Fran

Fran

Rezensionen
Filtern & sortieren
16 - 20 von 253
Fran vor 13 Jahren 8
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
4
Duft
Feige halt
Unterm Micallef'schen Feigenbaum ist es eigentlich ganz kommod, wenn man Feigen mag. Das Dreigestirn Feigenblatt (Kopf), Feige (Herz) und Feigenholz (Basis) sorgt definitiv dafür, dass man der Feige in diesem Parfum auf keinen Fall entkommt.

Dabei ist die Feige hier ziemlich pur, um nicht zu sagen feiger Durchschnitt. Es gibt keine großartigen Sidekicks, die der Feige auf die Sprünge helfen, um sie etwas spannender zu machen. Weder gibt es hier tolles zitrisch-grünes Beiwerk wie z.B. in Annick Goutals "Ninfeo Mio", um aus der Feige einen sommerlichen Durstlöscher zu machen. Auch gibt es keine cremige Kokosnuss, die ja zu recht gerne und oft in Kombination mit Feige angerührt wird, um den Träger olfaktorisch an weiße Palmstrände in die Südsee zu verbannen, wie z.B. in der Feige von Frau Tonis Parfum.

Die Sous le Figuier-Feige ist daher recht eindimensional und spielt ihr volles Potential nicht aus. Ein bisschen lahm ist sie, die würzigen (Koriander), fruchtigen (schwarze Johannisbeere) und holzigen (Feigenholz) Noten um sie herum erwecken den Eindruck, als wollten sie bloß nicht stören. Alles dümpelt etwas verschlafen dahin, nicht wirklich schlecht, aber eben auch nicht wirklich spannend. Ein bisschen frisch, ein bisschen grün, ein bisschen cremig, ein bisschen süßlich, ein bisschen holzig, ein bisschen feigig. Der Moschus in der Basis wird bei mir zudem etwas bitter, so dass der Ausklang auch nicht wirklich versöhnen kann.

Feige kann eigentlich mehr. Wer allerdings auf eine sehr unaufdringliche Feige steht, die den klassischen Feigengeruch nicht überspitzt, sondern etwas herunterdimmt, ist hier vielleicht richtig.

(20 x "Feige" in diesem Kommentar - darauf einen kleinen Feigling.)
8 Antworten
Fran vor 13 Jahren 7
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
5
Duft
Unmoderner Moschus
Mit Moschus ist das ja so eine Sache. Als Veredler und Bettbereiter in der Basis trifft er meistens ins Schwarze. Als Hauptdarsteller jedoch ist die Verlässlichkeit stark variabel, die Bandbreite seiner Wirkung enorm: mal ist er seifig-sauber, mal fluffig-pudrig, mal ölig-süß, mal sinnlich-weich, mal animalisch-kräftig, mal staubtrocken-oll.

Micallefs Royal Muská eröffnet mir eine neue Moschus-Dimension: madamig-elegant. ZU madamig-elegant, um ehrlich zu sein. Er hat eine sehr klassische unmoderne muffige Note, für meine Nase zu altbaksch. Dabei sind seine Ansätze gar nicht mal so übel: der Moschus ist butterweich, fast ein bisschen ölig, sehr intensiv, mit feinen Nuancen, die mal ins Fruchtige gehen, mal ins Seifige, insgesamt eher sauber, aber doch mit einer sehr sinnlichen Facette. Tief und dicht, dabei aber auch irgendwie hell und glockenklar. Eine deutliche Blumigkeit ist wahrnehmbar, ohne dass der Moschus-Charakter auf der Strecke bleibt. Die Hölzer sind sehr hell und weich, das ist alles superrund, ohne irgendwelche Ecken und Kanten. Das unterstützt seine elegante und weibliche Wirkung.

Royal Muská ist sofort da, es gibt keinerlei Entwicklung, ein extrem lineares Parfum. Die Sillage ist im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend - trotz seines eigentlich eleganten weichen Moschus-Charakters fahnt der ordentlich. Die Haltbarkeit ist dementsprechend.

