MrWhite

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16 - 20 von 84
MrWhite vor 10 Jahren 19 11
7
Duft
Mmmh, seufz, lechz, sabber...
Die Flakons von Boadicea sind schon eine Augenweide, das muss man wohl zugeben. Der Habenwill-Reflex bleibt da nicht lange aus. Aber taugen auch die Düfte was? Ich würde sagen, ja sogar sehr. Auch wenn ich bisher nicht allzu viele kenne, hat mich doch bisher jeder auf seine Art und Weise begeistert. Immer hochwertig, immer natürlich, immer langanhaltend, immer was besonderes. Ein ganz interessantes Parfümhaus, finde ich. Und die ganz teuren Düfte wie "Nemer" und "Blue Sapphire" kenne ich dabei noch gar nicht. Ich hatte mich nämlich wochenlang um "Passionate" herumgeschlichen, dann auch um seinen Fast-Zwilling "Intense". Der Warenkorb war dann auch schon mehrmals fast abgeschickt bzw. einmal sogar tatsächlich abgeschickt, aber dann konnte ich "Passionate" aufgrund eines Webseitenfehlers doch nicht zu mir holen. Schicksal? Denn nun wird es ein anderer Boadicea werden, der bei mir einziehen darf, nämlich "Imperial".

Der allererste, schnelle Test verlief dabei gar nicht mal so gut, ich dachte an "Pulp" von Byredo, aber in unangenehm. Denn "Pulp" gefällt mir eigentlich ziemlich gut, bei mir duftet er nämlich nach leckerem Maracujasaft. War mir aber schlussendlich zu eindimensional und vielleicht etwas zu feminin. Und wie gesagt hat mich "Imperial" direkt an "Pulp" erinnert, nur fand ich den Duft zu sauer und hab ihn erst mal beiseite gelegt, um mich weiter mit meinen damaligen Top-Kandidaten "Passionate" und "Intense" zu beschäftigen.

Als sich nach mehreren Tests aber immer mehr herausstellte, dass diese beiden nicht 100% zu mir passen, kramte ich nochmal "Imperial" hervor. Wow, war das ein Erlebnis! Völlig befreit von der Pflicht der schwierigen Entscheidung bzgl. der beiden anderen, konnte ich diesen einmaligen Duft nun richtig genießen. Immer noch "Pulp"-Feeling, immer noch sauer, aber was für ein geiler Duft! Sorry für diesen Ausdruck, aber er passt hier am besten. Am Sprühkopf zu schnüffeln versetzt mich förmlich in Extase. Man kennt es aus diversen YouTube-Videos, in denen der Tester am Sprüher schnüffelt, dann die Augen schließt, den Kopf bisschen zur Seite legt und nur noch ein genussvolles Seufzen und "mmmmh" herausbringt. Das ist "Imperial".

Ein extravaganter, leckerer Früchtekorb voller Früchte aller Art. Einige schon matschig und saftig, andere noch frisch und grün. Die saure Note, die ich vorhin erwähnt habe, müsste meiner Meinung nach Rhabarber sein. So schön sauer wie Rhabarber-Kompott. Jetzt sagt ihr bestimmt, klingt ja auch so eindimensional und feminin wie "Pulp". Aber ich habe ja noch gar nicht das Oud und die Harze erwähnt. Diese verleihen "Imperial" etwas dunkles, verführerisches und bilden einen starken Gegenpol zu den Früchten. Insgesamt ist der Duft für mich etwas schwierig zu beschreiben, das muss man schon selbst ausprobieren. Das Oud riecht auch nicht so, wie man Oud sonst kennt, sondern vergleichbar mit dem Oud aus "Passionate". Also einfach etwas dunkles, harziges, das den Früchten ihre unschuldige Harmlosigkeit nimmt (bzw. in "Passionate" dem Honig). Dieser Duft ist sehr sexy und anziehend!

