Kalix

Kalix

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6 - 10 von 87
Kalix vor 13 Jahren 26 12
10
Haltbarkeit
10
Duft
Ein neues Jahr, eine neue Chance?
Vielleicht, wenn man es so sehen möchte. Chance von Chanel als ein Symbol? Wenn man es so sehen möchte. Ja, warum nicht! Dieser Duft hat alle Eigenschaften, um mich positiv und optimistisch zu stimmen und mir das Gefühl zu vermitteln, dass noch viele Chancen auf mich warten. Welche Vorstellungen dann damit verbunden werden, hängt von der Trägerin/dem Träger ab. Ich habe gestern entschieden, Chance EDP von Chanel wird mich in das Jahr 2011 begleiten, eine gute Entscheidung!

Ein erfrischend-fruchtiger Auftrakt! Die zarte und lockende Süße der Hyazinthe, mit großem Feingefühl und edelstem Pfeffer bereichert. Jasmin, mit Zitrone gekonnt abgeschmeckt - keine Frage, ein Sterne-Parfümeur will uns hier eine Chance geben und er verschafft auch, diesen schon so häufig in niederen Duftkategorien missbrauchten Blüten, einen verspielten, klassisch-eleganten Chypre-Auftritt. Jedoch gerade so viel Klassik und Eleganz, dass er mir gefällt und eigentlich immer tragbar ist. Chance gibt von beiden Stilrichtungen gerade so viel ab, wie es nötig ist. Dieser Duft veredelt die Jeans und das T-Shirt und lockert charmant das kleine Schwarze auf, verleiht Dessous eine gewisse nonchalance, die vielleicht den Leistungsdruck des einen oder anderen Herrn bei dem ihm gebotenen Anblick etwas nimmt.

Viele Gefühle weckt Chance in mir, ich suche die Erdung die Grundlage für doch all die etwas unruhigen Abschnitte und ich bekomme sie. Auf bezaubernde Art und Weise halten sich Facetten der Kopf- und Mittelnote und gehen nun eine feinwürzige Bindung mit der Basis ein, so rund, wie der wundervolle Flakon von Chance. Selbst die starken Gewürze Patchouli und Vetriver wurden sanft gehalten und schmiegen sich willig an die Haut der Trägerin.

Die Sonne zeigt sich inzwischen, sie lässt die Schneekristalle auf der weiten Schneefläche vor meinem Fenster blitzen, ein schöner Neujahrstag, ein guter Start. Das wird ein gutes Jahr 2011 mit vielen Chancen, die ich ergreifen werde.

Mein Filmtipp zum Duft:"Ein gutes Jahr" mit Russel Crowe und Marion Cotillard

Der Liebe wird hier eine Chance gegeben. Auch das sollten wir 2011 auf keinen Fall vergessen!
12 Antworten
Kalix vor 13 Jahren 25 10
6
Duft
Der erste Blickkontakt zu einer Frau, einem Mann, worauf achtest du zuerst?
Gerne wird diese Frage mit einem Zwinkern in den Augen so beantwortet:

Männer: ...auf die Augen, auf ihr Lächeln (das Lächeln sollte aber mindestens Körbchengröße C haben)

Frauen: ...auf die Augen, auf seinen Mund, auf sein Lächeln (das Lächeln sollte aber nicht zu groß und nicht zu klein sein)

Natürlich geht der erste Kontakt über den Blick oder die Stimme, vielleicht auch über die Schrift. Soll aber mehr daraus werden, dann muss es einfach passen, Schönheit ist es gewiss nicht, die uns anzieht, ein Typ muss es sein und tatsächlich, der Charakter muss bestimmte Eigenschaften aufweisen können und der Sex muss passen. Es ist also ein Gesamtpaket, das wir uns wünschen, aber selten bekommen. Wenn mal ein Bändchen am Paket locker ist oder sich über die Jahre alles etwas abgreift, das ist ok, 100 % sind langweilig.

Bei XS for Her habe ich mich schon anmachen lassen, sein Äußeres, seine Art sich darzustellen, die schön niedergeschriebenen Duftnoten... doch das hatte etwas. Verdammt, er war noch so jung. Das erste Mal roch ich ihn an einer anderen. Sie tat natürlich so, als wenn er nur ihr gehören würde. Ich habe sie mit ihm auf der Damentoilette in diesen Club erwischt, er legte sich gerade auf sie, ich merkte aber gleich an der Art, wie sie seinen Sprühkopf benutzte, das war keine Liebe, das war mechanisch, reine Befriedigung, wenig Gefühl - schlechte Haftung, klare Sache. Schnell verließ sie die Damentoilette und ich atmete diese sinnliche Rose mit einem Hauch Kakao ein, der WC-Toilettengeruch konnte mir diesen Duft nicht vermiesen. Den wollte ich, sofort.

