft in dieser Serie zu veröffentlichen, gehört standrechtlich erschossen. Stattdessen ein sehr eigenständiger Sommerduft abseits der berühmt-berüchtigten Cool-Water-Aquatik. Können es wirklich nur die drei gelisteten Zutaten sein? Vermutlich nicht. Aber es sind auf jeden Fall die Prägnantesten. Die grüne Mandarine macht die (erwartungsgemäß) zitrische Eröffnung. Tatsächlich bilde ich mir ein, dieses Grüne, also Unreife, auch wirklich wahrzunehmen. Neben der üblichen Zitrik ist da nämlich noch so eine undefinierbare Schärfe, wie sie zum Beispiel auch bei unreifer Mango herauszuschmecken ist. Begleitet wird die Zitrus von einer tropischen, nicht zu süßen Kokosnote und einem weichen, cremigen Amber. Von einem echten Duftverlauf würde ich nicht sprechen. Über den Tag verlagert sich der Schwerpunkt zwar Richtung Kokos und Amber, aber die anfängliche Zitrusfrische und -schärfe kommt auch noch nach längerem Tragen gut wahrnehmbar durch. Der frische Grundeindruck hält vor. Das finde ich beachtlich.

Überhaupt ist die Ausdauer insgesamt unerwartet gut. Bei mir hält Cool Water Intense problemlos über den kompletten Arbeitstag und ist insbesondere auf Kleidung ein echter Dauerbrenner. Die Sillage ist anfangs recht kräftig, später zwar leiser aber doch stets präsent.

Kurzum: Vergesst den Namen und ignoriert Form und Farbe des Flakons. Lasst euch überraschen. Frisch, süß und cremig sind hier äußerst angenehm zusammengeführt. Simpel gestrickt, aber gut umgesetzt und dabei sehr wirkungsvoll. Dazu mit guter Performance und tollem Preis-/Leistungsverhältnis. Der macht echt Spaß! Danke, Britney.
4 Antworten
Ajlen vor 5 Jahren 3 1
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
6.5
Duft
Auf wilder Welle durch den Kräutergarten
Fendi. Ein großer Name, der in Sachen Parfum allerdings schon länger keinen wirklichen Glanz mehr ausstrahlt. Lange vergangen die Zeiten von Fendi Uomo oder Asja. Auf der diesjährigen Suche nach einem schicken Sommerduft hat mich bei diesem Fan di Fendi- Flanker auf dem Papier die eher außergewöhnliche Kombination aus Kräutern, Aquatik und Leder neugierig gemacht. Und dann eben die Marke Fendi. Die Hoffnung stirbt bekanntermaßen zuletzt.

In der Praxis schien das auch zunächst aufzugehen. Der Start ist wunderbar frisch. Ein schöner, heller Beginn aus Zitrus und Lavendel. Aquatische Noten sind auch schon früh da und zudem erstaunlich wenig synthetisch. Soweit so gut. Leider erreicht diese frische Welle sehr bald den Kräutergarten und bricht dort. Salbei und Basilikum kann man gut herausriechen, den Pfeffer eher weniger. Ich kann es nicht an einer bestimmten Note festmachen, aber irgendwas in diesem wilden Küchenkräuter-Mix harmoniert so gar nicht mit der frischen Kopfnote. Dieser Teil des Verlaufs verleidet mir den Duft leider komplett. Denn auch wenn sich dieser geruchliche Missklang später legt und Fan di Fendi Acqua im letzten Drittel wieder deutlich angenehmer rüberkommt, kann ich mir den Mittelteil einfach nicht schön riechen.

Positiv kann ich die Haltbarkeit bewerten. Er ist zwar nicht sonderlich laut, aber für einen Frischling doch recht lange wahrnehmbar. Und auch der Flakon ist ein Hingucker, doch was bringen Haltbarkeit und Optik, wenn das Parfum nicht mithalten kann?

Das war also leider nichts. Weder mit schickem Sommerduft noch mit Fendi. Sehr schade- den hätte ich wirklich gerne gern gehabt.
1 Antwort
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