Naaase

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Naaase vor 10 Jahren 3
6
Duft
Rotkäppchen und Pu der Beer
Rotkäppchen und Pu der Beer

"Rot, rot, rot sind alle meine Kleider,
rot, rot, rot ist alles, was ich hab'.
Darum lieb' ich alles, was so rot ist,
weil mein Schatz ein Feuerwehrmann ist."

1.
Diese Strophe des (zu) oft gesungenen Kinderliedes kommt mir beim Betrachten des Flakons des im Jahre 2013 erschienenen "Polo Red" aus dem Hause "Ralph Lauren" in den Sinn. Nun ist mein Schatz kein Feuerwehrmann, auch wenn ich zugeben muss, dass bei uns Zuhause manchmal ganz schön "die Hütte brennt." So zum Beispiel, wenn ich vergessen habe, die Geschirrspülmaschine auszuräumen.
Aber in diesen Momenten sollte ich dann vielleicht besser "Polo Red" tragen. Denn dessen Werbeankündigung klingt vielversprechend: "Polo Red ist ein Duft für den Mann, der die Herausforderung liebt: Geschwindigkeit, Adrenalin und Verführung sind seine Leidenschaft. Die Komposition überzeugt mit einer feurigen Mischung aus würzigem rotem Safran, frischer roter Grapefruit und rotem Zedernholz. Das macht Polo Red zu einem gefährlich-verführerischen und berauschenden Adrenalinkick."

2.
"Polo Red" beginnt dann auch -entsprechend dieser Ankündigung- zitrisch. Doch nur sehr kurz. Eine Grapefruit und auch eine Zitrone. Sie wirken weniger wie zwei einzelne Früchte. Eher wie ein Korb mit Zitrusfrüchten, den uns gerade der Obsthändler unseres Vertrauens (vorzugsweise südländischer Herkunft) voll gepackt hat. Wir philosophieren mit diesem Obsthändler gerade noch über die "Squadra Azzura" und deren WM-Titelchancen, als uns auffällt, dass dieser Obsthändler offensichtlich nicht nur Zitrusfrüchte in seinem liebevoll ausgewählten Sortiment führt, sondern möglicherweise in den frühen Morgenstunden auch eine umfangreiche Lieferung an sehr süßen Beeren erhalten hat. Ein ebenso kurzer wie verstohlener Blick in die Duftpyramide verrät uns, dass bei dem Großhändler wiederum seines Vertrauens angeblich "Cranberries" besonders günstig im Angebot gewesen sein müssen. Wahrscheinlich abgelenkt von den sehr emotional geführten Fußball-Diskussionen vermag ich diese "Großfrüchtige Moosbeere" nicht so deutlich zu erkennen. Mich erinnert das Ganze eher an ein Potpourri von Waldfrüchten, die man -vorzugsweise heiß serviert- an warmen Sommertagen auf der sonnenüberfluteten Terrasse eines unmittelbar an einer dicht befahrenen Straße befindlichen Ausflugslokals auf sein (beileibe nicht selbst produziertes) Vanille-Eis bekommt. Und so riecht das jetzt für mich. Natürlich muss man sich das Vanille-Eis dabei weg denken. Also eher ein Korb voller Früchte des Waldes, die Rotkäppchen (natürlich neben den obligatorischen Blümchen) möglicherweise auf seinem so verhängnisvollen Weg zur kränklichen Großmutter noch schnell im dunklen Wald eifrigst gesammelt hat.

Es wird dann würziger. Unser "Rotkäppchen-Wald" befindet sich wohl in Südfrankreich, da nunmehr etwas duftender Lavendel und würziger Salbei auszumachen sind. Rotkäppchen scheint aber bei seiner Beeren-Pflück-Aktion sehr fleißig gewesen zu sein. Denn: Nach wie vor dominiert dieses Gemisch von Beeren-Tönen. Nur, nunmehr etwas würziger, etwas mediterraner unterlegt. Den in der Duftpyramide angegebenen "Roten Safran" vermag ich leider nicht auszumachen. Offensichtlich wurde dieser in unserem Märchenwald gerade kurz vor Eintreffen des fleißigen Rotkäppchens von einem Produzenten eines hochwertigen Oud-Duftes restlos abgeerntet. Ist auch besser so. Obgleich unsere Großmutter und möglicherweise sogar der diese dann so grausam verschlingende böse Wolf sich über etwas Safran und vielleicht auch über einen hochwertigen Oud-Safran-Duft gefreut hätten. Nun ja, nun müssen sie halt mit den würzigen Beeren des unweiten Waldes vorlieb nehmen.

