Philie

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6 - 10 von 11
Philie vor 9 Jahren 8
Der Rhythmus, für den mein Herz schlägt.
Mit dem normalen Rhythm tue ich mich schwer – warum auch immer, rieche ich da eine Ladung Patchouli und habe den Eindruck, der Duft irre sich im Jahrzehnt. Der Flacon hat es mir aber seit jeher angetan – schlicht, dezent, mit dem geschliffenen Glas aber edel, vintage und minimalistisch gleichzeitig. Einfach. Wunderschön.

Umso mehr freue ich mich, dass mich heute Brit Floral nicht nur optisch, sondern olfaktorisch vom ersten Moment an gefangen nahm: Oh lala, das ist aber sexy! Und gar nicht so kariert-angestaubt. Vergliche man den Duft mit der Modelinie, so wäre Floral definitiv Prorsum: die jüngere, coolere, mutigere und gleichzeitig lässigere Linie von Christopher Bailey. Die gerne mal sagt "Hallo, da bin ich!" und sich nicht in Understatement hüllt. Die trotzdem nicht so ausflippt wie, sagen wir mal, Vivienne Westwood. Weil die Wurzeln zur Tradition ständig spürbar bleiben.

Warum dieser Exkurs Richtung Mode?
Weil sich genau diese Komponenten auf Floral übertragen lassen.

Ja, er ist blumig und verdient seinen Namen. Gleichzeitig hat er damit für meinen Geschmack etwas Klassisches, Erwachsenes. Aber da ist dieses Rotzige, Selbstbewusst, das die Klassik in 2015 transportiert, und das in einer Geschwindigkeit, dass man nur staunen kann. Rockig? Kann man das für meinen Geschmack gerne nennen. Gehen wir mal einen Schritt weiter und sagen neudeutsch „edgy“ dazu. Die Frische – gar nicht so zitrisch, einfach leicht … eher orangeig? – gibt ihm die unbeschwert lockere Lässigkeit, die wunderbar pudrig-holzige Basis lässt ihn schön hautnah bleiben. Dieses Parfum ist einfach: Lederjacke. Mit zarter Bluse darunter. Das ganze mit einem Gin Tonic in der Hand in einer dunklen Ecke, der Bass lässt den Boden scheppern und erste Blickkontakte bahnen sich an. Aber mehr passiert an diesem Abend nicht. Denn auch wenn Rhythm extrem sexy ist – er geht nicht in die Vollen, bleibt elegant, um nicht zu sagen nobel.

Für mich ist Rhythm Floral eine wirkliche Überraschung. Er sticht angenehm heraus, ohne sich angestrengt in den Vordergrund zu drängen. Ich mochte von jeher Düfte mit einer würzigen, holzigen, pudrig-cremigen Basis, die insgesamt trotzdem nicht zu schwer sind. Umso schöner, dass davon demnächst wohl eine blumige Variante bei mir einziehen wird.

Auf Haltbarkeit konnte ich den Duft deswegen bislang nicht testen, liefere beizeiten aber gerne nach!
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Philie vor 9 Jahren 11 4
Vom himmlisch Sanften, der mir mich zurückgab.
Für mich gibt es zwei Arten von Düften: Die, die "ich bin", und die, die "einfach angenehm sind".
In letzter Zeit trug ich nur noch welche zweiter Kategorie. Machte damit meine Umgebung glücklich, weil die wohl alle mehr auf Zen von Shiseido stehen als ich. Probierte dann doch wieder einen Charakter-Duft (Marni) und fühlte mich den halben Tag unwohl, weil ich das "gerade nicht war". Griff tags darauf zum Evergreen White Musk von Bodyshop und fand das so lange gut, wie ich ihn riechen konnte – also ungefähr drei Sekunden.

Man kann es sich denken: Langsam aber sicher war ich nur noch genervt. Und traurig. Ich stand morgens vor meiner Parfumsammlung und dachte mir nur halb entsetzt "Das bin ich alles gerade nicht" und griff doch wieder zu einem Feel-good-Duft. Abends lief ich oft in diverse Parfumerien, probierte wild durch in der Hoffnung, eine olphaktorische Entsprechung meines Gemütszustandes im Regal zu finden … aber, wie es eben so ist: da kann man nichts erzwingen.

"For her" probierte ich immer wieder mal, weil er an einer Freundin fantastisch riecht. Allerdings will ich nicht nach der Freundin riechen ;) Also wartete ich gespannt auf den Neusten, Weißen von Herrn Rodriguez – und fuhr angeekelt nach hinten zurück. Was gut war, denn so fiel mein Blick nach oben: Auf die aubergine schimmernde Variante, die stiefmütterlich verdrängt ganz, ganz oben im Regal stand. Und aber so geheimnisvoll herunterschimmerte.

