04.02.2011 - 22:00 Uhr
Apicius
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Apicius
Top Rezension
25
Übertrifft das Original!
Schon die ganze Woche schiebe ich den Kommentar zu Arrogance Uomo vor mir her. Dieser Duft ist einfach nicht zu fassen; kaum hat man ihn, schon isser wieder weg. Fast fehlen mir die Worte.
Arrogance Uomo hab ich bei Beauty Affairs in Düsseldorf aus dem Regal gezogen. Inmitten all der teuren und edlen Düfte stand dieser ausgesprochen billig wirkende Flakon: Ja, es ist wirklich dunkelgraues Hartplastik, versehen mit einem winzigen Riffelmuster, das wohl an Kroko-Leder erinnern soll.
Dem Kenner kommt das sofort bekannt vor: Trussardi Uomo, dessen Behältnis schaut fast genauso aus. Und Trussardi Uomo ist der Dreh- und Angelpunkt für Arrogance Uomo. Zu Trussardi Uomo habe ich eine besondere Beziehung. Anfang der Neunziger, als die Leute sich massenhaft mit Cool Water eindieselten, bin ich diesem dunklen, edlen und recht maskulinen Italiener verfallen. Ich glaube, ich erwähnte bereits, dass ich ihn vor allem zur Lederjacke trug. Ich mochte es damals sehr, etwas „älter“ zu duften - das unterstrich gewissermaßen meine natürliche Autorität!
Trussardi Uomo war wohl 1983 herausgekommen. Es ist kein eindeutiges Leder-Chypre, aber auch kein richtiges Aromatic Fougère. Mehr darüber vielleicht mal an anderer Stelle. Jedenfalls war es 1990 fast schon wieder out. Arrogance Uomo erschien offenbar ein paar Jahre nach dem Trussardi-Parfum, und die äußere Erscheinung macht den schlechten Eindruck einer billigen Jahrmarkskopie. Wenn man beide Flakons gegeneinanderhält, möchte man Arrogance Uomo fast wegwerfen.
Doch dann die Überraschung: Arrogance Uomo übertrifft den Duft von Trussardi! Ja, gegen solcherart Plagiate habe ich nichts einzuwenden.
Der erste Eindruck bestätigt die Nähe zum Trussardi Duft - es ist der gleiche Stil, das gleiche Feeling. Es braucht ein, zwei Minuten, bis sich Unterschiede herausschälen. In Arrogance Uomo kommt als Nebenlinie eine etwas bittere Würze hinzu, die diesen Duft etwas rauer erscheinen lässt. Später dann entwickelt sich Arrogance Uomo auf eine Duftnote hin, die ich - aber da bin mir nicht ganz sicher - für eine dunkle, recht maskuline Moschusvariante halte (Moschus-Keton?). Damit geht Arrogance Uomo ein wenig vom Trussardi-Duft weg, hin zu einem anderen, ganz wunderbaren Parfum - Rodier pour Homme. Auch dort findet sich - recht ausgeprägt sogar - diese maskulin-moschusartige Note. Darüberhinaus hatte ich zwischendurch mal für einen kurzen Moment einen an Rasierseife erinnernden Hauch gespürt, und da kam mir wiederum das gute alte Tabak Original in den Sinn.
Jenes ist ja nur deshalb so in Verruf geraten, weil seine Träger es meistens überdosieren. Das liegt an dem seltsamen Phänomen des Betäubens der eigenen Geruchsnerven, welches jenem Parfum eigen ist. Tja, und damit hat auch Arrogance Uomo zu tun. Ich sprühte den Duft auf und nahm das hier Beschriebene innerhalb weniger Minuten um mich herum dezent wahr. Um noch Genaueres zu spüren, roch ich am angesprühten Handgelenk - fast nichts! Es dauerte Stunden, bis an dieser Stelle wieder ein wenig Duft erschien. Stattdessen nahm ich nur gelegentlich das Wölkchen wahr, das sich um mich gebildet haben musste: Bei einem Lufthauch oder einer Körperdrehung meldete sich Arrogance Uomo ganz kurz in meiner Nase, nur, um im nächsten Moment wieder zu verschwinden.
Ob meine Umwelt Arrogance Uomo an mir wohl genauso flüchtig wahrgenommen hat? Wie soll man so etwas bewerten?
Ich sehe es so, dass sich Parfums mit diesen Eigenschaften ein Geheimnis bewahren. Sie legen sich nicht nackt vor einen hin und warten darauf, seziert zu werden. Sie entziehen sich, und es ist ein Geschenk, ein kurzer Moment der Freude, wenn sich Arrogance Uomo hin und wieder in der Nase meldet. Ich denke, ein solcher Duft kann länger interessant bleiben als viele andere Parfums.
Arrogance Uomo riecht verboten gut. In der Aufstellung der Inhaltsstoffe lese ich unter anderem: Evernia Furfuracea (Baummoos) und Evernia Prunastri (Eichenmoos). Echtes Eichenmoos wird heutzutage bekanntlich nicht mehr verwendet, also muss mein Flakon schon etwas älter sein. Ich hab etwas nach Arrogance Men gegoogled. Gerade werden die Restbestände dieses seltenen Parfums verramscht, teilweise für unter 20 €. Eine - reformulierte - Neuauflage scheint also nicht in Sicht. Da heißt es Zugreifen, und zwar schnell. Bei diesem Preis empfehle ich vor allem den Anhängern von Trussardi Uomo ausnahmsweise, mal einen Blindkauf zu wagen; Ihr werdet es nicht bereuen.