Und wie es sich für einen Wald gehört stehen da auch Bäume. In unserem Märchenwald zumindest vereinzelt. Man könnte an dieser Stelle fast sagen, dass es hier nicht so ist, dass man "den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht". Nein, nein, so viele Bäume und damit Hölzer sind's dann bei "Polo Red" in der Basis auch wieder nicht. Dafür ist's ein Mischwald. Was aus ökologischer Sicht durchaus begrüßenswert erscheint ist jedoch aus olfaktorischer Sicht dann eher bedauerlich, da ich leider nicht in der Lage bin, in diesem Märchen-Wald einzelne Sandel-, Zedern- oder auch Tannenhölzer auszumachen. Gesicherte Erkenntnis ist hingegen, dass sich unser Rotkäppchen nun langsam sputen muss, da langsam aber sicher die Dunkelheit herein bricht. Rein olfaktorisch gesehen sorgt Amber für diesen Effekt. Leicht im Hintergrund untermalt er unseren gefüllten Korb eifrigst gesammelter und anschließend sogleich mediterran gewürzter Waldbeeren. Und begleitet bei hereinbrechender Dunkelheit unser Rotkäppchen auf seinem verhängnisvollen Weg für einige Stunden.

Mein Fazit:
Da ist noch die Frage, die mich schon die ganze Zeit beschäftigt: Überliefert ist leider nicht, ob denn der böse Wolf aus dem berühmten Märchen der Gebrüder Grimm nach dem Verschlingen der besagten (und wohl auch betagten) Großmutter unmittelbar vor dem Erscheinen des eifrigen Försters zum Nachtisch die Beeren in Form von Ralph Lauren's "Polo Red" genossen hat. Ich denke, eher nicht. Denn sonst wäre ja in der Werbeankündigung gestanden: Benutze "Polo Red - dann klappt's auch mit dem Förster."
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Naaase vor 10 Jahren 6
10
Duft
Pures Glück ist der schönste Duft
Pures Glück ist der schönste Duft

Ich sitze in einer Kirche. Dunkel und erhaben ist sie. Ein geheimnisvoller Geruch liegt in der Luft.

1.
Ich denke an den Schöpfer von "Bois d'Encens" -Michel Almairac-, der -gefragt nach seinem Lieblingsduft- in einem Interview mit "Liga Studios Online" am 19.06.2012 antwortete: "Der von normaler Sonnencreme am Meer." Ich erinnere mich an seine Erzählungen in just diesem Interview: "Ich wuchs in Grasse auf, die französische Stadt der Düfte, weltbekannt für ihre Rosen und Parfüm-Manufakturen. So war ich schon von klein auf immer von wunderbaren Düften umgeben. Das gefiel mir. Doch von dem Tag an, an dem ich als 15-Jähriger die Produktionsstätte von Roure besuchte, wusste ich, dass ich die magische Welt der Parfümproduzenten kennenlernen wollte. Nachdem ich also meine Leidenschaft entdeckte, besuchte ich die 'Roure' Parfümeursschule. Das war im Jahr 1971. Dort hatte ich dann später eine Praktikantenstelle. Die Insider-Tricks der Duftbranche lernte ich jedoch im Kreativ-Team von 'Roure' in Argenteuil. Während meiner Karriere war ich von großartigen Parfümeuren umgeben wie Jean-Maurice Martin als Chef-Parfümeur bei 'Roure', Edmond Roudnitska, Pierre Bourdon und Edouard Fl?chier, die alle ihr Wissen mit mir teilten. Dank ihnen lernte ich das Gewerbe erst richtig kennen und verstehen. Ich habe nie aufgehört zu lernen und mich zu hinterfragen. Immer aufgeschlossen zu sein für Neues - das ist wohl das Wichtigste. Natürliche Essenzen sind eine Quelle der Inspiration. Dazu komponiere ich dann gerne völlig neue und ungewöhnliche Duftnoten. Erst dann ergibt sich eine interessante Mischung mit dem gewissen Etwas – dem Besonderen, dem Signifikaten. Ich liebe es, Parfums zu kreieren – dabei habe ich keine Vorliebe für Männer- und/oder Frauen-Parfüms. Jeder Kunde ist anders, jedes Konzept ist anders. Da gibt es zwar fachliche Regeln, aber die Kreativität hat keine Regeln. Das finde ich spannend und ist immer wieder eine Herausforderung. Schließlich gibt es jeden Duft nur ein einziges Mal – es ist immer ein Unikat."

