Fran

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Rezensionen
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11 - 15 von 253
Fran vor 12 Jahren 15
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Gepudertes Holz
Weich, würzig, warm, wundervoll. Sachlich und sinnlich zugleich. Sachlich auf der einen Seite, weil Bois d'Iris ein Holzduft mit Iris ist, und Holz zunächst einmal, bei aller natürlichen Herkunft auch irgendwie streng sein kann - alt, ehrwürdig, verwurzelt - und die Iris auch nicht gerade in erster Linie romantisch, verspielt und quirlig ist, sondern eher elegant, erwachsen und reif wirkt. Und trotzdem ist Bois d'Iris auf der anderen Seite wunderbar sinnlich, weil hier eine köstliche unsüße Würze gepaart wird mit sehr warmen und schmeichelnden Noten von Amber und Labdanum. Die Spur Weihrauch, völlig unkalt und unklerikal, unterstützt diesen sinnlichen Eindruck.

Wenn Holz zu holzig ist, zu trocken, zu knarzig, zu lange gelagert draußen im tiefen dunklen Wald, ist es nicht meins. Dieses Holz aber bricht meinen olfaktorischen Forst-Widerstand mit einer traumschönen Iris, die nie zu banal, nie zu kühl, nie zu sauber und nie zu schminkig wird, sondern stattdessen den schicksten und sowohl sanft-samtigen als auch prachtvoll-kräftigen Puder auf diese eleganten Scheite rieseln lässt. Die Holzigkeit wird edel, der Puder unwiderstehlich, die Würzigkeit delikat - und Bois d'Iris herausragend schön. Ein Luxusduft mit außergewöhnlichen Facetten, sehr gekonnt komponiert, tatsächlich sogar irgendwie lecker, und das völlig ohne Vanille und andere Gourmandkonsorten. Absolut zu recht "extraordinaire".
15 Antworten
Fran vor 12 Jahren 5
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
4
Duft
Unaufdringlich
Direkt nach dem Auftragen muss ich sofort an "Grande Dame" von Tchibo denken, ein Parfum, das ebenso wie "Iris von Arnim" von Kim Weisswange kreiert worden ist. Ich rieche eine deutliche Verwandtschaft. Die Handschrift der Parfumeurin? Oder eine zu große olkfaktorische Nähe in Ermangelung an Ideen und Offenheit? Bestimmt Signatur. Klingt netter.

Der größte Unterschied: Wo Grande Dame meterdick und zentnerschwer ist, ist Iris von Arnim wesentlich leichter und feiner. Dies ist ein edler, damenhafter und würziger Duft, der eher zart und zurückhaltend gewebt ist. Trotz der vielen Hammerduftnoten in der Pyramide ist Iris von Arnim alles andere als ein Großkaliber. All die Blumen und Gewürze sind sehr miteinander verwoben, keine Duftnote sticht besonders hervor. Die Basis aus Hölzern und Patchouli mit einem Hauch Vetiver ist noch das deutlichste, was ich wahrnehme. Alle anderen Zutaten ergeben einen diffusen Strauß damenhafter Duftfacetten, irgendwo zwischen blumig, würzig und pudrig.

Ich meine, Lavendel zu riechen (vielleicht deshalb die starke Assoziation zu Grande Dame), der aber nicht aufgeführt ist. Dann kommt diese aromatische, würzig-blumige Trockenheit woanders her. Eine Mischung aus Iris und Patchouli, das schon in der Herznote loslegt, vielleicht. Eine dumpfe Trockenholzigkeit löst dann ab und die zahmen Blumen- und Würznoten klingen aus.

Iris von Arnim ist elegant und feminin, und leider auch etwas unaufdringlich. Mir fehlt hier eine eindeutige Richtung und ein Wiedererkennungswert. Zum Kuscheln wäre er mir zu trocken, zum Verführen zu zurückhaltend, zum Auffallen zu leise. Selbst zum aktiven Entspannen oder für Moll-Momente finde ich ihn in seiner Aussage zu schwach. Dabei ist er gar nicht schlecht gemacht, nur mich packt er einfach nicht.
5 Antworten
Fran vor 12 Jahren 9
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Frische Würzbeeren
Aber sicher sind hier Beeren drin! Lila, dunkellila sogar, beerig, samtig, fruchtig. Dazu sinnlich, verführerisch, dicht, verlockend. Ein Bett aus Moschus fängt die Beeren auf, umhüllt sie ohne sie zu erdrücken, bildet eine weiche pastelllila Wolke, bleibt aber im Hintergrund und lässt den Beeren den fulminanten Vortritt.