Ich finde "Imperial" unisex, mit leichter Tendenz zur femininen Seite aber nicht so deutlich wie bei "Passionate" und "Intense". Die beiden sind schon sehr weiblich. Auch kommt mir der Duft hier etwas zu stiefmütterlich behandelt vor, ich jedenfalls habe schon lange nichts besseres und interessanteres gerochen. Vielleicht noch bei "Blamage", der in eine ähnliche Richtung geht, aber mehr Oud statt Frucht bietet. Der Boadicea ist deutlich fruchtiger und leckerer. Er ähnelt in der Gesamtwirkung bisschen "Passionate" und "Intense", verzichtet aber völlig auf den Honig und bringt vor allem den sauren Rhabarber mit. Es ist auch eher ein herber Duft, nicht süß, falls der eine oder andere jetzt bisschen Angst bekommen hat. Somit wird "Imperial" spätestens zu Weihnachten meine Sammlung bereichern, vermutlich gleich als 100er Flakon, denn ich kann mir gut vorstellen, diesen ungemein leckeren und durchaus alltagstauglichen Duft ziemlich häufig zu tragen...
11 Antworten
MrWhite vor 10 Jahren 11 8
7
Duft
Unanständig anständig
Seit einiger Zeit bin ich auf der Suche nach einem Puderduft, mit "Temps d'Hiver" hatte ich da eigentlich auch schon den perfekten Kandidaten gefunden. Dieser hervorragende Duft war es letztendlich auch, der mich überhaupt erst auf die Schiene Puderduft gebracht hat. Aber er war mir insgesamt zu teuer, denn als Mann kann man solche Düfte nicht unbedingt regelmäßig tragen. Darum sehr schade, dass es von "Temps d'Hiver" keinen 50ml Flakon gibt. Das gleiche gilt für das großartige "Soavissima", hier hätte ich mich über einen 20ml-Stilo sehr gefreut. Also weiter geschaut und natürlich bald auf "Teint de Neige" gestoßen. Ja, der passte. Sowohl preislich als auch dufttechnisch. Dann noch aus Interesse "1889 - Moulin Rouge" getestet, aber der war mir zu tuntig, das ist jetzt natürlich nicht böse gemeint, so riecht es aber halt vermutlich in einer Travestieshow-Umkleide :-)

Habe somit dann immer wieder mal nach einem guten Angebot von "Teint de Neige" geschaut, aber dann machte mich Leimbachers Puff-Kommentar plötzlich auf "Aqua Incanta" aufmerksam. Der Reiz war sofort riesengroß und die 10ml von Lotti nicht viel später dann bei mir. Ganz herzlichen Dank dafür an dieser Stelle! Ich musste "Aqua Incanta" natürlich sofort aufsprühen und wusste direkt, ja, der ist es. Ich rieche zwar fast keinen Unterschied zu "Teint de Neige" und den anderen Verwandten, dennoch hat "Aqua Incanta" mir noch ein Quäntchen mehr zu bieten. Vor allem eine leichte, hintergründige Süße, die mir sehr gefällt. Es könnte fast schon eine zarte Vanille oder gar bisschen Karamell sein. Auch kommt mir der blumige Anteil etwas zurückhaltender vor und der Duft ist nicht so erwürgend wie "Teint de Neige", sondern etwas leichtfüßiger und luftiger. Insbesondere auch sauberer durch die hell schimmernde Rose. Insgesamt (je nach Trägerin) dennoch sehr verrucht, intensiv, durchtrieben, unanständig und verführerisch.

Für Herren ist "Aqua Incanta" natürlich schon ziemlich gewagt so wie die anderen Puderdüfte auch, aber falls meine 10ml irgendwann mal leer sein sollten, kaufe ich garantiert einen Flakon von diesem Süchtigmacher nach. Denn der Duft ist genau das, was ich gesucht habe und z.B. in "Dior Homme (Parfum)" nicht gefunden habe. Zwar auch eher ein Frauenduft, aber auf spürbar niedrigerer Mainstreamqualität und mir nicht konsequent genug. Da gönne ich mir dann doch lieber was unanständig anständiges...
8 Antworten
MrWhite vor 10 Jahren 11 7
6
Duft
Black Afgano mit Schokolade
Ich bin ja ein großer Nasomatto- bzw Gualtieri-Fan, aber bei Orto Parisi konnte ich bislang leider noch nichts für mich entdecken. "Stercus", "Brutus" und "Bergamask" finde ich zwar interessant gemacht und die Düfte wirken sehr hochwertig, aber kaufen werde ich mir keinen davon. Das könnte sich mit "Boccanera" aber nun vielleicht ändern. Von dem hatte ich eigentlich im Vorfeld auch am meisten erwartet, dennoch kam er leider erst jetzt zum Test, da man Orto Parisi nicht überall findet und Proben im Versandhandel schon mal gar nicht.

Das war aber jetzt genug Vorgeplänkel, nun soll es um den Duft gehen:
Eröffnet wird mit einer starken Schokoladen-Note. Ich bin ja ein Gourmand-Fan, aber das hat mich dann doch zu sehr an den Schokolade-Overkill aus Montales "Chocolate Greedy" oder noch schlimmer an Manceras "Roses & Chocolate" erinnert. Zum Glück bleibt das aber nicht so und die Schokolade riecht schon bald fast so schön wie der herrliche Kakao aus "Sorriso". Ab diesem Zeitpunkt wird "Boccanera" dann immer schöner und schöner. Zu der trockenen Schokolade gesellt sich dann noch eine Note, die mich stark an Tee erinnert. Welchen genau, weiß ich nicht, denn ich bin kein großer Teekenner. Aber es wird wohl eine tolle Schwarzteenote sein.