Es ist derjenige Michel Almairac, der in einem weiteren Interview bei "desired.de" am 05.02.2013 einmal sagte: "Pures Glück ist der schönste Duft, den eine Frau tragen kann." Dies als Ausdruck seines Traumes, den er wie folgt beschrieb: "Ich habe den Traum, maßgeschneiderte Produkte, also einzigartige Kreationen für Mann und Frau, zu entwickeln. Aber leider ist es noch sehr kompliziert. Aber ich liebe es, immer wieder an verschiedenen Duftnoten zu arbeiten. Bei den vielen Düften, die ich benutze, achte ich besonders auf die Harmonie zwischen den einzelnen Nuancen, denn erst das kennzeichnet einen schönen Geruch für mich. Bevor ich einen Duft in meiner Arbeit verwende, versuche ich im Vorfeld, den Geruch als solches zu verstehen und seine Geschichte herauszufinden."

2.
Und -bereits nach dem Namen des im Jahre 2004 in der edlen Armani Privé-Reihe erschienenen Duftes "Bois d'Encens" zu urteilen- will uns Michel Almairac hier eine Geschichte über Weihrauch erzählen.

Weihrauch - der Name kommt aus dem Althochdeutschen "Heiliges Räucherwerk"- ist das luftgetrocknete Gummiharz des Weihrauchbaumes. Gewonnen wird Weihrauch dadurch, dass man Stamm und Äste anschneidet. Dadurch erhält man eine klebrige Flüssigkeit, die anschließend getrocknet wird. Dadurch entsteht Weihrauchharz. Das "Endprodukt" Weihrauch besteht dann letztlich aus einem Gemisch aus ätherischen Ölen, Harzen, Schleim und Proteinen, wobei der Anteil an reinem Harz etwa bei 50 bis 70 % liegt.

Schon die alten Ägypter benutzten Weihrauch zur Mumifizierung. Sie nannten die Harzperlen des Weihrauchs den „Schweiß der Götter“. Dem Geruch des Weihrauchs beim Verglühen wurde eine bannende Wirkung gegen die Macht und den Geruch des Todes zugesprochen.

Auch die alten Römer wussten den Duft von Weihrauch zu schätzen. Jedoch in anderer Hinsicht: Kaisern und Statthaltern wurde beim Einzug in eine Stadt Weihrauch vorangetragen. Einerseits als Zeichen der Huldigung. Andererseits aber auch zur Verdrängung des unerträglichen Gestanks der Kloaken. Da die frühen Christen diese göttliche Verehrung des Kaisers ablehnten und dafür verfolgt wurden war der Gebrauch von Weihrauch in der christlichen Liturgie zunächst verpönt. Erst mit zeitlichem Abstand zu den Christenverfolgungen im Römischen Reich und mit der Übernahme von Elementen des römischen Kaiserkultes in den christlichen Gottesdienst wurde der Weihrauch akzeptiert. Zwischenzeitlich wird der Gebrauch von Weihrauch im Christentum auf den Kult der Israeliten zurückgeführt, in dem Tempel -als "Rauchopfer- zweimal täglich Ketoret zu verbrennen. Symbolisch steht dort der Gebrauch von Weihrauch für Reinigung, Verehrung und Gebet.
Die katholische Liturgie macht mit der Weihrauchverwendung deutlich, dass der Mensch eine Einheit aus Leib und Seele ist. Da das Wort Gottes in Jesus Christus Mensch geworden ist gilt Weihrauch daher auch als ein Zeichen der Gegenwart Gottes bzw. des Heiligen Geistes.