Das erste Sprühen – kam einer Erlösung gleich. DAS macht eben den Zauber von Parfums aus!
Ein "das bin ich" und "feel good" in einem! Und dabei ist er noch so …. so "aaaaaaah!" (Und an der Stelle lächeln wir alle mal selig und wie frisch verliebt.)

Der Moschus: Zart und weich, viel sanfter als bei White Musk. Dann kommen die Blüten: der Jasmin. Und dann der Honig. Schließlich das Holzige, Pudrig-Cremige, wunderbar Hautnahe, Sanfte, das gleichzeitig sooooo elegant und sophisticated ist. Die Reaktionen? Bislang durchaus positiv. Meine Umgebung wird also immer noch feel-good-mäßig beduftet und ich fühle mich wieder nach "mehr ich", weil der Duft einfach endlich wieder mehr Tiefe hat. Das ist nämlich mit der Aspekt, der mir bei Parfums am wichtigsten ist. Gleichzeitig förderte er bislang schon ganz schöne Komplimente. Das beste war bislang "Du riechst wie ein Engel" und ich finde aber, so toll wie der Duft ist, ist da noch durchaus Luft nach oben :D Denn er ist einfach nur fein, besonders, edel, sehr gepflegt und erwachsen. Und momentan eben der Allerliebste.

Dezent gesprüht – einmal reicht eigentlich schon fast – reicht seine Reichweite schon, um in unmittelbarer Nähe die Leute am Duft teilnehmen lassen zu können. Die Haltbarkeit könnte einen Ticken besser sein: Trage ich ihn morgens auf, nehme ich ihn am späten Nachmittag leider nicht mehr wirklich wahr. Dabei verpufft er langsam und gleichmäßig. Ich nehme an mir keine großartige Entwicklung wahr und bin darüber ganz froh, weil er so, wie er nach dem ersten Auftragen riecht (da ist er natürlich noch ein bisschen intensiver), eben schon perfekt ist ;)

Ich hoffe sehr, dass die Aussage der Verkäuferin, dass er schon wieder vom Markt genommen wurde/eine limitierte Edition war, nicht stimmt. Denn dann steh ich wieder da. Traurig. Von Zen getröstet, aber um einen wichtigen Teil von mir beraubt.
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Philie vor 11 Jahren 19 6
9
Duft
Geschwister-Psychologie
Chloe, du zartes Mädchen …
lieb und gefällig bist du als EdP, sehr hübsch, gepflegt und angenehm, aber eben leider auch: ein kleines bisschen zu harmlos und damit – entschuldigung – langweilig. Aber doch spannend genug, dass ich immer wieder zu dem Tester greifen musste, nur, um nach einem kurzen "Aaah, wie gut" zu einem "Nee, da fehlt mir einfach etwas" zu gelangen. Ich roch das Chloe EdP dann immer wieder an hübschen, gepflegten, top angezogenen, aber doch auch ein bisschen zu perfekten Mädchen, Typ "reiches Töcherchen", das sich nicht mit fetten Marken brüstet, aber eben doch erkennbar teuer angezogen ist; und ja, so riecht Chloe EdP. "Sophisticated-understated, ich will kein großes Drama um mich, aber trotzdem natürlich auf mich aufmerksam machen." La-la-la-mädchenhaft. (Und, im übrigen, die Männer scheinen auch drauf abzufahren; wenn ich nach deren Urteil gehen würde, wäre das EdP schon längst in meinem Besitz.)

Und dann begegnete ich dem EdT. Der kleinen Schwester. Diesem aufmüpfigen, frecheren, etwas vorlauteren Geschöpf, das im Großen und Ganzen der lieben Chloe entspricht, aber sich einfach doch ein bisschen mehr traut. Vor allem: Auffallen. Auch die Mini-Chloe trägt zarte Spitzenkleider, aber anstatt Ballerinas Boots dazu. Ja, der Duft ist immer noch romantisch-mädchenhaft-lieb, aber: Da ist etwas Spritzigeres, Selbstbewussteres. Immer noch ein reiches Töchterlein, das aber mit den Schultern zuckt. Was soll's. Sau ich mir eben das Spitzenkleid auf einem Festival ein. Das Ganze bekommt einfach eine lässige Nä-nä-nä-Attitüde und Chloe endlich Charakter.