Ich musste aber warten und der heißersehnte Tag kam, wir kamen zusammen. Ich sah ihn, sprühte und wir wurden intim. Der erste Moment war toll, dieser erste Blick aus dunklen Augen. Da war sie wieder, die Kakaorose, Patchouli, ein wenig Fruchtigkeit, der schönste Moment, gewaltig und mich einnehmend. Aber schon nach kurzer Zeit hätte ich ihm gerne und zärtlich ins Ohr geflüster, wie er mich glücklich machen kann. Besser ist aber, es muss gar nicht gesagt werden und passiert einfach. Ok, er war noch jung und etwas unbeholfen und ich belies es bei dem Satz: "Wir haben ja noch so viel Zeit."

Es gab keinen Höhepunkt, keinen heißen Blitz der mir durch den Körper ging, aber von einem one night stand, auch wenn er vom Verliebtsein gelenkt wurde, sollten Frau oder Mann nicht zu viel erwarten, außer man gibt es gleich in professionelle Hände. Er muss es gespührt haben, wir trennten uns kurz danach und ich schloss die Augen, um ein starkes Gefühl zu bekommen, seinen Geruch aufzufangen, ich hatte mich schließlich verliebt. Da war aber nur dieser süße Hauch Vanille und diese etwas künstliche mir unbekannte Note auf meiner Haut. Die seidene Bettwäsche hinterließ keinen Dufthauch von ihm, schade, da war einfach nichts mehr da oder hatte es von Beginn an bereits gefehlt?

Später traf ich ihn noch oft mit sehr jungen flippigen Frauen, das passte fand ich. Wir lächelten uns an und gingen aneinander vorbei. Wir mögen uns noch heute. Aber vielleicht später einmal, wenn aus ihm ein Mann geworden ist, reifer, erfahrener, gefestigter, dann würde ich es noch einmal mit ihm versuchen.
10 Antworten
Kalix vor 13 Jahren 12 6
10
Haltbarkeit
4
Duft
Oma hat ihren Mantel vergessen
Da gab es diesen alten Schrank, hochwertig und aus dunklem Eichenholz, deutsche Eiche, klassischer altdeutscher Stil. Kleine Fenster in den Türchen mit murkelig gehäkelten Gardinen von innen davor. Heute würde ich etwas darum geben, den zu besitzen. Früher war er eben da, geerbt von der Uroma, er hatte den Kaiser überlebt, die Weimarer Republik und die Weltwirtschaftskrise überstanden, über den Krieg hielt er sich hölzern und verlässlich an seinem Platz und selbst als 45 die Russen kamen und die Zone, soll man sagen befreiten, nein, sie haben sie besetzt - der Schrank blieb genau dort stehen, wo er immer stand. Selbst als Udo mit Lederjacke im Sonderzug nach Pankow vorbeidampfte um Honni zu besuchen - der Schrank stand wie eine deutsche Eiche dort, wo er immer stand. Es gab schließlich keinen Grund ihn zu verrücken.

Dort hingen hochgradig mottengekugelt und in Reih und Glied Opa's Anzüge und Oma's Mäntel und Kleider. Es war aber nicht der Duft der Mottenkampfstoffe allein, eher eine Mischung mit durchaus auch lieblichen Duftnoten. Dem Mottenvernichtungsmittel wurde bewusst hier und da ein kleines (möglichst selbstgehäkeltes, besticktes) Wäsche-Säckchen, gefüllt mit Rosenöl oder Pfirsichöl betröfpelten Blütenblättern (getrocknet oder aus Seide), entgegengesetzt, zur Verfeinerung des Geruchsbildes.

Gerne legte Oma gute Seife in die oberen Fächer, die mit allerlei blütenweißer und gestärkter Wäsche gefüllt waren. Die Seifen kamen aus Drogerien, waren hochwertig und in Seidenpapier gewickelt. Mal ein Hauch Vanille oder Moschus, für Opa die mit Vetiverduft. Eine leichte Süße und der Duft von Orangenblütenwasser aus einem alten Flakon ohne Aufschrift verflocht sich mit allen anderen Düften und es entstand ein dichter geballter Duft, der derjenigen Person, die den Schrank öffnete, entgegenströmte. Vor allem aber setzte sich diese sehr spezielle Mischung in besagten Kleidungsstücken fest.

Ich vermute, alle Menschen dieser Zeit rochen an Tagen, an denen die "Sonntagssachen" herausgeholt wurden, gleich. Seinen krönenden Auftritt muss dieser "Volksduft" wohl am Sonntag in der Kirche gehabt haben oder bei anderen öffentlichen Menschenansammlungen. Möglicherweise wird sich auch der eine oder andere Leser an die gnadenlosen Liebesausbrüche seiner Oma's und Tanten aus Kindheitstagen erinnern. Heftigste Umarmungen, kräftiges Herandrücken des Kopfes an das Kleid oder den Mantel der Oma oder Tante konnten schon mal zu Atemnot führen und der Duft, der dann eingeatmet wurde, war so, als würde man einen Tag in Omas Schrank verbringen. Diesen Geruch vergaß man nie mehr! Egal wo die Kleidungsstücke aus diesem Schrank hingen, der Duft aus Oma's Schrank hing daneben.

