Landlord

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6 - 10 von 86
Landlord vor 5 Jahren 25 5
10
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Die Haut eines Gentleman...
Nach längerer Durststrecke - was die Entdeckung eines mich wirklich begeisternden Duftes angeht - ist "The Tragedy of Lord George" mal wieder ein echtes Highlight. Obwohl er eigentlich gar keines sein möchte. Und genau das macht ihn aus... Dieser Penhaligon´s drängt sich nicht auf und ist doch ständig präsent. Einer dieser seltenen Aura-Düfte, die es schaffen, zu wirken als entströmten sie direkt meiner Haut... warm, männlich, beruhigend... - mit erheblichem "Schnurrrrrfaktor".

Aufmerksamkeitsheischend an ihm ist höchstens die Duftpyramide. Die Nennung nur dreier, in ihrer Kombination etwas skurriler, Inhalttsstoffe mag zum Marketingkonzept der Portrait-Düfte passen, allein meine Duftwahrnehmung geben sie nicht vollständig wieder. Brandy....? Ja, gebrannt riechts schon... alkoholische Rauchnoten zu Beginn, in die ich sofort reinkriechen möchte... Rasierseife...? Naja... wenn, dann eine, die recht ambriert und patchouli-verfeinert daherkommt... holzig, ein wenig harzig, cremig... was perfekt mit der Tonkabohne harmoniert und für einen weichen, aber trotzdem nicht zu süßen Ausklang sorgt... nach 9 - 10 Stunden bei einem Sprüh! Wow!

Nein, dieser Duft ist nicht "neu" im eigentlichen Sinne. Es ist eher ein Duft, der immer schon da war. Der Duft eines Gentleman eben... von nicht aufdringlicher, aber sehr präsenter Perfektion... ausgewogen überraschend... und männlich. Definitiv!

Der erste Penhaligon´s, der es auf meine Wunschliste schafft. Und das gleich ganz nach oben! Vermutlich wird er dort stehen bleiben. Gentlemen sprechen zwar nicht über Geld, aber die Preispolitik für die Portrait-Düfte ist schon arg "königlich"...
5 Antworten
Landlord vor 5 Jahren 13 7
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Müßiggang im Großstadtjungle
Der CHAP ist ein britisches humoristisches Lifestyle-Magazin für Männer, das vierteljährlich erscheint. Gelegentlich erstehe ich ein Exemplar und blättere gern darin. Meine Neigung zu britischem Kleidungsstil und dem entsprechenden "Habit" ist ja nicht zu übersehen. Über den Brexit reden wir nicht, schließlich heißt die Grundregel: No politics in the club!

Nun hat der Herausgeber des CHAP zum 20-jährigen Bestehen und zur 100. Ausgabe ein eigenes Parfum lanciert: den "Flâneur". Und in der Tat, in diesen Tagen müßig zu gehen, die Welt die Welt, die Politik die Politik sein zu lassen und den Modus ziellosen Schlenderns einzuschlagen, kann durchaus ein wenig olfaktorische Unterstützung brauchen. Ich schnappe mir also den Flakon, Mantel, Stock und Hut und lasse mich durch den Großstadtjungle treiben...

Der barbershoppige Auftakt vom ersten Sprüh verschwindet schnell und ist vermutlich nur dem sich verflüchtigenden Alkohol geschuldet. Sofort nimmt mich das Herz des "Flâneur" gefangen, und das ist blumig! Nun nehme ich vor Blütennoten in Düften meist schnell reißaus. Diese Blumenvielfalt aber (Kompliment!) ist nicht erschlagend süß, sondern hat einen angenehm männliche "Schärfe". Die Kopfnoten errieche ich explizit nicht, aber vielleicht tragen ja Bergamotte, Eisenkraut und Rosa Pfeffer dazu bei, den Blumenstrauß nicht zu überschwänglich weiblich-weich erscheinen zu lassen. In der Basis schiebt sich dann langsam eine Amber-Vanille-Note dazu, die den Müßiggang weich ausklingen lässt...

Tatsächlich hält der "Flâneur" durchaus gelungen die Waage zwischen extrovertiertem Dandy und zurückhaltendem Gentleman. Der Duft ist als EdC deklariert. Das scheint allerdings britisches Understatement zu sein, ermöglicht die Ausdauer von sechs bis sieben Stunden doch fraglos auch ausschweifende Spaziergänge in freundlich warmer Frische. Lasst uns also müßig gehen...!

7 Antworten
Landlord vor 5 Jahren 31 11
10
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Voll auf die 10
Abschrift meiner Audionotizen vom Test (schade, dass Ihr das nicht hören könnt):

KOPFNOTE
uiuiuiuiui... hohohohoho... mmmhhhmmm... das ist ja... hohoho... das ist natürlich... ja... Sandel, Patchouli, dunkel, würzig, warm, mild, süß, erdig... ich glaube, der beste Patchouli-Auftakt, den ich je gerochen habe... meine Herren Gesangsverein, warmes Holz, unglaublich... oooooaaaaahhhhh... natürlich... zum Reinlegen... das gibts ja überhaupt nicht... einfach zum Reinbeißen... Hammmer... Haaaammmeeer!