Dabei ist Mûre et Musc auf keinen Fall so schlicht, wie sich das zunächst anhört. Das geht schon damit los, dass diese Kreation aus dem Jahr 1978 ist. Das ist schon eine ganze Weile her, und wenn ich mir so anschaue, welche Düfte in dem Jahr sonst so an die Frau gebracht worden sind (Magie Noire, Anais Anais, Cinnabar, White Linen), dann bin ich schon ziemlich verblüfft. Denn Früchte waren in den 70ern nicht wirklich angesagt. Und deshalb sind die Beeren in Mûre et Musc eine Besonderheit, denen man ihr Alter aber, wenn man sich ganz doll anstrengt, auch anriecht. Das finde ich aber eher spannend als abschreckend. Das ist eines dieser Parfums, die für ihre Zeit supermodern riechen bzw. in der heutigen Zeit einen Hauch Nostalgie innehaben. Wobei die zeitlose Tragbarkeit allerdings deutlich überwiegt. Woher diese nostalgische Note herkommt kann ich dabei gar nicht wirklich deuten. Vielleicht ist der Moschus ein wenig zu klassisch eingesetzt? Egal, der Duft überzeugt trotzdem.

Denn zwei schöne Facetten kommen noch hinzu, damit Mûre et Musc interessant und nicht schlicht wirkt. Zum einen ist da diese unglaubliche Frische, die L'Artisan hier irgendwie zwischen die Beeren und den Moschus gebaut hat. Der Auftakt ist beinahe schon spritzig, danach kommt eine köstliche fruchtige Frische, wie in einem leckeren Duschgel oder in einem vitalisierenden Badezusatz. Zum anderen versteckt sich da irgendwo eine tolle Würzigkeit, die das Spannungsfeld zwischen fruchtig und frisch nochmal aufreißt und ihm eine weitere Nuance gibt, die den Duft noch interessanter macht.

Manchmal kratzt Mûre et Musc ein bisschen an der Gourmand-Grenze, aber seine frische Fruchtigkeit aus süß-sauren blauen Beeren bewahrt ihn davor, ein klassisches Leckerli zu werden. Er bleibt bei aller Köstlichkeit immer auch leicht und sanft. Frisch fruchtig pflegend besänftigend und dabei auch irgendwie sinnlich. Ich kenne keinen anderen Duft, der ihm ähnelt.

Ach so: und über die Haltbarkeit gibt es meinerseits nichts zu meckern, meine Haut wehrt sich vehement, dieses Parfum zu absorbieren und hermetisch einzuschließen, alles im grünen, pardon, lila Bereich hier.
9 Antworten
Fran vor 12 Jahren 8
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Haste ma'n Kaugummi?
Und zwar heute mal keins mit Minzgeschmack, bitte. Ich will was Fruchtiges, mit Zimt. Aber nicht so ein scharfer Zimt wie bei den Sizzling Cinnamon Jelly Bellys, bitte. Die sind zwar verdammt lecker, und grundsätzlich habe ich auch nichts gegen scharf, aber heute mal nicht. Heute soll es mal sanft und mild sein. Wie eine Mischung aus Juicy Fruit und Big Red vielleicht. Aber eben nicht ganz so kräftig. Mehr so wie in der Art wie die neumodischen Wellness-Kaugummis. Weich und samtig. Und nicht so künstlich, bitte. Das geht doch auch bestimmt in ziemlich natürlich, oder?

Klar geht das! Hiroshima Mon Amour, bitte sehr!

Hätte ich die Duftnoten vor dem Testen gekannt, ich wäre sicher gewesen: diese süße Fruchtdröhnung ist garantiert nichts für mich. Vor lauter Früchten (Pflaume! Kirsche!!) und Vanille in der Amber-Moschus-Basis hätte ich mir zum Rest schon keine Gedanken mehr gemacht. Aber manchmal braucht man einfach mal einen Schubser bzw. eine blinde Testempfehlung eines Parfumerieinhabers und eine unbekümmerte Offenheit. Und eine passende Haut. Und eine schöne Duftkomposition, die zwar all das hält, was sie verspricht, dies aber sehr raffiniert und verblüffend anders und damit richtig gut macht.

Hiroshima, mein fröhlich-edles Kaugummi macht mir gleich gute Laune und besänftigt ein eventuell etwas angespanntes Gemüt. Kirsche und Zimt sind da, aber ganz, ganz fein und fernab von jeglicher quietschigen Bonbon-Assoziation. Die sonst recht dominante Pflaume hält sich perfekt im Hintergrund und steuert eher eine samtene Weichheit bei. Die Mandarine ist bei mir eher schwach, dafür hält sich die spritzige Yuzu auf meiner Haut ziemlich lange und verhindert, dass dieses schöne Kaugummi zu Hubba Bubba wird. Überhaupt wird das alles bei mir nicht wirklich Kindergeburtstags-süß. Stattdessen sorgt eine edle Schnaps- oder Likörnote (ohne Alkohol) dafür, dass der Duft Raffinesse und Mehrdimensionalität bekommt.