Bislang klingt das alles ja ziemlich lecker aber auch verhältnismäßig harmlos. Das kann ja bei Gualtieri eigentlich nicht sein. Ist es auch nicht. Denn schon bald nach ca. einer halben Stunde kommt nämlich das berühmt-berüchtigte Oud dazu. Aber keine Angst, es duftet wundervoll und weich. Ganz klar ist es das Oud aus "Black Afgano" und zwar nur der süße und sinnliche aber dennoch dunkle und mystische Teil wie in einer Schischa-Bar. Kein Kratzen oder gar was säuerliches, der Duft bleibt bis zum Schluss geschmeidig und anziehend, auch wenn es die Schokolade und der Tee leider nicht ganz bis zum Schluss durchhalten.

D.h. Oud muss man schon mögen, sonst wird das hier nix mit der großen Liebe und "Boccanera". Übrig bleibt wirklich nur noch "Black Afgano", darum ist Vorsicht geboten, wenn man den schon hat und schätzt, so wie ich. Oder wenn man ihn eben nicht schätzt, denn dann wird der hier auch nicht passen nach der ersten, leckeren halben Stunde. Insgesamt ist "Boccanera" ein unaufgeregter aber dennoch intensiver, warmer und ruhiger Duft. Ja sogar ein ganz und gar beruhigender Duft. Zumindest auf mich. Quasi ein orientalisch-gourmandiger Seelenschmeichler und -tröster, besonders jetzt im nahenden Winter...ich kann daher nur jedem empfehlen, dieses kleine Kunstwerk mal selbst auszuprobieren.
7 Antworten
MrWhite vor 10 Jahren 17 16
5
Duft
Curry-Huhn nach Kabul Art
Selten war ich so gespannt auf einen Duft wie auf "Kabul Aoud". Viel wurde darüber geschrieben, noch mehr geschwärmt und wer eine Abfüllung oder gar einen ganzen Flakon ergattern konnte, durfte sich wahrlich glücklich schätzen. Nach einer langen Wartezeit kam meine Abfüllung von "Kabul Aoud" dann auch endlich an. Vielen Dank an Meiringer für das tolle Sharing!

Also schnell aufgesprüht und mit der Nase ans Handgelenk: der Start ist überraschend pfeffrig, was ähnliches kam mir in letzter Zeit häufiger unter die Nase. "Journey Man" oder auch "Brutus" starten nämlich ähnlich pfeffrig-würzig. Der Pfeffer von Montale ist aber vielleicht der überzeugendste und durchschlagskräftigste unter diesen dreien. Doch schon bald verwandelt sich der Pfeffer in ein anderes, uns allen gut bekanntes Gewürz, nämlich den Curry. Ich hatte wirklich alles erwartet, aber doch nicht das. "Kabul Aoud" hat für mich somit starke Ähnlichkeit zu "Fate Man", ich schätze die Gemeinsamkeiten so auf 60-70%. Vor kurzem gab es noch im Forum eine kleine Diskussion darüber und ich war mir eigentlich sicher, dass es nicht sein kann. Aber es ist so! Und zwar ganz deutlich und klar...

Der Curry wird im weiteren Verlauf auch nicht sonderlich schwächer, der bleibt bis zum bitteren Ende. Es gesellt sich lediglich die charakteristische, süßliche Oud-Note hinzu, die man aus "Black Afgano" und seinen mindestens fünf Nachahmern kennt. Am ehesten ist es dabei die etwas heustall-behaftete, säuerliche Note aus dem "Stercus"-Nachahmer. Dann noch etwas ganz dunklen, gerösteten Kaffee dazu und fertig ist "Kabul Aoud". Insgesamt dominant ist aber meines Erachtens der Curry!

Meine Enttäuschung ist somit wirklich riesig, denn "Fate Man" und "Black Afgano" habe ich schon und wäre auch nie auf die Idee gekommen, die beiden zu layern. Der Duft gefällt mir einfach nicht und es hilft alles nichts. Auch nicht auf die "Gerüchte" im Internet zu verweisen, wie dass "Kabul Aoud" laut Montale Paris nur eine Fälschung sei oder dass der Duft 2014 reformuliert wurde (neuer Flakon) oder dass ägyptische und indische Chemiker für die arabischen Montale-Parfüms verantwortlich sind. Keine Ahnung, ob irgendetwas davon stimmt, bei Google findet sich genügend Lesestoff. Aber ich möchte es ehrlich gesagt auch gar nicht mehr wissen....