Rieche ich heute For Her EDP, dann ist das so, als wenn ich den Schrank meiner Oma aus frühesten Kindheitstagen öffne oder gerade gnadenlos geknuddelt werde von den alten Damen, die inzwischen alle verstroben sind. Meine Kollegin duftet seit einiger Zeit nach For Her EDP und ich denke oft, meine Uroma, Oma stürzen gleich auf mich zu oder waren gerade da. Dieses Parfüm hängt unheimlich lange in der Luft und scheint sich in Textilien der Umgebung festzusetzen. Die Haltbarkeit ist hier positiv hervorzuheben.

For Her EDP ist also abschließend auf den Punkt gebarcht, ein sehr frühes Kindheitstrauma und lässt die Trägerin in meinen Augen schlagartig altern.
6 Antworten
Kalix vor 13 Jahren 14 6
10
Haltbarkeit
10
Duft
Rache ist nicht süß
Rache ist rein emotional, verschwendete Energie für jene Menschen, die - nachdem sie uns hintergangen, belogen und betrogen haben - es nicht mehr wert sind noch in unser Leben treten zu dürfen, in welcher Form auch immer. Rache ist eher der Stoff für einen guten Western und für Filme mit Sylvester Stallone, van Damme oder Arni, da gehört sie hin. Und in ein Parfüm?

Bei Lady Vengeance kommt kein Rachegefühl auf. Eigentlich ein etwas irreführender Name für einen Duft wie diesen, da hätte ich mehr Giftigkeit, Arsen und Hexenküche erwartet. Beim ersten Aufsprühen zuckte ich damals erst einmal zusammen, oh nein, bitte keine klassische Rosenseife Marke Yardley English Rose. Bevor ich den Gedanken beendet hatte, war es auch schon vorbei. Die Lady hatte nun ihren Auftritt.

Ohne Rache bleibt nur noch die Lady übrig und dass passt! Eine dominante Lady, eine Frontfrau, eine Hard Rock Röhre wie Doro Pesch, eine seltene Erscheinung am heutigen Musikhimmel, die großen Ikonen hatten bereits ihre Zeit. Sie hat schwarz geschminkte Augen, die durch die Mähne ihrer Haare hindurchblitzen, sie trägt die Rose an einer Stelle des Körpers tätowiert, wo nur ER sie sehen kann. Die Rose, würzig und dunkel verbindet sich wunderbar mit der Haut. Du willst Rose, dann bekommst du sie auch! Du bekommst die starke Rose, die etwas rau ist, so rau, dunkel und kraftvoll mit einer sinnlichen Tiefe, wie die Stimme der Rock Lady. Ich mag Düfte mit einer klaren Ansage sehr und die bekomme ich hier.

Hatte ich anfänglich mehr Patchouli erwartet, so denke ich jetzt, dass muss es sein, diese raffinierte Note kommt genau durch die zurückhaltende Dosierung zustande. Die Kombination Rose und Patchouli finde ich sowieso magisch, atemberaubend, aber der Hauch Vanille, der ist es, nicht zu viel, nicht zu wenig, lässt selbst die tätowierte Rose auf der Haut unserer Rock Lady erblühen.

Ich bin eigentlich kein Rosenfan, recht schwer zu begeistern für die "Königin der Blumen". Von Lady Vengeance jedoch kann ich nicht mehr lassen, ein Duft, den ich nun immer in meiner Sammlung haben möchte, genau wie CD's mit richtig gutem Hard Rock.
6 Antworten
Kalix vor 13 Jahren 18 6
7.5
Haltbarkeit
2
Duft
Sag mir, wo die Blätter sind...
...wo sind sie geblieben?
Sag mir, wo die Blätter sind, was ist geschehn?
Sag mir, wo die Blätter sind, der Hersteller pflückten sie geschwind.
Wann wird man je verstehn,
wann wird man je verstehn?

Wann wird man je verstehen, dass wir druchaus gerne an alten Duftrezepturen und Flakon's festhalten und nicht klammheimlich eine Reformulierung nach der anderen vor die Nase gesetzt bekommen wollen, wie hier, in einem nichtssagenden, glatten, kalten und gefühllosen Flakon. Das wir trauern, um Düfte, die uns ein Stück unseres Lebens begleitet haben, an denen wir gerne wieder die Vergangenheit erriechen möchten, träumen und in Erinnerungen schwelgen wollen, aber es geht nicht mehr.

Der wunderschöne geeiste, einem Blatt mit seinen Lebensadern nachempfundene Flakon mit diesem kleinen Tropfen auf dem Deckel, ist heute nur noch ein Sammlerstück und steht in der 100 ml Größe vor mir. Der Duft des neuen d'Ètè hat seinen Zauber für mich verloren, es fehlt die Weichheit, die Tiefe und die florale Wärme, die aus den weit geöffneten sommerlich duftenden Blüten strömte, es fehlt all jenes, was eben diesem Namen gerecht wurde. Ich mag ihn nicht mehr diesen Duft und werde ihn auf kurz oder lang in den Wind schießen, mag er fliegen wohin er will.
6 Antworten
6 - 10 von 87