M3000

M3000

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11 - 15 von 18
M3000 vor 8 Jahren 8 4
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Die grün-graue Verdichtung
Auftakt grün grasig und leicht rauchig. Nach kurzer Zeit geht der grasige Oberton zurück. Danach finde ich Bom Incense sehr weihrauchlastig, aber darin stoffiger. Jedoch nicht wie häufiger mit holzigen Tönen verdichtet, sondern farblich abgestimmt. Lass es die staubige Pistazie sein, die die Luftlöcher des Weihrauchs füllt. Oder aber den dritten o.a. Bestandteil: Sandarak, das musste ich erst recherchieren, gilt als harzig, balsamisch, leicht bitter auch. Das passt in meine Wahrnehmung einer trockenen, dichten Duftwand von grün-grauer Färbung.

Im Ergebnis entsteht ein kompaktes Gebilde, das inkl. starker Sillage und Haltbarkeit ein absolut stimmiges und gelungenes Bild abliefert. Übrigens laut Website ein Extrait de Parfum mit 20% Duftanteil. Für mich ein gut gemachter Nischenduft mit klarer Ansage und Persönlichkeit. Nicht ganz mein Geschmack, aber sehr respektabel.
4 Antworten
M3000 vor 9 Jahren 10 4
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Waldesruh modern
Itasca ist die Ruhe selbst. Itasca ist ein guter Freund.

Selbstsicher, dabei bescheiden. Unverrückbar, dabei mild. Präsent, dabei dezent.

Er funktioniert bei Regen wie Sonne, im Winter wie Sommer, im Anzug wie im T-Shirt, für Afficionados wie Gleichgültige. Ein Alleskönner und Allrounder, der weder beliebig noch langweilig ist.

Wer sich mit ihm auseinandersetzt, entdeckt eine dialektische Vielschichtigkeit, die über eine Duftpyramide hinaus geht:
- Robustheit trifft auf Eleganz
- Urbanität auf Natur
- Modernität auf Tradition
- Komplexität auf Kohärenz
- Ruhe auf Kraft.

Für alle anderen ist er immernoch 'ein schöner Duft'.

Itasca empfehle ich Suchenden öfter, weil er viele Ansprüche abdeckt und erstklassige Haltbarkeit aufweist.
4 Antworten
M3000 vor 9 Jahren 22 8
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
4
Duft
Erdbeerspray mit Behauptung
Für ein Kaugummi zu flüssig, für Zahnpasta zu alkoholisch, für ein Parfum zu sehr Kaugummi und zu sehr Kinderzahnpasta. Die Beschreibungen und Ankündigungen hier und da klingen vielversprechend, zudem hat mir Pierre Guillaume mein geliebtes "Monsieur" über seine Biotechnologie-Marke Huitième Art beschert. Dann noch 100% von JoHannes (danke für's Sharing) und ich bin erwartungsfroh!

So kann man sich irren. Ich finde diesen Erdbeerspray leider untragbar. So sehr, dass ich es zur versprochenen Chypre-Struktur mit seriöser Basis nicht geschafft habe, nach 4 Stunden ging ich ins Bett, immernoch im Erdbeermantel. Am Vortag musste ich gar meinen Arm abschrubben, so wollte ich nicht riechen. Erdbeere zu Hauf! Im Überfluss! Von Anfang bis Ende. Ich verstehe nicht, warum ich mich mit einem Kinderkaugummi besprühen sollte.
OK, schon gut, ich versuche es sachlich: Ich rieche Erdbeer mit Minze, darüber ein leichter Limettenspritzer. Fruchtig, nicht süss, immerhin. Flacht dann etwas ab, im noch knapp positiven Sinne, aber Erdbeere bleibt bestimmend und ich finde da gar nichts reizvoll. Eher scheusslich, mindestens sinnlos. An anderer Stelle war vom Fun Factor die Rede, von Parfum mit der Assoziation des namensgebenden Drinks, von sommerlicher Leichtigkeit. Das Konzept verstehe ich, sehe es aber nicht eingelöst, weil die Entwicklung das nicht hergibt. Erwähnte ich die Erdbeere schon?