Arrogance Uomo hab ich bei Beauty Affairs in Düsseldorf aus dem Regal gezogen. Inmitten all der teuren und edlen Düfte stand dieser ausgesprochen billig wirkende Flakon: Ja, es ist wirklich dunkelgraues Hartplastik, versehen mit einem winzigen Riffelmuster, das wohl an Kroko-Leder erinnern soll.
Dem Kenner kommt das sofort bekannt vor: Trussardi Uomo, dessen Behältnis schaut fast genauso aus. Und Trussardi Uomo ist der Dreh- und Angelpunkt für Arrogance Uomo. Zu Trussardi Uomo habe ich eine besondere Beziehung. Anfang der Neunziger, als die Leute sich massenhaft mit Cool Water eindieselten, bin ich diesem dunklen, edlen und recht maskulinen Italiener verfallen. Ich glaube, ich erwähnte bereits, dass ich ihn vor allem zur Lederjacke trug. Ich mochte es damals sehr, etwas „älter“ zu duften - das unterstrich gewissermaßen meine natürliche Autorität!
Trussardi Uomo war wohl 1983 herausgekommen. Es ist kein eindeutiges Leder-Chypre, aber auch kein richtiges Aromatic Fougère. Mehr darüber vielleicht mal an anderer Stelle. Jedenfalls war es 1990 fast schon wieder out. Arrogance Uomo erschien offenbar ein paar Jahre nach dem Trussardi-Parfum, und die äußere Erscheinung macht den schlechten Eindruck einer billigen Jahrmarkskopie. Wenn man beide Flakons gegeneinanderhält, möchte man Arrogance Uomo fast wegwerfen.
Doch dann die Überraschung: Arrogance Uomo übertrifft den Duft von Trussardi! Ja, gegen solcherart Plagiate habe ich nichts einzuwenden.
Der erste Eindruck bestätigt die Nähe zum Trussardi Duft - es ist der gleiche Stil, das gleiche Feeling. Es braucht ein, zwei Minuten, bis sich Unterschiede herausschälen. In Arrogance Uomo kommt als Nebenlinie eine etwas bittere Würze hinzu, die diesen Duft etwas rauer erscheinen lässt. Später dann entwickelt sich Arrogance Uomo auf eine Duftnote hin, die ich - aber da bin mir nicht ganz sicher - für eine dunkle, recht maskuline Moschusvariante halte (Moschus-Keton?). Damit geht Arrogance Uomo ein wenig vom Trussardi-Duft weg, hin zu einem anderen, ganz wunderbaren Parfum - Rodier pour Homme. Auch dort findet sich - recht ausgeprägt sogar - diese maskulin-moschusartige Note. Darüberhinaus hatte ich zwischendurch mal für einen kurzen Moment einen an Rasierseife erinnernden Hauch gespürt, und da kam mir wiederum das gute alte Tabak Original in den Sinn.
Jenes ist ja nur deshalb so in Verruf geraten, weil seine Träger es meistens überdosieren. Das liegt an dem seltsamen Phänomen des Betäubens der eigenen Geruchsnerven, welches jenem Parfum eigen ist. Tja, und damit hat auch Arrogance Uomo zu tun. Ich sprühte den Duft auf und nahm das hier Beschriebene innerhalb weniger Minuten um mich herum dezent wahr. Um noch Genaueres zu spüren, roch ich am angesprühten Handgelenk - fast nichts! Es dauerte Stunden, bis an dieser Stelle wieder ein wenig Duft erschien. Stattdessen nahm ich nur gelegentlich das Wölkchen wahr, das sich um mich gebildet haben musste: Bei einem Lufthauch oder einer Körperdrehung meldete sich Arrogance Uomo ganz kurz in meiner Nase, nur, um im nächsten Moment wieder zu verschwinden.
Ob meine Umwelt Arrogance Uomo an mir wohl genauso flüchtig wahrgenommen hat? Wie soll man so etwas bewerten?
Ich sehe es so, dass sich Parfums mit diesen Eigenschaften ein Geheimnis bewahren. Sie legen sich nicht nackt vor einen hin und warten darauf, seziert zu werden. Sie entziehen sich, und es ist ein Geschenk, ein kurzer Moment der Freude, wenn sich Arrogance Uomo hin und wieder in der Nase meldet. Ich denke, ein solcher Duft kann länger interessant bleiben als viele andere Parfums.
Arrogance Uomo riecht verboten gut. In der Aufstellung der Inhaltsstoffe lese ich unter anderem: Evernia Furfuracea (Baummoos) und Evernia Prunastri (Eichenmoos). Echtes Eichenmoos wird heutzutage bekanntlich nicht mehr verwendet, also muss mein Flakon schon etwas älter sein. Ich hab etwas nach Arrogance Men gegoogled. Gerade werden die Restbestände dieses seltenen Parfums verramscht, teilweise für unter 20 €. Eine - reformulierte - Neuauflage scheint also nicht in Sicht. Da heißt es Zugreifen, und zwar schnell. Bei diesem Preis empfehle ich vor allem den Anhängern von Trussardi Uomo ausnahmsweise, mal einen Blindkauf zu wagen; Ihr werdet es nicht bereuen.
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