Eine feine süßliche Basis trägt die zimtig-kirschige Herznote sehr lange und spielt sich nicht auf. Die Herznote bleibt das Herzstück in diesem Parfum, abgerundet durch eine höchst luftige edelholzige und hauchzart vanillige Basis. Interessante Duftnoten wie Birke und Bienenwachs sorgen für ein paar unbestimmte Facetten, die nicht wirklich greifbar, aber durchaus da sind, denn Hiroshima Mon Amour wirkt fein ausgeklügelt und gekonnt komplex, ohne kompliziert zu sein. Im Gegenteil, das ist äußerst un-schwierig, schnell zu kapieren und leicht zu mögen. Wenn ich ihn als Kaugummi-Duft wahrnehme und beschreibe, meine ich das im allerpositivsten Sinn. Nahbar, fröhlich und sympathisch, dabei aber nicht kindisch, sondern sehr erwachsen und zurückhaltend. Aber auch jenseits der Adoleszenz gibt es ja weiterhin unbeschwerte Momente, nicht wahr? Dafür ist Hiroshima Mon Amour dann wie gemacht. Schicker kann man Kaugummi nicht kauen.
8 Antworten
Fran vor 13 Jahren 5
10
Flakon
10
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Graue Schönheit
Selten war es deutlicher als bei diesem Duft: Papierstreifen reichen nicht, das Parfum muss auf die Haut. Mehrmals habe ich meine Nase an den Flakon gehalten, manchmal auch den besprühten Teststreifen vor mir her geweldet, einmal sogar wurde mir der Duft extra empfohlen - aber auch das getränkte Kleenextuch konnte mich nicht überzeugen. Immer war Calamity J. zu kalt, zu herb, zu doof. Nichts kam rüber außer einem nichtssagenden stechenden und alkoholischen Geruch nach kaltem Grau.

Bis ich eines Tages mal wieder in einer Parfumerie stand und überlegte, welche Düfte jetzt auf die Haut dürften. Umringt von zahllosen Nischendüften, denen ich nur selten leibhaftig begegne, stand ich vor dem JHAG-Tisch. Mit JHAG-Düften kann ich ausgesprochen gut. Und ich mag keine halben Sachen. Also war eigentlich die Zeit gekommen, den JHAG-Sack jetzt zuzumachen, und endlich auch den letzten verbliebenen richtig zu testen. Und in Bruchteilen von Sekunden legten Engelchen und Teufelchen auf meinen Schultern los. Zuerst der griesgrämige Hutzelzonk: Boah, nee, lass mal, das is nix. weisste doch, kalt, herb, doof. Haste doch schon gerochen, ätzendes Zeugs das, geh mal schön weiter, son Kram brauchste echt nicht noch auf der Haut.
Und dann holt die gute Fee auf meiner anderen Schulter die Keule raus und haut dem Griesgram eins über die Rübe und spricht: Calamity J. liebt dich. Hab keine Angst, Fran. Wende dich nicht von ihr ab. Hab Vertrauen. Sprüh!
Und ich sprühe.

Und augenblicklich strömt dieser wunderschöne Geruch von meiner Hand. Grau in seiner vollendetsten Form. Kühl und warm zugleich. Erhaben und sinnlich zugleich. Würzig und sanft zugleich. Über Stunden pudert dieses wundervolle Grau vor sich hin und wird immer besser. Ein Ambertraum in sinnlichen Grautönen, das kannte ich so noch nicht. Patchouli im Auftakt sorgt für eine kühne Note. Bitterwürzig. Dieser Auftakt überrascht und fesselt. Der Duft bekommt ganz sanfte tierische Anklänge, da der Amber nicht eben lieblich eingesetzt worden ist. Calamity J. hat Muckis, aber enorm weibliche. Keine Gedanken an überdimensionierte stählerne Bodybuilder, sondern an geschmeidige Raubkatzen, die elegant und kraftvoll durch die Gegend streifen.

Ein paar trockene Akzente im Herzen (Iris, Lavendel) sorgen dafür, dass der Duft nicht ins animalisch-schmierige abdriftet, es bleibt bei aller Amber-Geschmeidigkeit immer auch ein bisschen pudrig-kühl. Ein spannender Kontrast zu der sinnlichen Wärme, die Calamtiy J. gleichzeitig verströmt. Im Verlauf wird der Duft weicher und süßer, Vanille und Moschus in der Basis treten allmählich hervor und spätestens da hat die Wildwest-Lady jeglichen Widerstand aufgegeben und wird schmuseweich.

Die graue Schönheit von JHAG hat ein bisschen Ähnlichkeit mit Pradas erstem Duft: irgendwie streng und herb, dabei auch wundervoll Amber-sinnlich. Definitiv nicht angepasst und speziell, aber wer den Zugang findet und sich traut, wird mit einem besonderen Dufterlebnis belohnt. Calamity J. setzt die Akzente ein bisschen anders. Statt aromatischer Würze wird der Schwerpunkt auf kühle Patchouli-Facetten und trockenen Puder gelegt. Und der pudert beinahe munter, wobei "munter" selbstredend zu dieser grauen Eminenz nicht im geringsten passt, vor sich hin. Also er pudert und ambert anmutig und zurückhaltend selbstbewusst vor sich hin. Unprätentiös und stark, sehr souverän, ohne Schreihalsattitude. Die wohldefinierten Muckis befinden sich unter einer Seidenschluppenbluse. Da kann man sie erahnen und bei bestimmten Bewegungen sogar sehen, aber Rumposen sollen ruhig die anderen. Calamity J. hat das nicht nötig.
5 Antworten
11 - 15 von 253