Die verbleibenden 40% vergebe ich a) für den Versuch, die Aquaten im Alleingang mit einer ganzen Reihe zu revolutionieren, b) für den Mut, ein Erdbeer-Parfum für Erwachsene zu präsentieren und c) für die irgendwie doch spürbare Qualität mit dichter Struktur - aber eben weit, weit hinter der Erdbeere.

So, das habe ich mir von der Seele geschrieben, weil ich enttäuscht bin.
8 Antworten
M3000 vor 9 Jahren 14 3
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8.5
Duft
Whisky aus dem Birkenfass - oder: Die Kopfnote als Türsteher
Zugegeben, der Auftakt ist eine Attacke. Während Mainstreamdüfte oft mit der Kopfnote blenden, damit der potentielle Käufer schnell beeindruckt ist, verweigert sich Fumidus dieser Erwartung. Die Kopfnote als Türsteher. Hier muss man erst mal durch (wollen), das schafft nicht jeder. Da ich Whisky gern trinke, fiel mir die Geduld zwar nicht schwer. Und dennoch, die fast säuerlich wirkende Birkenrinde und der intensive Torfrauch kämpfen ohne Rücksicht auf Verluste um den Titel Unsympath des Tages.
Während dieser Kommentar im Entstehen war, brannte es eines Nachts im gegenüberliegenden Hinterhaus meines Bürogebäudes. Und ich sage es nur ungern: Der Geruch am nächsten Morgen lässt mich spontan an Fumidus denken! Ich selbst trug gerade einen sommerlichen Rosenduft, war also gedanklich weit entfernt.
Zurück zum Test: Zwischendurch roch ich mal parallel am Lagavulin und tatsächlich ist das sehr dicht dran. Fumidus bietet diesen Torf-Ton, aber spitzer und etwas ätherischer an, er hat die medizinale Note des Laphroaig mit nur geringfügig auf Ausgleich bedachtem Sherry-Gegenwicht. Dieser Rauch hat nichts Elegantes wie der aus getrocknetem Holz in Huitième Art "Monsieur", er ist auch himmelweit entfernt von hellerem, griffigem Weih-Rauch etwa eines CDG Kyoto. Was ist vergleichbar? Alkoholika im Raucherzimmer begegnen uns auch bei Jovoy „Les Jeux sont Faits“, auch dort eine herausfordernde Kopfnote mit Rum und Rauch. Und in die gleiche Kerbe scheint auch "Bois d'Ascèse" von Naomi Goodsir zu schlagen, den ich aber noch nicht kenne.

Woraus besteht denn nun diese ominöse Whisky-Note? Elemiharz? Bibergeil? Guajakholz? Eine Spur Thymian vielleicht? Ich weiss es nicht. Fast alle Kommentatoren im Netz akzeptieren diese Note einfach als gegeben. Sollte Pro Fumum Roma tatsächlich destillierten Whisky eingearbeitet haben, wie es mancherorts heisst? Ich denke nicht. Aber meine Nase ist noch nicht in der Lage, diesen Akkord in seine Bestandteile zu zerlegen. Wer hilft?

