Aqvatic

Ich konnte den Earth Day nun endlich testen. Hier Mal kurz meine Gedanken zu diesem Bond.

I Love NY for Earth Day ist ein Tuberosenduft, ich liebe Tuberose! Man kann sie hier auch sehr gut herausriechen, aber wie das für Bond typisch ist, wurde der Tuberose hier jegliche Kante abgeschliffen. Der Duft ist blumig, frisch und aquatisch, wobei die Tuberose im Vordergrund steht. Keine Duftentwicklung.
Das positive: Wer eine Büro- oder Alltagstuberose sucht, der wird hiermit sehr glücklich. Ausserdem einer der wenigen Tuberosendüfte, die gut von Jungs getragen werden kann.

Lapidus ist ein Dufthaus, das mich schon seit einer Weile interessiert, weil es in Deutschland so unbekannt ist und daher fast schon Nischenmerkmale besitzt. Black Extreme hätte ich wohl von mir aus nicht getestet und selbst wenn ich wollte, eine Probe zu bekommen wäre so gut wie unmöglich. Außer: Man kennt ein nettes Mitglied hier auf Parfumo. Danke Nyze!

Black Extreme ist ein sehr interessanter Duft, weil es Gegensätze miteinander vereint. Hier werden moderne, süß-orientlaische Noten, die uns aus Düften wie Solo Loewe Assoluto, Altamir und One Million bekannt sind, erfolgreich mit einer scheinbar längst vergessenen Moschusart kombiniert. Einer, die nicht seifig-frisch oder weichspülermäßig ist, sondern - wie soll ich sagen - "halbanimalisch". Eine Art entschärfter, aber trotzdem eindeutig von der animalischen Ecke kommender Moschus. Und davon reichlich.
Zur Folge hat das, dass Black Extreme auf der Haut schon fast etwas nach Urin riecht. In einiger Entfernung fügen sich dann alle Noten zusammen und der Duft ergibt ein harmonisches Ganzes. Pudrig, orientalisch, halbanimalisch und irgendwie dennoch transparent und nicht einfach zu fassen. Moderne und Klassik gekonnt zusammengeführt.
Riecht man an One Million, Altamir (von dem dieser Duft am Meisten hat) oder Solo Loewe Assoluto, so ist das schon ein wirklich intensives und extrem süßes Erlebnis. Jetzt mögen einige denken, dass der Black Extreme durch zusätzlichen Moschus wohl ganz schön knallen muss.
Nein!
Black Extreme hält ewig, strahlt stark ab, aber aus irgend einem Grund riecht er überhaupt nicht schwer. Leichtfüßig, eine feine, aber meterlange Sillage. Wo Altamir leicht zu viel werden kann, bleibt Black Extreme angenehm. Ein weiterer Gegensatz, der überzeugend umgesetzt wurde.
Nochmal zusammengefasst: Ein orientalischer, pudriger Duft mit animalischen Noten, der ewig hält und abstrahlt wie kaum ein anderes Parfum, es aber schafft, dabei transparent zu bleiben.
Merkliste!

Edit: Gourmandnoten, wie sie Zenkido beschreibt, kann ich bei bestem Willen nicht wahrnehmen.

Ferré for Man war ein Blindkauf, da er in Deutschland scheinbar nicht so einfach zu finden ist, und mein erster Blindkauf-Volltreffer.
Zunächst mit der Erwartung, einen holzig-blumig-frischen Herrenduft zu erhalten, denn die Kommentare auf anderen Parfumplattformen und die Einordnung hier auf Parfumo lässt darauf schließen. Es wird gesagt, Ferré for Men startet als Dior Homme und entwickelt sich dann in einen fruity-floral.