In der orthodoxen und in der orientalischen Liturgie gilt Weihrauch als "Duft des Himmels". Nach alter orientalischer Vorstellung ist eine Gottesbegegnung mit einem Dufterlebnis verbunden.

3.
"Bois d'Encens" beginnt würzig: Pfeffer. Er ist jedoch nicht brennend-scharf. Vielmehr ist es ein milder Pfeffer, dem jedoch eine gewisse Kühle innewohnt. Erfrischend und reinigend zugleich. Durch diese reinigende Kühle gibt er uns einen Vorgeschmack auf das, was uns dann sogleich erwartet: Feinster und edelster Weihrauch. Er legt sich auf unsere Haut. Kühl und unnahbar. Aber dennoch ein Teil von uns. Verfolgt jede Bewegung unseres Körpers. Schmiegt sich leidenschaftlich an uns an, um seinen Träger bereits im selben Moment wieder zurückzustoßen. Wissend, dass er trotz aller Distanz fortan ein Teil seines Trägers sein werde.

Ein Begleiter, der im weiteren Verlauf viele verschiedene Facetten von sich offenbaren wird: Ein kalter Marmorblock auf nackter Haut. Sperrig. Unförmig. Kühl und distanziert. Glatt und kaum zu greifen. Durch seine Form und Gestalt unfähig und unwillig, sich den feinen Rundungen des menschlichen Körpers anzupassen. Eigenwillig und starr in seiner Position verharrend.

Doch schon im nächsten Moment verwandelt sich unser Weihrauch in ein edles Tuch aus feinster Seide. Umschmeichelt seinen Träger. Schmiegt sich an ihn an. Glänzt funkelnd im hellen Sonnenlicht. Ist ein Teil des Körpers. Eine zweite Haut. Jedoch nie kuschlig-warm. Stets kühl und distanziert. Trotz aller körperlicher Nähe.

Doch erneut ändert er sein Gesicht: Eine stolze Raubkatze kommt zum Vorschein. Unnahbar. Gefährlich. Wild. Ein schwarzer Leopard blickt uns nunmehr stolz und unnahbar in die Augen. Jederzeit bereit zum Sprung. Einer ebenso raschen wie eleganten Bewegung des mächtigen Körpers.

Doch dann kommt plötzlich ein kühler rauer Sand zum Vorschein. Nicht der von einer mediterranen Sommersonne aufgeheizte Sand eines warmen Strandes. Nein, auch dieser Sand ist kühl und dunkel. Ein Sand, der den Boden eines dunklen und geheimnisvollen Gewölbes bedeckt. Trocken. Staubig. Grobkörnig.

Und so wandelt sich sein Gesicht immerfort. Ein steter Wandel. Es ändern sich die Facetten. Doch stets bleibt seine kühle Distanz bestehen. Seine dunkle Seele. Sein unnahbarer Charakter. Welche Gestalt er auch immer anzunehmen vermag.

Nach vielen Stunden klingt er dann geheimnisvoll-erdig nach edlem Vétiver-Gras duftend aus.

Mein Fazit:
"Bois d'Encens" ist ein traumhaft schöner Duft um das Thema "Weihrauch". Er zeigt uns alle Facetten dieses edlen Duftstoffes auf und bleibt dabei stets kühl und unnahbar. Ebenso wie der Flakon ist dieser Duft ein Meisterwerk. Ein "pures Glück" - soll ja angeblich der schönste Duft sein ...
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Naaase vor 10 Jahren 5
8
Duft
Cool Water (fast) ohne Water
Cool Water (fast) ohne Water

Die Homepage der deutschen Verkaufsstelle von "Aqua dell' Elba" beginnt mit einem Zitat von Karl Lagerfeld: "Ein Duft muss die besten Augenblicke des Lebens wieder wachrufen."