Dann Erleichterung, nach spätestens 30 Minuten ist es geschafft. Die Rauchbombe gibt den Hintergrund frei, wie Phoenix aus der Asche steigt Vetiver empor! Der riecht dann wieder vertraut und Fumidus ist gar nicht mehr ausserordentlich. Ich bin Vetiver-Liebhaber, hier schliesse ich schnell Freundschaft. Wir treffen das vielseitige Gras von seiner wurzelbraunen Seite an, schön borstig. Keine Parallele zur Frische à la Guerlain, auch die Basis eines Encre Noire ist noch heller. Am nächsten kommt diesem Fond die dunkelgrün rauchige Basis des Lubin Le Vetiver. Zwischendurch erinnert uns Fumidus immer wieder per knappen Rauchzeichen an seine Herkunft, damit ihn ja niemand für einen gewöhnlichen Vetiverduft hält. "Aristocratic white smoke of prestigious cigars" sei das, lehrt uns die Pro Fumum Roma Website. Zigarren und Whisky, das ist eine Ansage ans Männliche.
Sorry Ladies, Ihr dürft ihn schon mögen, aber erwartet nicht, dass Fumidus Euch auch nur ein Lächeln schenkt. Ein kleiner süsser Kontrapunkt ist in der Basis zu finden, aber auf eine weiche Landung in gefälliger Basis verzichtet Fumidus. Nicht wie etwa Linaris "Fuoco Infernale", der sich nach einem knackigen Start von Birke und verkohlenden Hölzern später bequem auf einem balsamischen Lederkissen bettet. Überhaupt ist dessen Rauchnote ein Strohfeuer im Vergleich zum Fumidus! Dieser bleibt kantig bis zum Schluss. Er erinnert uns eindringlich an die Herkunft des Wortes "Parfum": das lateinische "per fumum", dem Duft im Rauch des Feuers am Opferaltar.

Also, diese Kopfnote ist eine Herausforderung und macht durchaus Spass, wenn man sich darauf einlassen will. Duftlaien (auch bekannt als "Mitmenschen") werden weniger Freude haben. Im Verlauf wird das Gebilde zahmer und etwas zugänglicher, so dass Fumidus unterm Strich ein recht akademischer Duft ist. Beim ersten Test fand ich ihn vor allem faszinierend anspruchsvoll, aber etwas angestrengt. Das hat sich ab dem zweiten Tragen gelegt, ich empfinde den Verlauf jetzt runder. Nicht gefällig, aber schlüssig. Schlussendlich bin ich wunschlistenfähig angetan! Der stolze Preis relativiert sich, da die Parfumölkonzentration sehr hoch ist, 30-40% seien es generell bei Pro Fumum Roma. Geliefert wird wie immer bei diesem Haus mit Schraubverschluss, separatem Sprühkopf, dazu eine kleine Phiole sowie ein Umfüll-Trichter, ein hochklassiges Gesamtpaket also.
3 Antworten
M3000 vor 9 Jahren 9 1
5
Flakon
7.5
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Der elegante Vetiver zwischen Vulkan und Regenwald
Reiselustig bin ich eigentlich gar nicht so sehr, aber La Réunion fasziniert mich schon seit vielen Jahren. Ich folge der Tourismus-Agentur in Facebook und verschlinge die Berichterstattung zum jährlichen Megavalanche Langstrecken-Downhill (Mountainbike, mein Hobby #1). Eines Tages werde ich diese Insel, dieses Weltnaturerbe mit üppiger Pflanzen- und Tierwelt in Regenwald, Vulkan und Meer, besuchen.
Und siehe, ich erfahre von diesem Parfum namens Ombre Fumée, das sich auf La Réunion beruft. Passend zu meinem noch jungen Hobby #2! Diese Zusammenkunft nehme ich persönlich.

Bei meinem ersten Test vor einigen Monaten habe ich OF noch etwas zu seriös bis fast grossväterlich empfunden. Seitdem habe ich meine Dufterfahrung und insbesondere mein Vetiver-Verständnis deutlich ausgebaut und es war gut, dass OF währenddessen meinen Hinterkopf nie verlassen hat.

Denn jetzt! Oh, was für eine prächtige Komposition! Ein nobler Duft von Kraft und Eleganz! OF ist sehr präsent, dabei immer ausgewogen.