So, das alles ist ja im Grunde "soweit so gut". Aber da ist diese altmodische Note, mit der ich mich nicht anfreunden kann. Vielleicht ist der ausgewählte Moschus an sich dafür verantwortlich, vielleicht sorgen die Blumen für diesen "retro" Charakter, vielleicht ist es die Kombination aus beidem. Fest steht: dieser Moschus in einem Spannungsfeld aus sauber-seifig, elegant-blumig, satt-ölig und sehr, sehr damig ist mir einfach zu klassisch. Schick irgendwie, und distanziert. Sonst kenne ich Moschus eigentlich nahbarer.
7 Antworten
Fran vor 13 Jahren 4
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Sanftes Schwarz
Lange Zeit habe ich mich nicht getraut, diesen Duft zu testen. Der Name, der Absender, die anderen Kommentare - da kriegt man schon mal Manschetten. "Schwarz" ist als Duftrichtung nicht eben meine favorisierte, Serge Lutens kenne ich als Verantwortlichen für viele schwierige Duftkracher, und einige Kommentare schürten meine Angst zusätzlich: Ammoniak, Asche, verbrannter Gummi.

Und dann? Nix is. Bzw. alles ist in Butter. In butterweichem Schwarz. Serge Noire knallt, aber auf seine eigene Art und Weise, ganz feinsinnig, anmutig, fast ein bisschen schüchtern. Edel zurückhaltend.

Eine klitzekleine Heftigkeit zu Beginn, als es noch sehr würzig mit einer Hustenbonbonnote zugeht, lässt einen kurz innehalten und gespannt abwarten, was als nächstes passiert. Und dann breitet sich auch schon eine schwarze Holzigkeit aus, die sehr erhaben und kostbar wirkt. Schwarz wie Ebenholz denke ich, und eine weiche Rauchigkeit und sanfte Harzigkeit gesellen sich selbstbewusst dazu. Nicht wirklich meine Duftvorliebe, aber absolut gut gemacht.

Eine Schuhcremenote, oder wohlwollender eine Bienenwachsnote dringt dann hervor, die mir ein bisschen zu scharf in der Nase kitzelt. Sie sorgt für mehr Facetten, macht den Duft für mich aber leider auch etwas herb-bitter-maskulin und zu distanziert. Das Schwarz bekommt dadurch einen polierten Glanz. Damit das alles aber nicht zu gelackt wird, sorgen weicher Amber, eine Prise Vanille und kräftiges Labdanum für eine wohlige Weichheit und graue Schattierungen in der holzigen Dunkelheit, die sich immer zwischen kühl und warm bewegt.

Dabei bleibt Serge Noire bei mir extrem hautnah und fahnt so gut wie gar nicht. "Intim" wäre nun untertrieben, aber durchaus zurückhaltend. Weil "holzig-rauchig-schwarz" nicht meine Duftrichtung ist, wird das kein Fran-Duft, ich würde mich da eher für die weibliche Variante der Holzigkeit "Feminité du Bois" entscheiden, aber wer es dunkel, edel und etwas außergewöhnlich mag, ist hier an der richtigen Adresse. Passende Hautchemie vorausgesetzt, die scheint bei diesem Duft eine große Rolle zu spielen.
4 Antworten
Fran vor 13 Jahren 10
7.5
Flakon
5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
8
Duft
Wonderful
Lovely ist dein Name, so schlicht, so reizend, zum Dahinseufzen schön. Pretty ist dein Flakon, ganz klassisch, ein bisschen retro, irgendwie französisch, weiblich rundlich kugelig, mit einem geriffelten Deckel und einer weichen Stoffmanschette in Edelgrau, dazu goldene Lettern und zart roséfarbene Flüssigkeit. Truly ein kleines Schmuckstück, das wunderbar in der Hand liegt.