1.
Weiter erfahren wir dort zu den Zielsetzungen dieses traditionellen Familienunternehmens:

"Acqua dell` Elba – der Duft einer Insel: Ein (...) Duft aus reinen Naturprodukten und mit Liebe zur Handwerkskunst hergestellt. Unsere Parfüms wecken Erinnerungen an schöne Ferientage im Einklang mit der Natur und an das Meer mit dem bezaubernden Duft einer Insel im Mittelmeer. Jede Duftnote ist das Produkt einer kreativen Reise und wird in unserem kleinen Laboratorium in Marciano Marina, Elba hergestellt. Als Familienbetrieb legen wir Wert auf Tradition und verwenden nur Produkte, welche auf Elba vorhanden sind."

Unser heutiger Testkandidat "Classica Uomo" stellt im Bereich der Herrendüfte von "Acqua dell' Elba" den Basisduft dar. Ergänzt wird "Classica Uomo" durch "Blu Uomo" und "Arcipelago Uomo". Da sich diese Serie mit der Inselgruppe um die Insel Elba im Mittelmeer beschäftigt repräsentiert "Arcipelago Uomo" mit seinen würzigen Duftnoten die Inseln, während sich "Blu Uomo" (bereits dem Namen nach) mit seinen fruchtig-aquatischen Tönen für die Frische des azurblauen Mittelmeeres steht. Doch in welche Richtung geht der Klassiker von "Aqua dell'Elba" ? Wofür steht er ?

2.
"Classica Uomo" beginnt fruchtig: Mandarine und Zitrone. Nicht säuerlich frisch, sondern vielmehr reife Früchte. Natürlich und klar. Ein sanfter Hauch, der von einer sommerlichen Zitrusfrucht-Plantage herüber weht. Obwohl die Duftpyramide keine Orange aufführt fühle ich mich etwas erinnert an Aqua di Parma's "Arancia di Capri". Oder aber auch an die Mandarinen-(Kopf-) Note in dem kürzlich erschienenen "Aqva Amara" von "Bvlgari". Wenngleich die Frucht bei "Classica Uomo" mehr sommerlich-natürlich wirkt.

Doch schon sehr bald schlägt "Classica Uomo" von "Acqua dell' Elba" einen völlig anderen Weg ein: Es wird würziger: Rosmarin gesellt sich hinzu. Aber nur ein Hauch. Gerade so viel, das diese Fruchtnoten vielschichtiger und damit interessanter werden. Wir befinden uns also an Land: (Reife) Zitrusfrüchte mit einem Hauch Rosmarin. Doch was ist das ? Doch ! Da ist er doch: Ein leicht aquatischer Hauch weht vom nahen Mittelmeer herüber. Leicht salzige Algen. Sehr zurückhaltend. Sehr dezent. Dennoch behalten wir festen Boden unter den Füßen. Wir atmen ein und sehen vor unserem geistigen Auge im mediterranen Sonnenlicht wogende Wellen. Fröhlich auf ihnen tanzende Sonnenstrahlen an einem warmen Sommertag.

Dennoch befinden wir uns nach wie vor auf der Insel. Trotz der mediterranen Sommerwärme tauchen wir nicht ins einladende Nass ein. Vielmehr begleiten uns diese natürlich-reifen Zitrusfrüchte, die würzig-aquatisch umhaucht werden, über einen warmen Urlaubstag hinweg. Angenehm. Sommerlich. Fast schon ein Kurzurlaub.

Der Abend unseres Urlaubstages bricht herein. Die warme Mittelmeer-Sonne geht unter. Wir sitzen nach wie vor an der Küste und lassen uns von den Aromen dieser einzigartigen Insel verwöhnen. Der Boden unter unseren Füßen kühlt langsam aber sicher ab; bleibt jedoch warm und angenehm. Wir senken unseren Kopf in Richtung dieses wärmenden Bodens: Ein angenehm beruhigender Duft von angewärmten Moos kommt uns entgegen. Nicht das feuchte Moos des Bodens eines dichten und geheimnisvollen Waldes nach einem heftigen Regenguss. Nein ! Unser Moos hier ist von der mediterranen Sonne verwöhnt. Trocken, erdig, grasig. Und so klingt unser wunderschön sonniger Urlaubstag aus.