Das kann ich so nicht ganz bestätigen. Ferré for Men startet mit etwas Zitrus und einer sehr schönen und feinen, leicht süßen Ledernote. Das erinnert zwar entfernt an Dior Homme, da hier auch eine feine Ledernote eingesetzt wird, aber doch ist Ferré anders. Die Iris zum Beispiel. Sie schreit in Ferré for Men nicht. Sie muss nicht auf sich Aufmerksam machen. Sie versucht nicht, krampfhaft ihre "revolutionäre" Präsenz in einem Herrenduft herauszuposaunen. Vielmehr ist sie dezent eingesetzt und legt sich anschmiegsam um das feine Leder. Zusammen mit einer maskulinen aber subtilen Rasierwassernote entsteht so dieser typisch süßliche, leicht pudrige Duft von teuren Lederartikeln in einer Luxusboutique. Sehr edel und dennoch alltagstauglich.
Nach und nach wird Ferré for men tatsächlich etwas blumiger und fruchtiger, aber das ist noch sehr weit entfernt von einem reinen Fruity-Floral. Denn keiner der Duftnoten vom Anfang verliert sich, es ist alles sehr ausgeglichen und harmonisch. Der Duft macht durch diese florale Hinterlegung richtig etwas her, denn im Gegensatz zu vielen anderen als edel geltenden Lederdüften ist er für junge Männer sehr gut tragbar. In dieser Phase erinnert er mich sogar etwas an einen meiner Lieblingsdüfte - Arpege pour Homme von Lanvin.

Im Großen und Ganzen ist Ferré dann also doch nichts weltbewegend neues. Aber er ist so gut gemacht. Fein-ledrig, subtil pudrig, leicht süß-floral aber dennoch maskulin, sehr elegant und dennoch alltagstauglich. Es hat etwas Beruhigendes und melancholisch-verträumt-Fröhliches an sich, und ich liebe die Melancholie. Ja, Ferré ist der Signaturduft eines jungen Mannes und des letzten Gentlemans alter Schule.

Black Tie ist, was ja kein großes Geheimnis mehr ist, ein Rosenduft für den Herren. Und da Rosen Blumen sind und ich eine Kommentarserie über florale Düfte für Männer schreibe, darf eines der wichtigsten Vertreter dieser Gattung natürlich nicht fehlen.

BT beginnt mit Rose, macht mit Rose weiter und hört mit Rose auf. Dabei ist er tatsächlich nicht feminin, sondern meiner Meinung nach Unisex mit Hang zur maskulinen Seite. Die Rose bekommt Rückenstärkung von einer frisch-holzigen Note, in der sich nach meiner Empfindung sogar eine Spur Oud befindet. Leider, leider, leider (…) kann ich hier weder Tuberose, noch Vanille ausmachen. Das hätte den Duft eine "Ecke" in Form von Lieblichkeit verliehen, die ihn zu etwas noch besonderem gemacht hätte. Denn Tuberose habe ich bis jetzt in keinem Herrenduft gerochen.
Es geht hier also eindeutig um das Zusammenspiel von Rose und Holz. Das macht BT zwar dunkel, aber lange nicht so speziell und exzentrisch wie Beispielsweise Black Aoud von Montale. Auch nicht so raumfüllend, sondern zurückhaltend und angenehm.
Der Duft ist elegant und auch irgendwie doch auch etwas Charmant; leider auch etwas unaufgeregt. Die Rosennote ist außerdem etwas minzig-blättrig angehaucht.

Also: Für Rosenliebhaber, insbesondere für Männer, eine gute Wahl. Wer Rose okay findet, dem wird der Preis von 140€ wohl zu hoch sein, um einen Kauf zu rechtfertigen.

Und weiter geht es mit dem dritten Teil meiner Männerblumen-Kommentare. Dieses Mal: Flowers for Men - Gardenia.

Gardenia ist ein gelungener kompromiss zwischen edel-altmodisch und trendy-fruity-floral. Ich habe mich gewundert, dass keiner der Kommentatoren hier die fruchtige Note im Kopf angesprochen hat. Ich rieche hier direkt nach dem Aufsprühen etwas, was mich sehr an Birnen erinnert. Aber schon ganz am Anfang schlägt der Charakter des Duftes voll durch.
Denn dieser fruchtig-florale Akkord aus Birnen und Gardenien sitzt auf einem Badezimmer. Ein frisch geputztes aber häufig genutztes Badezimmer, ähnlich wie bei Silver von Amouage.
Dieser Charakter ist es, was den Duft für Herren tragbar macht. Es riecht zwar süß, blumig und ist eine dichte Komposition, aber die animalischen Anklänge machen einiges wett.

Meinen Geschmack trifft es leider nicht ganz, ich kann aber nicht abstreiten, dass es sich hier um einen sehr interessanten, edlen und eindeutig modernen Duft handelt, der auf einer altmodischen Basis aufbaut.
Ein Duft aus zwei Zeiten/Welten für den Herren mittleren Alters.

Alternativen und ähnliche Düfte: Silver von Amouage