Die Orange in der Kopfnote wirkt nicht bitter, schon gar nicht süss, stattdessen luftig. Den Ruf nimmt die Zypresse auf und trägt ihn ins würzig-holzige, bleibt aber transparent. Und während sich dann der Hauptakteur Vetiver zunehmend selbstbewusst auf die Bildfläche schiebt, sind die Ausläufer der schwebenden Begrüssung noch eine Weile zu beobachten.
Dann also Vetiver, das rauchige, erdige Gras. Oder dessen Öl. Der Duftfreund hat schon längst gedanklich referiert, dass Vetiver von La Réunion als das beste seiner Art betrachtet wird. Und so steht es quasi als Signature-Baustein im Zentrum dieses Réunion-Dufts und wahrt stolz die Ehre seiner ganzen Gattung. Diese den Vulkan beschwörende Rauchigkeit ist dunkel, sie trägt das Gesamtbild mit Stärke und strahlender Eleganz.
Auch die trockene Basis passt dazu. Zu ihr ist es ein sehr fliessender Übergang, kein Sprung in die dritte Ebene. Einen vanilligen Tonkaton kann ich Richtung Dry Down noch knapp identifizieren, aber keine zu befürchtende Ambra-Schwere. Das Grasige des Vetiver ist noch spürbar und mag durch die o.g. Noten im Volumen gestützt werden. Eine ganz schüchterne Ledernote ergänzt schliesslich die Dichte. Das Bild setzt sich, die Noten bleiben für mich schlüssig verwoben. Kunst.

Ähnliche Charakteristiken (im Rahmen meiner bescheidenen Erfahrung) auf vergleichbarer Grundlage zeichnen Lubins eleganten Le Vetiver Itasca aus. Während jener aber in fein strukturierter Dichte glänzt, ist OF kraftvoller. Und lichter - nicht heller, sondern klarer: Als hätte man in den würzigen Itasca-Wald eine Lichtung gerodet, eingeschlossen von Rauchspuren an den Rändern. Beide sind keine typischen Vetiver-Düfte à la Guerlains Erstgeborenen, Malles Extraordinaire oder Givenchys Vetyver, sondern arbeiten das Grasig-Rauchige auf dezente, schwebende Weise heraus. Eher Kategorie „Vetiver plus X“, wie etwa noch Sel de Vetiver, natürlich ohne dessen Frische.
Und dann ist da noch ein weiterer zu nennen, der hier auf Parfumo omnipräsente Encre Noire (und somit natürlich gleichzeitig Sycomore). Denn dessen deutliche Vetiver-Zypresse-Kombo finden wir auch in OF wieder, es gibt vor allem in Kopf und Herz Ähnlichkeiten. Zwar finde ich EN gar nicht so finster wie viele sagen, aber um im Bild zu bleiben: Dieses Kellerkind wird erst recht ans Licht gezerrt, alles Nasse trocken gelegt und seine Melancholie hinfort gejagt – dann geht’s in Richtung Ombre Fumée.

Etwas Punktabzug gibt's beim Flakon. Dessen eigentlich sehr schönes Grün-Gold besteht aus einer heiss geklebten Folie um den Glasflakon, und diese Folie weist bei meinem 50ml Fläschchen leider ein paar kleine Blasen auf, zudem kleine Falten (das schimmernde Äussere ist leider unfotografierbar für einen Laien). Das ist funktional nicht schlimm, aber bei der für OF notwendigen Investition finde ich Fehlerlosigkeit angemessen. Der Deckel schliesst schön passgenau und der Sprühkopf gibt mit schneller Reaktion eine mittlere Menge ab, das bleibt anstandslos und macht Spass.

Ich empfinde diese rauchige Vetiver-Ausprägung eher männlich, kann ihn mir aber in passendem Kontext auch gut an einer Frau vorstellen. Die robuste Eleganz mit anständiger, aber nicht ausufernder Sillage macht OF klar abendtauglich, er ist aber auch tagsüber ein Glücklichmacher.

PS: Die Evody Website gibt im Gegensatz zu Parfumo und vielen weiteren Sekundärquellen eine andere Pyramide an: Cardamom, Lemon // Jasmin, Pepper, Iris, Cypress // Vetiver, Tonka bean, Ambregris, Suede, Atlas Cedar. Ich habe mich bei Evody nach dieser Diskrepanz erkundigt, die Antwort zitiere ich: "The notes of fragrantica are true as well but they choose to communicate on different notes than us. There are many ingredient in this fragrance but we wanted to communicate on those that seem to be the most obvious ones."
1 Antwort
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