Mein Fazit:
Mit "Classica Uomo" bleiben wir an Land. Genießen aber dennoch den sanften Hauch des nahen Mittelmeeres, der zu uns herüber weht. "Classica Uomo" steht damit in der Mitte zwischen dem olfaktorischen Meeresbild "Blu Uomo" und dem Insel-Duft "Arcipelago Uomo" der italienischen Duftmanufaktur "Aqua dell' Elba". Bildet gleichsam die Basis. Ein "Cool Water" (fast) ohne "Water". Eben "Cool". Wie die Erinnerung an einen schönen Urlaubstag im sommerlichen Italien.
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Naaase vor 10 Jahren 7
8
Duft
Der kleine Bruder der Arroganz
Der kleine Bruder der Arroganz

1.
Einen hab' ich noch:

"Als Gott mich schuf wollte er angeben."

Und noch ein paar:

- "Bei jeder Streitfrage gibt es zwei Standpunkte: Meinen und den Falschen."
- "Diese Ausstrahlung, dieses Lächeln, diese Intelligenz, dieses bezaubernde Gesicht, und erst noch die wunderschönen Augen...
Aber, genug von mir, wie geht es Dir ? "
- "Hier kann jeder machen was ich will !"
- "Ich bin nicht perfekt, aber so nahe dran, dass es mir selber Angst macht."
- "Ich brauche die Welt nicht. Die Welt braucht mich !"
-"Ich brauche dringend einen größeren Balkon, damit ich besser zum Volk sprechen kann !"
- "Ich würde meine Fehler ja zugeben, wenn ich welche hätte."
- "Jeder hat das Recht auf meine Meinung !"
-"Mich findest Du im Wörterbuch unter 'perfekt' !"

Bevor Ihr jetzt denkt, Ihr seid aus Versehen auf der Homepage des portugiesischen Fußball-Nationalspielers Christiano Ronaldo gelandet, komme ich ganz schnell wieder auf "Arrogance" zu sprechen. Und insbesondere auf "Arrogance Uomo", den im Jahr 1987 geborenen (kleinen) Bruder des "Arrogance Pour Homme", der im Jahr 1982 das Licht der Welt erblickte.

2.
Dieser Duft beginnt mit einer natürlichen, diesmal aber reifen, Bergamotte, die uns diesmal zwar fruchtig, indes nicht zitrisch-frisch begrüßt. Und vor allem mit Gewürzen: Muskat, Salbei, Beifuß und Lavendel. Nein, unsere Bergamotte spielt hier nicht die Hauptrolle. Sie ist kein Solist, der die Kopfnote -würzig untermalt- bestimmt. Sie ist vielmehr als reife und natürliche Frucht bestenfalls ein "Teamplayer" in einer Mannschaft. Und unsere olfaktorischen "Spice Girls" ? Auch da sticht niemand hervor. Selbst der ansonsten oftmals so mediterran-strahlende Lavendel erhält durch den Muskat einen leicht pfeffrigen Touch. Alles sehr schön ineinander verwoben. Wirkt fast leicht cremig.

In der Herznote klingelt es dann sogleich an der Türe. Es ist unser Freund vom "Fleurop-Lieferservice". Ihr könnt mir glauben: Er ist reich beladen. Die (fruchtig-reife) Bergamotte tritt in den Hintergrund und man reicht uns eine Rose. Eine würzige Rose. Ähnlich wie beim großen Bruder "Arrogance Pour Homme" ist es hier eine langstielige rosa Rose. Fein und natürlich duftend. Jedoch in Begleitung einer Gartennelke, die -im Zusammenspiel mit den nach wie vor (nur nicht mehr so stark) präsenten Gewürzen aus der Kopfnote- unserer "Fleurop-Rose" zwar ihre feminine Strahlkraft etwas nimmt, sie jedoch männlicher erscheinen lässt. Diese männliche Rose wird umhaucht von einer leichten Brise von Maiglöckchen und Jasmin. Nur ganz leicht; es bleibt würzig-männlich.