Nachtrag 10.10.2014:
Ich habe nun mit einer Probe von Vanille-Buddy Mezzanine verglichen, es ist ein und derselbe Duft wie bei mir. Anscheinend hat aber jeder eine ganz andere Wahrnehmung, siehe sein Kommentar. Mir bleibt nun nichts anderes übrig, als dieses furchtbare Gebräu nochmals um 10% abzuwerten (und natürlich sofort duschen zu gehen).
16 Antworten
MrWhite vor 10 Jahren 15 11
6
Duft
Der Lavendel aus dem Thermalbad
In letzter Zeit bin ich so bisschen ein kleiner Lavendel-Fan geworden und teste mich so allmählich durch die bekanntesten und beliebtesten Vertreter. Kilians "A Taste of Heaven" habe ich bereits seit längerem, im Himmel kann es nicht schöner riechen, ein wahrer Traum aus Vanille und Lavendel. "Pour un Homme de Caron" riecht zwar ziemlich ähnlich, ist mir aber etwas zu kratzig und zu altbacken und erreicht für meine Nase nicht ganz die hohe Qualität des Kilians. Zudem ist bei diesem die Vanille-Note stärker und ausgeprägter, ein klarer Bonus für einen Vanille-Liebhaber wie mich.

Dann "Esquel" von Xerjoff. Der steht eigentlich außer Konkurrenz und dass nicht nur wegen seines ziemlich hohen Preises. Sondern das verwendete Lavendel-Absolue muss von aller höchster Güte sein, dieser Lavendel duftet einfach bombastisch und total natürlich. Noch dazu ist der Duft sehr komplex und vielschichtig, es ist ein würziger, partytauglicher Lavendel. Wenn mir irgendwann mal langweilig ist und ich nicht mehr weiß, was ich kaufen soll, dann investiere ich vielleicht in einen Flakon. Bei den ganzen langweiligen Neuerscheinungen dieses Jahres passiert das vielleicht auch schneller als gedacht (den obligatorischen Lottogewinn vorausgesetzt).

Nicht vergessen darf ich auch "Gris Clair..." von Serge Lutens. Ein ganz edler, trockener, staubiger Lavendel. Es riecht hier so wie wenn Mutti gerade "unter Volldampf" bügelt und aus dem Schrank dahinter ein gemütlicher, beruhigender Lavendel-Duft entweicht. Genau dieser Duft aus der Kindheit steigt mir in die Nase. Für mich ein Must-Have, dieser Lavendel-Puder bekehrt mich nun doch tatsächlich zu Serge Lutens, wer hätte das gedacht?

Und nun komme ich endlich zu "Lavande 44", um den es hier eigentlich auch gehen soll. Nachdem "masculin Pluriel" bei mir für totale Lavendel-Begeisterung gesorgt hat, wollte ich noch einen Direktvergleich mit dem Duft von Rania J machen, bevor eine Kaufentscheidung fallen konnte.

"Lavande 44" startet verhältnismäßig laut und würzig, natürlich auch sehr lavendelig und lässt auf mehr hoffen. Allerdings gesellt sich schon bald eine Note dazu, die mich an Plastik erinnert. Vielleicht sogar leicht angeschmortes Plastik. Das lässt den Duft etwas synthetisch wirken und mir schwante schon böses. Diese Note ändert sich dann bisschen und erinnert mich total an Chlor. Ja an Chlor aus dem Freibad. Und wenn ich mehr darüber nachdenke, dann riecht das so wie die Haut noch einen Tag nach einem Besuch des Wiesbadener Thermalbads riecht. Wiesbaden ist bekannt für seine zahlreichen Thermalquellen samt mehrerer Brunnen und Bädern. Ein Besuch eines solchen Bades lässt kleinere und mittlere Wehwehchen wie von Geisterhand verschwinden. Allerdings muss man sich an den im Wasser enthaltenen Schwefel gewöhnen, der einen ganz bestimmten Duft auf der Haut, in den Haaren und in der Luft entstehen lässt.

So riecht für mich auch "Lavande 44". Das müsste hier vom Oud kommen. Zwischendrin blitzt aber auch immer wieder ein sehr schöner und natürlicher Lavendel durch, testen lohnt sich also durchaus, jede Nase tickt ja bekanntlich anders. Aber für mich persönlich ist es das gewesen mit dem Lavendel und ich habe meine Favoriten ganz klar gefunden. "Lavande 44" gehört leider nicht dazu, trotz der schönen und liebevollen Präsentation des Probensets aus Frankreich (nur 8 Euro für alle 5 Düfte plus dem ganz neuen T. Habanero)...
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