Lila

Von einem Duft mit diesem Namen habe ich mehr Vanille erwartet. Dieser hier erinnert mich aufgrund der ausgeprägten Seifigkeit an Aromatic Lime von Montale. Beide mutieren auf meiner Haut zu 0815-Rasierseifendüften und sind für meinen Geschmack zu altbacken und eher etwas für Herren...

Ich hatte mal das Parfum Fracas und mochte es zunächst sehr. Aber ich habe es selten getragen, weil es so intensiv und raumgreifend war, dass mir jedesmal Angst und Bange wurde, wenn ich den Sprühknopf betätigen wollte.
Carnal Flower ist auch so ein heftiger Tuberosenduft. Aber er ist doch ganz anders als ich Fracas in Erinnerung habe. Dem Parfumeur ist es gelungen, die appetitlichsten Seiten der Tuberose herauszukitzeln, ohne daraus einen reinen Bonbonduft zu machen. Carnal Flower enthält eine Tuberose inklusive Blütenstiel und grünen Blättern mit fruchtigen Noten und Kokosnuss. Die grünen Noten und der Eukalyptus geben dem Duft ein natürliches Feeling, machen ihn lebendig, saftig und knackig und verhindern das totale Abgleiten in Tropifrutti-Pappigkeit. Die fruchtigen Noten und die Kokosnuss gehen mit der Tuberose eine ganz enge Symbiose ein. Man meint zwar eigentlich nur Tuberose zu riechen, aber es macht einem trotzdem regelrecht den Mund wässrig, so dass man diese Blume am liebsten aufessen würde...

Was mir den Duft dann letztendlich verleidet ist die Orangenblüte, die im Drydown einen Tupfer Katzenpipi auf meiner Haut hinterlässt, sowie die Intensität des Duftes. Ich denke mit Carnal Flower würde es mir wie mit Fracas ergehen und deshalb würde ich mir diesen Duft nicht als Full Size kaufen. Statt dessen werde ich lieber ab und zu mal am Probenfläschchen schnuppern und mich über den wirklich sehr gut gemachten Duft freuen... :-)

Zusammenfassend könnte man sagen, dass Cuir Cordoba wie ein parfümierter Wildlederhandschuh duftet. Apicius hat den Duft ja schon sehr ausführlich beschrieben. Ich finde diesen Duft sehr elegant, anschmiegsam und sexy; habe aber mit dem Kauf gezögert, weil ich zuerst Daim Blond von Serge Lutens testen wollte, da die beiden ähnlich sein sollen. Heute konnte ich dann endlich den Vergleichstest machen und ich muss sagen, dass mir Cuir Cordoba besser gefällt. Beide sind fruchtig-florale Lederdüfte; insofern sind sie sich schon ähnlich. Aber während der Lutens-Duft dazu neigt im Kitsch zu versinken, klebrig süß, quietschig fruchtig, beinah schon aufdringlich ist und lange braucht, um dann endlich mal gut zu duften, ist Cuir Cordoba von Anfang an ein ganz feines Lederdüftchen. Er ist nicht so fruchtig und süß wie Daim Blond und entwickelt sich auf meiner Haut viel cremiger und etwas pudrig. Cuir Cordoba schreit nicht so herum wie Daim Blond, was diesen Duft für mein Empfinden eleganter macht. Insgesamt ist er frischer und weniger würzig, und somit für meine Nase gefälliger. Die Haltbarkeit ist zwar nicht so hoch wie beim Serge, aber für meine Zwecke vollkommen ausreichend...

Dieser Duft ist wahrscheinlich nur etwas für ausgesprochene Patchouli- und Labdanum-Liebhaber. Patchouli ist hier zwar sehr dominant, aber die anderen Inhaltsstoffe lassen sich dennoch wahrnehmen. Das würzig-warme Zistrosenharz mit seiner leichten balsamischen Süße und die rauchige Vanille laden zum Kuscheln ein. Das Ganze ist schon ziemlich gothic, aber ich mag das gelegentlich. :-) Schade, dass der Flakon nicht schwarz wie die Nacht ist, denn das hätte viel besser gepasst...
Da der Duft extrem stark ist, braucht man nur sehr wenig davon und kommt mit einer Flasche wahrscheinlich Ewigkeiten aus. Wenn man seinen Mitmenschen mit diesem Duft nicht auf die Nerven fallen möchte, sollte man vielleicht lieber nur tupfen statt sprühen, denn ich vermute, dass man mit diesem Duft nicht viel positiven Anklang finden wird. ;-)
Das Gute ist, dass dieser Duft nur aus Basisnoten besteht, die nicht so schnell kippen können, sondern mit den Jahren sogar reifen und immer besser werden. Der Patchouli, den Montale hier verwendet, soll laut Homepage schon zwei Jahre in Eichenfässern hinter sich haben. Vermutlich ist der Duft deshalb so weich und rund... :-)

Der Duft hat so eine wässrige frische Note, die tatsächlich an Gurken erinnert. Bei dem kurzen Test, den ich heute gemacht habe, konnte ich ansonsten noch recht viel Magnolie und eine gewisse Süße erschnüffeln. Was dann letztlich für mich aber gar nicht geht, ist eine äußerst unangenehme chemische Putzmittelnote. Diese kratzt so sehr, dass ich Hustenreiz bekomme, wenn ich an dem Teststreifen rieche. :-( Habe den Test deshalb abgebrochen...