Awesome ist dein Duft, ein süß-sauer-würziger Moschusblumenstrauß, mit einem lebendigen und spritzigen Auftakt, der sich gleich strahlend ausbreitet, gefolgt von edel-sinnlichen Herznoten aus hellen Blüten und sanftem Patchouli, der dir eine Tiefe und Eleganz verleiht, und das alles auf einem makellosen Bett aus sanften Hölzern, fluffigem Moschus und weichem Amber. Fantastic ist deine Eigenschaft, einem ganz normalen Alltag unbeschwerten Glanz zu verleihen mit deiner zeitlosen und unkomplizierten Blumigkeit, und trotzdem ganz selbstverständlich auch an Abenden und zu besonderen Momenten sinnlich-elegant zu strahlen. Cute am Tag und splendid am Abend, das muss dir erstmal jemand nachmachen. Really amazing.

Astonishing ist deine Ähnlichkeit zu Narciso Rodriguez For Her, auch so ein spritzig-warmer Moschusblumentraum, aber du bist etwas heller, etwas leichter, etwas zarter, etwas blumiger, etwas holziger. Unfortunately rather bad ist deine Haltbarkeit, ich hätte dich gerne viel länger um mich herum, du bist doch so schön, aber nach deinem stets dramatisch umwerfenden Auftakt wird es schnell ruhig um dich, du ziehst dich leider allzu schnell in den Hintergrund zurück, um mit Dezenz aufzuwarten, die ich gar nicht an dir mag. Strongly recommended ist deshalb, dich in der Nähe zu haben, um zwischendurch nachzulegen.

However, absolutely smashing ist deine Qualität, du duftest wundervoll und hochwertig, especially zu dem Preis, für den du zu haben bist. Nevertheless bist du niemals billig, sondern immer very valuable.

Superb!
10 Antworten
Fran vor 13 Jahren 4
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
5
Duft
Puderlindgrün
Dieser Kräutertee ist eine Spezialmischung, denn er riecht nicht nach Tee. Bei mir riecht Yerbamate nach pudriger Creme und Zigarettenrauch. Wobei: ist es wirklich Zigarettenrauch? Frischer? Oder kalter? Oder doch mehr wie ein Aschenbecher? Oder gar wie die unangezündete Zigarette selbst, Tabak in einem hauchdünne Papier? Irgendwo, hinter den Creme-Schwaden, ist diese Zigarettennote, ganz zart und schwach. Und irritiert mich. Ich bin glücklicher Ex-Raucher und muss mir den Odeur, ohne den ich mittlerweile echt gut leben kann, nicht auch noch extra aufsprühen. Aber gut, diese Note ist wirklich extrem schwach.

Reden wir lieber über die Cremenote. Riecht die denn niemand außer Hibernation und mir? Wieso rieche ich die überhaupt? Ist da Iris drin? Nein, oder? Wo kommt denn dieser pudrige Creme-Geruch her? Die Creme wird immer pudriger, das ist Puder pur! Ist das der Lavendel in der Mitte? Lavendel ist doch eigentlich aromatisch trocken-ätherisch grün-lila...

Unsüß, grün, würzig durch Estragon, die Minze ist un-ätherisch und un-kühlend, sondern steuert etwas Würze bei, die Zitrusfrüchte machen kein Zitrusgesicht. Vielmehr gibt es eine zarte Zitrustee-Note, die sich durch den Cremepuderberg gräbt.

Yerbamate ist kräftig und doch irgendwie zart, will sagen: es gibt ausdrucksstarke Komponenten, die aber doch sehr harmonisch verwoben sind zu einer sanften und stimmigen Duftnote. Der Duft wird bei mir super weich durch das Puder, verliert alle Kratzigkeit und Gewürzigkeit, die er in den ersten Sekunden verströmt und wird zum Schluss hin super schmusig und gepflegt. Die eigentlich heftigen Vertreter der Basis bleiben bei mir mehr als nur dezent: sie sind quasi nicht da. Yerbamate pudert zart lindgrün vor sich hin und macht keine Anstalten, seine Zurückhaltung aufzugeben. Mir ein bisschen zu leise und zu, ja, ich kann mich nur wiederholen, pudrig-grün. Ohne Tee.
4 Antworten
16 - 20 von 253