Und die Basis ? Da kommt dann wieder die "geballte Männlichkeit" durch: Erdiges Eichenmoos und grasiges Vétiver lenken diesen Duft in eine dunklere, in eine geheimnisvollere Richtung. Haben wir zunächst einen Spaziergang über eine herbstlich-würzige Blumenwiese unternommen sind wir nunmehr endgültig in einem dunklen Wald angekommen. Warm und geheimnisvoll umgibt er uns. Es ist nicht der feuchte Wald nach einem heftigen Regenschauer. Nein, rauchiges Zedernholz mit einer Brise geheimnisvollen Patchouli geben dieser Basis einen erdig-tiefgründigen und nach wie vor würzigen Touch. Anders als noch bei "Arrogance Pour Homme" spielt hier das Patchouli bestenfalls eine Nebenrolle, so dass auch diejenigen Duftliebhaber auf ihre Kosten kommen könnten, denen das "Patchouli-Solo" des großen Bruders zu heftig erscheint. Dennoch muss man würzige Düfte mögen. Denn: Hier ist nichts fruchtig-lieblich. Die dichten Baumkronen lassen nur noch vereinzelte Sonnenstrahlen zu der langstieligen rosa Rose aus der Herznote vordringen. Dafür umschmeichelt sie die wohltuende Wärme eines warmen (Amber !) Sommerabends. Die in der Duftpyramide angegebene Kokosnuss vermag ich nur sehr schwer wahrzunehmen. Wenn überhaupt sind es frische Kokosraspel; von etwas Leder umschmeichelt. Mithin keinesfalls eine pappig-süße Praline. Ein Gourmand ist "Arrogance Uomo" beileibe nicht.

Mein Fazit:
Vom Erscheinungsjahr (1987) her ein Duft aus den Achtzigern. Zwar kein hautnaher Leisetreter. Aber beileibe auch kein lärmender Powerhouse-Duft. Eher ein trocken-geheimnisvoller Gewürz-Kandidat. Alles sehr fein und schön aufeinander abgestimmt. Freunde von fruchtigen Düften oder gar Gourmands kommen hier wohl nicht so sehr auf ihre Kosten. "Arrogance Uomo" besticht jedoch vielmehr durch seine männlichen -cremig-verwobenen- Gewürze, die in der Herznote durch eine stolze Rose, in der Basis durch tiefgründig-warme Erd-Aromen bereichert werden. Sehr schön und edel gemacht. Mir persönlich gefällt jedoch sein großer Bruder "Arrogance Pour Homme" in seiner kompromisslos-männlichen Art etwas mehr. Aber, man muss halt Patchouli mögen ...
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Naaase vor 10 Jahren 6
9
Duft
Das Tier im Manne
Das Tier im Manne

"Lieber ein Arroganter als gar kein Ganter, sagte die Gans" (Manfred Hinrich).

1.
Was hat jetzt diese Gans ausgerechnet mit dem Duft "Arrogance Pour Homme" aus dem Jahr 1982 zu tun ? Ehrlich gesagt: Gar nichts. Aber -um es sogleich vorweg zu nehmen- dieser Duft hat etwas mit Patchouli zu tun. Wir erinnern uns: Dem aus den Blättern des aus Malaysia stammenden Halbstrauches gewonnenen Öl wird eine geheimnisvolle und erotisierende Wirkung nachgesagt. Es war bereits im 19. Jahrhundert bei den feinen Damen sehr beliebt, da dieser süßliche, erdige und waldig-holzige Ton einem Duft eine exotisch-orientalische Note gibt und ihn geheimnisvoll, verführerisch und rauchig wirken lässt.

2.
Am Anfang müssen wir uns noch etwas gedulden. Das versprochene Patchouli lässt noch auf sich warten. Diese Wartezeit wird uns jedoch versüßt ... Pardon ...
Ganz im Gegenteil: Von "Versüßen" kann beim besten Wille bei einem erfrischend-zitrischen Auftakt mit Zitronen und Bergamotten nicht die Rede sein. Wie es sich für einen Duft aus dieser Zeit gehört sind diese Zitrusfrüchte doch schon von einer gewissen Säure gekennzeichnet. Zwar etwas abgemildert durch ein paar Gewürze im Hintergrund. Aber dennoch: Da steckt schon zu Beginn des Duftverlaufs eine gehörige Portion Kraft dahinter.