HERZNOTE
sehr tiefer, warmer Patchouli... nussig, erdig, unglaublich stark... toll... tolltolltoll... so viele Ebenen... Hammer... kühl... warm... gruftig... erdig... hell und warm und dunkel und kühl zugleich... Rum, Süße, Fülle... wunderbar... einfach wunderbar!

DRYDOWN
alles noch da... mild und sanft... entschwebend... sorry, was soll ich noch sagen...? Voll auf die 10!!
11 Antworten
Landlord vor 5 Jahren 12 5
7
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Leder in zurückhaltender Fülle
Leder ist ein schwieriges Duft-Thema, zumindest in meiner Wahrnehmung. Mal geriert es sich zu chemisch-beißend-schuhcremig, mal sticht die in vielen Leder-Parfums verwendete Oud-Rose-Note allzu zu deutlich heraus und verleidet mir den Genuss, und mal bleibt es weit hinter den Erwartungen an Sexyness zurück, die Leder nun einmal schürt. Ein gut balanciertes Parfum mit Leder als Namensgeber zu kreieren, scheint eine Kunst für sich zu sein, die mir bisher selten zusagte. Deshalb hat es wohl auch noch kein Lederduft in meine Sammlung geschafft...

"Leather" von Boclet ist so ein kleines Kunstwerk. Ein feiner, würziger und verführerischer Duft ist daraus geworden, dessen einzelne Duftkomponenten ich gar nicht aufdröseln will. Die Gewürze, blumigen und zitrischen Noten geben der Lederkomponente eine zurückhaltende Fülle und sorgen für große Lust an ständiger Selbstbeschnupperung. Hier ist alles stimmig ausgewogen komponiert, nicht aufdringlich übermännlich, aber doch markant und maskulin genug, um den Namen zu rechtfertigen. Mit zwei Worten: Sehr schön!

Gut, Haltbarkeit und Sillage dürften einen Tick üppiger sein, aber für einen schönen Abend sind die fünf bis sechs Stunden völlig ausreichend. Und danach reicht Hautnähe im besten Fall ja auch völlig aus... Ja, "Leather" ist eindeutig ein Duft für den Abend! Schade, dass das ersoukte Pröbchen viel zu schnell leer war, ich versuche es mal mit einer Abfüllung... - und werde der "Duftmarke" Boclet ab jetzt sicher größere Aufmerksamkeit schenken!
5 Antworten
Landlord vor 5 Jahren 4 3
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Du musst Gras fressen...
Diese Forderung ist dem gemeinen Rugby-Spieler wahrscheinlich noch vertrauter als Lukas Podolski (allein schon um den Schmerz auszuhalten, wenn er unter einem Haufen muskelbepackter Kerle begraben ist, die - ob Freund, ob Feind - sicher jeweils ihre zwei Zentner auf die Waage bringen). Und beim Biss ins Gras verkleben sich sicher auch immer wieder einige ERD-Klümpchen im Zahnschutz, franz. TERRE. Soweit meine gewagte These, wieso "Royall Rugby" zu 2/3 identisch ist mit dem Dauerbrennerkassenschlager von Hermes - und doch genau das weglässt, was ich an "Terre d´Hermes" etwas unangenehm finde: den pfeffrig-metallischen Feuerstein.

"Royall Rugby" beginnt im Auftakt frisch und "blättrig", ein für mich nicht wirklich definierbares warmes Grün mit leichten Zitrusanklängen. Nun, zugegeben, ich habe den Duft von Rosengeranienblättern nicht in der Nase, aber sie scheinen dem Kopf ihre Note zu geben. Im Herzen übernimmt eine sehr leckere schwarze Johannisbeere das Regiment (so ziemlich die einzige Frucht, die ich neben Zitrusgewächsen in Parfums gelten lasse). Klingt komisch, das zu sagen, aber der Duft macht in dieser Phase einfach "Spaß", frische schwarze Johannisbeere mit ersten Vetiveranklängen im Hintergrund - eine durchaus im positiven Sinne verspielte Duftphase. In der Basis dann Vetiver - nicht die dunkle, erdige Variante, die ich eigentlich vorziehe, sondern ein helles, klares Vetiver - und damit Terre d`Hermes sehr ähnlich.

Inzwischen mache ich mir öfter einen Spaß daraus, wenn ich entsprechend beduftete Männer treffe und es sich ergibt, zu sagen "Oh, Sie tragen Terre d`Hermes, schön!" und genieße dann das unwirsche Zucken in den Mundwinkeln und das gezischte Danke dafür, dass ich Sie enttarnt habe. Nun müsste ich sagen: "Hm, das ist nicht Terre, aber ein bisschen ähnlich, etwas weicher und frischer, verraten Sie mir, was Sie tragen?" Dem Gefragten wird ein Lächeln die Mundwinkel umspielen und sein Brustkorb wird sich straffen: "Nun, ich trage Royall Rugby. Sie werden es nicht kennen. Es wird von einer kleiner Manufaktur auf den Bermuda-Inseln hergestellt, die ein international erfolgreicher Segler in den 1950er Jahren gründete. Ich lasse es mir immer direkt von dort aus liefern...". Und schon ist die Welt wieder in Ordnung...
3 Antworten
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