Der Duft hält unglaublich gut auf der Haut, lullt einen ein, und man sollte schon aufpassen, dass man nicht überdosiert. Was mich unglaublich verwirrt und nervt ist die fast gleiche Aufmachung. Eine etwas anders farbige Flüssigkeit und Schleifchen reichen für mich definitiv nicht als Unterscheidungsmerkmal. Denn dann kommt ja noch das Eau de Klo dazu. Und das intensivere. Das zumindest typographisch zu lösen und auf den Flakon zu schreiben würde sicher keinem wehtun. Denn Chloe IST eben NICHT gleich Chloe!

Was soll man noch groß zu den Duftnoten sagen, wo schon alles gesagt wurde …
Es ist ein blumiger, leicht fruchtiger, frischer Wäscheduft. Zart süß, mit etwas Phantasie bemerke ich die Melone, aber die Duftnuancen vermischen sich so angenehm, dass ich nicht DIE Duftnote ausmachen kann. Rosa Pfeffer, Sandelholzöl und Tonka erklären wohl, warum sogar selbst ich "pudrig-holzig-orientalisch"-Mensch sehr gut etwas mit diesem zarten Blumenduft anfangen kann.

Tragen kann man ihn wohl immer. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass der Duft irgendjemandem unangenehm aufstößt. Aber gerade deswegen gibt es von mir keine 100% – weil er vielleicht etwas zu massenkompatibel ist, ihm das wirklich Besondere dann leider einfach doch fehlt. Ich liebe diesen Duft zweifelsohne, könnte ihn inhalieren und in ihm baden, aber er hat mich nicht bis aufs Mark berührt.
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Philie vor 13 Jahren 8
10
Duft
Die freche Mademoiselle
Da ist es also, das neue süße Stück aus dem Hause Prada.
Das Design wird gerne als "modern" bezeichnet, meine erste Assoziation war hingegen: "Oh, wie hübsch, wie aus dem Artdeco!"
Und der Duft ...
Süß, ganz klar. Süß. Zuckrig.
Aber im erträglichen Bereich.
Nicht zu harmlos, mädchenhaft – er ist schon eher etwas für "junge Damen", die es faustdick hinter den Ohren haben.
Frech, intelligent.
Er hat eine Tiefe, die dank der angenehmen Süße nicht zu schwer ist, und hat sich auf meiner Haut wunderbar entwickelt (und auch genügend lange gehalten.)
Ein wunderschöner Winterduft für "Süße", die wissen, das Leben nicht zu ernst zu nehmen.

Habe ich schon erwähnt, dass ich ihn spätestens zu Weihnachten gerne bekommen würde? ;)
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Philie vor 13 Jahren 12 3
9
Duft
Ausgetrickst!
Es ist, ja, ein Massenduft.
Noch dazu kann ich mich mit der Haupt-Träger-Masse absolut nicht identifizieren. Reiche Töchterchen, die selbst bei 35°C in einem überfüllten Zug wie frisch geduscht und gepudert wirken – die Haare sorgsam gekämmt, der Eyeliner sitzt, im Ellbogen klemmt ein kleines LV-Täschchen. Das Näschen ein bisschen zu weit oben, was ja eigentlich schade ist – so können sie selbst den Hauch von D&G Light Blue, der sie umweht, gar nicht riechen. Wollen sie vielleicht auch gar nicht, vielleicht ist der Duft einfach nur für die Reiche-Töcherchen-Fraktion so etwas wie ein Erkennungszeichen.
Der Aversion zufolge habe ich mich jahrelang geweigert. Im Sommer bin ich gerne hinter den Töchterchen hergelaufen, um den wunderbar erfrischenden und doch gar nicht so langweiligen Duft inhalieren zu können. Was ohnehin an fast jeder Straßenecke passiert.
Aber selbst danach riechen wollen?
Ein Pröbchen hat mich überzeugt. Auch als normales Töchterchen kann man Light Blue tragen, genießen, sich damit identifizieren. Dem frischen Hauch von Zitrus (der gar nicht mal unangenehm in der Nase brennt – sonst muss ich bei so etwas regelmäßig niesen) folgt eine angenehme pudrige Note. Man riecht so, wie der hübsche Karton des Parfums aussieht: Samtig, frisch, hellblau. Ein bisschen harmlos, aber auch nicht fade. Unaufdringlich. Understatement.
Um die reichen Töchterchen auszutricksen, trage ich ihn nun im Winter. Und hoffe, dass mich ein reiches Töchterchen nicht für ihresgleichen hält ;)
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