Doch dann ist es auch schon da: Das so sehr herbei gesehnte Patchouli. Erdig, tiefgründig und geheimnisvoll macht es sich breit. Ein orientalischer Markt ebenso wie ein feuchter Nadelwald. Eine dunkle Schokolade ebenso wie ein alter Kleiderschrank. Es macht sich breit und nimmt das Zepter des Duftverlaufes in die Hand. Die würzigen Zitrusfrüchte aus der Kopfnote treten in den Hintergrund. Sind aber noch als zarte Begleitung wahrnehmbar. Schön gemacht. Denn es sind jetzt andere, die unser Patchouli auf seiner Reise begleiten: Florale Töne kommen zum Vorschein. Eine Gartennelke im Knopfloch und ein rotes Röschen in der Hand. Dazu von einem zarten Jasmin-Hauch umweht. Ja, es ist eine rote Rose. Wie alles an diesem Duft tritt sie selbstbewusst auf. Nicht überheblich. Nicht arrogant. Einfach nur selbstbewusst. Sie ist nicht orientalisch-geheimnisvoll. Denn diesen Part übernimmt ja bereits das Patchouli. Nein, sie ist einfach eine natürliche, eine selbstbewusste rote Rose. Begleitet von einer würzigen Gartennelke.

In der Basis wird es dann warm. Ich gebe "DuftJunkie" in seinem Kommentar völlig recht: Obwohl Pstchouli bekanntermaßen ein Duft ist, der nur sehr langsam verfliegt, zieht sich in der Basis von "Arrogance Pour Homme" das die Herznote dominierende Patchouli etwas zurück. Es spielt nicht mehr die Hauptrolle. Es fügt sich vielmehr ein in ein Orchester an Düften, die nunmehr die Basisnote bestimmen.

Es wird nun etwas süßer. Konnte man bislang dem erdig-rauchigen Patchouli bestenfalls eine nach dunkler Schokolade duftende herbe Note zuschreiben, so erscheinen jetzt Zimt und Kokosnuss. Keine Angst, es entsteht nicht diese klebrige Süße wie bedauerlicherweise oftmals bei der Verwendung von Kokosnüssen (gerade bei Herrendüften). Vielmehr erscheint es, dass lediglich frische Kokosraspeln von einem Zimthauch umweht werden. Und diese leichte Süße ist auch von Nöten, denn jetzt wird's "tierisch tierisch". Zibet, Moschus und Leder. Die ganze "animalische Palette". Das Zusammenspiel von animalischen Noten und Süße (insbesondere Zimt) erinnert etwas an Maurice Roucel's in Frédéric Malle's "Autoren-Reihe" (18 Jahre später !) erschienenen "Musc Ravageur". Auch dort ergibt sich aus einem Zusammenspiel von animalischen und süßlichen Noten ein geheimnisvoller Reiz. Nur, dass bei "Arrogance Pour Homme" Zimt und Kokosnuss als Element der Süße, hingegen bei "Musc Ravageur" an dieser Stelle Vanille und Tonkabohne Verwendung finden. Aber auch hier muss ich "DuftJunkie" recht geben. Wie so oft. Bei "Arrogance Pour Homme" ist es eine angenehme -nur leicht angedeutete- Süße. Zudem wird's noch mal komplexer. Wir erinnern uns: Das die Kopfnote dominierende Patchouli tritt nunmehr in der Basis zurück, bleibt indes als leicht orientalisch-würziger Hauch von warmer Erde (zudem in Begleitung von leicht rauchigen Benzoe) zurück. Würziges Eichenmoos und grasiger Vétiver verstärken diesen erdig-tiefgründigen Eindruck. Auf dieser warmen Erde tanzen nun die (angedeuteten) süßen und (deutlich präsenten) animalischen Noten ihren geheimnisvoll-männlichen Tanz.

Mein Fazit:
Alles sehr sehr schön gemacht. Sehr komplex. "Arrogance Pour Homme " spielt wunderschön mit dieser Vielzahl verwendeter Zutaten. Diese sind klar herausgearbeitet und ihnen im "Konzert des Duftverlaufs" eine klar definierte Rolle zugewiesen. Man könnte diesem Duft einzig vorwerfen, dass er bestimmt kein Leisetreter für Softies ist. Nun, als "Kind seiner Zeit" musste er das ja auch nicht.
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